Rosen und Tränen. Heike Schultze
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Rosen und Tränen - Heike Schultze страница 4
Sandi schüttelte den Kopf! „Nein, das hat sie nicht getan! Das ist ja komisch! Ich habe deine Adresse selber herausgefunden und wollte einfach mal sehen, ob du es dir inzwischen nicht schon wieder anders überlegt hast.“
Daniel lächelte sie intensiv an. Sandi hatte das Gefühl, dass dadurch seine Augen noch ein bisschen blauer wurden und sie bemerkte schon wieder dieses schwindelnde Gefühl in ihrem Innersten. Das nur ein so kurzer Blick von Danny diese Gefühle in ihr auslösen konnte, erschreckte und erfreute sie zugleich!
„ Jetzt freue ich mich erst richtig über dein Kommen! Glaub mir, ich werde es mir nie anders überlegen. Ich bin wirklich sehr froh, dass wir beide zusammengekommen sind!“
„ Ich kann aber leider nur zwei Stunden bleiben. Dann muss ich rüber zur katholischen Kirche! Jeden Dienstag gehe ich dort zur Jugendgruppe und heute steht sogar eine Radtour auf dem Programm!“
„Das ist ja schade! Dann wollen wir die zwei Stunden mal gut nutzen! Ich muss schon sagen! Du hast wirklich eine Menge vor! Da wundert es mich gar nicht, dass du noch keinen Freund hast!“
„Na ja, bisher hat sich noch keiner für mich interessiert und ich mich auch für niemanden!“
Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln und folgte dann Daniel ins Haus. Drinnen war das Haus genauso heruntergekommen und dreckig wie die Außenfassade. Hier schien sich wirklich niemand um Sauberkeit und ein menschengerechtes Wohnen zu kümmern.
Sandrine sah sich um. Rechts und links gingen Türen zu zwei Wohnungen ab und vor ihr führte eine Treppe zu den oberen Wohnungen.
Also, hier links wohnen meine Geschwister mit meinen Großeltern zusammen und rechts wohnt mein Vater mit seiner neuen Freundin. Meine Eltern sind schon lange geschieden. Sie ist zu ihrem neuen Freund gezogen und wir sehen sie nur ab und zu mal! Und dort oben ist mein Reich! Da darf mich auch keiner stören!“
Daniel fasste nach Sandis Hand und wollte sie nach oben ziehen. Da öffnete sich die linke Wohnungstür und ein Junge, der Daniel sehr ähnlich sah, kam heraus. Als er die Beiden sah kam er grinsend auf sie zu, stellte sich breitbeinig vor Sandi auf und musterte sie unverschämt von oben bis unten. „Wow, das ist also deine neue Tussi! Ich muss sagen, die ist im Vergleich zu deiner letzten Schnalle endlich mal eine Hübsche!“
Sandi war mehr als überrascht. Daniel war ja schon einen Kopf kleiner als sie, aber dieser Junge war ein Zwerg dagegen!
„Ich werde’ sie schon mal für dich testen, ob sie auch willig genug für uns ist!“ Ehe Sandi es verhindern konnte, hatte sie dieser Winzling umarmt und drückte sie fest an sich. Man sollte gar nicht glauben, was für eine Kraft er hatte. Nun begann er auch noch damit, sie überall zu betatschen. Sandi hatte sich noch immer nicht von ihrer Überraschung erholt und konnte sich deshalb auch gar nicht wehren. Aber die Situation war ihr sichtlich unangenehm!
Nun griff jedoch Daniel ein und stieß den Kleinen von ihr weg. „Lass gefälligst deine Pfoten von ihr, sonst gibt’s eine platte Nase!“
Daniel trat noch einen Schritt auf ihn zu und der Zwerg drehte sich schnell um und rannte zur Haustür hinaus. Daniel sah Sandi nun entschuldigend an. „ Tut mir leid! Das war mein kleiner Bruder Axel. Er ist elf und in dem Alter ist er echt lästig!“
Sandi hatte sich nun endlich von ihrer Überraschung erholt und lächelte Daniel an. Er war ja eigentlich selber nur ein Jahr älter als sein Bruder, doch auf sie machte er schon einen sehr viel reiferen Eindruck.
Nun stellte Daniel ihr erst den Rest der Familie vor. Außer seinem Vater und dessen Freundin Emilia, die gerade an der Arbeit waren. In dieser Zeit wurden die Kinder dann von Daniels Großeltern betreut. Seine Großmutter war eigentlich sehr nett, aber sie konnte auch schnell sehr streng werden, wie Sandrine bald feststellte. Wahrscheinlich lag das an ihrer Behinderung. Sie saß nämlich im Rollstuhl. Bei einem Unfall hatte sie beide Beine verloren und musste nun stündlich mit Schmerzspritzen behandelt werden.
