Dämon III. Alfred Broi

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Dämon III - Alfred Broi Dämon

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kein gewöhnliches Dach, sondern schien eine undefinierbare Masse aus einem matt glänzendem schwarz-rotem Material zu sein, das halb durchsichtig war und einen ganz ordentlichen Blick auf das Innere des Gebäudes freigab.

      Dort konnte er sofort Christopher ausmachen, der gerade vornüberkippte und sich heftig erbrach. Irgendeine Art Rauchsäule befand sich direkt vor ihm und er konnte eine mächtige, dröhnende Stimme hören. Ziemlich direkt unter ihnen saßen um die zwanzig Dämonen. An der Stirnwand waberte wie dicke Rauschwaden auf ihrer gesamten Fläche ein dichter blutrot-schwarzer Nebel. Douglas war sich nicht sicher, ob er sich vor der eigentlichen Wand befand oder aber die Wand selber war.

      Plötzlich vernahm er die Stimme Francescos und schon einen Augenblick später war der Alte – wie auch immer – mit einer deutlichen Leuchtspur direkt hinter den Dämon gewuscht, der wiederum direkt hinter Christopher stand. Einen Augenblick später tötete er die Bestie, wie diese sonst Menschen töten und wieder nur eine Sekunde später schoss eine deutlich sichtbare Druckwelle von dem Alten quer durch die Halle und zerstob die Rauchsäule vor Christopher bis an die wabernde Nebelwand.

      Douglas war irgendwie beeindruckt und fasziniert. Schon konnte er sehen, wie Francesco Christopher mit einem Ruck auf die Füße brachte, sich dann hinter ihn stellte, seinen Blick zu ihnen anhob, sie offensichtlich erkannte und sich dann mit einem sanften Lächeln wieder umwandte.

      Douglas fiel mit einem Male ein, dass er gar nicht wirklich wusste, was der Alte nun vorhatte, um seinen Freund zu befreien, doch angesichts der eben gezeigten Kräfte war er fast guten Mutes und beschloss, sich überraschen zu lassen.

      *

      Francesco wartete und er musste nicht lange warten.

      Der Nebel an der Stirnwand verdunkelte sich zusehends und wallte immer mehr auf. Dem Alten war klar, dass gleich etwas geschehen würde.

      Tatsächlich zuckte nur einen Augenblick später eine riesige Qualmhand mit vier dicken, wulstigen Fingern aus dem Nebel hervor, schoss quer durch die Halle und wollte die beiden Personen dort ergreifen, doch rund drei Meter bevor sie sie erreicht hatte, stieß sie gegen eine scheinbar unsichtbare Wand und kam nicht weiter.

      Bei genauerem Hinsehen war es jedoch keine Wand, sondern eine in einem sanften, schwachen Gelb schimmernde Kugel, die Francesco um sich und Christopher als Schutzhülle aufgebaut hatte.

      Ein überraschtes, missgelauntes Brummen war zu hören und die Hand versuchte noch einmal, vorwärtszukommen. Als auch dieser Versuch misslang, wurde aus dem Brummen ein bereits äußerst zorniges Brüllen, die Hand wurde zur Faust geballt, sie zuckte noch weiter nach vorn und dann krachte sie mit schier unbändiger Wucht von oben auf die Schutzhülle um Francesco und Christopher. Die Kugel erzitterte sichtlich, ihre schwache gelbe Färbung wechselte in deutlicheres Rot. Schon donnerte die Faust ein zweites Mal, ein drittes Mal darauf. Schwarze Linien zuckten wie Blitze auf der Außenhülle der Kugel entlang, die von einem harten Knistern begleitet wurden, die Färbung der Schutzhülle wurde nochmals dunkler und kräftiger. Doch noch hielt sie der brutalen Wucht der Schläge Stand.

      „Hör auf!“ rief Francesco. Er stand noch immer aufrecht und zuckte trotz der wilden Schläge der Qualmfaust keinen Millimeter zusammen, als wäre er sich seiner Sache sehr sicher. Nur in seinen Augen flackerten erste Zweifel auf. „Das hat keinen Sinn. Du kannst diese Hülle nicht zerstören!“

