Liebe, gut gekühlt. Linda Große

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Liebe, gut gekühlt - Linda Große

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wohl gerade nicht klamm gewesen.

      Okay, dachte Theo Emmerich. Rasieren, anziehen und auf zum Hotel. Ermitteln, Herr Privatdetektiv!

      Kapitel 4

      Urania klatschte den Hefeteig auf das Holzbrett und presste ihre Handballen mit der vollen Wucht ihrer aufgestauten Wut hinein, so als wolle sie jedem einzelnen der kleinen emsigen Sprosspilze die Luft abwürgen.

      Sie hasste diesen Greg. Sie hatte ihn von Anfang an gehasst. Glaubte er wirklich, er könne eine alte Frau wie sie mit seinem schmierigen ‚ich bin ein netter großer Junge Charme‘ beeindrucken? Lachhaft! Ihre Finger krallten sich um den Teigklumpen, während ihre Handflächen die Gare herauspressten und sich klebrige Fäden an ihrer Haut festsetzten. Automatisch griff sie zu dem Blechkanister mit Mehl, stäubte den flachgekneteten Teig ein und begann die unerbittliche Prozedur erneut von vorne.

      Seit seinem Anruf war gerade eine Stunde vergangen. Sie verfluchte dieses Telefon. Der schrille Ton der neuen Anlage, ganzer Stolz ihres Ehemannes Stavros, schnitt jedes Mal wie eine Säge in ihr gereiztes Nervenkostüm. Und ausgerechnet heute. Sie liebte diese Tage, an denen Stavros gemeinsam mit Christos zum Einkauf in die Stadt fuhr. Heute war sie gleich nach seiner Abfahrt in den Garten gegangen, um mit einer kleinen Hacke den Boden um ihre Paprikapflanzen aufzulockern. Sie bewunderte die kleinen weißen Blüten, die wie Sternchen im dunklen Grün der Blätter leuchteten. Die ersten winzigen Früchte hingen bereits vereinzelt in den gut gepflegten und sehr geliebten Pflanzen. Behutsam war sie mit den Fingerspitzen über jede einzelne kleine Schote geglitten um die leuchtendglänzende smaragdfarbene Glätte der Oberfläche zu spüren.

      Bis dieses verfluchte Telefon ihre morgendliche, andächtige Ruhe zerstört hatte! Greg, diese eingebildete Nervensäge! Erneut brachte die aufklatschende Hefekugel das Holzbrett zum Erzittern, während Urania halblaut vor sich hinzeterte.

      Hündin Sophie mit den graumelierten Lefzen schlich unauffällig durch die Tür nach draußen und ließ sich nach zwei Drehungen um die eigene Achse auf ihren Lieblingsplatz unter dem Feigenbaum nieder. Ihre Augen aufmerksam auf die Küchentür gerichtet, während das aufgebrachte Gemurmel ihrer Herrin in ihre steil aufgerichteten Ohren strömte. Sie wartete geduldig in dieser Position, bis der Wortschwall verebbte, erst dann ließ sie den Kopf auf die Vorderpfoten sinken und schloss die Augen.

      Es war ein Tag wie Samt und Seide. So wie vor zwei Jahren, als diese Yacht auftauchte und draußen vor der Bucht die Anker fallen ließ. Nichts Außergewöhnliches eigentlich. Bis die Geräusche eines heftigen Gelages in der Nacht ungebremst über die Fläche des stillen Meeres in die Häuser der Dorfbewohner schlitterten. Laute Touristen waren wahrlich nichts neues, aber das brach alle Rekorde. Urania hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Stavros, der Glückliche übertönte mit seinem üblichen, lauten Schnarchen gnädiger Weise jede nächtliche Ruhestörung in seinen eigenen Ohren. Sogar diese!

      Irgendwann nach Sonnenaufgang war der Lärm abgeflaut und sie hatte wenigstens noch etwas schlafen können. Auf der Yacht blieb es mucksmäuschenstill. Den ganzen wunderschönen Tag lang. Bis am Nachmittag das Beiboot vollbesetzt an den Strand tuckerte und eine, schon wieder sehr ausgelassene Menge ausspuckte. Einige wagten sich in das, um diese Jahreszeit noch recht kalte Wasser und tobten ausgiebig herum. Die meisten jedoch wanderten zielstrebig zur Bar von Christos. Seine Espressomaschine lief fast heiß an diesem Tag, während die Russen ihre angewärmten Gedärme anschließend prompt mit Strömen von Ouzo und Metaxa kühlten.

      Christos machte an diesem Tag das Geschäft seines Lebens und fuhr gleich am nächsten Morgen mit Stavros in die Stadt um seine Regale mit einer neuen Batterie Alkoholika jeder Art aufzufüllen. Er mochte die Russen. Selbst die zerschlagenen Gläser minderten seine Sympathie kaum. Nur seine Frau war nicht glücklich darüber, am nächsten Tag all die Scherben aus dem Sand fischen zu müssen.

