Fall eines Engels. Simone Lilly

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Fall eines Engels - Simone Lilly

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zu haben und stieß sie dann wieder aus. „Gut, jetzt können wir gehen.“

      Ein Blitz durchfuhr ihn. Raphals Blut gefror augenblicklich, er wirbelte herum und funkelte sie aus erschrockenen Augen an. „Wie lange waren wir hier?“

      „Ich weiß es nicht, ist das von Bedeutung?“

      Selbst Merlina begann in Panik zu geraten. „Haben wir es verpasst?“, kreidebleich fuhr sie herum. Trotz der Wärme um sie herum, schien nun eisige Kälte in ihre Glieder zurückgekehrt zu sein. Raphals Mut schwand sofort. Schwindelnd beugte er sich vornüber um seine Angst schier auszuspeien.

      „Komm schon!“, rasend schnell packte er sie am Arm und stob mit ihr im Schlepptau nach oben. Mit einem kräftigen Schlag seiner Flügel waren sie wieder mitten am Himmel. Das Tor kam immer näher an sie heran. Sein Atem beschleunigte sich, bald hätten sie es erreicht. Nicht auzudenken war es was geschehen würde, wäre es verschlossen. Euphorisch streckte er seine Hand danach aus. Ein lauter Knall ertönte. Schmerzerfüllt rieb er sich den Kopf, zu spät hatte er innegehalten und war mit voller Wucht gegen das harte Metall geprallt. Schlauer war Merlina gewesen und hatte sich gleich in einigem Abstand weinend zurückgeworfen. Der Schall des Aufpralls hallte noch lange in Raphals Gedanken wieder.

      Beschämt sie überhaupt in diese Lage gebracht zu haben, legte er seine Hand auf ihre Schulter und rieb an ihr entlang, ignorierte den Schmerz einfach. „Das wird schon.“, säuselte er ihr entgegen, glaubte aber selbst keine Sekunde daran. Sie waren verloren. „Es tut mir so leid.“, sie waren sich so nah, dass sich ihre Flügel beinahe am Fliegen hinderten.

      „Ist nicht deine Schuld.“, sagte sie leise und senkte den Blick, wollte ihm nicht länger in die Augen sehen. „Ich mache so etwas nicht, meine Mutter hält viel von mir.“, getroffen schluckte er. „Ich werde Ärger bekommen. Wie viel wird sie von mir halten wenn sie erfährt, dass ich es mir erlaubt habe auf die Erde zu fliegen. Sie wird mich dafür hassen.“, wimmernd legte sie ihren Kopf in die gespreizten Finger. „Ich werde von ihr verstoßen!“

      Plötzlich überkam ihn ein leichter Luftzug, er wurde stärker als das Tor schwungvoll aufgeworfen wurde. Zuerst waren sie sprachlos, wurden dann aber ernst.

      „Was macht ihr hier unten?“

      Die Frage war vertraut, sie war berechtigt. Dankbar sprang er nach vorne und schlang seine Arme um Adrals Körper.

      „Ich habe euch überall gesucht.“, begann Adral ohne seinen Dank oder seine Umarmung zu erwidern. „Und Gottseidank auch gefunden. Ich wusste du bist beim Tor! Ich wusste es einfach!“

      Merlina bekam von ihm keine Beachtung, Adral hatte sie gar nicht gesehen so kam es ihm vor. Seine Aufmerksamkeit galt nur ihm, Raphal, der unter ihm war und hilflos mit den Flügeln schlug. „Nun komm schon rein!“, winkte er ihm und trat beiseite. Raphal gehorchte.

      Schattenhaft prankte eine Hand über Adral, noch ehe sein Bruder ausweichen konnte, traf ein kräftiger Schlag seinen Kopf. Er fiel getroffen auf die Wolken. Auch Raphal war sprachlos.

      Ihre Angreifer waren Wächter, welche im Begriff waren der Erde einen Besuch abzustatten.

      „Teufel!“, rief er unverblümt. Erbarmungslos kümmerte er sich gar nicht darum, dass Adral sich die schmerzende Wange hielt. „Was hast du hier zu suchen? Du darfst nicht hier sein!“ Wieder packte er ihn an den Schultern und schüttelte ihn hin und her. Dann wandte er sich erst zu Raphal, erkannte, dass er halb im Himmel, halb auf der Erde taumelte. Er begann ihn kräftiger zu schütteln. „Sag bloß du wolltest ihn auf die Erde stoßen?“

      Überschwänglich hechtete der zweite Wächter auf Raphal zu, ergriff seine Hand und zog ihn weiter in ihre Welt hinein.

