Der Perlmuttbaum. Bärbel Junker

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Der Perlmuttbaum - Bärbel Junker

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die andere leer.

      „Wieso hast du mich nicht früher gerufen?“, fragte Danina vorwurfsvoll.

      „Ich dachte, wir würden es alleine schaffen. Aber es wurden immer mehr.“

      „Immer auf die letzte Minute“, beschwerte sich die Pantherin. „Und ich darf dir dann genauso wie bei deinen unnötigen Verletzungen aus der Patsche helfen. Nun sieh dir nur mal an wie ich aussehe. Das ist ja widerlich“, knurrte sie und leckte sich den blutverschmierten Bart.

      Der Wirt stand stocksteif hinter seinem Tresen und starrte sie ängstlich an.

      „Wir reisen morgen ab“, sagte Samiras und bezahlte die Rechnung, wobei sie dankbar an die Zauberin Xzatra dachte, die sie großzügig mit den landesüblichen Zahlungsmitteln versorgt hatte. Sie strich das Wechselgeld ein und drehte sich um. Hintereinander stiegen sie die Treppe hinauf zu ihren Zimmern. Der verschlagene Blick des Wirtes folgte ihnen.

       AUFBRUCH

      Am nächsten Morgen waren sie schon lange bevor sich das erste blasse Licht des Tages am östlichen Horizont zeigte auf den Beinen. Hetzel führte sie zu einer abseits gelegenen Scheune, in der er zusammen mit Ephlor die Reitpferde untergebracht hatte, die sie nach Preleida bringen sollten, der Stadt, in der der Perlmuttbaum mit Hilfe des Zaubersamens neu entstehen sollte.

      Die Todeswüste hatten sie zu Fuß und mit Hilfe der Teleportationsfähigkeiten der Sandokka durchquert. Doch diese waren heimgekehrt und Samiras fragte sich, ob und wann sie Risan wiedersehen würde. Sie hoffte aus tiefstem Herzen bald, denn sie war ihm in inniger Freundschaft und tiefer Dankbarkeit verbunden.

      Mehr würde es zwischen ihr und dem Sandokka niemals geben, denn die Sandokka waren zweigeschlechtliche Wesen, Mann und Frau in einem, die zwei Mal in ihrem Leben ein Kind gebären konnten, wann, das regelte die Natur.

      Es wäre schön gewesen, wenn er sie bis zuletzt auf ihrem Weg hätte begleiten können. Doch leider hatte die Vorsehung oder der RAT DER WEISEN, wie immer man das sehen mochte, es anders bestimmt.

      Und so waren wieder Danina und Karon, Hetzel und Ephlor und natürlich das Mauswiesel Mawi ihre treuen Begleiter. Alles war wie zu Beginn ihrer Suche nach dem Zaubersamen, nur dass diesmal Lestopoktus dabei war, ihr Bruder, der sie aus dem Kerker in Teufats Burg befreit hatte. Ohne ihn hätte sie den Zaubersamen niemals gefunden. Oh ja, Teufat hatte ihn wahrlich gut und sicher versteckt. Ohne die ihr zur rechten Zeit gesandte Vision wäre sie niemals darauf gekommen, dass der Zaubersamen in Lestopoktus´ blasenförmigen Schwanzende in einer Kapsel versteckt war.

      „Was ist? Träumst du?“, fragte Hetzel und führte seinen braunen Wallach so dicht an ihr vorbei, dass er sie streifte.

      Samiras trat hastig beiseite. Sie hatte in Gedanken versunken mitten im Eingang zum Stall gestanden und nicht bemerkt, dass ihre Gefährten die Pferde bereits gesattelt hatten und sie ihnen den Weg nach draußen versperrte.

      „Die Stute ist für dich“, sagte Ephlor, als er sein Pferd, eine graue Fuchsstute, am Halfter an ihr vorbeiführte.

      Nachdem auch noch Karon mit seinem Rappen nach draußen verschwunden war, ging sie hinüber zu der Schimmelstute, die bereits gesattelt auf sie wartete. Sie griff nach dem Halfter und führte sie hinaus.

      Sie saßen noch nicht auf, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Alles war ruhig. Okzaht schlief noch tief und fest. Hintereinander verließen sie die Stadt.

      Samiras streichelte die Stute, die sie aus großen dunklen Augen verständig ansah. Ich werde dich Akazie nennen, dachte sie und strich dem schönen Tier sanft über die weichen Nüstern.

