DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings
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Das war verwunderlich. Wenn Garcia an etwas arbeitete, was Graf oder diese Gesellschaft betraf, hätte hierfür eine Angabe existieren müssen. Die Mitschnitte von Telefonaten wurden in Dateien genannt, die wiederum angaben, wo die entsprechenden Tonbänder zu finden waren. So war es vorgeschrieben. Wenn Garcia solches Interesse an Graf hatte, um sie mitten in der Nacht ins Sheraton zu schicken, damit sie Graf aushorchte, musste er beim Abhören eines Telefonats auf dessen Namen gestoßen sein. Da es für diese Telefonate keine Datei gab, blieb nur eine Folgerung:
Garcia hatte die Gespräche nicht registriert! Roxana war klar, dass sie in dem Tonbandarchiv umsonst suchen würde. Ihr kam noch eine Idee. Rupert war gestern mit diesem Paar in der Hotelbar gewesen, und sie hatten Deutsch gesprochen. Konnte die Deutsche Rhein-Ruhr-Stahl ein Büro in Lima haben? Um dies herauszufinden, konsultierte sie ein Telefonbuch. Da waren sie, fettgedruckt mit Anschrift und Telefon- und Faxnummer! Wer könnten die beiden Leute gewesen sein? Vermutlich der hiesige Büroleiter mit seiner Frau. Rupert machte nicht den Eindruck, als sei er subalterner Angestellter, und dann würde sich der hiesige Chef auch in der Freizeit um ihn kümmern, insbesondere wenn Rupert einem Geschäft nachging, das wiederum für Garcia so wichtig war, dass er die Dienstordnung unterlief. Wie fand sie jetzt bloß den Namen des Büroleiters heraus? Stahl AG? Das klang ähnlich wie das englische Wort `Steel`!
Sie wählte die im Telefonbuch angegebene Nummer. Als sich eine Telefonistin meldete, sagte Roxana:
„Ich rufe aus der Geschäftsführung des Lima-Büros von Siderperu. Könnte ich bitte mit dem Leiter Ihrer Gesellschaft verbunden werden?"
„Das tut mir leid," erhielt sie zur Antwort. „Señor Kinzel ist im Moment nicht hier. Kann Ihnen jemand anderer helfen oder können wir zurückrufen?"
„Nein, vielen Dank, wir melden uns wieder," sagte Roxana schnell und legte auf.
Sie durchsuchte daraufhin die Dateien nach dem Namen Kinzel. Wieder nichts. Sicherheitshalber notierte sie sich die Anschrift und die Telefonnummer sowohl von Kinzels Büro als auch seine Privatanschrift und -nummer aus dem Telefonbuch auf einem Zettel und steckte ihn in ihre Handtasche. Sie musste jetzt noch etwas überprüfen.
Roxana wählte eine interne Nummer. Als abgehoben wurde, identifizierte sie sich als Mitarbeiterin von Oberst Garcia, die eine interne Aufstellung für die Kostenrechnung zu machen hätte. Sie bat um Nennung der Namen und der Anschlüsse, für die Oberst Garcia in den vergangenen zwei Wochen eine ständige besondere Überwachung veranlasst hatte. Nach drei Minuten wurde sie zurückgerufen, und ihr wurden zwei Anschlüsse genannt, Kinzels Privathaus und die Wohnung eines Walter Fernandez Semenario. Zu beiden Anschlüssen bestünde eine ständige Computerschaltung, geschaltet am vergangenen Mittwoch und Donnerstag. Die bisher dafür aufgelaufenen Kosten beliefen sich auf insgesamt 3.453 Soles.
Roxana bedankte sich.
Was immer Garcia tat, er tat es an der Behörde vorbei!
Sie verabschiedete sich von ihren Kollegen, gegen Ende der Woche sei sie zurück.
Zufrieden verließ sie das Gebäude und fuhr in ihrem VW davon.
Eigentlich hätte sie darauf kommen müssen, dass Garcia bei seiner Rückkehr ihren Anruf in Kinzels Büro abhören konnte.
