Personen - Schutz. Jürgen H. Ruhr

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du doch bist. Die Reise beginnt doch in Düsseldorf. Und um die Fahrkarten solltest du dich kümmern. Hat dir Vater das nicht gesagt? Dann musst du eben noch welche besorgen!“

      Der Bahnsteig füllte sich allmählich mit Menschen. „Fahrkarten besorgen? Wo denn? Kann man die nicht im Zug lösen?“

      Meine Mutter schüttelte den Kopf. „Du bist immer so weltfremd. Das geht doch schon lange nicht mehr. Du musst in die Bahnhofshalle und am Automaten zwei Karten lösen. Und beeile dich, der Zug ist gleich da.“

      Ich hastete los. Nach meiner Uhr blieben mir gerade einmal fünf Minuten. Das müsste zu schaffen sein. Gegen den Strom der auf den Bahnsteig flutenden Menschen kämpfte ich mich zur Halle zurück. Da stand ja der Automat!

      Zugegebenermaßen bin ich kein großer Bahn- oder Busfahrer. Folglich war der Automat für mich auch ein Buch mit sieben Siegeln. Hilfesuchend sah ich mich nach einem offenen Schalter oder wenigstens einer Information um. Dann trat ein junger Mann an mich heran. „Willste hier Wurzeln schlagen? Kann ich mal da ran?“ Ich trat einen Schritt zur Seite und beobachtete interessiert wie der Mann die Tasten bediente. „Was glotzte denn so?“ - „Ich ... - ich kenne mich mit dem Ding nicht so aus.“

      Gutmütig grinste er mich an. „Ach so, Opa. Wo willste denn hin?“ - „Düsseldorf, zweimal.“ - „Zweimal? Hin und zurück, oder?“ - „Nein, ich und meine Mutter.“

      Der junge Mann sah mich prüfend an. „Meine Mutter und ich.“ - „Sie auch - mit ihrer Mutter?“ - „Nein, das heißt: meine Mutter und ich. Der Esel nennt sich immer zuerst.“

      Drei Minuten noch.

      „Ja, sicher. Entschuldigung.“ - „Geben sie mal dreißig Euro her.“

      Ich war verwirrt. Was wollte der Mann jetzt mit meinem Geld? Der sah doch gar nicht wie ein Bettler aus. „Dreißig Euro? Wofür? Ich kann ihnen einen Euro für ein Brötchen oder Kaff...“ - „Opa, für die Fahrkarten natürlich. Umsonst spuckt der Automat die nicht aus!“

      Ich kramte das Geld aus meiner Tasche. Wenige Sekunden später drückte mir der junge Mann zwei Fahrkarten in die Hand. „Und nicht vergessen zu entwerten. An dem Automaten da vorne.“ Mit diesen Worten ließ er mich stehen. Bekam ich denn nicht noch Geld zurück? Auf den Karten stand ein Betrag von zwölf Euro. „Und mein Rückgeld?“, rief ich ihm hinterher.

      „Trinkgeld für die Hilfe.“ Dann war er weg.

      Egal. Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass ich es in knapp einer Minute zurück auf den Bahnsteig schaffen müsste. Schon spurtete ich los. Und kehrte nach wenigen Metern zu dem kleinen roten Kästchen zurück, an dem ich die Fahrkarten noch entwerten musste.

      Im Laufschritt und laut keuchend erreichte ich endlich den Bahnsteig. Der Zug würde noch nicht abgefahren sein; Züge hatten immer Verspätung.

      „Du bist zu spät, Jonathan.“ Meine Mutter deutete auf die roten Rücklichter. „Der ist gerade abgefahren. Wieso du aber auch immer so trödelig bist!“

      Nun ja, in dreißig Minuten käme ja der Nächste. Nur der Regen war etwas stärker geworden und lief in kleinen Bächen den Bahnsteig herunter und an meinen nassen Schuhen vorbei. Vielleicht hätte ich ja Gummistiefel anziehen sollen.

      Kaum in Düsseldorf angekommen, hetzte Mutter mich die Stufen zur U-Bahn herunter. Dabei durfte ich unsere Koffer tragen. „Beeil dich, Junge. Wir kommen noch zu spät!“ Gut, dass wir auf die Bahn nicht lange warten mussten.

      Keine fünfzehn Minuten später standen wir an unserem Zielpunkt. Im strömenden Regen. „Da hinten ist die Reisegruppe.“ Und schon steuerte sie auf einen Pulk Menschen zu, ihren Regenschirm mit beiden Händen haltend.

