Das Blut des Wolfes. Michael Schenk

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Das Blut des Wolfes - Michael Schenk

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durchgeführt. Ist ja nur eine Katzenspucke“, meinte John Turner.

      „Ein Katzensprung“, korrigierte Svenja ihren farbigen Freund. Der grinste sie breit an.

      Der Transporthubschrauber kreiste einmal über der Rangerstation und setzte dann zur Landung an. Erst jetzt wurde Svenja auf Markierungen aufmerksam, die auf einer Weide Woliceks angebracht waren und dem Piloten als Landehilfe dienten. Von Wolicek und seinen Kühen war allerdings nichts zu sehen. Der Bauer war wohl auf die Landung vorbereitet und hatte seine Tiere zu einer entfernteren Stelle gebracht.

      Das Dröhnen der beiden Rotoren machte jede normale Unterhaltung unmöglich. Svenja sah, wie sich Johns Lippen bewegten und er deutete zur Seite. Dort standen zwei der Parkmitarbeiter und schirmten die Gesichter gegen den Sturm ab, den die Drehflügel verursachten.

      Der Hubschrauber setzte mit einem sanften Wippen auf seinem Fahrwerk auf und das Lärmen verstummte, als der Pilot die Turbinen abschaltete.

      „Kahnke und die Leute von EWoP müssten jeden Augenblick erscheinen. Die haben den Krawall sicherlich gehört“, rief John, der das Dröhnen und Wummern noch in den Ohren hatte. „Eigentlich hätte ich erwartet, dass sie hier schon seit Sonnenaufgang auf der Lauer liegen. Die können es ja gar nicht erwarten, die Graupelze in Empfang zu nehmen.“

      Tatsächlich tauchte nach wenigen Augenblicken der weiße Geländewagen von EWoP aus dem Ziegenbendges Weg auf. Zwei Leute saßen vorne, Zwei hinten. Eine Frau mit langen, kastanienbraunen Haaren saß am Steuer und winkte John kurz zu, zum Zeichen, das es nun endlich losgehe. Sie war sehr hübsch, wie Svenja fand. Turner war sichtlich der gleichen Meinung.

      Svenja stieß ihm grinsend in die Rippen. „Ah, das ist wohl diese Janice Göllner, was, John? Wisch dir den Sabber vom Mund, Ranger. Sonst sieht jeder, dass du scharf auf sie bist.“

      John Turner ging auf ihren Scherz ein, dann zog er den Schlüssel seines eigenen Wagens aus der Hemdtasche. „Die beiden Arbeiter gehen jetzt zum Tor. Bramke wartet dort schon.“

      Das Umladen der Wölfe vom Helikopter in den Geländewagen ging schnell und routiniert vor sich. Die hübsche Frau winkte John zu und gab diesem damit das Zeichen, dass man nun losfahren könne.

      John klimperte mit seinem Schlüsselbund. „Willst du mich begleiten? Natürlich nur, wenn du dich ruhig verhältst und nicht störst.“

      „Wie eine Statue“, versicherte Svenja und erntete einen skeptischen Blick Turners.

      Der Geländewagen von EWoP fuhr ab und John und Svenja stiegen in den Wagen des Rangers. Die Turbinen des Hubschraubers begannen wieder zu lärmen und als die beiden Fahrzeuge den Waldrand erreichten, startete die Maschine auch schon zum Rückflug.

      Die beiden Geländewagen erreichten den Waldrand. Die Bäume standen hier dicht am Ziegenbendges Weg und Svenja war froh über den Schatten, den sie spendeten. Die Sonne schien zwischen den Zweigen hindurch und zauberte einen Wechsel von Licht und Schatten auf den Boden. Es war nicht viel Schatten, aber bei der herrschenden Hitze war Svenja für jede Linderung dankbar.

      Sie blickte auf die Fahrbahn hinunter. „Der Weg ist jetzt viel bequemer. Warum hat man ihn überhaupt asphaltiert?“

      „Ja, holperig wird es erst wieder, wenn wir in den abgesperrten Bereich fahren. Aber das ist Beton, Süße. Den hat man verwendet, damit die schweren Transportfahrzeuge, die das ganze Baumaterial gebracht haben, den Weg nicht ruinieren.“ Er grinste. „Ich weiß, hier sieht es jetzt aus, wie eine der alten Heerstraßen von damals.“

      „Ach, du kannst ja etwas Farbe nehmen und ihn Grün streichen“, flachste Svenja. „Wer sind die anderen in dem Wagen?“

