Dämon III. Alfred Broi

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Dämon III - Alfred Broi Dämon

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wie es nur sein konnte.

      Jetzt war Christopher es, der dieses Gefühl empfand und sie diejenige, die es mit Füßen trat.

      Doch das wollte sie nicht, denn urplötzlich, da waren all diese Momente aus jener Nacht in New York, all die Gefühle, all die Liebe für ihn schlagartig wieder da.

      Razor erkannte das sofort, doch er ließ sie nicht einfach nur gehen, sondern folgte ihr, um Christopher wiederzufinden, nur um feststellen zu müssen, dass alles sehr viel komplizierter war, als sie alle es sich jemals hätten träumen lassen.

      Als Christopher von den Dämonen verschleppt und überwältigt wurde, glaubte sie, ihn für immer verloren zu haben, doch dann erschien ihr Großvater und alles änderte sich wieder. Hoffnung keimte in ihr auf und der Wunsch, nein das Versprechen, alles zu geben, was in ihr steckte, um Christopher zu retten und nie wieder loszulassen.

      Doch als sie das Messer in der Hand ihres Großvaters sah und wie er es so unfassbar eiskalt in Christopher Herz rammte, da explodierte in ihr alles, woran sie je geglaubt hatte. „Nein!“ Der unendliche Schmerz musste hinaus, bevor er sie erstickte. Das Wort klang so entsetzt, so gequält, so schmerzhaft, dass alle anderen eine Gänsehaut überkam. Doch Silvias Welt brach endgültig ineinander. Ihr Großvater, den sie stets geliebt hatte, dem sie stets vertraut hatte, ihr eigen Fleisch und Blut, hatte gerade den Mann getötet, den sie mehr als alles in dieser und jener Welt liebte und sie spürte deutlich, wie ihr Verstand für immer aus ihr zu weichen drohte.

      *

      Ihr Aufschrei vermischte sich mit dem Zischen des Projektils aus der Panzerfaust und wurde schließlich übertönt von der wuchtigen Explosion hinter der Nebelwand auf der anderen Seite der Halle. Während die Flammenfaust hervorquoll, war das Brüllen des Dämons zu hören und es schien nicht nur zornig zu sein, sondern auch überrascht, doch vor allem auch irgendwie schmerzhaft. In dem gleichen Maße, wie die Flammen den Nebel verzehrten, begannen die Konturen der Kreatur zu verschwimmen und sich schließlich aufzulösen.

      Razor war zufrieden mit seiner Aktion, doch nickte er Horror kurz zu, als dieser zwei Handgranaten hervorholte. Mit einem diebischen Grinsen löste der Zwilling zeitgleich beide Splinte und ließ sie dann locker über die Brüstung in die Tiefe fallen, wohlwissend, dass sich dort das gut eine Dutzend anderer, normaler Dämonen befand.

      Einen Augenblick später wurde die Halle von zwei Detonationen erschüttert, die weitaus wuchtiger und wilder waren, als zu erhoffen war. Neben den schmerzhaften Schreien der Untiere, war mehrfaches Krachen zu hören, als das Inventar dort zerlegt wurde. Eine überraschend große und dicke Qualmwolke stieg auf und verteilte sich in der Halle. Als sie das Dach erreichte, mussten sie alle für eine Sekunde in Deckung gehen, bevor sie sich wieder einigermaßen verzogen hatte.

      Als dann ihre Köpfe zurück zuckten, war ein ohrenbetäubendes Brüllen zu hören, doch es kam dieses Mal eindeutig vom anderen Ende der Halle, wo noch immer Flammen zuckten und sich mit dem Nebel vermischten. Aus dem Brüllen wurde ein tiefes Grollen und die Intensität ließ keinen Zweifel an der Größe seines Verursachers. Nur einen Wimpernschlag später durchstieß der mächtige Schädel einer furchterregenden Kreatur die Mischung aus Flammen und Nebel und verharrte, als würde ihr die Hitze nichts anhaben können.

      Es war Samael – der richtige, der echte Dämon. Ein Abbild der Bestie, die noch vor wenigen Augenblicken in der Mitte der Halle gestanden hatte, doch nicht mehr von waberndem Rauch umgeben, sondern kristallklar zu erkennen. Die dunkle Haut in einer Mischung aus Schwarz, Rot und einigen gelben Flecken schimmerte seltsam feucht. Erst bei genauerem Hinsehen, konnte man erkennen, dass seine Haut an vielerlei Stellen auf dem gesamten Körper aufgeplatzt war und die gelben und jetzt teilweise auch weißen Bereiche gaben einen Blick in sein Innerstes preis. Es schien fast so, als wäre die Kreatur mit flüssiger Lava gefüllt. Als der Dämon sein Maul zu einem weiteren Schrei weit aufriss, begann die Luft ob seines heißen Atems zu flirren und ein brodelndes Knistern war zu hören. Seine tiefschwarzen Augen funkelten und es war unverkennbar, dass Samael stinksauer war.

