Der Perlmuttbaum. Bärbel Junker

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Der Perlmuttbaum - Bärbel Junker

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sagte fast, denn meine ständig hungrigen Tierchen knabbern lieber an frischem, lebendigen Fleisch, als an Wasserleichen, verstehst du? Nein? Das kommt noch, wenn du meine hübschen Riesenkrabben und Krebse erst einmal siehst.

      Aber ihr habt Glück. Ich habe nämlich noch etwas zu tun und gebe euch deshalb eine halbe Stunde, um euch mit meinen Lieblingen schon mal aus der Ferne anzufreunden. Danach komme ich zurück und wenn ihr dann noch immer nicht sprechen wollt ...“ Er machte eine Kunstpause und grinste sie an.

      „Na ja, dann nimmt das Schicksal eben seinen Lauf. Meine Tierchen haben nämlich einen Riesenappetit. So, das war´s fürs Erste. Jetzt bist du dran, Iont.“

      Der Skorp ging zu einem Felsblock, aus dem eine eiserne Kurbel ragte, legte seine Klauenhände darum und begann zu drehen. Zwei engmaschige Gitter stiegen vor dem See empor und rasteten knirschend in den dafür vorgesehenen Schienen ein. Als sie fest verankert waren ließ Iont die Kurbel los und ging zu einem roten Knopf, der sich wie ein dicker Blutstropfen von dem grauen Stein abhob.

      „Und jetzt passt gut auf“, grinste Kretox.

      Iont drückte auf den Kopf. Knarrend öffnete sich eine schwere Klappe im Felsgestein zwischen den Gittern und eine Flut von Krebstieren aller Art flutete unter- und übereinander in den etwa anderthalb Meter breiten Gang zwischen Wasser und Höhle. Riesige Hummer streckten ihre mächtigen Scheren den entsetzten Gefangenen entgegen, während nicht minder gefährliche Langusten versuchten durch das Gitter zum Wasser zu gelangen.

      „Noch hält sie das Gitter von euch fern“, rief Kretox. „Doch sollten meine Fragen unbeantwortet bleiben ...“ Sein Schweigen sagte mehr als alle Worte. „Also dann. Eine halbe Stunde. Überlegt es euch gut.“

      Er drehte sich um und verließ mit langen Schritten die Höhle. Seine Spießgesellen und der Skorp folgten ihm. Ihre Schritte entfernten sich schnell und waren schon bald verklungen.

      Still war es. Nur das an den Nerven zerrende Aneinanderreiben chitingepanzerter Körper unterbrach die Totenstille.

      Karon und Hetzel starrten entsetzt auf das Gewimmel hinter dem Gitter und die Furcht, das Getier könne zu ihnen gelangen, ließ sie wie von Sinnen an den Fesseln zerren, die tief in ihre Haut schnitten. Sie hatten sich niemals davor gefürchtet, in einem Kampf ihr Leben zu verlieren, doch die Vorstellung bei lebendigem Leib von diesen scheußlichen Viechern gefressen zu werden, raubte ihnen fast den Verstand.

      Ephlor schien sich entweder nicht zu fürchten, was beim Anblick des Krebstiergewimmels ungewöhnlich gewesen wäre, oder sein Stolz ließ nicht zu, dass seine Gefährten es merkten. Er hing mit unbewegtem Gesicht in seinen Fesseln und sah Samiras aus seinen glänzenden Sternenaugen unverwandt an.

      Diese beobachtete besorgt Hetzels und Karons fruchtlose Bemühungen sich zu befreien. Sie zogen sich nur unnötige Verletzungen zu und verloren kostbare Zeit, die sie dringend für ihre Flucht benötigten. Denn fliehen würden sie!

      „Hört auf an euren Fesseln zu zerren, das bringt doch nichts“, rief sie. Und als die beiden nicht reagierten: „Verdammt noch mal, Karon! Hetzel! Wir müssen hier sofort raus!“

      „Sag es ihnen, Samiras. Es wird ihre Einstellung zu dir gewiss nicht verändern“, sagte Ephlor leise.

