Personen - Schutz. Jürgen H. Ruhr
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Er sah uns beide in die Augen: „Ich möchte nicht, dass ihr euren ersten Job vermasselt. Denn dann seid ihr wieder draußen. Hier darf euch einfach kein Fehler unterlaufen. In der Beziehung kennt Bernd wirklich keinen Spaß. Schließlich geht es um das Geschäft ...
Aber weiter zum Tagesablauf: Vom Bahnhof fahrt ihr direkt zum Hotel ‚Palace St. Georg‘. Das liegt nur ein paar Autominuten vom Hockeypark entfernt. Ihr begleitet Schlensbow beide bis in seine Suite. Christine macht dann Feierabend für diesen Tag und verlässt das Hotel durch den Hintereingang. Jonathan postiert sich vor der Zimmertür dieses Sängers. Zumindest so lange, bis die Presse fort ist. Das wird zirka eine Stunde dauern, Schlensbow will auch noch ein paar Worte an die Pressefuzzis richten. Du erhältst ein Zimmer direkt neben dem großen Künstler und stehst ihm auf Abruf zur Verfügung. Aber es ist eigentlich nichts geplant für den Abend, so dass das Ganze ruhig verlaufen dürfte. Am Morgen befindest du dich um zehn Uhr in der Suite von Schlensbow. Besser vielleicht sogar halb zehn, denn dann wird auch wieder die Presse erwartet. Schlensbow schläft immer gerne lange und wird so gegen elf Uhr erwartet.“
„Aber baden und anziehen muss ich den Knaben nicht?“, warf ich bissig ein. Ja war ich denn der Hausdiener dieses Früchtchens? Nur weil der ein paar grässliche Lieder sang und diese dumme und jeglichen Musikgeschmacks ferne Jugend sich das auch noch anhörte? War ich denn der Hampelmann?
„Nein, waschen und anziehen wird er sich wohl selber können“, erklärte Sam, „ich kann ja verstehen, dass dir der Job nicht schmeckt. Wie gesagt: Augen zu und durch! Aber weiter: Kurz bevor Schlensbow aufsteht, bringt der Zimmerservice das Frühstück. Schlensbow wird mit seinem Manager zusammen frühstücken, also dürfte der auch um diese Zeit in der Hotelsuite eintreffen.“
Sam zwinkerte mir zu. „Damit der Mann sieht, dass du auch dein Geld wert bist, kannst du ja ein wenig den Raum und das Frühstück checken.“
„Soll ich jetzt auch noch den Vorkoster spielten?“ Langsam wurde ich sauer. Aber Sam lachte nur: „Ach, Jonathan. Sieh das Ganze doch positiv. Und nein - Finger weg von dem Essen. Unterstehe dich dem Mann die Brötchen wegzuessen.“
Sam und Christine lachten und langsam besserte sich auch meine Laune wieder. Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht.
Sam fuhr fort: „Sobald Schlensbow im Raum ist, beziehst du wieder vor der Tür Posten. Und immer schön das Jackett offen halten, so dass die Pressefotografen auch deine Waffe sehen können.“ Der kleine Asiate unterbrach sich nachdenklich. „Nimm auf jeden Fall deinen Waffenschein mit. Und noch etwas: die Waffen sollten natürlich geladen sein!“
Christine und ich nickten. Das war uns von Bernd und Sam schon bei den Vorbereitungen zur Waffensachkundeprüfung eingebläut worden: eine Waffe niemals ungeladen bei sich tragen.
In dieser Hinsicht war ich ja mittlerweile ein alter Hase: Schon vergangenes Jahr absolvierte ich hier meine Waffenkundeprüfung. Erst erschien es mir ja ein wenig suspekt - ich und eine Waffe - aber mittlerweile wollte ich meinen sechsunddreißiger Smith & Wesson Revolver nicht mehr missen. Und auch Christine schaffte unter Bernds und Sams Leitung in den Wintermonaten ihre Prüfung. So gar nicht damenhaft entschied sie sich für eine Sig-Sauer P226 mit neun Millimeter Parabellum Munition. Immerhin konnte das Magazin fünfzehn Schuss fassen.
In Gedanken verglich ich meinen Revolver mit ihrer Automatik. Dann stellte ich mir beide Waffen in einem Schulterholster vor. Sah die Smith & Wesson gegenüber der P226 von Chrissi nicht eigentlich ein wenig popelig aus? Dieser kleine Revolver; also ich gestandener Mann und dieser kl...?
