Oskar trifft die Todesgöttin. Jörgen Dingler
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Читать онлайн книгу Oskar trifft die Todesgöttin - Jörgen Dingler страница 6
»Weißt du, warum ich dich liebe?«
»Du liebst mich???«
So weit hatte Oskar sich noch nicht aus dem Fenster gelehnt. Er war sich sicher, mit seinen Gefühlen für sie schon weiter zu sein als umgekehrt. Ein Irrglaube, sollte Christines Bekenntnis wahr sein.
»Hatte ich das noch nicht gesagt?«
»Nein. Und das weißt du auch.«
»Hast du das noch nicht gemerkt?« Sie stemmte die Hände in die Hüften.
»Ich war mir nicht sicher«, bemerkte er leise, eher sachlich.
»Wenn du sagst, dass du dir nicht sicher warst, dann weiß ich, dass du mich auch liebst«, bewies sie, dass sie schnell zu reagieren vermochte – auf jeden Fall intellektuell und sprachlich. Und wohl auch anderweitig. Vielleicht kannte sie sogar ein paar Tricks von ihrer lieben Freundin Kali. Dass sie nicht nur geistig topfit war, blitzte das ein oder andere Mal auf, auch außerhalb ihrer Körperbeherrschung auf intimem Gebiet. Kali könnte keine würdigere Chefin haben.
Ich war ein Narr, diesen Job anzunehmen! Aus manchen Gr ü nden.
»Sehr fein kombiniert, Fräulein Vaarenkroog.«
»Dann kannst du es auch sagen, Herr Randow.«
»Ich trau mich nicht. Vielleicht hab ich mich ja verhört.«
»Hast du nicht, du Feigling. … Ich liebe dich. … Jetzt gehört?«
»Ja. … Und ich dich erstmal. … Und baden möchte ich auch mit dir.«
Sie küssten sich.
»Du wolltest mir noch sagen, warum du mich liebst.« Er streichelte den Kopf des faszinierenden Wesens, das trotz Liebesgeständnis ein brandgefährliches Wesen war. Erst recht, falls diese Offenbarung mehr Taktik als Tatsache war.
»Ich liebe dich, weil wir ein verdammt gutes Team sind.« Sie pausierte, wirkte auf einmal nachdenklich. »Und vielmehr noch, weil du mir etwas entgegenzusetzen hast.«
Er verstand, was sie meinte. Ein schönes Kompliment, erst recht wenn es von einem Traumgeschöpf kam, das einem damit Ebenbürtigkeit attestierte. Oskar bemerkte einen Treppenabgang an der Seitenwand.
»Und ich liebe dich, weil du das tollste, beeindruckendste Geschöpf bist, was mir jemals passierte.« Große leuchtende Augen musterten ihn. »Das schönste natürlich auch.«
»Jemals passierte finde ich gut.« Das musste ihr gefallen, da er von ihrer Wortwahl in Zürich Gebrauch machte. Sie lächelte, hatte seinen abschweifenden Blick bemerkt – natürlich.
»Wohin führt dieser Abgang da, Süße?«
»Na, wohin führt ein ebenerdiger Abgang wohl? In den Keller.«
»Aha. So ne Art Folterkeller für Bondagespielchen?«
»Da muss ich dich enttäuschen. Falls das ein Hobby von dir sein sollte, musst du es woanders ausleben. Unten ist ein Weinkeller und eine Sauna.«
»Tolle Kombination.«
»Ja, nicht wahr? Hab ich bauen lassen, nachdem ich die Pension gekauft habe. In all meinen geräumigeren Domizilen hab ich eine Sauna. Nenn es meine skandinavische Ader.«
»Du hast eine skandinavische Ader? Cool.«
Natürlich! Greg hatte seinerzeit erwähnt, sie hätte auch ein Anwesen in Skandinavien. Würde sie das nun bestätigen? Nein. Sie ging nicht näher darauf ein, korrigierte stattdessen
»Eher heiß als cool«, ganz übergenaue Christine. »Gehst du gern in die Sauna, Liebling?«
»Leidenschaftlich gern. Sogar im Sommer… zwar nicht so regelmäßig wie im Winter.«
»Wirklich?« Sie sah ihn an, als sei er hochgradig pervers.
