Der Perlmuttbaum. Bärbel Junker

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Der Perlmuttbaum - Bärbel Junker

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dem Elf haben wir alles abgenommen, und die Frau hat außer einer leeren Wasserflasche und einem ebenfalls leeren Vorratsbeutel auch nichts mehr bei sich.“

      Nur gut, dachte Samiras, dass ich die Kapsel mit dem Zaubersamen Lestopoktus zur Aufbewahrung gegeben habe. Seit dem Kampf in der Schänke war damit zu rechnen gewesen, dass man versuchen würde, ihr die vermeintlichen Edelsteine abzunehmen. Die Gier in den Augen der Männer war allzu offensichtlich gewesen.

      „Ich werd verrückt“, keuchte Karon neben ihr. „Wie kommt denn der hierher?!“

      Auch Hetzel, Ephlor und Samiras starrten sprachlos vor Überraschung auf das Wesen, welches plötzlich aus dem Schatten des Vermummten auftauchte.

      Das konnte doch nicht wahr sein!

      Etwa einen Meter groß; dunkelgraue, ledrige Haut; kurze, stämmige Beine; hornige Füße und Hände die übergangslos in jeweils drei zangenartigen Gliedern endeten. Oh ja, sie kannten diese Kreatur, die sie aus glitzernden Facettenaugen höhnisch anstarrte.

      Eingepackt in eine wattierte Jacke und Hose kam Iont, der Kriegsherr der Skorps, grinsend auf sie zu. Er zitterte vor Kälte, vielleicht aber auch vor Hass. Aber wieso war er hier? Was hatte ihn aus der Todeswüste hierher getrieben? Was wollte er hier?

      „Sie sind es“, stieß der Skorp hasserfüllt hervor.

      „Aber die Elfin, der goldene Drache und die schwarze Pantherin fehlen.“

      Als der Anführer seine Kapuze zurückschob, warf flackernder Feuerschein Schatten auf sein pockennarbiges Gesicht, verzerrte es zu einer boshaften Fratze, die ihnen riet, ihn nicht zu unterschätzen. Er fuhr sich mit der Hand über seinen kahlen Schädel und musterte sie abschätzend.

      „Ich bin der Magier Kretox und Anführer dieser Männer. Sie stehen unter meinem Schutz. Hütet euch also vor meinem Zorn“, sagte er arrogant.

       Ach, du meine Güte, dachte Samiras. Nur weil er vielleicht einen Hauch von Magie in sich spürt und ein paar Taschenspielertricks beherrscht, glaubt dieser Angeber, er sei ein begnadeter Magier. Was für ein Hohlkopf! Aber ungefährlich ist er nicht. Mal hören, was er uns zu sagen hat.

      „Und jetzt zu uns beiden, Süße. Wo sind die Edelsteine?“, fragte Kretox und trat wie der Kerl vorhin so dicht an sie heran, dass sie seinen heißen Atem auf ihrer Haut spürte. Angewidert wich sie vor ihm zurück, bis die raue Felswand sie stoppte. Der selbst ernannte Magier wertete ihr Zurückweichen als Angst und grinste zufrieden.

      „Also?“, knurrte er.

      „Ich habe sie nicht mehr. Sie gehörten meinem Begleiter, der uns zusammen mit der Pantherin verließ.“

      „Du lügst“, zischte Kretox. „Aber ich bringe die Wahrheit schon noch aus dir raus.“

      „Und jetzt zu dir Elf.“ Er wandte sich Ephlor zu, der durch ihn hindurchsah, als sei er aus Luft. „Ich will den Elfenschatz, Gold, Juwelen, einfach alles. Jeder weiß, dass ihr Schätze besitzt. Du wirst mich und meine Männer ins Elfenland führen. Hast du mich verstanden?“

      Ephlor sah mit steinernem Gesicht stumm an dem Kerl vorbei. Nur seine Sternenaugen funkelten kalt wie Eis. Menschen, dachte er verächtlich. Immer wieder bewahrheitet sich, was von Elfengeneration zu Elfengeneration über sie überliefert wird. Weshalb können sie nicht alle so anständig und ehrbar wie Karon sein?

      Und was für ein Ansinnen! Kein Elf würde jemals einer solchen Aufforderung nachkommen, lieber würde er sterben. Menschen! Sie wissen nichts, aber auch gar nichts über uns.