„Jonathan, bist du noch bei uns?“, holte Sam mich aus meinen Gedanken in die Gegenwart zurück. „Fein, dann können wir ja weitermachen. Gegen Mittag fährt Schlensbow mit seinem Manager zur Probe. Jonathan chauffiert wieder. Christine ist kurz vor der Abfahrt - die genaue Zeit erfahrt ihr noch - im Hotel. Geht davon aus, dass die ganze Angelegenheit wieder mit viel Brimborium veranstaltet wird. Während Jonathan den Wagen vom Parkplatz des Hotels holt und vor den Eingang fährt, begleitet Chrissi unseren Sänger. Zeitlich genau abgestimmt soll er dann aus dem Haupteingang treten und in den Wagen steigen.“
Wieder schmunzelte Sam: „Du brauchst unserem Gast auch nicht die Tür aufzuhalten, das macht der Hotelportier.“
Ich lachte. „Muss ich denn eine Chauffeurmütze tragen?“ - „Eine gute Idee, Jonathan. So eine Mütze würde schließlich etwas hermachen. Sehr gut, dass du so kreativ mitdenkst!“
Ich hätte mich für meine vorlaute Äußerung ohrfeigen können. Wenn Sam jetzt wirklich auf die Idee käme, dass ich so ein Ding tragen sollte ...
„Die Konzertprobe findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Eigentlich sollen dann nur die Feineinstellungen für Sound und Licht durchgeführt werden ...“
„Soundcheck“, fiel ich ein.
„Genau, Jonathan, Soundcheck. Danach geht es wieder zum Hotel zurück. Diesmal direkt auf den Parkplatz. Schlensbow und sein Manager betreten das Hotel durch den Hintereingang und fahren dann mit euch beiden im Aufzug hoch. Zum Konzert geht es später auch durch den Hinterausgang wieder raus zum Wagen. Die Abfahrtzeiten bekommt ihr noch. Sowohl mittags, als auch abends parkt ihr direkt hinter der Bühne. Ihr begleitet Schlensbow zum Aufgang und haltet euch ab dort möglichst im Hintergrund. Beobachtet die Umgegend. Auch wenn nicht mit Gefahr zu rechnen ist - man weiß schließlich nie!“
Sam nahm einen Schluck Orangensaft. „Soweit also der grobe Plan. Genaue Zeiten bekommen wir noch vom Manager. Wann der Zug eintrifft, zum Beispiel. Und in der verbleibenden Zeit bis zum Konzert bringe ich euch noch Einiges über Personenschutz bei. Speziell auch Personenschutz in der Film- und Musikbranche. Macht euch also keine Gedanken, dass dieser Monat zum Urlaub für euch werden könnte!“
II.
Urlaub ... Da sprach Sam das richtige Thema an. Es schüttelte mich leicht, als ich an meinen letzten Urlaub zurückdenken musste.
Dass ich bei meinen Eltern wieder einziehen - nein, halt ‚lediglich übernachten‘ gibt es besser wider - durfte, geschah doch nicht ganz so selbstlos wie es zunächst schien. Jetzt stand ich wieder in der Verfügungsgewalt meiner Eltern und es dauerte nicht lange, da eröffnete mein Vater meiner Mutter und mir beim Abendessen: „Frieda, der Jonathan wird mit dir in Urlaub fahren.“ Nach diesen Worten schob er sich ein großes Stück Fleisch in den Mund und kaute zufrieden darauf herum.
Ich war perplex. Wieso sollte ich jetzt mit meiner Mutter in Urlaub fahren? Bisher war von so etwas nie die Rede gewesen. Überhaupt - früher fuhren wir doch immer alle zusammen in die Ferien. Aber früher war ich auch ein kleines Kind gewesen. Ich schaute meine Mutter fragend an.
„Walter, was soll das jetzt?“, erkundigte sie sich auch direkt, „wir zwei wollten doch zusammen fahren. Das haben wir doch schon groß und breit besprochen.“
Mein Vater kaute in aller Ruhe zu Ende, bevor er grinsend erläuterte: „Also. Zunächst hast du das besprochen. ‚Die Frieda und ihr Mann‘“, äffte er meine Mutter nach, „ich wollte nie diese blöde Städtereise machen. Das wolltest immer nur du.“
„Bildungsreise. Ein wenig Bildung kann dir ja nun nicht schaden. Die Frieda und ihr Mann haben diese Reise auch schon gemacht. Voriges Jahr und …“
Jetzt