Personen - Schutz. Jürgen H. Ruhr

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Zufrieden lehnte er sich zurück und pulte mit einem Fingernagel zwischen den Zähnen.

      „Aber das geht doch nicht. Die Reise ist doch schon gebucht. Da kann doch nicht einfach jemand anderes mitfahren“, versuchte meine Mutter ihren Ehemann jetzt zum Einlenken zu bewegen.

      Aber Vater winkte lediglich ab: „Ach, ist der Jonathan denn nicht auch ein Lärpers? Natürlich kann der für mich mitfahren. Das kommt mir sogar ganz gelegen, dann verpasse ich wenigstens nicht die zwei wichtigen Fußballspiele.“

      Ich konnte sehen, dass meine Mutter den Tränen nahe war. „Aber ich habe mich doch so auf diese Reise gefreut.“ - „Du kannst dich ja auch weiter freuen. Schließlich sagen wir die Fahrt ja nicht ab. Und damit basta!“

      Jetzt mischte ich mich ein, denn schließlich ging es ja um meine Person. „Will mich denn jemand auch einmal fragen, ob ich überhaupt verreisen möchte? Und um was für eine Reise handelt es sich denn?“

      Mein Vater schaute zufrieden vor sich hin, während meine Mutter rasch einen Reisekatalog hervorkramte.

      „Hier, Jonathan. Sieben Städte in vierzehn Tagen. Eine Städte - Bildungsreise. Zwei Tage in jeder Stadt. Feinste Hotels, eine angenehme Reisegruppe und das Ganze im klimatisierten Bus.“

      „Alte Leute Reise“, warf mein Vater ein, „wen interessieren denn überhaupt diese ganzen Städte? Mir reicht es schon, wenn ich einmal nach Mönchengladbach muss. Eine Stadt ist wie die andere.“

      „Das kannst du aber nicht sagen“, entrüstete sich meine Mutter, „Düsseldorf zum Beispiel bietet viele Sehenswürdigkeiten. Oder Köln, oder …“

      „Ja, ja, ja“, unterbrach sie mein Vater, „Jonathan fährt mit und damit Ende der Debatte. Schließlich wohnt er hier und kann auch einmal etwas für seine Familie tun.“

      Betreten schauten meine Mutter und ich uns an. Natürlich dürfte ich keinen Rückzieher machen, dann käme Mutter gar nicht zu ihrer Reise. Aber sieben Städte in vierzehn Tagen? „Und wo geht die Reise so hin?“, fragte ich.

      „Wir starten in Düsseldorf. Dorthin müssen wir allerdings selbst anreisen. Aber das ist von hier aus ja kein Problem ... Dann geht es weiter nach Köln, Frankfurt, Dresden, Berlin, Hamburg und Düsseldorf.“

      „Das sind nur sechs Städte“, stellte ich fest.

      „Wieso sechs?“ Meine Mutter zählte die Stationen an ihren Fingern ab. „Ich zähle sieben.“ - „Düsseldorf ist doppelt“, erläuterte ich.

      „Das stimmt. Aber am ersten Tag wird die Altstadt besucht und nachher die Königsallee.“

      Ich ahnte Schlimmes. „Das sind die Ziele? Altstadt und Kö? Nicht nur, dass wir die ja zur Genüge kennen. Das scheinen mir aber nicht wirklich die Ziele mit Bildungsanspruch zu sein.“

      Jetzt mischte sich mein Vater ein: „Du hast ja keine Ahnung, Junge. Bist du überhaupt schon einmal mit offenen Augen durch die Düsseldorfer Altstadt gegangen? Da kannst du nun wirklich nicht mitreden. Außerdem wird der Reiseveranstalter schon wissen, was gut ist. Schließlich war die Reise ja auch teuer genug - ist ja eine Bildungsreise mit deutschsprachigem Reiseführer.“

      „Deutschsprachig, aha.“ Mühsam verkniff ich mir ein Lachen. „Gut, dass der Mann nicht chinesisch spricht.“

      Ich ignorierte den drohenden Blick meines Vaters. „Mach du dich auch noch lustig darüber. Dabei kannst du mir dankbar sein, dass du mir die Reisekosten in Raten zurückzahlen darfst.“