      „Du weißt?“

      Er nickte. „Beruna hat es mir gesagt. Ihr bleibt kaum etwas verborgen. Sie hat es von Anfang an in dir gespürt.“

      „Was soll sie uns sagen?“, fragte Karon.

      „Dass ich uns befreien kann, indem ich mich in eine Schlange verwandle“, erwiderte sie leise.

      Karon starrte sie mit offenem Mund sprachlos an. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“

      „Mein voller Ernst.“

      „Aber die Fesseln. Wie sollen wir die verdammten Fesseln loswerden?“, fragte Hetzel. „Schließlich haben Schlangen keine Hände, oder?“

      „Aber manchmal Zungen mit ganz besonderen Eigenschaften“, lächelte Samiras. „So, und jetzt macht euch bereit.“ Sie konzentrierte sich, versank in sich, fand ihr anderes Ich und verwandelte sich ein weiteres Mal.

      Ihr graziler Schlangenkörper wand sich mühelos aus den Fesseln und glitt geschmeidig auf ihre Gefährten zu. Unter ihrer gespaltenen Zunge zerfielen die Fesseln zu Staub. Ihre Gefährten waren frei. Sofort glitt sie zu einem der Holzstege. Als sie sich hinaufschwang, hatte sie ihre normale Gestalt bereits wieder angenommen.

      Hetzel stapfte mit blassem Gesicht, in dem noch immer deutlich die Furcht vor dem Wasser geschrieben stand, auf sie zu. „Du bist die schönste Schlange der Welt“, flüsterte er und drückte dankbar ihre Hand.

      „Das ist unglaublich“, sagte Karon verwirrt. „Doch ich bin ganz deiner Meinung, Hetzel. Sie ist als Schlange ebenso schön wie als Frau.“

      Ephlor lächelte nur.

      „Und wie kommen wir jetzt an den Mistviechern vorbei, ohne dass sie uns verspeisen?“, fragte Hetzel und schüttelte sich.

      Da nahte wieder einmal Hilfe in Gestalt der Pantherin, die als dunkler Schatten im Eingang auftauchte.

      „Sag ihnen, sie sollen zur Seite gehen, Samiras. Ich brenne euch den Weg frei“, befahl sie und ihre goldenen Augen begannen zu glühen.

      Sie sprangen beiseite. Sekunden später war alles vorbei, und der Gestank nach verkohlten Krebstieren verpestete die Luft und nahm ihnen den Atem. Hastig kletterten sie über das Gitter.

      „Wo ist Danina?“, fragte Samiras. Doch die Pantherin hatte die Höhle bereits wieder verlassen.

      „Das habt ihr euch so gedacht“, sagte Kurt, der plötzlich im Eingang der Höhle auftauchte und mit der Armbrust auf sie zielte. „Dabei wollte ich nur mal nach der Süßen sehen“, grinste er dreckig.

      „Wolltet also einfach so abhau´n. Gar nicht nett von euch. Das wird Kretox bestimmt nicht gefallen. Und dann habt ihr auch noch seine lieben Tierchen verschmort. Würde mich interessieren wie ihr das gemacht habt? Ach, ihr wollt es mir nicht sagen. Auch gut, dann eben nicht.“

      Sie antworteten nicht. Aber Samiras schickte einen Hilferuf an Danina hinaus.

      Und Karon starrte wie hypnotisiert auf die beiden Ringe, die an einem Lederband auf Kurts Brust hingen. Es waren zwei in sich verschlungene, ringförmige Gebilde mit einem Achat in der Mitte, in den ein herzförmiger Rubin eingearbeitet war. Ausgesprochen ungewöhnliche Schmuckstücke für so einen Halunken.

      „Was glotzt du so blöde?“, pöbelte Kurt. Die Armbrust beschrieb einen Bogen und zielte jetzt auf Karons Brust.

      „Woher hast du die Ringe?“, flüsterte Karon mit steinernem Gesicht.

      Kurt grinste verschlagen. „Schöne Stücke nich´?“

      „Woher hast du sie?“

      „Ein Geschenk. Hat mir ´n nettes Ehepaar geschenkt.“

      „In Kaffra?“

      „Was? Woher weißt du ...“

      Aus

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