Rosen und Tränen. Heike Schultze

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Rosen und Tränen - Heike Schultze

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Weise die zwei Stunden, die sie zusammen sein konnten. Bald war es für Sandi Zeit zu gehen. Sie musste zu Hause noch ihr Fahrrad holen. Daniel begleitete sie noch bis hinunter zur Haustür. Dort sahen sie sich ein letztes Mal tief in die Augen. Der neuartige Zauber, der sie beide eingefangen hatte umfing sie wieder und sie wagten nicht, ihn durch einen letzten Kuss zu zerstören.

      Sandi wollte noch nicht gehen. Sie verfluchte innerlich die ganze Jugendgruppe und diese dämliche Radtour. Warum musste sie da nur mitmachen? Als diese Tour beschlossen worden war, hatte sie gerne zugesagt, denn da gab es in ihrem Leben noch keinen Daniel. Aber jetzt?

      Plötzlich kam ihr eine Idee! „ Willst du nicht einfach mitkommen auf die Radtour?“

      Daniel sah sie an. Seine Augen leuchteten und er brauchte nicht lange zu überlegen. „Klar, wenn ich darf und es dir nichts ausmacht, dass ich nur eine alte Klapperkiste als Fahrrad habe?“

      „Na, Hauptsache es fährt, oder? Wir sehen uns dann also in einer halben Stunde vor der Kirche. Von da geht’s los!“

      Sandrine winkte ihm noch mal zu und lief los. Der Tag, der so wunderbar für sie beide begonnen hatte, war doch noch nicht vorbei!

      Zu Hause zog sie sich ihren neuen knallgelben Jogginganzug an und legte etwas Make-up auf. Sie tat das sonst so gut wie nie, denn bisher gefiel sie sich natürlich besser. Aber heute wollte sie besonders hübsch sein. Ihr war plötzlich überhaupt nichts mehr egal.

      In Windeseile war sie fertig, schnappte sich ihr Fahrrad, das sie liebevoll „Felix“ nannte und machte sich auf den Weg zur katholischen Kirche.

      Dort warteten bereits die Mitglieder der Jugendgruppe mit ihren Fahrrädern auf die Leiterin Carmen Verhoeven. Die war noch im Gemeindehaus neben der Kirche und suchte ihre Sachen zusammen. Sandis beste Freundin Babette Schlüter war auch schon da. Seit der ersten Klasse waren die beiden Mädchen unzertrennlich und teilten Freud und Leid miteinander. Heute sah Babette ihre Freundin aber missbilligend an. „Sag mal, bist du in einen Farbkasten gefallen?“

      Babette schüttelte den Kopf. Sandi sah sie erschreckt an. „So schlimm sieht es doch hoffentlich nicht aus, Babsi? Oder?“

      „Na, ich weiß nicht! Ist nicht gerade dezent für eine Radtour mit der katholischen Jugendgruppe. Wieso hast du dich denn ausgerechnet heute so furchtbar aufgerüscht? Ist doch sonst nicht deine Art!“

      Sandi lächelte ihre Freundin geheimnisvoll an und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich habe einen Freund! Seit Freitag!“ Babette zog die Augenbrauen hoch. Sie war zwar Sandrines beste Freundin, aber sie nahm trotzdem nie ein Blatt vor den Mund und sprach offen und ehrlich zu allem ihre Meinung. Und gerade diese Art mochte Sandi an ihrer Freundin. Deshalb machte sich Sandi auch jetzt auf eine ihrer bissigen Bemerkungen gefasst.

      „Donnerwetti! Wer ist denn der Ärmste, den es erwischt hat?“

      Sandi seufzte. So war sie immer, ihre Freundin. Jungs hielt sie für eine vollkommen überholte Einrichtung und hatte für keinen ein gutes Wort übrig. Keiner fand Gnade unter ihren Augen. Babette war zwei Monate jünger als Sandi, aber mit ihren Meinungen und Stimmungen kam sie Sandi manchmal schon wie vierundzwanzig vor. Auf jeden Fall hatte sie kein Interesse am männlichen Geschlecht und bisher war dieses Thema zwischen den Freundinnen auch nie angeschnitten worden. Doch für Sandi begann nun eine Zeit, wo sie mit ihrer besten Freundin über solche Themen reden wollte und nun musste sie Babette als aller erstes tüchtig schocken, wenn sie ihr den Namen ihres Freundes nannte. Babette kannte Daniel zwar nur flüchtig, aber sie hatte von ihm noch eine schlechtere Meinung als von allen anderen.