Daniels Großvater war ein stiller und mürrischer Mensch, der Sandi mit verkniffenem Blick musterte. Sie fühlte sich sehr unwohl in seiner Gegenwart.
Außer seinem missratenen Bruder hatte Daniel noch drei jüngere Schwestern, mit denen sich Sandi auf Anhieb gut verstand!
Kora war mit acht Jahren die Älteste und auch die Vernünftigste. Sie war ein stilles Mädchen, das über sein Buch gebeugt am Küchentisch saß und Sandi nur kurz zunickte.
Claudia war sieben Jahre alt und ein quirliges wildes Kind. Sie begrüßte Sandi besonders herzlich und Sandi fand sie sofort am nettesten.
Die Kleinste war Cosima mit ihren fünf Jahren. Sie war als einzige nicht so schlank wie die anderen, aber das konnte man ruhig noch in die Kategorie Babyspeck einordnen. Sie war einfach ein richtig süßes Püppchen und Sandi war von ihr einfach angetan.
Alle Geschwister sahen sich unheimlich ähnlich. Alle hatten dieselben schwarzen Haare und auch dieselben tiefblauen Augen.
Nach dieser Vorstellung zeigte Daniel ihr nun endlich sein Reich im oberen Teil des Hauses. Er hatte hier eine eigene kleine Wohnung, die allerdings auch ziemlich renovierungsbedürftig aussah. Die Wohnungstür hatte kein Schloss und die beiden Räume, die Daniel bewohnte waren nur durch einen Vorhang, der an zwei eingeschlagenen Nägeln hing abgeteilt. Der hintere Raum war sein Schlafzimmer und der Vordere eine Art Wohnzimmer.
Hier stand an der einen Wand eine zerschlissene Couch, ihr gegenüber ein zerkratzter, wackeliger Tisch und davor ein alter Stuhl. In einer Ecke des Raumes stand noch ein halb kaputter Kleiderschrank. Das ganze Zimmer war übersät mit herumliegenden Kleidern und an den Wänden hingen Zirkusplakate und verschiedene Zeitungsausschnitte.
„Tut mir leid, aber ich kam noch nicht zum Aufräumen!“ entschuldigte er sich. Sandi fragte sich, ob er jemals zum Aufräumen kam. Daniel raffte einige Kleidungsstücke zusammen und warf sie einfach auf die andere Seite des Vorhangs. Es war ihm sehr peinlich, dass es hier so schlimm aussah. Sandi grinste. Sie sah sich nach einem Sitzplatz um und setzte sich schließlich auf die Couch, da ihr der Stuhl nicht besonders Vertrauenserweckend aussah. Daniel hatte seine Aufräumarbeiten erledigt und setzte sich nun neben sie.
Schweigend saßen sie nun eine Weile so da und sahen sich einfach nur tief in die Augen. Sie wurden in diesem Augenblick zum ersten Mal von einem Zauber umfangen, der sie ein Leben lang nicht mehr loslassen sollte. Knisternde Spannung lag in der Luft und Beiden fiel das Atmen schwer. Es war kaum auszuhalten, aber Sandrine fand das Gefühl wunderschön. Sie vergaß die Zeit und den Ort, wo sie sich befand und wollte, dass dieser Augenblick nie endete. Sie hatte sich noch nie so wohl gefühlt wie jetzt bei Daniel und sie wollte nie wieder woanders sein!
Langsam beugte sich nun Daniel zu ihr herüber und diesmal zuckte Sandi nicht zurück. Seine Lippen berührten die ihren nun zum ersten Mal ganz zart und es war für Sandi wie ein elektrischer Schlag. Ein wohliger Schauer durchlief sie. Es war ihr erster richtiger Kuss und obwohl es nur wenige Sekunden gedauert hatte, fand sie es einfach wunderschön. Ihr erschien es so, als seien Stunden vergangen. Sie hatte die ganze Zeit nicht gewagt zu atmen und brauchte nach diesem Kuss einige Minuten, um sich wieder zu fangen. Sie war noch wie erstarrt und zitterte noch am ganzen Körper in einer für sie noch unbekannten Erregung. Was sie in sich fühlte, war so fremdartig, aber trotzdem schon so intensiv, dass es sie überall erfasste. Sie wollte dieses Gefühl nie wieder verlieren und als es drohte schwächer zu werden, fieberte sie regelrecht Daniels nächstem Kuss entgegen. Diesmal berührten sie seine Lippen heftiger und dauerhafter. Sandi erwiderte den Kuss mit einer Heftigkeit,