Doppelspitze. Gerhard Weis

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Doppelspitze - Gerhard Weis

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a gschwollanes Gschwätz.«

      »Stimmt genau, ihr Schwabenbräute, gleich wird Gschwollanes verglichen!«

      »Wenn des stimmt, dann friss i an Beasa.«

      »Friss, Baby!«

      »Wia dr Herr so's Gscherr!«

      »De Esel kennt ma an de Ohre, de Ronny an seim Dings.«

      »An a scheane Kuha ghert ou a schene Glocke.«

      »Stahlglocke, was?«

      Es war wie so oft. Der Alkohol hatte seine enthemmende Wirkung gehörig entfaltet, der Weingeist in den Köpfen Einzug gehalten. Während die Ereignisse des Nachmittags in den Hintergrund rückten, wurden die Inhalte unseres verbalen Gedankenaustauschs zunehmend spitzbübischer. Längst besiegt geglaubte Instinkte meinten die Lage nutzen und einen Vorstoß wagen zu können. Bis ich, zornig wie das Rotköpfchen, vom Klo zurückkam.

      »Ob die werte Frauenschaft denn annimmt, die Oberstuben der feschen Buben seien spärlich möbliert?«, wollte ich, mich der Warnung des Schneekönigs erinnernd, auf der Stelle wissen. Mein Tonfall verriet Ärger. Ich hatte beim Pipi machen entdeckt, dass die von Melanie spendierten »Eselstreiber« kein gewöhnlicher Obstbrand, sondern regelrechtes Teufelszeug waren. Eine laminierte Getränkekarte klebte strategisch günstig über dem Pissbecken. Mit Klose in der Hand erfuhr ich, dass dieser wenig edle Tropfen sture Esel gefügig und müde munter machen sollte. Kraulen würde die Wirkung verstärken. Was Hoss, der mit der dicken Emma schon reichlich poussierte, hinterher auch bestätigte. Aber eine kombinierte Anlasser-Zündkerzen-Vergaserfunktion (wie früher mit Okasa-Brutal) wusste ich bei diesem Elixier zu verhindern.

      »Keine Frau macht uns gefügig, MELA - NIE!!!«, explodierte ich und bestellte für die Schlampen eine Runde »Zickentöter«. Dann zeigte ich denen meine Linke, wie Effenberg in Dallas den deutschen Fans seine Rechte. Melanie konterte:

       Man nennt uns Donnerflittchen,

       wir saßen lang im Kittchen.

       Wir kommen wie der Blitz

       und sind schon ganz schön spitz.

       Uns ist gelegen euch zu sagen,

       was euch gelüstet, sollt ihr wagen!

       Damit nach unsrer Dingsvergleiche

       die Schwellung nie mehr von euch weiche!

      »Ne touchez pas, Madame!«, keifte ich, als Melanies gleichgesinnte Cousine Vicky ihre schmutzigen Finger so verwegen auf Bodos Oberschenkel platzierte, dass jetzt eindeutig Gefahr im Verzuge war. Diese Schafsnasen glaubten wohl, vier Muskeltiere von der Saar ließen sich von drei mannstollen Schwabenschwalben um den Finger wickeln.

      »SCHLUCKEN, PUPPEN!«

      Meinem zackig herausgeschmetterten Paarreim wurde auf der Stelle Folge geleistet. Ruckzuck übte der Zickentöter seine zungenlähmende Wirkung aus. Schachmatt dem Ehebruch! Der Schneekönig reagierte postwendend. Noch immer voll auf Effe, mutierte ich vor den Augen der sprachlosen Bräute zur Doppelspitze.

      Poldi war nach links gerückt!

      Ellmau, Teil zwei

      Am folgenden Morgen schoss Heiner bei der Wahl seiner Wanderklamotten den Vogel ab. Als wären eine orange Kniehose, ein violettes T-Shirt und eine blutrote Kappe noch nicht schrill genug gewesen, krönte er seinen Auftritt mit karierten Kniestrümpfen zu einem Paar hellgrüner Adidas-Turnschuhe. Man konnte meinen, ein britannischer Schmetterlingsfänger mache einen auf Haute Couture. Ob die Stiere auf den Weiden eine derart farbenprächtige Garderobe tolerieren würden? Die sonstigen – ebenfalls Richtung Hartkaiser unterwegs befindlichen – Wanderer nahmen jedenfalls keinen Anstoß. Das Gegenteil war der Fall. Unser polychrom gekleideter Blickfang erntete ausschließlich Lob, als ich die ein oder andere Meinung einholte. Die Jury war sich einig: Heiners Garderobe war ein einziger Augenschmaus. Als Belohnung für ihre bereitwilligen Auskünfte bekamen die Juroren krachende Kostproben verbaler Motivationskunst zu hören:

      »AB IN DIE WAND, SAARDÉROS!«

      Meine Kameraden waren erleichtert, dass auch ich in ausgezeichneter Verfassung starten konnte. Für die ersten Kilometer bergan packte ich mir einige Gesteinsbrocken als Ballast mit in den Rucksack. Der Sportsmann in mir brauchte an diesem Vormittag unbedingt eine Herausforderung. Das Streckenprofil und drei anderthalb Liter Volvic-Flaschen im Gepäck konnten mir die alleine nicht bieten. »Alter Angeber!« Hoss konnte ein solches Erfordernis nur schwer nachvollziehen. Nassgeschwitzt rasteten wir an der berühmten Rübezahlalm. Dort war die Hölle los. Mit etwas Glück und unserem kontaktfreudigen Wesen fanden wir einen Platz an einer der mit rot-weiß karierten Tischdecken hübsch gemachten Bierzeltgarnituren im Freien. Andere Wanderer und Hobbyradler mussten mit der Wiese Vorlieb nehmen.

      »Grüß Gott!«

      »Grüß Gott, die Herrschaften!«

      »Können wir uns dazusetzen?«

      »Aber selbstverständlich, wir rücken zusammen. Kommts Leute, nehmts Platz!«

      Unsere Tischnachbarn waren freundliche Menschen und ebenfalls gut drauf. Kein Wunder. Der Ausblick von der Terrasse auf den Wilden Kaiser war, wie auch der auf manchen weiblichen Gast, atemberaubend. Hier oben gaben sich nicht nur sportive Zeitgenossen ein Stelldichein. Auch dem Geschwader Reich & Schön schien die Aussicht zu gefallen. In den Gasträumen hingen zum Beweis dafür dutzendweise Fotografien diverser Stars und Sternchen. Selbst Berühmtheiten wie Fürst Albert von Monaco, Marianne Rappenglück oder Prinz Leopold von Bayern waren hier schon eingekehrt. Der Wittelsbacher sollte im Jahr darauf noch einmal für Gesprächsstoff sorgen. Nicht wegen seiner Vergangenheit als Rennfahrer, wohl aber wegen seines Modelabels »Poldi«. Völlig überraschend hatte Hoss schon nach der ersten Etappe Kohldampf und verdrückte nach einer großen Portion Leberknödelsuppe, die wir uns alle gönnten, noch einen mit Pflaumenmus gefüllten Germknödel. Er meinte, einen »kleinen Nachschlag« jetzt gut vertragen zu können. »Hau rein, Dicker!« Wir gönnten ihm die mit zerlassener Butter übergossene Mast, übten uns aber selbst in Verzicht. Die handballgroßen Hefeteigklöße waren für große Mägen geformt. Außerdem lagen noch weitere Einkehrmöglichkeiten auf unserer Route. Und für den Notfall steckte etwas Proviant in unseren Rucksäcken. Während meine Freunde Bier oder Radler tranken, begnügte ich mich mit Apfelschorle.

      »AB IN DIE WAND, SAARDÉROS!« Spätestens als wir weitermarschierten, hatte man uns wahrgenommen.

      Die Kühe auf den saftig grünen Weiden ließen sich nicht im Geringsten provozieren. Weder von Heiners Montur, noch von unseren krakeelten Parolen. Vielleicht blieben sie auch nur deshalb friedlich, weil ihnen diese stimmbandgeschädigten Verbalexoten leid taten. Bei unserem nächsten Halt wurden wir für einige Minuten Zeugen der 0:1 Niederlage des Titelverteidigers Frankreich im Eröffnungsspiel der Fußballweltmeisterschaft gegen Senegal. In der Gaststube des Panoramarestaurants Bergkaiser lief tatsächlich ein Fernseher. Während die Schwarzafrikaner im Laufe des Turniers erst im Viertelfinale die Segel strichen, hieß es für die »Grande nation« schon nach der Vorrunde: fini! Die Equipe Trikolore – null Siege, null Tore – war ausgeschieden. Quelle catastrophe!

      Hoss war der Meinung,

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