      Ein wütendes Brüllen ertönte, dann schien es, als wolle die Nebelwand an der Stirnseite explodieren, stattdessen aber schälte sich eine monströse Gestalt daraus hervor und kam mit gewaltigen Schritten näher. Vier Arme waren zu sehen, zwei davon mit Pranken mit je vier Finger, die beiden anderen mit langgezogenen, gekrümmten Klauen. Zwei mächtige Beine, deren Oberschenkelknochen offensichtlich der Länge nach zweigeteilt waren und soweit auseinanderlagen, dass zwischen ihnen ein deutliches Loch zu erkennen war. Die Füße lang gezogen und mit einem deutlichen Knorpelfortsatz im Hackenbereich, der beim Gehen den Boden wie der Absatz eines Damenschuhs berührte. Auf dem Rücken war ein unförmiges Gewirr von Knochen und Knorpeln zu sehen; sowie zwei lederartige Aufsätze, die wirkten wie Segel. Das alles aber war nichts im Vergleich zu dem mächtigen Schädel. Er besaß sehr tiefliegende, tiefschwarze Augen, hohe scharfkantige Wangenknochen, eine faltige, hervorschießende Stirn, mehrere knöcherne Hörner in unterschiedlichen Größen, Formen und Ausrichtungen aus dem Kopf und ein breites Maul mit fleischigen Lippen, mehreren Reißzähnen in Ober- und Unterkiefer und rasiermesserscharfen Zahnreihen. Das alles war zu erkennen, obwohl die gesamte Kreatur noch immer von feinen Rauchschwaden umgeben war, die ihre Konturen immer wieder mehr oder weniger verwischten. Das Monstrum dahinter aber war klar auszumachen und ließ keinen Zweifel an der Kraft, der Gnadenlosigkeit und der Macht, die es besaß und die so viel größer war, als alles, was sie alle bisher gesehen und erlebt hatten. Wer bist du? Die Worte dröhnten durch die Halle, ließen sie erzittern, doch noch immer bewegte sich der Mund der Bestie dabei nicht.

      „Mein Name ist unwichtig!“ rief Francesco, während er die Kreatur keine Sekunde aus den Augen ließ. „Wichtig ist nur, dass ER mich geschickt hat!“

      Kaum hatte der Alte das eine Wort gesagt, richtete sich die Bestie blitzschnell mit einem wütenden Aufschrei zu ihrer vollen Größe auf. ER? Die Kreatur machte einen Schritt nach vorn, ballte ihre Hände wieder zu Fäusten. ER? Das Brüllen wurde noch lauter, noch dröhnender, noch intensiver. Dann hämmerte der Dämon wild und wie von Sinnen auf die Schutzhülle ein und nahm dabei auch seine messerscharfen Klauen zu Hilfe.

      Die Kugel ächzte erbärmlich, wurde teilweise eingedrückt, die Blitze zuckten so vielzahlig über die Außenhaut, dass sie fast schwarz wirkte, das Knistern war ohrenbetäubend.

      „Hör auf!“ brüllte Francesco, so laut er nur konnte. Angesichts des Spektakels vor ihm zeigte er jetzt echten Mut, dass er noch immer nicht wankte. „Hör auf!“

      Plötzlich hielt das Monstrum tatsächlich inne. Warum schickt ER dich? Ein weiterer rüder Schlag mit einer Faust. Der Knall donnerte in der großen Halle laut wider. Was willst du hier? Ein neuerlicher Schlag Warum mischt ER sich hier ein? Wieder ein Schlag. Verschwinde von hier. Du hast hier nichts verloren!

      *

      Christopher war wirklich nur noch einen Hauch davon entfernt, einfach aufzuhören zu atmen, weil ihn all das, was mit ihm und um ihn herum geschah dermaßen gegen den Strich ging, dass er schlicht keine Lust und auch keine Kraft mehr hatte, dem Ganzen auch nur noch eine Minute länger beizuwohnen.

      Nachdem er sich herzhaft, aber widerlich sauer übergeben hatte, wäre er am liebsten liegengeblieben, doch nach nur wenigen Augenblicken wurde er schon wieder auf die Beine gerissen. Durch den nebelösen Schleier aus taubem, pochendem Ganzkörperschmerz, Kraftlosigkeit und Übelkeit, glaubte er Francesco zu erkennen, doch war das ja wohl kaum wirklich möglich, schließlich war der Alte vor einem Jahr auf dem Dach des WTC vor seinen Augen gestorben.

      Dann sah er die monströse, in dunkle Rauchschwaden gehüllte Kreatur aus dem Nebel an der Stirnwand schießen, nur damit sie jetzt wie wild auf einer Art unsichtbaren Kugel herum hämmern konnte.

      Und das war dann einfach zu viel für Christopher. Diese Kräfte, die er in den letzten Minuten erleben und spüren musste, die irrsinnige Wucht, mit der sie agierten, all das zeigte ihm mehr als deutlich, dass hier Mächte am Werk waren, die seinen Verstand, ja sein ganzes Sein schlichtweg meilenweit überstiegen und er besser daran täte, vor ihnen zu kapitulieren und zu sterben.

      Oh wie gern hätte er einfach nur aufgehört zu atmen, doch war es ihm trotz all der Schmerzen, die er hatte und all der Kraftlosigkeit, die es ihm so unendlich schwer machte, sich überhaupt auf den Beinen zu halten, nicht

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