Rückstoß. Timo Körner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Rückstoß - Timo Körner страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Rückstoß - Timo Körner

Скачать книгу

und ich um achtzehn tausend Euro reicher.

      Ich machte dem Käufer noch klar, dass er ein großes Problem bekommt, wenn er versucht, Näheres über das Auto herauszufinden. Er blickte mich an, blickte um sich und überreichte mir mit einem Augenzwinkern das Geld.

      Erledigt!

      *

      Den Feind kennen (lernen)

       Ich war nun im Besitzt von insgesamt dreiundzwanzig tausend Euro. Es war recht lukrativ bis hier hin. Irgendwie war ich auch neugierig, was Häuptling für ein Leben führte und ich hatte noch sein Portemonnaie und seinen Haustürschlüssel. Ich kaufte mir auf dem Basar einen etwas kleineren und sehr günstigen Wagen, einen kleinen VW. Der kostete mich drei tausend und ich konnte direkt losfahren, weil er noch ein Versicherungszeichen von dem Verkäufer besaß. Es war zwar kein Versicherungsschutz mehr drauf, aber das konnte man ja so nicht sehen.

      In den nächsten zwei Tagen Parkte ich, immer wieder an unterschiedlichen Plätzen, in der Nähe von Häuptlings Meldeadresse, die ich dem Personalausweis aus seinem Portemonnaies entnahm. Häuptling wohne in einer recht guten Gegend, die sich Oberneuland schimpfte und es war ein nicht zu verachtendes, kleines, hübsches Haus.

      In regelmäßigen Abständen, klingelten seine Schergen und betraten, nachdem, er logischerweise, nicht öffnete offensichtlich mit eigenen Schlüsseln das Haus und verschwanden kurze Zeit später wieder.

      Nachdem ich in dem Kommen und Gehen die strukturelle Regelmäßigkeit ausmachen und planen konnte, wusste ich, wann ein passendes Zeitfenster vorhanden war, in dem ich mich ungestört in Häuptlings Bude bewegen konnte und betrat an einem frühen Morgen sein Haus.

      Nach all der langen Zeit des Pleiteseins und des Geldmangels, dachte ich jetzt, dass ich im Hause eines Großverdieners gelandet war. Der Typ hatte wirklich alles.

      In jedem Raum befand sich ein riesiger Fernseher, in der Doppelgarage stand ein Jeep und seinen Benz hatte ich ja bis vor kurzem.

      Seine Küche war mit sehr edlen Geräten ausgestattet, wobei sein leerer Kühlschrank mir sagte, dass er wohl nie wirklich selbst kochte.

      Ansonsten sah ich nur Designermöbel und Designerarmaturen. Im Garten befand sich ein großer Pool und ein Whirlpool, sowie eine Sauna. Irgendetwas sagte mir aber, dass so ein Goldkettenträger wie Häuptling, der Drogen verkaufte, nicht genug Geschmack und Einkünfte haben würde, um sich so einzurichten. Es sah eher so aus, als hätte man ihm das alles so überlassen, oder dass er noch eine zweite viel größere Geldquelle besitzen müsste. Das ganze materielle Zeugs interessierte mich aber nicht wirklich, weil ich eigentlich nur etwas Genaueres über Häuptling selbst herausfinden wollte.

      Ich suchte also nach etwas Persönlicherem und fand einen Raum, der nach einer Art Arbeitsraum aussah.

      Es schien sein Büro zu sein.

      Darin stand ein Laptop und wie ich es seinem Intellekt abgewinnen konnte, war nichts mit einem Passwort versehen. Ich konnte mich also frei in seinen Daten herumbewegen und kam nach kurzer Suche in einem Verzeichnis „Videojobs“ zum Stoppen. Die Videos in dem Verzeichnis waren nach Namen sortiert. Ich las vier Namen. Maike, Tamara, Anna und Nicole.

      Jedes einzelne Video zeigte die üble Tortur eines jungen Mädchens, welches, jede auf eine eigene Art, misshandelt, zum Teil missbraucht und dann am Ende des Videos durch einen Schuss in den Kopf getötet wurde. Jede dieser Torturen dauerte etwa dreißig bis sechzig Minuten. Wenn es sich bei diesen Videos nicht um sehr kranke Kunst-Kurzfilme handelte, was ich mir bei Häuptling auch nicht vorstellen konnte, handelte es sich um tatsächliche Snuff-Movies und mir wurde schlagartig anders.

