Rückstoß. Timo Körner
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Ich informierte mich noch kurz, nach den Öffnungszeiten von Bahlmanns Kanzlei und stellte mir den Wecker des Smartphones entsprechend, bevor ich mich schlafen legte.
Am nächsten Morgen war ich geduscht, sowie fertig angezogen, noch bevor der Wecker ansprang. Ich war voller Tatendrang, meinen nächsten mir selbst aufgetragenen Job zu erledigen. Nachdem ich im Hotel ein kleines Frühstück zu mir nahm, verlor ich keine weitere Zeit und stieg in mein Auto. Es war übrigens ein kleiner silberner Golf und damit eines der unauffälligsten Fahrzeuge dieses Landes. Jeder Xte Spießbürger dieses Landes fuhr so eine Möhre.
Ich kam eine halbe Stunde vor Öffnung der Kanzlei, die sich direkt an einer Hauptstraße befand, an und platzierte meinen Wagen auf der gegenüber liegenden Straßenseite in einer Einfahrt zu einer Seitenstraße. Von dort aus konnte ich gut sehen, wer in der Kanzlei ein- und ausging. Die Kanzlei befand sich in einem modernen Gebäude, welches über eine eigene Tiefgarage verfügte. Ich musste also wachsam bleiben und beobachten, welche Person sich in jedem Auto befand, dass den Eingang zur Tiefgarage passierte.
Seit Häuptling gewöhnte ich mir an, immer eine dunkle Sonnenbrille und auch dunkle Kleidung zu tragen, damit ich auf keiner der unzähligen Kameras, die in den Städten installiert waren, ohne weiteres zu erkennen oder zu identifizieren war. Ebenso sollten mich auch keine Personen wiedererkennen, aber das Tarnen in der Öffentlichkeit war ja für mich sowieso kein Problem. So etwas konnte ich ja sowieso mittlerweile im Schlaf.
Es dauerte drei Tage, bis ich Bahlmann das erste Mal zu Gesicht bekam. Wahrscheinlich war er im Urlaub oder auf Geschäftsreise. Er fuhr mit einem braun metallic lackierten Aston Martin vor. Ich konnte sehen, wie er überheblich arrogant Kaugummi kaute und sich noch einmal die Haare zurückkämmte während er sich im Rückspiegel betrachtete, bevor das Garagentor weit genug geöffnet war, dass er mit seinem Wagen einfahren konnte.
Das war er also und meine Arbeit konnte beginnen. Es war bereits Mittag und darum stellte ich mich auf eine lange Wartezeit vor der Kanzlei ein. Hin und wieder holte ich mir einen Kaffee oder einen kleinen Snack aus der Cafeteria, die sich in der Nähe meines Beobachtungsplatzes befand. Ich ließ aber niemals die Ausfahrt der Kanzlei aus den Augen.
Zu meiner Verwunderung verließ Bahlmann die Kanzlei schon etwa zwei Stunden nach seinem Eintreffen. Im zweiten Gedankengang fand ich es nicht einmal verwunderlich, dass er nur so kurz in seinem Büro war. Er machte ja enormes Geld mit seinen Machenschaften, wobei er vermutlich die meiste Arbeit an andere abwälzte.
Als er mit seinem Wagen auf die Hauptstraße bog, gab er Gas. Ich hatte Mühe, ihm zu folgen, weil sein Aston Martin über einige Pferdestärken mehr verfügte, als mein Golf. Während ich ihm folgte, notierte ich auf meiner geistigen Bucketlist, dass ich meinen Wagen etwas tunen lassen musste.
Ich folgte Bahlmann etwa eine halbe Stunde lang. Die Gegend wurde immer ruhiger und ländlicher. Er bog in eine Straße ein, in der sich nur noch kleine bis mittelgroße Edelhäuser befanden. Eines dieser Edelhäuser gehörte offensichtlich ihm, denn das Eingangstor zum Grundstück öffnete sich, ohne dass er sich aus seinem Wagen bewegt hatte.
Ich wusste jetzt also, wo er arbeitete und wo er wohnte.
In den folgenden Wochen beobachtete ich ihn rund um die Uhr. Ich konnte seine Gewohnheiten und Gepflogenheiten im Schlaf aufzählen.
Während der Zeit, in der ich ihn beobachtete, investierte ich etwas und legte mir eine gute Kamera inklusive Teleobjektiv zu, auch ein Nachtsichtgerät besorgte ich mir, um ihn auch vom Weiten und in der Nacht, wenn er zuhause war, besser beobachten zu können. Das Teleobjektiv war so gut, dass ich mit selbigem sogar, von außerhalb des Grundstücks beobachten konnte, welchen Code Bahlmann in die Alarmanlage seines Hauses eingab, um sie ein- oder auszuschalten.
