Das Teufelskraut. Michael Hamberger
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Die Stadt sah wahrhaftig aus, wie direkt aus dem Mittelalter importiert. Wie konnte es dann sein, dass es, wie der Mann sagte, das Jahr 2012 war? Hatte sich Layla da verhört oder ihn falsch verstanden? Nein, sie war sich sicher, dass dies nicht der Fall war, obwohl es sehr schwierig gewesen war, den Mann aufgrund seines seltsamen Dialekts, zu verstehen. Er hatte eindeutig 2012 gesagt.
Direkt hinter der Stadt konnte Layla einen Fluss sehen. Da Sommer war, führte der Fluss nicht viel Wasser, er schien aber recht breit zu sein. Layla vermutete, dass er direkt aus den Bergen kam, die Layla hinter der Stadt aufragen sah. Angrenzend an den Fluss war eine beeindruckende Steilwand aus purem Gestein. Layla schätzte, dass die mindestens 200 – 250 Meter hoch ein musste. Und auf der Höhe dieser Steilwand war eine weitläufige Burg. Layla konnte blaue Fahnen im Wind wehen sehen, die ein Wappen zeigten, dass Layla auf diese Entfernung jedoch nicht erkennen konnte. Dort musste der erwähnte König wohnen. Layla konnte auf den ersten Blick keinen erkennbaren Weg zur Burg ausmachen, dann fielen ihr aber zwei Dinge auf. Erstens: Vom zentralen Platz aus führte eine breite Straße direkt in Richtung der Burg. Dieser Weg war wie der Platz höchstwahrscheinlich mit Steinen gepflastert, während alle anderen Wege keine Pflasterung zeigten, sondern nur aus gepresster Erde bestanden. Auf dieser Prachtstraße war kein Mensch. Das war seltsam, da alle anderen Straßen regelrecht verstopft schienen. Selbst auf einem engen Weg, der parallel zu der Prachtstraße entlanglief, war ein regelrechter Verkehrsstau.
Das zweite das Layla auffiel war, dass von der Prachtstraße eine imposante Brücke über den Fluss führte, die auf den ersten Blick ins Nichts führte. Dann erkannte Layla bei näherem Hinsehen jedoch, dass diese Prachtstraße hinter der Brücke eine scharfe Kurve nach rechts machte. Offenbar war dies der Weg zur Burg hinauf. Und dieser Weg war von ihrer Position aus nicht einzusehen. Er musste jedoch, so schätzte Layla, sehr steil und mühsam sein.
Halbrechts von der Burg, fast noch höher im Berg, war ein weiterer Gebäudekomplex. Dieser schien direkt in den Felsen gehauen zu sein. Layla hatte keine Ahnung was sich dort befinden konnte. Es waren keine Fahnen zu erkennen und soweit Layla von ihrer Position erkennen konnte war dieser Gebäudekomplex nur sehr schwer zu erreichen. Trotzdem schien er bewohnt zu sein.
Layla schüttelte den Kopf. Solch ein Schloss und solch eine Landschaft konnte es in der Schweiz einfach nicht geben! Das hätte sie sicher erfahren. Nicht dass sie die große Expertin in der mittelalterlichen Geschichte wäre, aber durch ihren Beruf in der BaWo hatte sie doch auch oft über diese Zeiten recherchieren müssen. Und eine solche Landschaft mit einem solch imposanten Schloss, wo auch noch ein König wohnen sollte, das wäre ihr mit Sicherheit aufgefallen. Nur wo war sie dann? Auch Deutschland und Österreich meinte sie ausschließen zu können. Der Mann hatte aber Deutsch gesprochen, eine seltsame Art zwar, aber doch eindeutig Deutsch. Wo war im Mittelalter sonst noch Deutsch gesprochen worden? Auch das entzog sich Laylas Kenntnis. Sie schüttelte energisch den Kopf. Das konnte nicht sein! In was für einen Alptraum war Layla da nur wieder hineingeraten?
Langsam begann Layla mit dem Abstieg zu der Stadt. Auf halben Weg sah sie ein etwa 16 jähriges Mädchen. Das hatte ebenfalls Kleidung an, die Layla an das Mittelalter erinnerte. Sie hatte ein hellbraunes Kleid an, das bis zu den Waden reichte und hatte eine gelbliche Haube auf dem Kopf. Des Weiteren trug sie eine Schürze aus einem rötlich braunen, groben Stoff, der hinter ihrem Rücken zusammengebunden worden war. Die Schürze hatte eine große Tasche. Sie war barfuß.
