Cricketfield Road. Boris Born

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Cricketfield Road - Boris Born

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quer. Entweder er steigt aus und schlägt sich, oder er bleibt in seinem Panzer, in seiner Waffe mit Motor, sitzen, schimpft etwas und presst seine Wut in den rechten Fuß.

      Die Scheibe runtergekurbelt.

      Geschrien. Geschrien und dann losgebraust. Dazwischen ein Lastwagen.

      ‘Foods limited’ weiße Schrift auf blau.

      Der Hund kommt wieder. Da ist er wieder, dieser treue Gefährte mit einer Safttüte im Maul. Am Straßenrand schaut er zu allen Seiten, aber er bleibt nicht stehen. Er geht einfach. Alles um ihn herum, wird ihn schon durchlassen. Das ist es, das ist es, was mich so stört - es funktioniert. Es funktioniert tatsächlich. Da bin ich gegen! Das ist mir zu einfach, zu locker. Kann das alles so simpel sein?

      Im Fernseher flimmert eine Tierarztdokumentarserie. Ein Arzt will einer jungen, schwarzen Katze eine Bluttransfusion geben. Dazu müssen Helfer die Mutterkatze finden, da sie die geeignetste Spenderin ist.

      Einen schwarzen Tee.

      Nun fängt „Changing Rooms“ an: Familie A gestaltet die Wohnung von Familie B neu. Familie B gestaltet die Wohnung von Familie A neu. Sie haben 24 Stunden Zeit. Sie wissen nicht, was die andere Familie mit ihrer Wohnung anstellt.

      Familie A baut in die Wohnung von Familie B einen Kamin aus Plastik ein. Sie streicht die Wände dunkelblau und tauscht die Lampen gegen Neonlicht aus.

      Familie B sägt aus dem Küchentisch ein Regal, schüttet Zement in die Küche und ritzt komische Muster rein. Auch kleben sie überall pinkfarbene Blumen hin. Dann ist die Enthüllung. Die Familien sind mit den Resultaten totunglücklich. Eine Frau weint offen vor der Kamera. Auch alle anderen sind den Tränen nahe. Nun müssen sie damit leben.

      Ich ziehe Rock, Jacke, Schal und Handschuhe an. Die Aktentasche ist schwer von den Unterrichtsbüchern. Ich verstehe nicht, warum jemand Deutsch lernen will, aber es gibt viele. Im Bus ist mir flau beim Lesen. Es poltert. Er ist fast leer. Der Conductor macht sich dauernd über Fahrgäste lustig und raucht heimlich zwischen zwei Stationen auf dem hinteren Deck. Wenn dann die nächste Station kommt, bläst er den Rauch nach draußen und versteckt die Zigarette unter der Treppe nach oben. Gegenüber sind alle Busse voll und stehen im Stau. Auch nicht besser.

      Die Wahnsinnigen, die jetzt eine Unterrichtsstunde von mir bekommen:

      „Guten Tag. Wie heißen Sie? Ich heiße blabla. Ich komme aus blabla. Wie heißen Sie? Woher kommen Sie?“ Todmüde versuchen sie alles mitzumachen.

      Ach ja, heute ist Montag. Also hinterher noch in den ‚Red Lion‘ Pub:

      „Deutschland ist prima. Der Wein ist zu süß. Das Bier ist prima. Die Leute sind freundlicher, als es man denkt. Blablabla.“ Das ist doch nett.

      Schon fast 11! Das war zuviel englisches Bitterbier. Mein Kopf schwirrt richtig. Auch nichts gegessen. Schwer nein zu sagen, wenn die einen einladen.

      Der Bus ist gerammelt voll mit Leuten, die nach der Arbeit noch einen Trinken waren.

      In Hackney Central macht der Bus einfach Schluss. Schweigend wälzen sich alle raus und ziehen in alle Richtungen davon. Ich eile los. Trotz der Strumpfhose ist es kalt mit nur dem Rock. Hab‘ ich den Schal noch?

      Eine kleinere Straße. Niemand mehr unterwegs - nur ich und das Straßenlicht. Seltsam klar, seltsam frisch. Die Fenster in den Häusern sind dunkel. Da vorne kommt einer.