      „Bist du taub, Elf? Macht nichts. Dann wird die Frau es mir eben sagen. Bestimmt weiß sie es auch. Also?“

      Samiras sah ihn groß an. „Ich habe überhaupt keine Ahnung wovon du sprichst. Was für ein Elfenland? Wo soll das sein? Ich habe noch nie davon gehört.“ Was dachte sich dieses primitive Individuum eigentlich? Von ihr würde er bestimmt nichts über die Elfenstadt Esdahl erfahren. Sie würde das Vertrauen der Elfen niemals missbrauchen, eher würde sie sich umbringen.

      Kretox stieg die Zornesröte ins Gesicht, breitete sich aus und setzte seinen kahlen Schädel förmlich in Brand. Er schäumte fast vor Wut und sah aus, als würde er jeden Moment Funken sprühen.

      Gleich trifft ihn der Schlag, dachte Hetzel. Schade wäre es um den Dreckskerl nicht.

      „Sie wissen es! Sie wissen es bestimmt!“, keifte der Skorp. „Verdammt, Kretox, du musst es aus ihnen herausbringen. Wir brauchen den Schatz. Mein Volk hat dir schließlich nicht umsonst bei der Vernichtung Kaffras geholfen. Du hast uns dafür etwas versprochen und ich hoffe für dich, du hältst dich daran.“

      Karon zuckte zusammen. Was sagte der Skorp da über Kaffra? Sie hatten es zerstört? Und was war mit den Menschen dort? Seine Kopfhaut zog sich vor Entsetzen zusammen als ihm plötzlich einfiel, dass die Skorps auch dem Kannibalismus frönten und selbst das Fleisch ihrer Verwandtschaft nicht verschmähten. Mein Gott, dachte er verstört, was ist aus meiner Familie geworden?

      „Was ist los, Karon?“, fragte Ephlor leise. Doch sein Freund und Gefährte schüttelte nur den Kopf. Sprechen konnte er nicht, denn sein Hals war wie zugeschnürt. Er musste wissen, was mit seiner Familie passiert war, vorher würde er hier auf keinen Fall verschwinden!

      Auch Samiras horchte auf, als der Name Kaffra fiel. Hatte ihr Karon nicht in der Todeswüste erzählt, er habe mit seinen Eltern, Bruder und Schwester in eben diesem Ort gelebt? Sie sah ihn an und wusste, dass ihre Erinnerung sie nicht trog. Gütiger Himmel! dachte auch sie; und die Erinnerung an die grausigen Essgewohnheiten der Skorps ließ sie frösteln.

      „Reg dich ab, Iont“, zischte Kretox. „Sobald die Gefangenen unsere vielen lieben Freunde kennenlernen sprechen sie, das garantiere ich dir.“ Und an seine Leute gewandt: „Ab mit ihnen. Bringt sie zum See.“ Böse grinsend sah er ihnen hinterher.

      Und noch tiefer ging es hinein in diesen Irrgarten aus Stollen, Korridoren und Höhlen.

      „Ich habe ein ganz, ganz mulmiges Gefühl“, flüsterte Hetzel Samiras zu. „Ich hasse Wasser. Ich kann nämlich nicht schwimmen.“

      „Wir sind da“, verkündete Kurt und blieb vor einer Öffnung in der Felswand stehen. „Nach dir, Süße“, grinste er und gab Samiras einen Schubs, der sie durch den niedrigen Durchgang taumeln ließ.

      Penetrant modriger Gestank nach Altem, längst Vergangenem und nach etwas, dass sie nicht definieren konnten, schlug ihnen entgegen und drehte ihnen fast den Magen um.

      Die Kerle stießen sie weiter, bis dicht an den Rand eines Sees, der die größte Fläche der riesigen Höhle einnahm. Mehrere Pfähle, zu denen schmale Holzstege führten, ragten aus dem spiegelglatten Wasser empor und sie fragten sich lieber erst gar nicht, was sie zu bedeuten hatten.

      „Rein mit ihnen und bindet sie schön fest“, befahl Kretox, der zusammen mit dem Skorp eben die Höhle betrat. Grinsend sah er zu wie seine Spießgesellen Samiras und ihre Gefährten zu den Pfählen führten und sie zwangen, auf die daran angebrachten schmalen Plattformen zu steigen.

      „Es ist ganz einfach, Süße“, feixte Kretox. „Da der Elf anscheinend die Sprache verloren hat, stelle ich dir eine Frage und wenn ich mit der Antwort nicht zufrieden bin, lässt Iont die

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