      Ich war perplex. Sollte ich diese Reise jetzt auch noch selbst bezahlen? Ich besaß doch momentan ohnehin kaum einen Cent. „Ich soll diese Reise auch noch selbst bezahlen? Ich habe doch sowieso kein Geld! Und was soll das denn kosten?“

      „Deswegen kannst du mir deine Schulden ja in Raten zurückzahlen. Ich denke, du hast ab dem Ersten Achten einen Job in diesem Sportstudio?“

      „Ja, habe ich auch. Also, wie viel?“ - „Zweit... achtndet“, nuschelte mein Vater.

      „Wie viel?“

      Jetzt mischte sich meine Mutter wieder ein: „Wir besuchen sogar den Kölner Dom.“

      Ich stöhnte. „Den kenne ich in- und auswendig. Also wie viel?“

      „Und den Goetheturm in Frankfurt.“

      Jetzt wurde es mir zu viel. Ich steigerte ein wenig meine Stimme: „Wie viel?“

      „Zweitausendachthundert.“

      Mir wurde schwindelig. Ich konnte die Zahl nur falsch verstanden haben. „Zweitausendachthundert?“, hakte ich nach. Meine Eltern nickten. Für den Preis flog man in die Karibik.

      „Bildungsreise“, erläuterte meine Mutter unnötiger Weise, „wir besichtigen sogar das Brandenburger Tor. Gott, wie ich mich auf diese Reise freue.“

      „Die Zweitausendachthundert sind aber für zwei Personen, oder?“

      „Natürlich nicht.“ Mein Vater erhob sich. „Das ist der Preis pro Person im Doppelzimmer. Ihr übernachtet in den feinsten Hotels am Ort. So steht es im Reiseplan. Schau selbst in die Unterlagen. Und ab dem Ersten Achten zahlst du mir jeden Monat fünfhundert Euro zurück.“ Damit stapfte er aus dem Zimmer und ließ Mutter und mich allein.

      „Das ist doch ein Witz, oder? Wir sollten die Reise stornieren.“

      Meine Mutter sah mich aus tränenerfüllten Augen an. „Das geht nicht, Jonathan. Dann müssen wir dreiviertel des Reisepreises zahlen.“

      „Gibt es denn keine Reiserücktrittversicherung?“ - „Die hat dein Vater nicht abgeschlossen, da er Geld sparen wollte. Und außerdem - in Hamburg besuchen wir den Tierpark Hagenbeck - da wollte ich immer schon einmal hin.“

      „Na, da kannst du auch den Tierpark in Odenkirchen besuchen. Das ist allemal billiger.“

      Jetzt sah mich meine Mutter böse an. „Ja, ja. Aber da gibt es auch keinen deutschsprachigen Reiseführer. Du gönnst wohl einer alten Frau diese kleine Freude nicht.“

      Über das Thema Urlaub wurde schließlich kein weiteres Wort mehr verloren. Mein Vater brachte uns zum Rheydter Bahnhof und schon war er wieder fort. ‚Hier kann ich nicht parken‘, waren seine letzten Worte bevor er grinsend hinter dem Steuer verschwand.

      Mutter und ich standen auf dem Bahnsteig und warteten auf den Zug. Wir hatten beide einen Schirm aufgespannt, da es leicht regnete. Die Bänke waren durchweg nass, so dass wir auch nicht daran denken konnten, uns zu setzen. Soweit ich erkennen konnte, befanden wir uns als einzige auf dem Bahnsteig hier.

      „Wann kommt denn der Zug?“, fragte ich mit einem zweifelnden Blick auf die Gleise.

      „In ungefähr dreißig Minuten. Der Zug fährt alle halbe Stunde“ - „Und wieso stehen wir dann jetzt schon hier?“ - „Lieber zu früh, als zu spät.“

      „Dann ist ja gerade ein Zug abgefahren.“ Ich schüttelte den Kopf. Noch fünfundzwanzig Minuten. Die Zeit verging einfach nicht.

      „Siehst du, Junge. Noch acht Minuten, dann kann unsere große Reise beginnen.“ Meine Mutter strahlte mich an.

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