Zwerge der Meere. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Zwerge der Meere - Michael Schenk страница 21
Birunt Hammerschlag sah sie erwartungsvoll an. „Ihr beiden seht aus, als hättet ihr endlich den Goldenen Grund gefunden.“
„Nah dran, nah dran“, keuchte Heimur etwas kurzatmig. „Vielleicht nicht der Goldene Grund, aber ich sage dir, Birunt, alter Freund, wir sind verdammt dicht an ihm dran.“
In Birunts Gesicht zeigte sich Anspannung, während er erregt an seinen Bartzöpfen zupfte. „Erzähle.“
Heimur schüttelte den Kopf und wies auf Varnum. „Diese Ehre gebührt dem Finder.“
Der junge Schürfer errötete ein wenig, denn ihm war bewusst, was der Fund für den Clan der Eldont´runod bedeutete. Nie zuvor war ein solcher Fund gemacht worden.
„Eine Säule aus weißem Kristall, Schlagführer. Mindestens zwanzig Meter hoch und zwei im Durchmesser.“
„Unmöglich“, ächzte Birunt. „So etwas gibt es nicht.“
„Dort unten steht sie“, bestätigte Heimur grinsend. „Dazu noch fünf Säulen mit dem halben Maß.“
Birunt schüttelte benommen den Kopf. „Du bist dir sicher, Heimur? Deine Augen sind nicht mehr die jüngsten, wie du selber sagst.“
„Weißer Kristall, schimmernd und ohne jeden Makel.“
Birunt wirbelte herum. „Bringt mir meinen Anzug und den Helm. Dieses Wunder muss ich mit eigenen Augen sehen.“ Er sah Varnum freudig an. „Wenn es so ist, und ich zweifle noch immer, dann hast du dir deinen zweiten Namen verdient, Schürfer Varnum.“
Als der alte Schlagmeister ins Wasser eintauchte, wurde er von mehreren anderen Schürfern begleitet. Varnum saß noch immer auf der Plattform und löste in Gedanken versunken die Riemen und Schnallen der Tauchrüstung. Der zweite Name! Sollte es möglich sein, dass er ihn erhielt, weil er diesen Fund gemacht hatte? Sollte er durch den weißen Kristall in den Kreis der ehrwürdigen Schürfer aufsteigen, das Recht der Ehe erhalten? Besana…
Mochten die aufgeregten Männer auf den Plattformen nun auch vom Goldenen Grund träumen, Varnums Gedanken weilten ganz woanders.
07 Massaker in Benderskart
Es war ein guter Handel für Fennegman und die anderen Fischer gewesen und wieder einmal bedauerte der kleine Mann, dass ein so guter Handel anderntags mit einem so schmerzenden Schädel bezahlt werden musste.
„Sere Fennegman, wenn du glaubst, ich lasse dich so aus dem Haus gehen, dann hast du dich getäuscht.“ Henafraws Stimme duldete keinen Widerspruch und obwohl sie die Lautstärke kaum gehoben hatte, verzog der kleine Mann schmerzlich das Gesicht. „Du stinkst nach Bier und an deinem schönen Bart kann man die Anzahl der Gläser erkennen.“
Da hatte sie durchaus recht, wie Fennegman betrübt feststellte. Aber den Bart nun zu bürsten, wäre sehr unangenehm gewesen. „Frische Seeluft wird mir gut tun“, sagte er würdevoll, „und die reinigende Kraft des Seewassers wird auch dem Bart nicht schaden.“
Henafraw musste auflachen und obwohl Fennegman ihr Lachen sehr schätzte, schmerzte auch dies in seinen Ohren. Bedauernd nahm er seine Brottasche vom Haken neben der Tür, tätschelte die Hand seiner Frau, die entsagungsvoll seufzte und dann einen kritischen Blick auf Torbjong warf. Er fiel zu ihrer Zufriedenheit aus und sie gab dem Sohn einen aufmunternden Klaps. „Achte darauf, dass dein Vater sich nicht zu weit über den Bootsrand beugt“, flüsterte sie. „Er ist heute nicht besonders sicher auf seinen Beinen.“
Der Vierzehnjährige grinste und folgte dann seinem Vater zum Strand hinunter.