      Kranke Scheiße...

      Die Tatsache, dass Häuptling diese Filme besaß und auch mit ihnen zu tun hatte, bestätigte mein Handeln. Diesen Mädchen konnte keiner mehr helfen, aber auch Häuptling konnte keiner mehr helfen. Teile von ihm befanden sich mittlerweile in Jurys Tiefkühltruhe und das war jetzt auch, mehr denn je, gut so.

      Dieser kranke Mistkerl!

      Ich wünschte mir jetzt, ich hätte ihn mehr leiden lassen, aber ich musste von meinen Hassgedanken wieder herunterkommen, um mich nicht darin zu verrennen.

      Jemand, der so etwas macht, um Geld zu verdienen, der muss noch viel mehr Geld haben. Aus einschlägigen Filmen, weiß ich, dass kranke Individuen Unmengen an Geld ausgeben, um solche Videos zu bekommen. Also muss Häuptling Massen von Geld besitzen. Jemand mit dem Intelligenzquotienten eines Buchsbaums, wie er, schafft das Geld nicht planvoll aus dem Weg, sondern behält alles greifbar. Es muss nur gefunden werden.

      Ich wollte gar nicht all sein Vermögen finden und ich wollte auch nicht Polizei spielen. Nach dem Mord an ihm, war ich ja mittlerweile selbst kein unbeschriebenes Blatt mehr.

      Nach einigem Suchen, fand ich in einigen versteckten Ecken seines Hauses noch ein paar Gelddepots und nahm mir das, was ich fand. Während in seinem Büro noch diese kranken Videos liefen, zählte ich das Geld, das ich in seinen verstecken fand. Ich zählte einhundert dreiundzwanzig tausend, als ich hörte, dass sich ein Schlüssel in die Eingangstür seines Hauses schob. Ich hatte keine Chance mehr, das Video abzuschalten und konnte mich nur noch hinter der Tür in seinem Büro verstecken.

      Wer konnte das sein?

      Seine Schergen kamen nie so früh hier her. Ich hörte anhand von lautem Klacken auf dem gekachelten Boden und an der Art der Schritte, dass es sich um eine Frau handelte, die mittlerweile durch das Haus lief. Die Schritte wirkten hektisch. Es wurden Sachen aus anderen Räumen gegriffen und hörbar in eine Tasche verstaut. Als die Schritte wieder in dem Foyer ankamen, stockten sie. Es war der Moment, in dem die Person die Schreie, in dem noch immer spielenden Video, gehört hatte. Ich hörte, wie sich die Person langsam in Richtung des Büros bewegte. Sie ging langsam aber zielstrebig an der Tür vorbei, hinter der ich mich versteckte und blieb vor dem Laptop stehen. Nun konnte ich sie sehen. Es war eine Wasserstoffblondine, die ihren schlanken Körper in ihre billig aufreizende Klamotte gezwängt hatte. Als sie vorbeiging, konnte ich erkennen, dass sie hinter ihrer Sonnenbrille ein blaues Auge versteckte.

      An ihrer folgenden Reaktion und an der Tatsache, ob sie mich entdecken würde machte ich fest, ob ich sie jetzt auch töten würde. Ich wollte sie nicht töten. Sie war zu hübsch und ich hatte nicht geplant, jetzt noch jemanden zu beseitigen. Das alles passte mir nicht in den Kram.

      „Was ist denn das für eine kranke Scheiße?“, fragte sie laut.

      Wenn sie wüsste, dass sie gerade ihr eigenes Leben gerettet hatte. Sie hatte sich durch diese Reaktion selbst von meiner Deathlist gestrichen, auf der nach Häuptling momentan nur sie stand.

      Im darauf folgenden Moment flippte sie aus. Sie riss den Laptop vom Tisch und warf ihn in einer schwungvollen, lässigen Bewegung gegen die Wand links von ihr.

      „Dieser kranke Spinner!“, rief sie, während das Gerät an der Wand zu Bruch ging.

      Dann entdeckte sie mich und erstarrte kurz.

      „Bist du einer von Jafars Handlangern?“, fragte sie.

      Jafar Schmidt, das war der Name, der in Häuptlings Personalausweis stand.

      „Wenn ja, dann richte ihm aus, dass ich ihn, wenn er mir noch einmal zu nahekommt, mit dieser ganzen kranken Scheiße, auffliegen lasse!“

Скачать книгу