      „Doktor Mayen, der Tierarzt und Leiter der Station, dazu ein türkischer Arzt, der den ganzen Transport begleitet hat und mit dem Flieger wieder in die Türkei reist. Dazu ein Fotograf, der das Aussetzen hier im Park dokumentieren wird.“ John lachte gutgelaunt. „Und, natürlich, die beiden Wölfe.“

      Sie erreichten die Lichtung, die links am Weg lag und auf der sich die EWoP-Station befand. Die weißen Wände reflektierten das grelle Licht auf unangenehme Weise. Nur Sekunden später hielten die beiden Fahrzeuge am rechts liegenden Tor. Die beiden Parkmitarbeiter schlossen auf und drückten die Flügel zur Seite. Förster Bramke, dem der Wolfgartener Forst zum größten Teil unterstand, nickte ihnen zu und achtete darauf, dass keine Tiere das offene Tor passierten. Hinter den beiden Fahrzeugen wurde das Tor wieder geschlossen.

      Svenja war in der Vergangenheit oft hier spazieren gegangen und bemerkte überrascht die Veränderung. „Ich dachte, hier gibt es keine Wege. Habt ihr hier welche angelegt?“

      John nickte. „Nur ungern, aber uns blieb keine Wahl. Die Tiere müssen möglichst schnell vor Ort und aus dann der Betäubung geholt werden.“ Turner wies auf das Thermometer am Armaturenbrett. „Außerdem wird es in den Fahrzeugen heiß.“

      „Ich glaube, dafür brauche ich kein Thermometer“, seufzte Svenja.

      Offensichtlich hatte man in den letzten Tagen einen kleinen Pfad vorbereitet, den die Fahrzeuge nutzen konnten. Es war kein richtiger Weg und man hatte auch nur das Knüppelholz zur Seite gezogen, doch die Geländewagen kamen damit zurecht. Der Pfad machte ein paar unangenehme Biegungen, denn die vom Alter oder Sturm gefällten Bäume hatte man nicht beseitigen wollen.

      „Der Wald riecht hier anders“, murmelte Svenja.

      „Anders?“ Turner runzelte die Stirn und nickte dann. „Ah, verstehe. Der abgesperrte Bereich wird ja nicht forstwirtschaftlich betreut. Alles zerfällt auf natürliche Weise. Hier riechst du auch das vermodernde Holz, was in den anderen Bereichen noch oft geräumt wird.“

      „Wo fahren wir hin? Ich meine, gibt es ein bestimmtes Ziel oder werden die beiden Wölfe einfach irgendwo ausgesetzt?“

      „Ein Stück nördlich befindet sich der alte Römerstein und in seiner Nähe ist eine kleine Höhle, die sich gut als Unterschlupf eignet. Natürlich bringen wir sie nicht direkt dorthin. Unser Geruch würde haften bleiben und es kann gut sein, dass die Wölfe die Höhle dann nicht mehr annehmen. Aber wir setzen sie in der Nähe ab.“

      Trotz der Allradantriebe hatten die beiden Fahrzeuge nun zu kämpfen, um sich ihren Weg zu bahnen. Das Gelände war trotz der Vorbereitungen praktisch unberührt und wenn Turner hier einmal nach dem Rechten sah, dann ging er ja zu Fuß, um die Tiere möglichst wenig zu stören. Ihnen zuliebe nahm er lieber ein paar Unbequemlichkeiten in Kauf. Das Ruckeln des Fahrzeugs war trotz der Federung recht unangenehm und Svenja fragte sich unwillkürlich, wie die armen Wölfe das Schütteln wohl ertragen mochten.

      „Wir sind da.“ Turner bremste ab und schaltete den Motor aus. „Ich werde sehen, ob sie Hilfe brauchen. Du bleibst hier im Wagen.“

      Svenja zog einen Schmollmund, aber John sah sie mahnend an und so blieb ihr keine Wahl. Leicht verstimmt sank sie in die Polster zurück, doch die Neugierde ließ sie nach draußen sehen, wo die Männer und Janice Göllner nun am Heck des EWoP-Fahrzeugs standen. Alles ging überraschend schnell und wenig spektakulär vor sich.

      Der Fotograf trug zwei verschiedene Kameras an Trageriemen um den Hals und schoss ganze Serien von Fotos. Er schien genau zu wissen, worauf es ankam und hielt Abstand zu den Forschern, welche nacheinander zwei schalenartige Tragen mit den Wölfen aus dem Heck des Wagens zogen. Behutsam wurden die Tiere auf den Boden gelegt. Doktor Mayen untersuchte sie und verabreichte ihnen mehrere Injektionen. Dann nickte er den Anwesenden zu.

      Turner

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