      Mit wenigen, mächtigen Schritten schob er sich vollständig in die Halle hinein und überall dort, wo seine gewaltigen Pranken den Boden berührten, verätzte er ihn und ein versengendes Zischen war zu hören.

      Razor und der Rest des Trupps war fasziniert und angewidert zugleich. Ein kurzer Seitenblick verriet dem Schwarzen, dass Moonlight vollkommen abgeschaltet hatte und hier nichts mehr mitbekam. Cynthia kümmerte sich um sie, ebenso Heaven, die jedoch mit einem Auge das Geschehen sorgsam im Blick behielt. Moonlights Augen waren tränenfeucht, ihr Blick starr nach vorn gerichtet. Für einen Moment tat sie ihm furchtbar leid, dann aber wurde ihm klar, dass ihre Reaktion nur bestätigte, was er eigentlich doch längst schon wusste: Er hatte Moonlight für immer verloren.

      Ein zorniges Brüllen riss ihn zurück in die Wirklichkeit und er drehte seinen Kopf wieder herum. Samael hatte die Mitte der Halle erreicht, der Rauch, der durch die Handgranaten entstanden war, schwand jetzt sehr schnell.

      Als er den Blick auf Francesco und den toten Christopher wieder freigab, erstarrte das gesamte Szenario für eine volle Sekunde in absoluter Stille. Dann brüllte der Dämon unfassbar wütend und laut auf und Razor sog scharf die Luft ein. Mehr als alles andere aber waren sie allesamt total überrascht, denn die Beiden waren nicht mehr da!

      Samael riss seinen Kopf in die Höhe und ebenso wie Razor und die anderen starrten sie zum Ausgang der Halle, durch den sie gerade noch einen großen Schatten entschwinden sehen konnten.

      „Lauft!“ sagte Razor mit einer unglaublichen Ruhe in seiner Stimme. Er warf Bim und Terror einen entsprechenden Blick zu und seine Freunde taten, was er von ihnen verlangte. Während der Dämon sich Richtung Ausgang in Bewegung setzte, nahm Razor Bim dessen Granatwerfer ab und lud ihn sofort durch. Heaven und Cynthia nahmen Moonlight in ihre Mitte und zogen sie mit sich. Die Gruppe gewann schnell an Geschwindigkeit.

      Razor richtete sich auf, stemmte die Waffe in seine Hüfte, visierte kurz den Dämon an und feuerte dann das gesamte Magazin von sechs Projektilen auf ihn ab. Alles, was man jedoch zunächst vernahm, war das Spuckgeräusch, als die Granaten aus ihren Vorrichtungen zuckten.

      Davon wurde auch Samael aufmerksam und er warf seinen Kopf hinauf zu Razor. Mit hasserfüllten Augen starrte er den Schwarzen an, knurrte wütend auf und schon zuckte eine Flammenfaust aus einer seiner Pranken in seine Richtung. In allerletzter Sekunde konnte Razor sich zur Seite werfen, da krachte sie auch schon gegen die Hallenwand und zerfetzte auch ein Stück des Daches. Razor nahm seinen Schwung mit und rollte den Abhang hinab, doch konnte er nur gerade so den herab sausenden Trümmern entkommen.

      Dann ertönte im Inneren der Halle die Explosion der ersten Granate und dann jede halbe Sekunde eine Weitere. Der gesamte Berg schien unter ihrer Wucht zu erzittern. Die Statik der Burg gab nach und große Teile donnerten mit gewaltigem Getöse in sich zusammen. In diesen Lärm mischte sich das wütende, aber auch entsetzte Brüllen einer riesigen Bestie.

      Den toten Körper Christophers über der linken Schulter hängend rannte Francesco, was das Zeug hielt. Glücklicherweise verspürte er keinerlei der Handicaps, die er in diesem Moment in seinem richtigen Leben verspürt hätte. Dort wäre er jetzt sicherlich am Rande eines Herzinfarktes zusammengebrochen und hätte übelst gekotzt, ach was, zum Teufel, er hätte Christopher ja nicht einmal hochheben können. Hier aber war das anders: Er schwitzte nicht, kam nicht außer Atem, verlor nicht an Kraft und Ausdauer. Mit einer geradezu erfrischenden Leichtigkeit hastete er durch den langen Gang, erreichte den Ausgang der Burg und flitzte den Weg den Berg hinab.

      Dabei empfand er ein großes Gefühl von Dankbarkeit für Razor. Ihm allein hatte es der

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