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Der folgenschwerste aller Vergleiche aber ist die »Dingsvergleiche«. Wehe, die geht in die Hose! Dann hilft auch kein dicker Geldbeutel mehr. Da muss einem dann schon jemand wie der Schneekönig zur Hand gehen. Oder wie sonst sollte die Mutter aller Probleme gelöst werden können? Mit Salben, irgendwelchen Streckgeräten oder Vakuumpumpen? Wers glaubt wird selig und kann sich ja gleich von der blöden Dildofee bedienen lassen. Von den besonders Wagemutigen werden sogar riskante Operationen in Erwägung gezogen. Und das an der virilsten Stelle des befruchtenden Geschlechts. Das muss man sich mal vorstellen! Keine Sturmspitze hat es verdient, dermaßen unsanft behandelt zu werden! Wo früher – um ein bisschen Eindruck zu schinden – vielleicht einmal eine Banane strategisch günstig in der Hose platziert wurde, scheuen leidgebeugte Zeitgenossen heuer nicht einmal die obskursten medizinischen Kundendienste. Fortschritt nennt sich so etwas. Die horrenden Kosten für diesen hanebüchenen Unsinn spielen im Zeitalter der Null-Prozent-Finanzierung offensichtlich auch keine Rolle mehr. Allein der Gedanke an die Schmerzen, ganz zu schweigen die Vorstellung vom Megagau einer etwaigen Funktionsstörung, müsste doch die Querdenker unter den Zukurzgekommenen über Alternativen nachdenken lassen. Mann hat doch nur den einen, jeder für sich ein liebenswertes Unikat. Ersatz dafür ist selbst im Baumarkt nicht zu bekommen. Er freut sich über jede Streicheleinheit. Nur so kann er sich in seiner ganzen Pracht entfalten. Auch das ist ein Naturgesetz. Perfekt wäre es, Mann hätte ein Reservedings zur Verfügung. Dann könnte man die zwei miteinander bekannt machen. Keiner bräuchte sich einsam zu fühlen. In Zeiten, wo die falsche Neun und die Doppel-Sechs in aller Fußballer Munde sind, würde eine Doppel-Neun für gewaltigen Wirbel sorgen. Was Klose nicht schafft erledigt Poldi und umgekehrt. Ja, man könnte den Dingsen sogar einen Namen geben. Sie dürften sich nur nicht im Wege stehen.
Poldi müsste nach links rücken!
Der Bierbudentester
Jahr für Jahr, immer genau vierzig Tage nach Ostern, feierten wir die Himmelfahrt des Herrn Jesus wie es sich für anständige Väter gehört: auf die volkstümliche Art. Am Vormittag marschierten wir beizeiten los. Es war nur natürlich, dass wir möglichst viel vom Tag haben wollten. Der lästigen Obhut unserer Frauen entflohen, ließ es sich trefflich entspannen. Eine weibliche Begleitung war allerdings ausdrücklich erwünscht. Die ersten Jahre hieß sie Daisy. Nach Daisys Gang über die Regenbogenbrücke schloss sich Gigi, die Hündin meines Lebens, unserer Truppe an. Die Stopps auf unseren Vatertagstouren waren fast immer die gleichen. An der Ski- und Wanderhütte Kirrberg rissen wir die ersten kühlen Blonden nieder. Meist an einer der wuchtigen Holzgarnituren im Freien, mit Panoramablick ins Tal. »Runter mit euch, ihr Schlampen habt es nicht anders verdient! Prost, Saardéros!« Hier oben spendierte Ronny unserer unterwegs fleißig Stöckchen apportierenden Beschützerin regelmäßig eine Bratwurst mit Weck. Diese Belohnung stand ihr genauso zu, wie die geschmackliche Verfeinerung der viel zu klaren Brühe im Hundenapf. An Christi Himmelfahrt gehörte ein Schuss Bier ins Wasser. »Mmmhhh, fein, das hat sich unser Mädchen verdient.«
Statt einer Belohnung wäre eines schönen Vatertages eine Tracht Prügel nur recht und billig gewesen. Nicht für Gigi, wohl aber für deren angesäuseltes Geleit. Wie konnten wir nur so leichtsinnig sein und einen fast mannshohen Strohballen auf dem Weg zu unserem nächsten Etappenziel vor uns her wälzen? Einige Jahre bevor die Rixdorfer Künstlerkolonie in Berlin-Neukölnn eine alte Tradition wieder aufleben ließ:
»Was genau meinen die böhmischen Kolonisten, wenn sie Popráci sagen?« Der deutsche Dorfschulze wollte im Sommer 1737 vom Pfarrer wissen, warum die deutschstämmigen Rixdorfer bei ihren Versuchen, mit den böhmischen Kolonisten besser in Kontakt zu kommen, immer nur Popráci als Antwort zu hören bekamen. »›Feierabend‹, Fetzke. Popráci bedeutet soviel wie ›Feierabend‹ oder ›nach der Arbeit‹.«
»So kann es nicht weitergehen, Bohumil!« Der Dorfschulze und sein böhmischer Kollege waren sich einig. Sie mussten unbedingt etwas unternehmen. Bei einem Teil der deutsch-böhmischen Dorfjugend reichte oft schon ein falscher Blick, ein missverstandenes Wort oder eine läppische Geste, um sich gegenseitig die Knochen zu brechen. Als Friedrich Fetzke und Bohumil Pachl in der Spandauer Vorstadt heimlich bei Kaffee und Kuchen das Problem besprachen, kam Fetzke beim Stochern in seiner Biskuit-Rolle die Erleuchtung.
