Liebe, gut gekühlt. Linda Große

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Liebe, gut gekühlt - Linda Große

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satten Sound ebenso wie das erschreckte Zusammenzucken der Fußgänger. Seine Welt glich einer Scheibe und sie war wieder voll in Ordnung! Nicht das sie jemals wirklich in Unordnung geraten wäre. Oh, nein! Nicht wirklich. Nachdem Cora vor ein paar Wochen so abrupt ihre Beziehung beendete, war er sich ganz sicher gewesen, sie würde zu ihm zurückkommen. Reumütig zurückkehren! Zu fabulous, exciting Ben! Ihre Amnesie steigerte sein wahrscheinlich hauptsächlich horizontal ausgerichtetes Selbstbewusstsein ins Unendliche. Zum zweiten Mal hatte sich Cora in ihn verliebt! Das war die gelungenste Quadratur des Kreises überhaupt, die vollendete Drehung um 360°, der verdiente Neuanfang. Seine Fantasie vollführte übermütige Purzelbäume auf der endlos weiten Ebene seiner so übersichtlichen Weltanschauung. Jedenfalls hatte Sabrina ihn von Anfang an nicht leiden können, und jetzt würde sie ihn am liebsten auf den Mond schießen!

      Er pfiff leise vor sich hin, California dreamings, obwohl der CD-Player gerade Pat Benaters Love is a battlefield spielte. Sabrina entging seine gute Laune nicht, obwohl sie in Gedanken heftig mit Cora schmollte. Sie rutschte noch etwas tiefer in den Beifahrersitz, so als könne sie dadurch dem musikalischen Wirrwarr ausweichen, um in Ruhe wegen des Verhaltens ihrer Freundin grübeln zu können. Sie verstand das einfach nicht. Wie hatte Cora, als Ben völlig unerwartet im Krankenhaus auftauchte, bloß so heftig mit ihm flirten können? Dabei konnte sie sich an ihn genauso wenig erinnern wie an sie, ihre beste Freundin seit Jahren, Sabrina Sommer. Amnesie, meinten die Ärzte. Aber erstaunlicherweise hatte die flirtende Cora plötzlich sehr lebendig gewirkt, sehr gesund. Aber angeblich blieben erworbene Reflexe auch bei einer Amnesie erhalten. Cora würde demnach sogar ihren Beruf als Zahnarzthelferin weiter ausüben können.

      Ben lenkte den Wagen geschickt in eine Parklücke, griff mit der Hand über Sabrina hinweg und öffnete die Beifahrertür.

      „Katze füttern“, forderte er sie auf.

      Gehorsam kletterte Sabrina aus dem tiefliegenden Porsche und kramte in ihrer Handtasche nach Coras Hausschlüssel. Zu ihrem Erstaunen stieg Ben ebenfalls aus. Offensichtlich wollte er mit in die Wohnung. Das war ihr ziemlich unangenehm, schließlich hatte ihre Freundin vor der Amnesie Schluss mit ihm gemacht. Zu Recht, wie Sabrina fand. Sie hatte Coras Abneigung gegen Ben voll verinnerlicht. Und nun das! Sie verstand die Welt nicht mehr. Schließlich war die Beziehung zwischen beiden sehr schnell wieder zu Ende gewesen, eigentlich schon bevor sie richtig begann. Cora empfand Ben bereits nach kurzer Zeit als Langeweiler schlechthin. Während ihrer Dates klebte er ständig mit einem Ohr an seinem Handy um belangloses Zeug mit irgendjemand auszutauschen. Vergeblich versuchte Cora ihm das abzugewöhnen. Doch ihr endgültiger Ausflipp kam, als sein Vater ihm den neuesten Porsche spendierte. Er holte sie stolz damit ab, führte sie in ein teures Restaurant aus, extra zur Feier des Tages und baute dann seinen Laptop auf zwischen Champagnergläsern und Porzellangedeck, nur um das Modell, das draußen vor der Tür parkte, auf den Bildschirm zu holen. Das hatte damals dann das endgültige Aus für Ben bedeutet. Und nun das.

      Unschlüssig spielte Sabrina mit dem Schlüsselbund. Ben stand bereits vor der Haustür, ungeduldig mit den Füßen auf und ab wippend.

      „Hey Mädel, mach schon! Ich habe nicht den ganzen Abend Zeit!“

      Er nannte sie konsequent nur Mädel, konnte sich ihren Namen einfach nicht merken. Oder wollte nicht. Arrogantes Bürschchen.

      Mit zusammengebissenen Zähnen schloss Sabrina die Tür auf. Im Fahrstuhl standen sie schweigend nebeneinander bis Ben wieder mit California dreaming anfing. Allerdings pfiff er diesmal ganz altmodisch vor sich hin, froh und ziemlich falsch. Seine Vorliebe für Oldies war der einzige Bruch in Bens, auf Hochglanz gestylten Persönlichkeit. Für Sabrina lediglich der minimale Resthauch einer menschlicher Aura.