      „Daniel Schwarz!“

      Wie sie geahnt hatte verzog Babette das Gesicht. „Ach, du lieber Himmel! Da fehlt mir alles, sogar die Worte! Karl-Erwin, der Verschleimte! Gab’s denn keinen anderen?“

      Babette verdrehte die Augen. Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nun wirklich nicht zu überhören! Nun war Sandi doch wütend. „Du bist heute mal wieder echt ekelhaft! Aber was kann man von dir schon anderes erwarten, Fräulein Schlüter!“

      In diesem Augenblick kam Carmen Verhoeven zu der Gruppe. Sie war 25, Erzieherin von Beruf, blond und bildhübsch, wie Sandi fand. Sie war nicht verheiratet und hatte auch keinen Freund, was keiner so richtig verstand. Seit einem Jahr war sie nun die Leiterin der Jugendgruppe, die nur aus Mädchen im Alter von 12-16 bestand und animierte die Jugendlichen nicht nur zum christlichen Denken, sondern auch zu immer neuen Ideen. Sie setzte sich nun auf ihr schickes Mountainbike und drehte sich zu der Gruppe um. „Schön, wie ich sehe sind nun alle da! Ich hoffe, ihr seid auch alle fertig! Jetzt geht’s nämlich los, Leute!“

      Sandi hatte sich immer wieder nervös nach Daniel umgesehen. Er hätte eigentlich längst da sein müssen. Wo, zum Teufel, blieb er nur?

      „Sandi, was ist denn? Wir wollen losfahren, also sieh bitte nach vorne! Oder stimmt irgendetwas nicht?“

      Sandrine druckste herum. Sollte sie Carmen vor allen anderen von ihrem Freund erzählen? „Ja, äh..., also, Carmen, können wir nicht noch einen Moment warten. Es kommt noch jemand!“

      Carmen sah sich in der Runde um. „So, wer denn noch? Es sind doch schon alle hier!“

      Carmen sah Sandi verwundert und abwartend an. Sandi biss sich auf die Lippen und errötete. Alle Gruppenmitglieder starrten sie an. Sie atmete noch mal tief durch und sagte: „Mein Freund kommt noch!“

      Einige in der Runde kicherten. Carmen zog die Augenbrauen hoch und lächelte verständnisvoll. Babette dagegen verdrehte die Augen und stöhnte gequält: „Na, ist ja wunderbar!“

      In diesem Augenblick bog Daniel mit einem halbverrosteten, quietschenden Klapperding von Fahrrad um die Ecke. Das Rad sah aus, als würde es jeden Augenblick auseinanderfallen!

      „Dracula kömmt!“ murmelte Babette und lächelte hämisch.

      Völlig außer Puste und mit hochrotem Kopf kam Daniel neben Sandi zum Stehen und lächelte sie an. Sandi wusste, dass alle sie anstarrten und fühlte sich in diesem Augenblick gar nicht mehr wunderbar, sondern ihr war das Ganze nur noch peinlich. Sie hatte wirklich alles erwartet, aber bestimmt nicht so einen totalen Schrotthaufen von Fahrrad, das auch noch eindeutig zwei Nummern zu klein für ihn war.

      „Tut mir leid! Es ging echt nicht schneller. Ich musste meiner Oma noch ihre Spritze geben, bevor ich weg durfte!“

      Nun hatte er sich an diesem Tag schon zum dritten Mal bei ihr entschuldigt. So langsam nervte es Sandi. Überhaupt starrten sie immer noch alle an und das machte sie furchtbar nervös. Ihr schöner Traum von einer Fortsetzung des schönen Nachmittags zerplatzte gerade wie eine Seifenblase. Warum hatte sie Daniel bloß eingeladen mitzukommen?

      Carmen drängte nun auch zum Aufbruch. Sie hasste Verzögerungen!

      „Na schön! Dann können wir ja endlich losfahren! Sandi, du kannst ja mit deinem Freund am Schluss fahren, oder?“

      Sie lächelte Sandrine noch einmal zu und stieg dann wieder auf ihr Rad.

      Das Wetter an diesem Junitag war einfach herrlich, die Landschaft, durch die sie fuhren war malerisch, doch Sandi bekam davon kaum etwa mit. Daniel konnte der Gruppe auf seinem Fahrrad kaum folgen. Er musste sich furchtbar anstrengen und konnte dennoch nicht mehr Geschwindigkeit aus dem Klapperding herausholen. Bald schwitzte er schrecklich und Sandi wurde sich immer mehr bewusst, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Carmen, Babette und die anderen waren ihnen schon weit voraus. Das war für Sandi bestimmt nicht

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