      Er läuft auf der weißen Mittellinie der Straße voran. Ich höre sein Keuchen, denn er rennt etwas bergauf. Er hat mich auch gesehen und kommt auf mich zu. Ich habe keine Angst, nur etwas, denn ich bin ein Stück zurückgewichen. Der Mann macht eine beruhigende Handbewegung. Er ist atemlos. Dadurch wirkt er harmlos. Er trägt ein hellblaues Hemd und eine Anzugshose. Er ist groß und kräftig. In einer Hand hält er ein Handy.

      „Ich ... Unfall ... Benzin ... meine Frau ... Krankenhaus... .“

      „Okay, okay“, sage ich sehr ruhig.

      „Mein Auto - liegengeblieben ... Ich musste von London Bridge ... bis hierher ... in das Homerton Hospital ... meine Frau ... das Baby ... es war kein Platz mehr im Krankenhaus in London Bridge.“

      „Das tut mit leid“, sage ich, „aber ich bin Ausländerin und wenn sie so schnell sprechen, kann ich sie nicht verstehen.“

      Er hustet, aber er bekommt immer noch nicht genug Luft. Sein Gesicht ist ganz blau. Er versucht zu lächeln, holt tief Luft und entschuldigt sich. Dann fängt er noch einmal an.

      „Ich war mit meiner Frau auf dem Weg ins Krankenhaus. Sie bekommt ein Kind. Aber im Krankenhaus in London Bridge war kein Bett mehr frei und so sind wir nach Homerton Hospital unterwegs gewesen, aber dann war plötzlich das Benzin alle und ich bin losgerannt, um Benzin zu kaufen. Da vorne ist eine Tankstelle. Ich habe aber mein Geld in meinem Mantel im Wagen gelassen. Vielleicht wäre es Ihnen möglich mir nur so vier oder fünf Pfund zu leihen, damit ich Benzin kaufen kann. Ich verspreche Ihnen, ich bringe Ihnen das Geld in zwanzig Minuten zurück.“

      Keine Frage! Ich helfe ihm.

      „Hier sind 5 Pfund.“

      „Oh, haben Sie vielen Dank, Sie retten mich“, sagt er erleichtert, „haben Sie einen Kugelschreiber, damit ich Ihre Adresse aufschreiben kann?“

      „Ja. Aber ich kann Sie Ihnen auch schnell aufschreiben. Das ist einfacher.“ Ich schreibe also auf eine alte Fahrkarte: Lena Schwarz.

      Darunter: 104 Cricketfield Rd.

      Darunter: London E5 8NS.

      Darunter: Tel. 020/8525 1748.

      Der Mann nimmt sie und steckt sie zusammen mit dem 5 Pfundschein in die Hosentasche.

      „Ich bin in 20 Minuten da - versprochen! Sind sie dann noch auf? Na, falls nicht, stecke ich das Geld in einen Umschlag und werfe ihn durch den Briefschlitz.“ Ich nicke. Er gibt mir seine Hand, schüttelt sie dankbar und eilt davon.

      Zuhause. Den Wasserkessel an. Blödes Warten. Ich hätte ihm das Geld auch schenken können.

      Eine Stunde jetzt schon. Ich starre auf den Zebrastreifen. An jedem Ende steht eine schwarze Stange. Auf jeder Stange ist ein großer Glasball. Der Ball blinkt gelborange - auch tagsüber.

      Ich starre auf die zwei, drei Straßenlaternen mit gelbem Licht. Solches, das nachts Moskau in eine völlig andere Stadt verwandelt. Solches, das alles ertränkt und überflutet und unterspült. Solches, das in jede Ritze dringt und alles gelb erscheinen lässt. Solches, das die belgischen Autobahnen beleuchtet hat, als man noch Energie verschwendet hat. Nicht solches, wie es die französischen Autos haben, das ist grüner.

      Nachts nimmt der Verkehr etwas ab. Nicht, dass es ruhig wird, aber es wird zahlenmäßig weniger. Die, die kommen, rasen - klar. Sie geben Gas, lassen die Kuppelung schleifen, bringen die Nadel im Drehzahlmesser zum Anschlag. Sie sind Helden. Oder es sind große Lastkraftwagen: 2 Tonner, 3 Tonner, 4 Tonner und mehr, die die Gunst der Stunde nutzen. Die sonst kaum um eine Ecke kommen und nun befreiter rangieren.

      Ich gehe wieder hinab in die Küche. Wo ist nur dieser verdammte Dosenöffner? Hier. Ananas oder Litschis?. Ich zermartere mir den Kopf und suche eine Obstschale. So was gibt es natürlich nicht. Aber eine Tasse muss doch irgendwo sein? Eigentlich

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