»Ja. Findest du das krank, auch im Sommer in die Sauna zu gehen?«
»Nein. Nur nicht normal.«
»Sag ich doch: krank«, provozierte er sie, von ihrer herzerfrischenden Deutlichkeit Gebrauch zu machen.
»Nicht normal im positiven Sinne. Auch ich gehe ganzjährig in die Sauna.«
»Klar, die skandinavische Ader. Stell dir vor: Ich kenn sogar jemanden, der bei 30 Grad im Schatten ein heißes Bad nehmen will.«
»So jemanden kenne ich auch. Gutes Thema übrigens. Können wir endlich?« Sie nickte unmissverständlich Richtung Eingang. Er schnappte beider Gepäck.
Stimmt. Sie wollte ja nicht mehr diskutieren. ‚Gutes Thema‘… anderes Thema durch.
Achtzehn.
Vatikanstadt, Juli 2011
Der Heilige Vater durchmaß den Parkweg mit erstaunlicher Trittsicherheit und Zielstrebigkeit für seine 84 Jahre. Er hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt und nutzte den geliebten täglichen Spaziergang durch die vatikanischen Gärten, um sich mit seinen engsten Vertrauten zu beraten. Zu seiner Linken ging der Mensch, der das höchste Vertrauen von Benedikt XVI. genoss, sein erster Privatsekretär Dr. Georg Gänswein. Gänswein – schon zu ‚Papa Ratzis‘ Zeiten als Kardinal dessen Assistent – besaß nicht nur bei seinem Dienstherrn außergewöhnliche Reputation. Er wurde unter anderem mit den höchsten Orden und Ehrenzeichen Italiens, Deutschlands und Österreichs ausgezeichnet. Die rechte Seite des Papstes flankierte sein zweiter Privatsekretär, der Malteser Dr. Alfred Xuereb. Beide Privatsekretäre trugen den Titel ‚Päpstlicher Ehrenprälat‘ und waren als ständige Begleiter quasi die Satelliten des Heiligen Vaters.
Der gutaussehende deutsche Geistliche wäre zumindest optisch Hollywoods Idealbesetzung für eine Neuverfilmung der ‚Dornenvögel‘. Trotz seines Talars und seines Alters (er stand kurz vor seinem 55er) wirkte er mit jungenhaftem Charme, ansteckendem Lachen und vollen aschblonden Haaren wie ein Sonnyboy. Sein maltesischer Kollege gab da klar den unauffälligeren Part. Xuereb wirkte ebenso sympathisch wie Gänswein, aber reifer, besonnener, ja auch älter. Nebenbei gesagt, war er zwei Jahre jünger als der fesche Kollege.
Die beiden engsten Mitarbeiter sollten diejenigen sein, mit denen Benedikt XVI. seine Sorgen teilen wollte. Es hatten sich höhere Vertreter der Vatikanbank angeboten, um zu erörtern, was bei der Auswahl des Nachfolgers für den ermordeten Präsidenten von angeblicher Relevanz sei. Angebliche Relevanz deswegen, weil der Heilige Vater nicht davon ausging, dass Bewerber für das Präsidentenamt objektive Argumente für Empfehlungen in eigener Sache anführen würden. Jeder der potenziellen Nachfolger bat darum, unter Ausschluss der anderen Nachfolgekandidaten mit dem Papst sprechen zu dürfen. Nach wie vor lenkte der vormalige Vizepräsident die Geschicke der Vatikanbank als ‚Interimspräsident auf unbestimmte Zeit‘. Der Papst wollte keine schnelle Verlegenheitslösung. Es galt, neues Vertrauen aufzubauen. Nach innen und nach außen. So beriet sich Benedikt XVI. lieber mit seinen beiden engsten Vertrauten. Außerdem ging es zwar schon um das geplante