Was sie nicht wissen konnte, war, dass Garcias Computer längst die Rufnummer errechnet und gespeichert hatte, von der aus der Anruf getätigt worden war, eine Rufnummer in der Inteligencia Militar, zugewiesen der Mitarbeiterin Roxana Torreblanca Gonzalvez.
Die gleichen Daten hatte auch der Computer von Enrique Pato gespeichert.
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"Señor Graf, ich habe Walter gebeten, dieses Treffen zu arrangieren, weil ich um Ihren Rat bitten will," sagte Admiral Chavez. "Unter normalen Umständen bräuchte ich Ihren Rat nicht, aber die Umstände in diesem Land sind aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung des vergangenen Jahrzehnts leider nicht normal. Meine Flotte ist hoffnungslos überaltert. Wir verfügen über eine Handvoll U-Boote, die für die Aufgaben, die sich der Peruanischen Marine heute stellen, nicht geeignet sind. Unsere Fregatten der Lupo-Klasse sind so alt, dass wir sie nur unter übermäßigem Kostenaufwand in Gang halten können. Ich brauche dringend neue Überwassereinheiten, groß genug, um in unseren Seeverhältnissen sicher operieren zu können. Auch wenn die Bekämpfung von Schmuggel und die Unterbindung der Raubfischerei in unseren Gewässern im Augenblick unsere dringlichsten Aufgaben sind, möchte ich doch Marineschiffe beschaffen, die auch zukünftigen Aufgaben gewachsen sind. Aus einem nicht realisierten Beschaffungsprojekt habe ich noch einen Budgettitel von rund dreißig Millionen Dollar. Alles, was darüber hinaus geht, bedarf besonderer finanzieller Arrangements. Mir ist bekannt, dass Ihr Unternehmen anderen Ländern in schwierigen Situationen geholfen hat, Beschaffungsmaßnahmen umzusetzen, die erwartbarer weise nicht hätten realisiert werden können."
Admiral Chavez nahm einen Schluck Sherry. Graf schaute ihn mit undurchdringlicher Miene an, sagte aber kein Wort. Chavez fühlte sich bemüßigt, fortzufahren:
"Ich würde mich freuen, Ihre Meinung zu hören, Señor Graf. Ich bitte Sie, völlig offen zu sein. Ich betrachte dieses Gespräch als inoffiziellen Gedankenaustausch. Als eine Art Brainstorming."
Graf guckte weiterhin völlig unbewegt.
"Señor Almirante, ich freue mich über die Freundlichkeiten, die Sie über mein Unternehmen sagen. Ich fühle mich geehrt durch Ihre Offenheit, und ich danke für Ihr Vertrauen."
Graf machte eine Pause. Er lehnte sich vor und schaute Chavez geradewegs ins Gesicht.
"Dass Ihre Flotte dringend der Modernisierung bedarf, ist uns allen bewusst. Ihre Überwasserschiffe haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, wenn nicht, überschritten. Eine Überholung wäre teurer als ein Neukauf."
Graf trank seinerseits einen Schluck Orangensaft.
"Unser Erfolg in anderen Ländern beruht auf ein paar Punkten, die ich gerne erläutern möchte:
Wir haben ein Schiffsdesign, das größtmögliche Flexibilität in der Waffen- und Elektronikausrüstung erlaubt. Das bedeutet, dass die Schiffe nicht von Anfang an mit allen Ausrüstungen ausgestattet sein müssen, sondern, dass nachträgliche Ausrüstung möglich ist. In der NATO nennen wir das `fitted for but not with`, ´ausgerüstet für, aber ohne´. Waffenplätze und Räume für die notwendige Elektronik sind vorgesehen, bleiben aber zunächst leer.
Wir haben weiterhin den Vorteil, dass Deutschland keine staatliche Rüstungsindustrie hat. Das bedeutet, dass wir Waffen und Führungssysteme aus anderen Ländern integrieren können, ohne in Konflikt mit unseren Verteidigungsbehörden zu kommen."
Graf lächelte Chavez fein an.
"Wenn Sie zum Beispiel ein Schiff in England, Frankreich oder Italien kaufen, sind die gesamten Waffenanlagen aus diesen Ländern. Das heißt, Sie bekommen ein völlig englisches, französisches oder italienisches Schiff. Denken Sie an Ihre