Sie hatte einen Korb auf dem linken Unterarm eingehängt. Sie lief in einem Kreis. Ihr Blick war dabei aber permanent auf den Boden gerichtet. Alle paar Sekunden blieb sie stehen, bückte sich, zog eine Pflanze aus dem Boden und legte sie vorsichtig in ihren Korb. Sie war so konzentriert in ihre Arbeit, dass sie Layla erst bemerkte, als diese direkt hinter ihr stand und sie ansprach:
„Guten Tag, Können Sie mir bitte helfen?“
Das Mädchen erschrak sichtlich und drehte sich zu Layla um. Dadurch konnte ihr Layla das erste Mal ins Gesicht sehen. Das Mädchen war ausgesprochen hübsch. Sie hat riesengroße, tiefblaue Augen und eine kleine Stupsnase, die mit Sommersprossen nahezu übersäht war. Die störten aber nicht, sondern gaben dem Mädchen einen goldigen, fast schon frechen Touch. Unter der Haube konnte Layla erkennen, dass sie rote Haare hatte. Er war ein sehr schöner Rotbraunton. Sie vermutete dass die Haare länger waren, als es auf den ersten Blick erschien. Die Haare waren offensichtlich zusammengebunden dass sie nicht aus der Haube herausfielen. Der Mund des Mädchens war einfach perfekt geschwungen und durch eine natürliche Rotfärbung sah er fast aus, als wäre er geschminkt. Das Mädchen sah in ihrer ganzen Erscheinung sehr gepflegt und sauber aus. Auch ihre Kleidung wies nicht einen Fleck auf, obwohl man ihr ansah, dass sie nicht neu sein konnte.
Sie sah Layla konsterniert an. Offenbar wusste sie nicht, was sie von ihr halten sollte. Layla hatte schon Angst, sie würde sich einfach herumdrehen und weglaufen, dann aber hob sie die Hand und deutete mit dem Finger auf Laylas Sonnenbrille, die die immer noch aufhatte. Layla musste lachen. Es sah sicher zu komisch aus. Ihre Sonnenbrille war so groß, dass sie fast das ganze Gesicht bedeckte. Außerdem waren die Gläser verspiegelt. Sie musste für das arme Mädchen aussehen, wie ein Alien. Layla nahm die Brille ab und lächelte das Mädchen an. Doch als das Mädchen Layla ohne Brille sah, weiteten sich erst recht ihre Augen. Dann ließ sie sich auf die Knie sinken und sagte:
„Eure Hoheit, zu Ihren Diensten!“
Jetzt war es an Layla, ein erstauntes Gesicht zu machen. Sie glaubte, sich verhört zu haben. Wie eine Hoheit sah sie bestimmt nicht aus in ihrem seltsamen Aufzug. Layla kicherte, dann machte sie dem Mädchen ein Zeichen aufzustehen, während sie sagte:
„Nein, Nein, Nein, so war das nicht gemeint. Ich brauche nur eine Auskunft!“
Doch das Mädchen ließ sich nicht davon abbringen, sondern beugte sich im Gegenteil sogar noch nach vorne und berührte mit der Stirn den Boden. Layla war dies furchtbar peinlich. Deshalb sagte sie:
„Bitte, stehe doch auf. Ich bin keine Hoheit!“
Das Mädchen hob leicht den Kopf und sah Layla scheu an. Dann sagte sie zweifelnd:
„Ihr seid nicht Prinzessin Amalia, die Tochter des Königs?“
„Nein. Ich bin total fremd hier und das erste Mal in Griendvolt.“
„Ihr seid der Prinzessin wie aus dem Gesichte geschnitten!“
Layla lachte herzhaft. Das Mädchen beobachtete Layla von unter herauf skeptisch, dann musste sie aber auch grinsen. Bei diesem Grinsen schien es, als würde die Sonne im Gesicht des Mädchens aufgehen. Layla mochte sie auf Anhieb. Zögernd stand das Mädchen auf. Sie begutachtete Layla nochmals von oben nach unten an, dann sagte sie mit einer Stimme, die verriet, dass sie gegen ein aufsteigendes Lachen ankämpfen musste:
Was habt Ihr denn für seltsame Kleidung an, meine Dame?“
„Wie gesagt, ich komme von weither. Dort ist es viel kälter. Leider habe ich mein Gepäck verloren. Wisst Ihr, wo ich Kleidung kaufen kann?“
„In der Stadt findet ihr einen Markt, auf dem ihr alles kaufen könnt, was ihr benötigt.“
Da fiel Layla ein, dass sie gar kein gültiges Geld besaß und Master Card würde auf diesem Markt wohl schwerlich