      Das Gejohle der Yachtbewohner nahm mit sinkendem Sonnenstand sehr schnell wieder unerträgliche Dimensionen an. Die Handvoll Engländer, die es um diese Jahreszeit hierher verschlagen hatte, versuchte mit stoischer Gelassenheit die Präsenz dieser, in ihren Augen neureichen Proleten zu ignorieren. Doch dieses Mal kapitulierten sogar sie sehr schnell, packten die Badeutensilien zusammen, schwangen sich auf ihre gemieteten Motorroller und fuhren zurück zu den Quartieren.

      Zur Freude aller, mit Ausnahme von Christos, legte die Yacht am nächsten Tag um die Mittagszeit ab. Nur einer blieb zurück. Greg. Er mietete sich in Christos Bar ein, in einem winzigen Verschlag mit Bett, das während der Hochsaison einer Aushilfe als Unterkunft diente. Und schon in der nächsten Nacht schloss Stavros mit ihm das Geschäft für die Nutzung des verfallenden Häuschens ab, das Uranias Großeltern bewohnt hatten.

      „Männer!“ Wutschnaubend landete der Teigklumpen erneut mit klatschendem Geräusch auf der Unterlage.

      Sophie schreckte hoch und stimmte ein verhaltenes Geheul an. Urania hörte es nicht. Männer! Eine gemeinsam durchsoffene Nacht und schon waren sie die dicksten Freunde!

      Der Ärger über ihren Untermieter, wie sie Greg insgeheim nannte, wollte einfach nicht abebben. Mittlerweile färbte sich ihr Gesicht puterrot; Stavros würde bei diesem Anblick einen Herzinfarkt befürchten, aber Stavros war nicht da. Heute war er mit Christos nach Igoumenitsa gefahren, das taten sie immer einmal im Monat. Sie fuhr schon lange nicht mehr mit, die Stadt war ihr zu laut, zu unruhig. Selbst die wöchentlichen Einkäufe in Korfu-Stadt erledigte Stavros in der Regel alleine. Ab und zu hatte Greg ihn schon begleitet, nachdem er einmal mit seinem Motorrad eingesprungen war, als ihr Auto in die Werkstatt musste. Er suchte offenkundig Familienanschluss! Dabei hatte er doch Familie in Russland. Das Foto war ihr nach wie vor gut in Erinnerung. Er hatte es ihnen wohl als vertrauensbildende Maßnahme präsentiert, bevor er mit Stavros per Handschlag den Mietvertrag besiegelte (Eingeweiht wurde er mit russischem Wodka von Greg, Moussaka von ihr, wozu ihr Mann sie mit Nachdruck überreden musste, sowie Rotwein in Strömen).

      Obwohl Urania der Begriff Körpersprache fremd war, blieb dieses irritierende Familienfoto in ihrem Gedächtnis haften: Greg hockte zwischen seinen beiden Söhnen, die Arme um ihre Schultern gelegt, ein jungenhaftes Lachen enthüllte seine strahlendweißen Filmstar-Zähne, während die Jungen sehr selbstbewusst in die Kamera schauten (Den Begriff cool kannte Urania ebenfalls nicht). Aber seine Frau zeigte nur ihr abgewandtes Profil, der Körper neigte sich zum Bildrand, so als wolle sie aus dem Foto herausfallen. Es verwunderte sie also nicht, dass er seine Frau in den zwei Jahren noch niemals mit hierher gebracht hatte. Aber seine Söhne auch nicht, obwohl er sie regelmäßig besuchte.

      Er konnte gut mit Jungen umgehen, das musste sie widerwillig anerkennen. Während der Sommerferien ihres Enkels hatte Greg ihn mehrmals auf seinem eigenartig aussehenden Motorrad mitgenommen. Leider hatte er Stavros um Erlaubnis dafür gefragt!

      Und nun brachte er das erste Mal nach zwei Jahren jemanden mit, eine Frau, eher ein Mädchen, jedenfalls nicht seine Ehefrau!

      Urania klatschte die zerteilten, runden Teigklumpen auf die vorbereiteten Backbleche und bedeckte sie mit den Küchentüchern. Dann hob sie einen Zipfel ihrer Schürze hoch und rieb sich über ihr erhitztes, feuchtes Gesicht. Mit einem erleichterten Aufseufzen stellte sie den Küchenwecker und nahm ihn mit hinaus auf die Veranda. Sophie verließ ihren Platz unter dem Feigenbaum und trottete freudig zu ihrer Herrin, die sich schweratmend in ihren Liegestuhl sinken ließ.

      „Ich bin fast fertig“, sagte sie zu der Hündin und tätschelte den Kopf des Tieres. „Hätte er nicht Brot auf die lange Einkaufsliste schreiben können, die er Stavros mitgegeben hat?“

      Kapitel 5

      Den

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