Oskar trifft die Todesgöttin. Jörgen Dingler

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Oskar trifft die Todesgöttin - Jörgen Dingler

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unbesiegt‘.« Xuereb überlegte, Gänswein sah den Kollegen interessiert an, faltete die Hände. »Menschen handeln immer nach ihrer eigenen Vernunft.«

      »Selbst wenn diese Vernunft von anderen nicht nachvollziehbar ist oder gar als Torheit angesehen wird«, pflichtete Gänswein bei, der ahnte, worauf sein Kollege hinauswollte.

      »Was meint ihr damit, meine teuren Vertrauten?«, fragte der Papst, der beider Gedankengänge gerade nicht nachvollziehen konnte.

      »Auch unsere ‚Todesgöttin‘ ist ein Mensch. Auch sie hat ihre Ziele. Und vielleicht hatte sie ihr Ziel schon erreicht«, präzisierte Monsignore Xuereb.

      »Ich ahne, worauf Sie hinauswollen«, bemerkte Benedikt XVI.

      »Es ist noch gar nicht mal sicher, ob Sie, Heiliger Vater, wirklich das Ziel eines neuen Anschlags sein werden. So wie es nicht sicher ist, ob es überhaupt einen neuen Anschlagversuch bei der Zusammenkunft geben wird.«

      Gänswein merkte ebenso wie der Papst, wie die Ganglien des Maltesers rotierten. Der jugendlich wirkende Deutsche wurde unruhig, wippte sanft vor und zurück, wollte die Dinge beschleunigen. Georg Gänswein wirkte nicht nur jünger als sein zwei Jahre jüngerer Kollege, auch sein Verhalten war zuweilen mehr das eines jungen Menschen. Dazu zählten eine gewisse Neugier und Ungeduld.

      »Was schlagen Sie vor, Alfred?«, hakte er nach.

      »Vielleicht hat Kali ihren Auftrag erfüllt, indem sie Lucchese von seinen Pflichten zu entbinden hatte.« Alle sahen sich an. Auch sah man den Deutschen an, dass sie durch die sarkastische Ausdrucksweise des Maltesers irritiert waren. Xuereb war bekanntermaßen kein ‚Fan‘ des kürzlich Verblichenen. »Vielleicht aber auch nicht.«

      »Alfred…«, hob der Heilige Vater an und ließ Anzeichen von Ungeduld erkennen. Xuereb machte es spannend. Die Tage Benedikts XVI. waren dermaßen mit Aufgaben angefüllt, dass solche dramaturgischen Stilmittel nicht seine Zustimmung fanden. Der clevere Malteser bemerkte dies und entließ eine weitere Wortspende.

      »Wir werden versuchen, das herauszufinden. Und zwar nicht erst, wenn es zu spät ist.«

      »Bitte präzisieren Sie das, verehrter Monsignore«, trat nunmehr der Papst aufs Gas und wurde so förmlich, als ob noch andere zugegen gewesen wären. Der Heilige Vater wurde zum eiligen Vater. Das zeigte sich auch dadurch, indem er sich wieder in Bewegung setzte.

      »Kann ich nicht. Noch nicht. Eins kann ich aber schon sagen: Wir sollten das Treffen diesmal nicht in Rom stattfinden lassen. Nicht einmal in Italien.« Xuereb, der nun eine Zeit lang den Weg betrachtete, sah wieder auf. Der Anflug einer Süffisanz huschte über sein Gesicht.

      »Natürlich offiziell inoffiziell. Das Treffen ist ja schließlich geheim«, ergänzte Gänswein. Er hatte seinen Kollegen verstanden und warf ihm einen konspirativen Blick zu.

      Der Papst blieb stehen, faltete die Hände und sah Monsignore Xuereb lange an. Dann lächelte er und wendete seinen Kopf Monsignore Gänswein zu, schenkte auch ihm sein berühmtes Papstlächeln. Gänswein dachte nach, nickte bestärkend… und schmunzelte.

      »Haben Sie schon an einen bestimmten Ort für dieses Treffen gedacht, lieber Alfred, oder können Sie das auch noch nicht sagen?« Auch der Papst konnte kokettieren.

      Monsignore Xuereb stülpte die Unterlippe vor.

      »Spanien ist auch ein wunderschönes und katholisches Land.«

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