Das Teufelskraut. Michael Hamberger
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„Aha, so sind also Eure Gesetze!“
Layla wollte gerade fortfahren, als sich der Anführer der Soldaten, den Layla niedergeschlagen hatte plötzlich bemerkbar machte. Er hatte Layla zwar aus ungünstiger Position, aber dennoch aus nächster Nähe beobachten können. Plötzlich nahm sein Gesicht einen erstaunten, fast schon erschreckten Ausdruck an. Dann schrie er auf einmal, während er mit dem Finger auf Layla deutete:
„Das ist Prinzessin Amalia!“
Kapitel 5
Layla erinnerte sich, dass auch das junge Mädchen, das immer noch in ihrer unterwürfigen Geste auf dem Boden kniete, sie auch so genannt hatte. Sie musste dieser Prinzessin Amalia wirklich ähnlich sehen. War das ihre Chance? Layla nahm ihre Sonnenbrille ab. Die drei Soldaten, die noch auf ihren Pferden saßen, versteiften. Auch der Bär machte einen erschreckten, fast schon erschütternden Gesichtsausdruck. Layla bemerkte, wie er sich sofort aus ihrem Bewusstsein zurückzog. Er sah Layla noch einmal drohend an, dann drehte er sich um und ging einfach davon. Für ihn war die Sache damit offenbar erledigt. Layla sah ihm noch hinterher, bis er im Wald verschwunden war. Was waren diese Bären für Kreaturen? Es waren nicht nur machtvolle und geschickte Kämpfer, wie sie schon am eigenen Leib zu spüren bekommen hat, sondern waren auch noch sehr intelligent, offenbar mindesten genauso intelligent wie ein Mensch. Das konnte doch einfach nicht sein! Gut, auch einen Werwolf konnte es eigentlich nicht geben, aber doch war Layla einer. Sie hatte gelernt, dass es wesentlich mehr Dingen zwischen Himmel und Erde gab, als sie sich auch nur annähernd vorstellen konnte, doch machte es ihr trotzdem noch riesige Probleme, dies zu akzeptieren.
Layla sah die Soldaten an, die sie fast schon besorgt ansahen. Offenbar hatten sie doch Angst vor den Konsequenzen. Doch Layla wusste genau, dass sie sich auf sehr brüchigem Eis bewegte. Sie war eben nicht diese Prinzessin Amalia. Das würde nur all zu schnell herauskommen. Deshalb musste sie diese Soldaten so schnell als möglich wieder loswerden, um dann irgendwie unterzutauchen. Auch durfte sie das arme Mädchen, das sie höchst wahrscheinlich in große Bedrängnis gebracht hatte, nicht einfach so zurücklassen.
Layla nahm das Schwert herunter und sah den Anführer der Soldaten herausfordernd an. Dabei versuchte sie, wie eine Prinzessin zu schauen, deren Maskerade gerade durchschaut worden war. Leider hatte sie gar keine Ahnung, wer diese Prinzessin Amalia war. Doch der Soldat grüßte nur zackig, dann steckte er sein Schwert wieder in die Scheide und ging zu seinem Pferd zurück. Dabei ließ er den verletzten Kameraden, dem Layla das Schwert abgenommen hatte, ohne Hilfe zurück. Layla wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Offenbar wurde von ihr erwartet, irgendetwas mit dem Soldaten zu tun. Das konnte kritisch werden. Wenn sie jetzt etwas Falsches tat, dann war sie in ganz großen Problemen.
Doch die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als sich der Soldat mühsam erhob. Seinem matten Blick nach war er nahe daran, das Bewusstsein zu verlieren. Layla vermutete, dass er wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung davon getragen hatte. Er konnte sich kaum auf dem Beinen halten, als er vor Layla stand. Da fiel Layla ein, dass sie immer noch sein Schwert in den Händen hielt. Layla bemühte sich um einen möglichst arroganten Blick, als sie ihm das Schwert reichte. Mit schwenkenden Schritten ging der Soldat zu seinem Pferd zurück. Und zu Laylas Erstaunen gelang es ihm in seinem Zustand doch, sich ohne Hilfe auf den Rücken des Tieres zu ziehen, was offenbar nur durch jahrelange Erfahrung möglich gewesen war.
Der Anführer machte mit der rechten Hand ein Zeichen und die Soldaten zogen an den Zügeln ihrer Pferde. Sie drehten um und ritten wieder zurück in Richtung Griendvolt. Der verletzte Soldat hatte dabei augenscheinlich große Probleme, sich im Sattel zu halten.
