Dämon III. Alfred Broi
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Hoffentlich aber vergaßen sie dabei nicht, sich selbst in Sicherheit zu bringen, denn eines war jetzt mal klar: Die Hölle würde gleich noch viel heißer werden.
*
Razor spürte all seine Knochen, als er am Fuß der Bergflanke angekommen war und er konnte nur mit Mühe einen schmerzhaften Aufschrei verhindern. Ein Gutes aber hatte seine unfreiwillige Rutschpartie gehabt: Er hatte beinahe zu der Gruppe vor ihm aufgeschlossen.
Ohne zu zögern und auf seine Schmerzen zu achten, sprang Razor auf und rannte hinter den anderen her. Dabei erkannte er das Problem sofort: Moonlights anfängliche Lethargie war gewichen und an ihre Stelle Angst und Verzweiflung getreten. Mit aller Kraft, die diese zierliche Frau besaß – und Razor wusste nur zu genau, dass sie davon in den letzten Monaten mächtig zugelegt hatte – stemmte sie sich schreiend und um sich schlagend gegen Heaven und Cynthia. Selbst Douglas, der zur Hilfe geeilt war, war nicht in der Lage, sie zu bändigen. Der ganze Trupp geriet ins Stocken.
Razor erkannte, dass er handeln musste. Er beschleunigte seine Schritte und hatte die Gruppe nach wenigen Sekunden erreicht. Er hielt direkt auf Moonlight zu, die ihn jedoch scheinbar nicht wahrnahm. „Hey!“ rief er deshalb. Moonlights Augen zuckten kurz zu ihm, doch kämpfte sie jetzt fast noch stärker gegen die anderen an. „Sieh mal, Christopher!“ Razor streckte seinen linken Arm aus und deutete nach links. Für einen winzigen Augenblick zuckte auch sein Kopf in diese Richtung. Moonlight zeigte die erhoffte Reaktion und folgte seinem Blick. Das reichte ihm aus, um ihr einen kurzen, aber harten Kinnhaken zu verpassen, der ihr sofort die Besinnung raubte. Ihr Körper sackte augenblicklich mit einem Stöhnen in sich zusammen.
„Was zum Teufel tun sie da?“ rief Douglas ziemlich sauer.
„Wir haben keine Zeit für solche Spielchen!“ erwiderte Razor ungerührt und gab Bim ein Zeichen, zu ihm zu kommen.
„Aber…!“ Cynthia Stimme klang vorwurfsvoll, aber auch schmerzhaft. „…sie haben doch gesehen, was passiert ist!“
Razor nickte. „Ja, habe ich!“ Bim trat neben ihn. „Trotzdem!“ Er blickte zu dem Riesen. „Nimm du sie!“ Bim nickte und legte sich Moonlight mit spielender Leichtigkeit über die Schulter. Dann wandte sich der Schwarze wieder an Cynthia und Douglas. „Ich bin für die ganze Gruppe verantwortlich. Ihr Schmerz in Ehren, aber…!“ Wie auf Kommando ertönte aus den Trümmern der Burg ein bösartiges Brüllen und erste Gesteinsbrocken flogen wild durch die Luft. Außerdem war vermehrte Bewegung um sie herum zu erkennen. Die Anzahl der Dämonen nahm deutlich zu. „…er wird uns noch alle umbringen!“
Douglas wollte etwas erwidern, doch auch er konnte sehen, was um sie herum geschah und so nickte er nur mit traurigem Blick. „Es ist nur, weil er auch mein Freund war!“
Razor lächelte müde, dann klopfte er seinem Gegenüber auf die Schulter. „Willkommen in der Hölle, Mann!“
*
Als Francesco den Berg hinter sich gelassen hatte und auf die Ebene hinauslief, konnte er den Trupp um Razor etwa fünfzig Meter links von sich erkennen. Sofort änderte er seine Laufrichtrung und hielt direkt auf sie zu.
Zwanzig Sekunden später hatte er sie erreicht.