Ich wusste ja genau, wann Bahlmann zuhause war und wann nicht und verschaffte mir eines Nachts Zugang zu seinem Haus. Nicht übel, was ich dort so vorfand. Alles, wirklich alles vom Feinsten. Ich traute mir anfangs nicht mal irgendetwas anzufassen, obwohl ich Handschuhe trug. Alles sah teuer aus und die ganze Bude kam mir schon fast steril vor.
Die Grundfarbe des gesamten Inventars erschien im glänzendem Weiß. Dazu noch weißer Marmor als Fußboden. Ich stellte mir vor, dass man im Sommer, wenn die Sonne hier hereinschien, nur mit Sonnenbrille herumlaufen konnte, weil man sonst schnell eine Schneeblindheit bekommen könnte.
Ich sah mich ein wenig um. So eine Bude machte schon etwas her. Ein riesiges Wohnzimmer, mit direkter Treppe hinauf zum Schlafgemach. Vier Badezimmer und vier Schlafzimmer befanden sich in dem Haus, allesamt sehr geschmackvoll und offensichtlich teuer eingerichtet.
Als ich in seinem Büro herumstöberte, fand ich zwei Kaufverträge von Ferienhäusern auf Mallorca und Ibiza, inklusive entsprechender Versicherungen für diese Immobilien. Des Weiteren fand ich mehrere Mobiltelefone. Das neueste von denen nahm ich an mich. Ich fand auch Bankunterlagen unterschiedlicher Banken, bei denen Bahlmann Konten besaß. Lustig war, dass ich auch gleich seine Onlinebanking-Informationen in seinen Unterlagen fand. Von alle dem Machte ich mir schöne Fotos mit meinem Smartphone. Man weiß ja nie.
Als ich aufräumte, um alles wieder so zu hinterlassen, wie ich es vorfand, fiel mir ein kleines Geheimfach in seinem Aktenschrank auf.
Taataa...
Hier fand ich etwa ein halbes Kilo eines gewissen weißen Pulvers, welches ich ebenfalls an mich nahm. Ich selbst nahm keine Drogen, aber man weiß ja nie.
Am nächsten Morgen rief ich Bahlmann mit unterdrückter Nummer von seinem eigenen Handy, welches ich in der Nacht zuvor an mich nahm, an.
Nachdem er sich meldete, fragte ich ihn, warum er das tat, was er tat. Ob er kein Gewissen hatte, dass er sich an dem Unwissen anderer zu bereichern.
Er zeigte wenig Anteilnahme und wies mich darauf hin, dass ich ihn besser nicht mehr belästigen sollte, weil mich sonst vielleicht sehr unangenehme Leute besuchen kommen würden. Er hatte wohl noch nicht bemerkt, dass keine Nummer auf seinem Telefon angezeigt wurde. Es kam aber schon ziemlich bedrohlich herüber, was er sagte und wie er es sagte.
Wäre ich eine Person gewesen, die sich von anderen einschüchtern lassen würde, wäre ich jetzt tatsächlich eingeschüchtert gewesen.
So eine Person war ich aber nicht.
Ich fragte ihn, was er davon halten würde, in den nächsten drei Wochen wenigstens einigen seiner Opfer einen Teil ihrer Abmahnbeträge zurückzuzahlen.
Bahlmann gab mir daraufhin ziemlich deutlich zu verstehen, dass ich mich besser aus seinen Angelegenheiten heraushalten sollte, um nicht unter die Räder zu gelangen. Ich ersuchte ihn erneut, in den nächsten drei Wochen etwas zu unternehmen, damit ich seinen guten Willen erkennen konnte.
Bahlmann blieb ziemlich unbeeindruckt.
Klar, er wusste ja auch nicht, mit wem er es zu tun hatte.
Mir war von Anfang an klar, dass er sich von mir, also einem für ihn völlig anonymen Unbekannten, nicht zu irgendetwas drängen ließ. Nichts desto trotz, gab ich ihm einige Wochen Zeit, in denen ich ihn weiterhin genau beobachtete.
*
Sechs Wochen später bekam Bahlmann einen Anruf von mir. Es war bereits später Abend und er verließ das Büro als letzter. Er war gerade in der Tiefgarage, als ich ihn anrief.
„Bahlmann, altes Haus!“, begrüßte ich ihn scherzhaft, als