»Mensch, Bohumil, ich habs! Wir werden die Jungs Strohballen durchs Dorf rollen lassen. Die Gewinner erhalten zwei Golddukaten.«
»Gute Idee, Fritz! Lass es uns ›Popráci, das erste Rixdorfer Strohballenrollen‹ nennen!«
Der Wettkampf mit Musik, Tanz und Bewirtung avancierte zum Klassiker. »In Rixdorf is Musike« hieß es genau einhundertvierundsiebzig Mal. Bis Kaiser Wilhelm II. im Januar 1912 auf die glorreiche Idee kam, Rixdorf in Neukölnn umzubenennen und Popráci zu verbieten.
Ob ein Rixdorfer Zeuge wurde, als wir die Kontrolle über unser Spielzeug verloren? Auf jeden Fall war der Bums, welcher das einen steilen Abhang hinunterdonnernde Geschoss aus Stroh ex abrupto verursachte, dumpf und gewaltig. Gott sei Dank suchte kein Liebespärchen vor dem zitternden Apfelbaum nach Erkenntnis, als dieser auf einen Schlag seine Blüten verlor. Das hätte böse ins Auge gehen können. Adam und Eva wären aufs Innigste vereint vor ihren Schöpfer getreten.
An der Ski- und Wanderhütte Einöd wurde es dann auch für uns höchste Zeit, etwas zu futtern. Wir wollten schließlich nicht vorzeitig absaufen. »Fünf Portionen Leberknödel mit Sauerkraut und zehn Scheiben Brot dazu … mindestens!« Heiners Hinweis bei der Bestellung war durchaus geboten. Am Brot wurde an den Hütten gerne geknausert. Was besonders für ihn und mich ein Ärgernis war. Wir beide waren in einer Bäckerei groß geworden und aßen ohne Brot nur Pizza. Die Wirte hätten schon aus eigenem Interesse dafür sorgen müssen, dass ihnen am Vatertag das Brot nicht ausging. Für die Beibehaltung einer hohen Schlagzahl eine naturgesetzliche Notwendigkeit. Die einverleibten Flüssigbrote bedurften eines Katalysators. Zumal man seinen Durst an den Hütten bedenkenlos löschen konnte.
Die gehörten nämlich zum Dienstbezirk von Bernd Pavian. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass der aus Brandenburg zugezogene Bierbudentester ungewöhnlich fleißig war. Er hatte sich auf eine Annonce des »Guide Schluckspecht« erfolgreich beworben. Mario la Greco und René Bridgibilli, die beiden pfiffigen Gründer und Inhaber dieses regionalen Kneipenführers, befanden sich in einer ausgesprochenen Bierlaune, als sie auf die skurrile Idee kamen, in dem satirischen Männermagazin »Flaschen & Bier« eine ganzseitige Anzeige zu schalten und hoch zu wetten:
»Wir suchen zum 1. April dieses Jahres einen dynamischen Außendienstmitarbeiter mit langjähriger Berufserfahrung, gepflegtem Äußeren, sicherem Auftreten und Stehvermögen.
Sie besitzen ein Diplom als Braumeister der TU München-Weihenstephan und zugleich einen Master of Business Administration der Elite-Universität-Ochsford?
Sie sind teamfähig, überdurchschnittlich durstig, in Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis der Klasse drei oder B und beherrschen die englische, französische und inguschische Sprache fließend in Wort und Schrift?
Dann könnten Sie unser Mann sein. Ihre Bewerbung zum Bierbudentester schicken Sie bitte mit einem aussagefähigen Lichtbild und Gehaltsvorstellung an … «
Mario setzte auf