      Ich durfte die Rollkoffer hinter mir herziehen und war mittlerweile klatschnass. Wirklich ein Bilderbuchurlaub.

      „Da sind sie ja endlich!“ Ein dicklicher Mann lugte unwillig unter einem überdimensionalen Regenschirm hervor. „Wir warten schon seit dreißig Minuten auf sie. Sie sind doch Herr und Frau Lärpers?“

      Meine Mutter nickte, was man unter dem Schirm aber kaum sehen konnte.

      „Sind sie Herr und Frau Lärpers?“, klang es noch einmal und eine Spur unfreundlicher.

      „Ja, sind wir. Also ich und mein Sohn“, keuchte meine Mutter.

      „Und wo ist ihr Mann? Angemeldet ist doch ihr Mann!“ - „Der ist verhindert, deswegen kommt ja mein Sohn mit.“

      Jetzt drehte der dicke Mann den Schirm ein wenig zur Seite und betrachtete uns eingehend. Dann nahm er seine Schirmmütze ab und kratzte sich am Kopf. Der Mann war vollständig kahl. Ich betrachtete ihn genauer: Unterhalb eines grünen Anoraks kam eine dreiviertel Lederhose zum Vorschein. Dicke graue Socken bedeckten die Schienbeine und Wanderstiefel rundeten das Bild ab.

      „Tja, ich weiß nicht, ob das so einfach geht. Angemeldet ist doch ein Herr Walter Lärpers. Wie heißt denn ihr Sohn?“ - „Lärpers“, antwortete Mutter knapp. - „Nein, ich meine mit Vornamen.“ - „Jonathan.“

      Wieder kratzte der Mann sich am Kopf. Ob der Hautprobleme hatte? Jedenfalls zeigte sich dort schon eine rote Stelle. „Das geht dann gar nicht! Sie können ja nicht einfach einen Walter anmelden und dann mit einem Jonathan ankommen.“ - „Aber Lärpers. Beide sind doch Lärpers“, begehrte Mutter auf, „ohne meinen Sohn fahre ich nicht.“ - „Dann müssen sie halt beide hier bleiben“, beharrte der Dicke.

      Jetzt wurde es mir zu viel. „Moment, Herr ...“, mischte ich mich ein. Obwohl im gleichen Augenblick überlegte ich: Sollte ich nicht mitfahren dürfen, dann wäre mir schon geholfen. Doch dann verwarf ich den Gedanken; Mutter würde in diesem Fall ja auch nicht mitfahren können ...

      „Demmbaum, Alois. Ich bin hier der deutschsprachige Reiseleiter.“

      Das hatte ich mir fast schon gedacht. „Herr Demmbaum. Ich verlange, dass wir die Sache auf der Stelle mit dem Reiseveranstalter klären. Wir haben viel Geld für diese Reise bezahlt und bestimmt legt der Veranstalter wenig Wert darauf, dass sich meine Anwälte um den Fall kümmern.“

      Das war natürlich ein wenig dick aufgetragen - hatte ich doch noch nicht einmal einen Anwalt. Aber meine Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht.

      „Wir sind spät dran, Herr Lärpers. Ich will dann mal eine Ausnahme machen. Aber nur, weil sie es sind.“ Abrupt drehte er sich um, klatschte in die Hände und wandte sich an die wartende Gruppe. „Meine Damen und Herren. Ruhe bitte. Darf ich um ihre Aufmerksamkeit bitten?“ Endlich wurde es ruhig.

      Interessiert schauten ihn die Leute an.

      „Nachdem die Familie Lärpers endlich doch noch eingetroffen ist, kann es jetzt losgehen!“ Er drehte sich ein wenig zu uns: „Herr und Frau Lärpers, wären sie so freundlich und hätten sie die Güte sich zur Gruppe zu gesellen? Sie halten den ganzen Laden auf!“ Grinsend drehte er sich wieder zur Gruppe. „Erst zu spät kommen und dann den Betrieb auch noch aufhalten! Nun, ich begrüße sie zu unserer Städte - Bildungsreise. Sieben Städte in vierzehn Tagen, da...“

      „Sechs Städte“, unterbrach ich ihn. - „Wie bitte?“ - „Sechs Städte.“ Und ich begann die Städte aufzuzählen: „Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Dresden, Berlin, Hamburg. Das sind sechs Städte.“

      „Sie haben Düsseldorf vergessen.“

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