Das Blut des Wolfes. Michael Schenk
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Das Blut des Wolfes - Michael Schenk страница 29
„Ach, die meisten Leute begnügen sich eh mit Decke und Stroh“, meinte der Ritter. „Und der Aufbau einer Bettstatt, mit dem Einziehen der Leine, das lohnt für die kurze Zeit nicht.“
„Okay, ich sage Bescheid, wenn Wolicek mit dem Stroh kommt.“
Doktor Mayen hatte sich zwischenzeitlich zu dem Tisch begeben, an dem auch Janice Göllner, John Turner und Förster Bramke saßen. Der Ranger flirtete ungeniert mit der hübschen Braunhaarigen, der das zu gefallen schien. Mayen lächelte verständnisvoll, prostete Bramke zu und nippte dann an seinem Met. „Und, Herr Bramke, was halten Sie so von der Sache?“
Förster Tobias Bramke runzelte die Stirn. „Meinen Sie das Gelage hier oder die Wölfe?“
„Natürlich die Wölfe.“
Bramke lächelte. „Im Grunde habe ich nichts gegen Wölfe. Im Grunde könnten sie für den Naturpark von großem Vorteil sein. Sehen Sie, Wildschweine, Rotwild und Mufflons haben hier keine natürlichen Feinde und vermehren sich viel zu gut. Wir müssen hier schon eine begrenzte Jagd freigeben. Die Wölfe könnten für ein gesundes Verhältnis sorgen. Ich schaue mir die Sache in Ruhe an und warte ab, bevor ich mir ein Urteil bilde.“
„Sehr vernünftig“, meinte Doktor Mayen. „Ich wollte, alle Menschen wären so.“
Der Förster lächelte tiefgründig. „Die wenigsten Menschen machen sich die Mühe, die Natur verstehen zu wollen, damit sie mit ihr leben können. Für die meisten ist die Natur noch immer etwas, dass man ausbeuten und nach dem eigenen Willen umformen kann.“
Mayen nickte. „Aber das ändert sich. Der Naturschutz erhält einen immer höheren Stellenwert.“
Bramke lachte auf. „Sie meinen diese Ökofreaks? Da bin ich doch ein bisschen misstrauisch, Doktor Mayen. Ich finde, es muss eine Gleichberechtigung zwischen Mensch und Natur geben. Was die Ökos da gelegentlich abziehen, ist eine einseitige Stellungnahme für die Natur. Dagegen hätte ich ja eigentlich auch nichts, aber ich finde, es wird falsch angepackt. Man muss miteinander reden, verstehen Sie? Es hilft nichts, die Anhänger der eigenen Meinung als die Heilsbringer zu betrachten und die anderen Leute als böse Weltvernichter zu verurteilen. Das schafft Grenzen und die muss man überwinden.“
„Darauf trinke ich einen“, sagte Mayen lächelnd und hob sein Horn.
Bramke war ein stämmiger Mann mit tiefschwarzem Haar. Lediglich an den Schläfen und im Vollbart zeigten sich weiße Haare. Mayen erinnerte der Anblick ein wenig an das Bauchfell eines lupus lupus. „Menschenschutz“, sagte der Förster nachdenklich.
„Wie bitte?“ Mayen zog fragend die Augenbrauen hoch.
Bramke grinste. „Wir reden von Naturschutz oder Umweltschutz, doch darum geht es doch überhaupt nicht. Egal, was der Mensch anstellt, die Natur wird überleben. Das hat sie immer getan. Sie passt sich an. Weit besser, als der Mensch. Selbst wenn unsere Luft aus Giftgasen bestünde, würde die Natur sich anpassen. War ja sogar mal so. Na ja, jedenfalls könnte sich der Mensch sicherlich nicht so gut an veränderte Umweltbedingungen gewöhnen. Deswegen sollte der ganze Umweltschutz und Naturschutz besser Menschenschutz heißen. Träfe den Kern der Sache viel besser.“
„Auch darauf trinke ich“, stimmte Mayen zu und grinste breit. „Ist eine ungewöhnliche, aber interessante Ansicht.“ Er trank mit den anderen und leckte sich genüsslich über die Lippen. „Zurück zu den Wölfen. Sehen Sie da Probleme?“
„Solange sie im abgesperrten Bereich bleiben? Nein. Aber wenn sie frei im Tal herumlaufen, dann könnte es Probleme geben. Ich hoffe, dass sie nicht auf den Gedanken kommen, eine von Woliceks Kühen anzufallen oder das noch Schlimmeres passiert. Solange sie sich an Wildschweine und Mufflons halten, ist alles Okay.“
„Der Mensch gehört nicht in ihr Beutespektrum.“ Mayen nahm einen kräftigen Schluck und sah bedauernd in den leeren Becher. „Und sie scheuen den Menschen.