      Dabei behielt sie argwöhnisch die dicht nebeneinander stehenden Häuser zu beiden Seiten der Straße im Auge, denn sie hatte die Gier der Angreifer vom gestrigen Abend nicht vergessen.

      Für einen kurzen Moment glaubte sie zwischen den Häusern eine Bewegung gesehen zu haben. Doch als sie genauer hinsah, waren da nur gestaltlose Schatten. Sie hatte sich wohl getäuscht. Wenig später lag die Stadt hinter ihnen und sie saßen auf.

      „Ab jetzt musst du die Führung übernehmen, denn deine Visionen sollen uns ja die Richtung weisen“, erinnerte Karon sie.

      „Hoffentlich trifft Xzatras Prophezeiung zu“, erwiderte Samiras und musterte mit klopfendem Herzen seine stattliche, ganz in schwarzes Leder gekleidete Gestalt, die sich kaum von seinem Rappen abhob und mit dem Tier zu verschmelzen schien. Karon war ein zutiefst ehrenhafter Mann, ganz anders als sein Freund George, der sie an Teufat verraten hatte und zum Dank dafür von dem Magier ermordet worden war. Karon konnte sie vertrauen. Doch nicht nur das, gestand sie sich endlich ein.

      Nein, Karon weckte Gefühle in ihr, die ihr Herz höher schlagen ließen und sie verunsicherten. Ob dieses Kribbeln im Bauch wohl das ist, was die Menschen Liebe nennen? dachte sie verwirrt.

      „Was ist? Träumst du?“, fragte Karon.

      Sie senkte verlegen den Kopf und nahm ihren Platz an der Spitze des kleinen Trupps ein.

      In seinen Umhang gehüllt wartete Lestopoktus darauf, dass es endlich weiterging. Er benötigte kein Pferd, das er in seiner ihm von Teufat gegebenen Gestalt sowieso nicht hätte reiten können. In ein kleines Tierchen verwandelt war er leicht genug, um jederzeit bei einem seiner Freunde mitzureiten, ohne dass es das Pferd zusätzlich belastete. Doch jetzt wollte er zuerst einmal in einen Raben verwandelt über ihnen kreisen, um sie vor möglichen Gefahren rechtzeitig warnen zu können.

      „Dann auf ein Neues“, sagte Samiras und trieb Akazie mit einem leichten Schenkeldruck an. Gefolgt von ihren Gefährten ritten sie gen Westen, wo hinter der Lawar-Gebirgskette der versteinerte Baum, ihr erstes Ziel, auf sie wartete.

      Danina hielt sich mühelos an Samiras´ Seite. Froh der Enge der Stadt entflohen zu sein, streckte sie ihren sehnigen, muskulösen Körper in weiten, kraftvollen Sprüngen. Sie war so glücklich über die wiedergefundene Freiheit, dass sie zu fliegen glaubte. Sie hob den Kopf und blickte zu ihrer Gefährtin auf, die sie lächelnd beobachtete.

      Beim Gott der Katzen, sie liebte diese Frau!

       DIE FALLE

      Das Land war weit und eben und sie kamen gut voran. Gegen Mittag jedoch versperrte ihnen ein bedrohlich wirkendes Felsmassiv den Weg, dessen zerklüftete Ausläufer mit dürrem Gras und niedrigen, knorrigen Bäumen bewachsen waren. Zwischen hoch aufragenden Felswänden führte ein schmaler Pfad hindurch, der einzige Weg weit und breit. Sie ritten näher heran und sahen, dass der Boden an vielen Stellen so zerfurcht und ausgewaschen war, als fließe hier oft und viel Wasser hindurch.

      „Irgendetwas stimmt hier nicht, Samiras“, warnte Danina.

      „Das Gefühl habe ich auch. Trotzdem gibt es nur diesen einen Weg, falls wir nicht zurückreiten und einen günstigeren suchen wollen. Aber das kostet Zeit.“ Und die haben wir nicht, fügte sie im Stillen hinzu, denn sie hatte die Drohung, die ihr der Dämon aus seinem Tümpel in dem unterirdischen Gewölbe in Teufats Burg entgegengeschleudert hatte, nicht vergessen. Und wie schon so oft, klang sie auch jetzt wieder in ihren Ohren:

      „Für heute hast du gewonnen. Doch das Böse lässt sich nicht auf ewig verbannen. Ich kehre

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