Layla drehte sich zu dem Mädchen um, das ganz langsam den Kopf hob und Layla mit großen, staunenden Augen ansah. Dann sagte sie:
„Was für eine Kraft und Schnelligkeit. Niemals sah ich jemanden auf diese Art kämpfen. Dabei seid Ihr doch eine Frau!“
„Da, wo ich herkomme, können sich Frauen schon verteidigen. Könnt Ihr mir helfen?“
„Das werde ich natürlich. Was benötigt Ihr?“
„Wie gesagt, zuerst einmal brauche ich etwas anderes anzuziehen. Ich schwitze mich zu Tode und bin wohl auffällig, wie ein bunter Hund. Außerdem muss ich herausfinden, wo ich genau bin, wie ich wieder in meine Heimat zurückkehren kann!“
Das Mädchen begann zu kichern und presst sich die Hand auf den Mund. Dann sagt sie:
„Was für eine seltsame Aussprache Ihr habt!“
Da musste Layla auch lachen. Das Mädchen wurde ihr immer sympathischer. Sie sagte:
„Für mich klingt Deine Aussprache auch fremd. Ich werde aber sehr schnell Deinen Akzent annehmen müssen, damit ich nicht auffalle. Kannst Du meine Lehrerin sein?“
„Selbstverständlich werde ich dies mit Freuden tun.“
Daraufhin drehte sich das Mädchen um und ging in den Wald. Sie machte Layla ein Zeichen, ihr zu folgen.
Als sie zwischen den Bäumen verschwunden waren, sagte ihr das Mädchen:
„Es wird sehr schwierig sein, unbemerkt an der Torwache vorbeizukommen.“
„Was ist eine Torwache?“
„Griendvolt ist von einer Stadtmauer umgeben. Es gibt nur drei Tore. Je eines davon im Osten, Westen und Süden. Im Norden ist der Mönchesberg. An den Toren wachen jeweils drei Soldaten, die jede Person, die aus- und eingeht auf das genauste kontrollieren.“
Layla wusste nicht, ob sie sich langsam an den Dialekt des Mädchens gewöhnte, oder ob die nur versuchte, sehr betont und genau zu sprechen, aber auf jeden Fall hatte Layla immer weniger Probleme, sie zu verstehen. Sie machte dem Mädchen ein Zeichen, dass sie sie verstanden hatte. Das Mädchen fuhr fort:
„Ihr werdet hier warten müssen, bis ich Euch passende Kleidung besorgt habe. Ich werde mich beeilen. Verbergt Euch in der Zwischenzeit hier unter den Bäumen. Die Soldaten werden sicher gleich zurückkehren.“
Layla lächelte, froh darüber, eine Hilfe gefunden zu haben. Es war ihr klar, dass sie dem Mädchen würde vertrauen müssen, aber Layla war sich fast sicher, dass das Mädchen dieses Vertrauen verdiente. Als Journalistin hatte sie sich eine sehr gute Menschenkenntnis angeeignet, auf die sie auch sehr stolz war. Nur selten war es ihr geschehen, dass sie jemand grundlegend täuschte.
Layla nahm ihre Brille ab und reicht sie dem Mädchen, die sie mit neugierigen Augen betrachtet. Layla machte ihr ein Zeichen, sie anzuprobieren. Das Mädchen kicherte, setzte sich dann aber die Brille auf. Sie schaute umher und begann begeistert zu tanzen. Das brachte Layla zum Lachen. Es sah wirklich zu komisch aus, das Mädchen mit der altmodischen Kleidung und der ultramodernen Sonnenbrille zu beobachten. Das sah einfach zum Schreien aus. Durch Laylas Lachen musste auch das Mädchen wieder lachen. Offenbar lachte sie gerne. Layla schätzte, dass sie überhaupt ein sehr lebenslustiger Mensch war. Ihr fiel auf, dass sie noch gar nicht wusste, wie das Mädchen hieß, deshalb stellte sie sich erst einmal vor:
„Mein Name ist übrigens Layla Méndez!“
Das Mädchen lachte wieder. Offenbar hatte sie solch einen Namen noch nie gehört. Sie gab Layla die Hand und sagte:
„Ich bin Elisabeth Schickendanz. Freut mich, Euch kennen zu lernen!“
„Es