Bramke winkte dem Wirt zu, Nachschub an Met zu bringen.
Mayen grinste dankbar. „Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wer oder was den Hund des Bauern getötet hat?“
Der Förster zuckte die Schultern. „Keine passenden Spuren von Raubwild, wenn Sie das meinen. Offen gesagt, gefällt mir das nicht. Haben Sie gehört, dass hier ein paar Wochen zuvor ein Wandererpaar verschwunden ist?“
„Ja. Sehr rätselhafte Sache, das. Wenigstens hat es nichts mit unseren Wölfen zu tun. Die waren ja noch nicht da.“
Bramke nickte. „Wenn so etwas passieren sollte, während die Wölfe durch das Tal streifen, dann können Sie ihr Projekt vergessen. Hier gibt es einige Leute, die nicht gut auf Wölfe zu sprechen sind und einige davon haben Flinten im Keller.“
„Ah, wirklich?“ Mayen strich sich nachdenklich über das Kinn. „Ich habe eher das Gefühl, die Leute akzeptieren das Projekt.“
„Solange nichts passiert, ja.“ Bramke leckte sich über die Lippen. „Aber die Stimmung kann schnell kippen. Sehen Sie, am Anfang waren die meisten Leute für den Naturpark und sind es auch jetzt noch. Aber hier bei uns, in Wolfgarten, gibt es eine Menge kritischer Stimmen.“
„Ich darf um ein höfliches Handgeklapper bitten“, war eine weibliche Stimme zu vernehmen und die Anwesenden wandten sich automatisch der kleinen Bühne zu. Dort hatten inzwischen die Spielleute Platz genommen. „Die Gruppe Lautenschlag wird jetzt einige Stücke aus dem Mittelalter spielen.“
Mayen betrachtete interessiert ein merkwürdiges Instrument, an dem sich eine Kurbel befand. Die junge Frau, welche die Gruppe angekündigt hatte, nahm ein Tamburin und begann den Rhythmus zu schlagen, dann fielen die anderen Instrumente ein.
„Gar nicht mal schlecht“, meinte Doktor Mayen. „Jedenfalls was anderes als dieses HipHop, das Janice ständig laufen lässt.“
Etliche der Gäste unterhielten sich weiter, während die Gruppe aufspielte. Die Bachmanns kamen zu den Tischen und fragten nach den Wünschen der Gäste. Die Karte war bescheiden, aber die meisten freuten sich auf den Schweinebraten, der sich am Spieß über der Feuerstelle drehte. Gespräche und Musik mischten sich und in der Schänke herrschte ein stetes Kommen und Gehen. Einige mussten nach Hause aufbrechen, andere kamen erst spät zu der Veranstaltung. Unter letzteren war auch Bauer Wolicek, der zuvor das Stroh für die Mittelalterfreunde abgeliefert hatte. Er kam anschließend in den Gastraum und ließ sich von Bachmann ein Bier zapfen.
Alles verlief harmonisch, obwohl einige der Gäste bald mehr getrunken hatten, als ihnen eigentlich gut tat. Doch es gab keine Reibereien und besonders Frau Bachmann hatte ein Gespür für gereizte Stimmung. Sie war schnell zur Stelle, beschwichtigte und gab eine Runde aus, was die erhitzten Gemüter rasch besänftigte.
An diesem Abend machte ihr Wolicek jedoch Sorgen. Sonst war er ein angenehmer Gast, wenn er sich einmal in die „Kermeter Schänke“ verirrte oder Burg „Wulffgart“ belieferte, doch an diesem Abend wirkte er düster und verschlossen. Das war ungewöhnlich und sicher auch nicht gut, denn er trank auch mehr, als gewöhnlich. Sie trat unauffällig neben ihren Mann.
„Du, ich glaube, den Wolicek, den sollten wir im Auge behalten.“
„Den Wolicek?“ Der Wirt sah kurz zu dem Milchbauern hinüber und widmete sich dann wieder dem Spülen von Pokalen, Bechern und Hörnern. „Was ist mit ihm?“
„Ich