„Ein schöner Morgen“, rief Losterman gut gelaunt zu ihrer Begrüßung. „Es war ein sehr erfolgreicher Abend gestern.“
„Auch für den Sere Tolkman“, murmelte Fennegman. „Unser Wirt hat sicher das beste Geschäft von allen gemacht.“
„Soll Torbjong heute mit hinaus?“ Wandeman deutete auf die pralle Brottasche des Jungen.
„Er hat am Bier geschnuppert“, erwiderte Fennegman, „da kann er auch an der Seeluft schnuppern.“
Losterman lachte auf. „Auch meiner hat am Handel geschnuppert. Verdammt, ich habe dem Bengel gesagt, er soll es probieren, nicht mehr als einen Mund voll. Du weißt ja, wie stark Tolkmans Bier ist, wenn er es frisch gebraut hat. Heute wird mein Junge wohl keine Arbeit leisten, verdammt.“
„Wir werden schon zurechtkommen“, meinte Fennegman beruhigend. „Dein Junge ist fleißig und er wird gutmachen, was er heute versäumt.“
„Will ich ihm auch geraten haben.“ Losterman fuhr sich über das Gesicht und es gab ein leicht schabendes Geräusch. An diesem Morgen hatte er die übliche Rasur verpasst. „Ach, verdammt, mir erging es damals nicht besser und ich hatte nicht die Ausrede, einen Handel zu schließen. Weißt du, Fennegman, mein Freund, damals nahm mich mein Vater in die Schänke mit, da wir…“
„Irgend etwas geht da vor sich“, brummte Fennegman unvermittelt. „Oben, im Dorf.“
Sie verharrten und hoben lauschend die Köpfe. Ganz schwach waren Rufe zu hören, die aus Benderskart kommen mussten.
„Du hast recht.“ Wandeman ließ das Netz sinken, das er gerade in seinem Boot ordnete. „Jetzt kann ich es auch hören. Du hast wirklich gute Ohren.“ Er schwang sich über die Bordwand und sprang in den Sand. „Was mag da los sein? Ob ein Feuer ausgebrochen ist?“
Die Fischer und ihre Söhne ließen ihre Arbeit stehen und liegen und eilten die lange Düne hinauf, hinter der sich der Ort befand.
„Ich kann keinen Rauch sehen“, ächzte der rundliche Pilkman. „Es kann noch nicht lange brennen.“
Die Häuser von Benderskart bestanden aus Lehm und Holz, denn beides fand man reichlich in der Gegend. Der Lehm war gebrannt, denn die schweren Regenstürme der Schlechtwetterzeit hätten den Häusern sonst übel mitgespielt. Die Dächer waren mit Lehm gedeckt und so konnte sich ein Feuer nur schwer ausbreiten.
Je näher sie dem Kamm der Düne kamen desto deutlicher wurden die Rufe. Nein, keine Rufe, es waren Schreie der höchsten Not und als die Männer und Jungen endlich oben ankamen, erkannten sie entsetzt den Grund. Menschen rannten zwischen den Häusern umher, scheinbar planlos und in blinder Panik, verfolgt von seltsamen Kreaturen, die sich auf sechs Gliedmaßen fortbewegten und mit tödlichen Kieferzangen nach den Bewohnern schnappten.
„Ein Überfall“, keuchte Wandeman.
„Kein Überfall“, sagte Fennegman grimmig, der ein wenig später oben anlangte, da seine Beine etwas kürzer waren. Aber er war der erste, der die Situation überblickte. „Das da ist blanker Mord. Was auch immer das für Kreaturen sind… Denen geht es nicht um Beute. Sie wollen töten.“
„Meine Frau, meine Kinder…“ Losterman starrte leichenblass zum Ort. „Los, Männer, wir müssen ihnen helfen!“
Er stürmte einfach los und sein Sohn und einige andere folgten ihm, die anderen wurden von Fennegmans Stimme zurückgehalten, der sich mit ausgebreiteten Armen vor sie stellte. „Wollt ihr sterben? Jene im Ort,