      Tiffanys Mauzen ertönte bereits beim Aufschließen der Tür. Die rotgetigerte Katze strich so eng um Sabrinas Beine herum, dass sie sich nach ihr bückte und sie auf den Arm nahm. Dann marschierte sie schnurstracks in die Küche, ohne sich um Bens Anwesenheit zu kümmern. War schließlich Coras Problem, nicht ihres! Während sie die Dose mit dem Katzenfutter öffnete, hörte sie Ben im Wohnzimmer kramen und plötzlich erklang Musik. Fühlt sich schon wie zu Hause, dachte sie. Kein Benehmen, der Typ.

      Morgen würde Cora aus dem Krankenhaus entlassen werden. Abholen würde Ben sie mit seinem silberfarbenen Porsche. Also konnte sie sich etwas anderes vornehmen. Dabei hatte sie sich extra den Vormittag dafür frei genommen. Aber Cora war geradezu begeistert auf Bens Angebot eingegangen. Wer hatte ihm bloß verraten, dass sie im Krankenhaus lag? Sogar von ihrer Amnesie hatte er gewusst.

      „Brauchst du noch lange?“, hörte sie plötzlich seine Stimme hinter sich.

      Erschrocken zuckte sie zusammen. Eigentlich wollte sie noch einiges tun, Pflanzen gießen, Katzenklo säubern.

      „Na, was ist? Bist du taub?“, hakte Ben ungeduldig nach.

      „Ja, wir können los.“

      Sabrina war von ihrer eigenen Antwort überrascht, spürte Trotz in sich aufsteigen. Sollte ihre Freundin doch sehen, wie sie klar kam. Seit Wochen kümmerte sie sich um die Katze und nicht einmal ein Danke schön für ihre ganze Mühe. Im Gegenteil, plötzlich war sie abgeschrieben.

      „Wo wohnst du eigentlich?“, wollte Ben von ihr wissen, als er den Porsche startete.

      „Tempelhof, Manfred von Richthofen Straße.“

      „Das ist ja am anderen Ende der Welt“, meinte Ben. „Ich lass dich an der nächsten U-Bahn Station raus. Will noch ins Fitness Studio.“

      „Die nächste ist gleich da vorne. Ich hoffe, das ist nicht zu weit für deinen Silberpfeil, sonst laufe ich hin“, erwiderte Sabrina mit ungebremsten Sarkasmus.

      „Auch gut.“ Sarkasmus rutschte an seinem polierten Edelstahlego ab, als wäre er Butter in der Sonne. Wie schon vorhin griff er über sie hinweg und öffnete die Beifahrertür. „Hopp, hopp Mädel.“

      Sie stand kaum auf dem Bürgersteig, da jaulte schon der Motor auf und Bens schicker Porsche schoss davon.

      Soviel zum besten Freund meiner besten Freundin, dachte Sabrina resigniert. Was bin ich doch für eine wahrhaft blöde, wahrhaft gutmütige dumme Kuh!

      Kapitel 6

      Schwarzfahren, während seiner Studentenzeit war das ein Sport gewesen, verbunden mit einer linksliberalen Abneigung gegen das Establishment. Zu mehr Abneigung war er, im Gegensatz zu anderen Kommilitonen nicht fähig und nicht willens gewesen. Jetzt war es zu einer bloßen Überlebensstrategie mutiert. Und es war schwieriger geworden. Die Kontrolleure waren mittlerweile nur noch für das geübte Auge erkennbar, wenn überhaupt. BVG-Leute undercover.

      Froh, wieder nicht erwischt worden zu sein, näherte sich Theo dem Hotel auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Vor einem Schaufenster blieb er stehen, musterte die Auslage ohne sie wirklich wahrzunehmen, wandte sich dann langsam auf dem Absatz um und musterte das mehrfarbige, nostalgisch wirkende Schild über dem Eingang. Haus & Hof in Schreibschrift, darunter in Druckbuchstaben Hotel & Bistro.

      Er überquerte die Straße. Die Eingangstür stand auf, daneben hing eine schwarze Tafel. Mit weißer Kreide in schwungvoller Schrift stand die Mitteilung, dass der Biergarten geöffnet sei. Schmerzhaft wurde sich Theo seines leeren Portemonnaies erneut bewusst. Er versuchte den Gedanken zu verdrängen indem er sich auf seinen selbst erteilten Auftrag konzentrierte. Zielstrebig näherte er sich dem Empfang, hinter dem eine aparte junge Frau stand. Sie lächelte ihm freundlich entgegen, was bei Theo die typische Kette von Gesten in Gang setzte, die für attraktive

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