      „Danke.“, flüsterte Raphal beschämt und bemühte sich, dem Blick von Adral zu begegnen. Erschrocken hob der Wächter die Hand und deutete seinem Freund eine Zwei, denn er hatte Merlina entdeckt. Die Zwei schien zu wirken, denn er schlug Adral erneut, diesmal mit der Faust. Keuchend landete sein Bruder auf dem Boden. „Du ..:“, drohend stand er über ihm. „Du hast keinen Engel auszusperren! Du und deine Rasse ihr seid es, die dort unten sein sollten!“

      Einem Impuls folgend ihm aufhelfen zu wollen, wollte Raphal zu ihm, seine Angst erlaubte es ihm aber nicht. Dadurch würde seine Lüge auffliegen.

      Würde er etwas tun, würde ja ans Licht kommen, dass Raphal derjenige gewesen war, der sie alle dazu verleitet hatte etwas Verbotenes zu tun, nicht wie üblich ein Teufel. Helfen konnte er ihm doch auch nicht. Adral war sein Bruder, doch wusste das außer ihnen beiden niemand. Gerade hatte er sich unsterblich in das Mädchen verliebt, wollte er diese Liebe nicht zunichte machen, indem er ihr eröffnete sein Bruder wäre ein Teufel.

       In Trance beobachtete er, wie Adral noch einmal geschlagen wurde, zu Boden glitt, die Männer ihnen noch einmal zunickten und es dann für besser hielten zu verschwinden.

      Stumm blieb Adral einfach liegen. Merlina war blaß geworden. Sprachlos berührte sie Raphal an der Schulter. „Ich .. muss gehen.“, ihre Augen ruhten unentwegt auf Adrals blutigem Gesicht. „... es ist glaube ich besser so.“

      Nur äußerst zittrig gelang es ihr an Höhe zu gewinnen und gleichmäßig mit den Flügeln zu schlagen. Sonst um ihre Nähe mehr als froh, war es Raphal nun über ihr Verschwinden. Zwar kannte er ihre Mutter nicht, doch wusste er, aus Erzählungen ,dass sie nur das Beste für ihre Tochter im Sinn hatte. Und eine Frage musste er sich stellen, war er das Beste? Mit einer Familie aus Teufeln? „Bis bald.“, nuschelte er noch in sich hinein, während seine Blicke ihren sanften Flügelschlägen folgten. Ob es wirklich ein bis bald gab war fraglich.

      Erst das klägliche Röcheln des am Boden liegenden Adrals brachte ihn in die Gegenwart zurück. Besorgt ging Raphal in die Knie. „Kann ich dir helfen?“

      Einige Male versuchte Adral ihn abzuwehren, schaffte es aber erst nach mehreren Versuchen. „Nein!“, weinerlich schlang er seine Arme wie auch Flügel um seinen Körper um seine Wunden zu schützen. Wie ein kleines Kind lag er vor ihm. In seinem Blut. Es tropfte ihm von der Nase, von der Stirn, von den Lippen und sogar von dem Auge. „Das hättest du gekonnt solange diese ... Bastarde auf mich eingeschlagen haben!“, schrie er ihm entgegen, während er versuchte sich kläglich aufzurichten. Seine Atmung ging nur schwer und keuchend. Auch Raphal hatte sich von ihm entfernt. Die Arme schützend ausgebreitet um ihn sollte er fallen auffangen zu können. „Bitte ich kann dir helfen ...“

      „Ja das kannst du!“, wieder stieß er sein Angebot von sich fort. „Doch das hast du nie!“, seine Augen verengten sich zu Schlitzen, sein Gesicht wurde immer wütender. „Jeden verfluchten vergangenen Tag hättest du mir helfen können aber du hast es nie getan!“

      Reumütig erinnerte Raphal sich an all die Jahre zurück und wusste genau, worauf Adral anspielte.

      Wankend setzte er einen Fuß vor den anderen und fuhr sich mit dem Handrücken über die blutende Nase. „Versteckt hast du mich vor allen deinen „Freunden. Niemals hast du auch nur meinen Namen erwähnt. Und denkst du ich hätte dich nicht am Rand stehen sehen? Wann immer auf mich eingeschlagen wurde standest du ganz vorne dabei!“

      Erschrocken versuchte er seine Schulter zu fassen zu bekommen. Adral aber war wendiger, trotz seiner Wunden. Barsch riss Raphal ihn zu sich herum und begann ihn zu schütteln. Die Anschuldigung er wäre niemals für ihn dagewesen wollte er nicht auf sich ruhen lassen. „Und warum denkst du stand ich dort? Weil ich dir helfen wollte, ich wollte dir beistehen!“

      Betont unbeeindruckt wich Adral von ihm und schlug ihm einmal kräftig ins

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