„Sie…!“ brüllte Douglas wütend auf. „…Bastard!“ Er sprang den Alten förmlich an und wollte ihm eindeutig an die Kehle. Auch Cynthia trat mit hasserfülltem Blick zu ihm. Horror und Terror hatten Mühe, die Beiden im Zaum zu halten.
Francesco rümpfte nur die Nase und schaute Bim an. „Was ist mit meiner Enkeltochter?“
„Das fragen sie jetzt nicht wirklich, oder?“ raunte Heaven.
Der Alte schien tatsächlich verwirrt, als alle ihn anstarrten. „Was ist denn?“
„Was los ist?“ rief Cynthia. „Sie haben Christopher getötet!“
„Von allen anderen hätte ich das ja fast erwartet…!“ meinte Bim. „….aber von ihnen? Sie sind doch ein Engel, verdammt nochmal!“
„Das ist kein Engel!“ erwiderte Heaven und funkelte den Alten böse an. „Das ist ein Arschloch!“
„Ach das meint ihr?“ Er warf einen kurzen Blick auf den Körper auf seiner Schulter, dann lachte er einmal auf. „Halb so wild!“
„Was?“ Douglas explodiert förmlich und hätte sich beinahe losreißen können. „Wie können sie nur so …!“
Weiter kam er nicht, denn Francesco hob abwehrend seine Hand. „Beruhigen sie sich!“ Er wartete, bis Douglas ihn ansah. „Der Schein trügt!“
Für einen Augenblick starrten ihn erneut alle an, nur dieses Mal aus totaler Verblüffung.
„Wollen sie damit etwa sagen…?“ begann Cynthia.
„Nein!“ fuhr Francesco dazwischen und schüttelte mit ernster Miene den Kopf. „Christopher ist tot! Samael lässt sich nicht täuschen, ich hatte daher keine andere Wahl!“ Der Alte verstummte und schaute in die Runde. Trauer und Schmerz hatte sich wieder in ihre Gesichter geschlichen. „Aber…!“ hob er dann an und ein sanftes Lächeln huschte über seine Lippen.
Heaven schaute ihn forschend an und ihr rechtes Auge verengte sich zu einem Schlitz. „Aber was?“
„Wir können ihn noch erretten!“
„Erretten?“ Horror Blick verfinsterte sich. „Was soll das heißen? Tot ist tot, oder?“
Jetzt wurde Francescos Lächeln etwas breiter. „Der Tod ist relativ!“ Er atmete kurz durch und wurde dann von dem zunehmenden Lärm aus Richtung Burgruine abgelenkt. Schon im nächsten Moment war die mächtige Gestalt Samaels zu erkennen, die auf direktem Wege zu ihnen war. „Aber wir müssen uns beeilen!“ Francesco schaute in die Runde. „Fasst euch an den Händen!“
„Wieso?“ fragte Terror säuerlich. „Wollen sie jetzt Polonäse tanzen, oder was?“
"Terror!“ Razor rief ihn mit ernstem Blick zur Ordnung und schüttelte gleichzeitig den Kopf. „Tut, was er sagt!“ Er deutete mit besorgter Miene auf Samael. „Nun macht schon!“
Dieses Mal folgten alle der Aufforderung.
„Und jetzt?“ fragte Heaven schließlich.
Francesco trat einen Schritt zu ihr und ergriff mit einem verschwörerischen Zwinkern ihren linken Unterarm. „Schon mal geflogen?“
Doch bevor Heaven oder auch einer der anderen etwas darauf erwidern konnte, frischte urplötzlich der Wind extrem auf. Innerhalb weniger Sekunden war ein enormer Luftwirbel um sie herum entstanden, der den Blick nach außen immer mehr erschwerte. Samael, die anderen Dämonen, die Welt um sie herum verwischte zu kreiselnden Lichtfetzen. Es war, als befänden sie sich im Inneren eines gewaltigen Wirbelsturms. Zunächst erfuhren sie selbst jedoch davon keine Veränderungen, dann aber fiel der Sturm über ihnen zusammen und sie wurden von dem irrsinnigen Sog mitgerissen.
*