Vergeben und Vergessen. Jenny Kutzner
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Читать онлайн книгу Vergeben und Vergessen - Jenny Kutzner страница 11
»Max. Bitte warten sie!«
Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. »Wissen sie denn wenigstens wie sie heißt?«
»Hannah! Sie heißt Hannah.«
10.
Als John sich von Hannah vor der Bar verabschiedet hatte, war er sich sicher, sie nie wieder zu sehen. Er hoffte zwar, dass er sich irrte, wirklich daran glauben konnte er aber nicht. Die Sonne schien ihm ins Gesicht. Er fühlte sich gut und ging, wie den Abend zuvor, zu Fuß die Straßen entlang. Eigentlich wollte er gestern nur so lange umherlaufen, bis sein Ärger über Max verflogen war. Der Regen hatte ihn schließlich in diese kleine Bar getrieben. John musste unwillkürlich lächeln bei dem Gedanken, dass gestern Abend lediglich ein glücklicher Zufall gewesen war.
Als John das Hotel, in dem er und Max übernachteten, durch die große Drehtür betrat und auf seine Uhr schaute, stellte er entsetzt fest, dass sie bereits viel zu spät dran waren. Max konnte er im Foyer nirgends entdecken. Es war bereits zehn nach acht Uhr und sie hätten schon seit zwanzig Minuten im Auto sitzen sollen. Es lief ihm kalt den Rücken hinunter, während er auf den Fahrstuhl wartete und nach seinem Handy suchte. Es dauerte eine Weile, aber als er es fand, waren seine Hände so zittrig, dass es ihm zu Boden fiel.
»Verdammte Scheiße!«
Er hob es auf und betrachtete es von allen Seiten. Wenigstens war es nicht kaputt gegangen.
Der Fahrstuhl ließ ziemlich auf sich warten. Als sich nach einer kleinen Ewigkeit die Türen endlich öffneten, stürmte er hinein, ohne auf die aussteigenden Fahrgäste zu achten. Noch bevor die Türen sich wieder geschlossen hatten, hielt er sich sein Handy ans Ohr. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung und das Freizeichen verstummte. John dachte zuerst die Leitung wäre zusammengebrochen, doch dafür war es zu still. Er hörte zuerst ein leises Rascheln und so etwas wie ein Stöhnen, bevor sich Max am anderen Ende der Leitung meldete.
»Ja?«
Dieses »Ja?« bedeutete nichts Gutes. Es hörte sich verschlafen an, doch bevor John etwas sagen konnte wurde die Verbindung wieder unterbrochen.
Auf einmal wurde es viel zu eng in diesem Fahrstuhl und er wollte nur noch raus. Er schien erhört worden zu sein, denn wenige Augenblicke später gingen die Türen auf und er stürmte hinaus und den Flur entlang.
Ohne weiter darüber nachzudenken, ob er andere Hotelgäste ebenfalls wecken würde, fing John an mit beiden Fäusten gegen die Tür zu schlagen.
Er wünschte sich fast, dass sein Freund die Tür unerwartet schnell öffnen würde, doch es tat sich nichts. Er stoppte für einen kurzen Augenblick seinen Trommelwirbel und lehnte sein Ohr gegen die Tür, um zu lauschen.
Zuerst hörte er nichts, doch dann drang endlich ein Geräusch durch die Tür.
»Beweg deinen verfluchten Hintern zur Tür!«, brüllte John die noch immer verschlossene Tür an. Die ersten Gäste fühlten sich von dem Krach auf dem Flur gestört und spähten verschlafen hinaus. John ließ sich nicht davon beirren. Er konnte jetzt keine Rücksicht mehr nehmen.
»Wenn du nicht sofort die Tür aufmachst, trete ich sie ein! Das ist mein voller Ernst!«
Er hielt wieder inne und lauschte.
»Ich zähl jetzt bis Fünf! Eins... , zwei... , drei... «
Bevor er zu Ende gezählt hatte, öffnete sich die Tür und eine traurige, verschlafene Gestalt stand vor ihm. Hätte John nicht gewusst wer da vor ihm stand, hätte er ihn wohl nicht erkannt. Früher einmal war sein Freund das blühende Leben gewesen, durchtrainiert und voller Lebenslust und er hatte eine fast magische Wirkung auf Frauen gehabt. Im Gegensatz zu John, hatte Max das Glück ziemlich schnell eine Frau zu finden, mit der er sein Leben teilen wollte. John war noch immer ein wenig eifersüchtig auf ihn, denn eigentlich war Susann sein Date, bis er sie Max vorstellte. Damals war ihre Freundschaft schon einmal kurz vor dem Aus gewesen, aber sie hatten es geschafft sich davon nicht auseinander bringen zu lassen. Zwei Jahre später war er sogar Max` Trauzeuge und alles schien wieder gut. Doch dieser Idiot versaute jetzt nicht nur ihrer beider Karrieren, sondern auch noch seine Ehe. John war stinksauer, doch wie er so dastand, konnte er nicht anders, als Mitleid für Max zu empfinden. Der Mann, der ihm gerade die Tür geöffnet hatte, war nur einen halben Kopf kleiner als er, wirkte aber deutlich kleiner, da seine Körperhaltung zu wünschen übrig ließ. Seine Augen waren blutunterlaufen und sein dunkelblondes Haar war wild zerzaust. Er stand nur in der Unterhose, die ihm so lose über den Hintern hing, an die Tür gelehnt, dass John befürchtete, er würde sie bei der nächsten kleinen Bewegung sofort verlieren. Max` durchtrainierter Körper war Vergangenheit. Wo früher ein Sixpack war, zeichneten sich nun die Rippen unter der Haut ab und an der rechten Seite seines Oberkörpers prangte eine etwa zehn Zentimeter große Narbe, die ihn seit L.A. begleitete.
»Was ist?«
Seine Stimme klang rau und mitgenommen.
»Du fragst allen Ernstes was los ist?« Johns Mitleid war sofort wieder verflogen.
»Wir müssten schon längst auf dem Weg sein!«
Er drückte wütend die Tür weiter auf, um sich Eintritt zu verschaffen – etwas zu heftig, denn sein Freund, der sich noch immer an der Tür festhielt, fiel rücklinks ins Zimmer und verfehlte nur um Haaresbreite mit dem Hinterkopf den Bettkasten. Von seiner eigenen Kraft überrascht, eilte John zu ihm und half ihm wieder auf die Füße. Er packte ihn unter den Armen und zog ihn hoch. Es war als hielte John einen Geist im Arm. Er war so leicht geworden. Max aß so gut wie nichts mehr und, wenn man ihn darauf ansprach, griff er nur zur Flasche. Er redete mit niemandem mehr. Eine Erkenntnis übermannte John. Er hatte wirklich alles versucht, doch egal wie sehr er ihn auch triezte, sein Freund würde wohl nie wieder der alte sein. Der Mann, der vor ihm stand, wirkte nur noch wie ein Abziehbild seiner Selbst.
Er schaute ein weiteres Mal auf seine Uhr. Es war bereits 8:15 Uhr und sein Freund stand noch immer unrasiert und in Unterhosen vor ihm. John nahm seinen Kopf zwischen die Hände und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Wange.
»Ich glaub du gehst jetzt mal besser unter die Dusche. Eine Rasur würde auch nicht schaden!«
John ließ ihn wieder los und Max ging ohne ein einziges Wort ins Badezimmer, während John sich aufs Bett setzte und nach dem Telefon griff. Er musste Paul Bescheid geben, dass sie es auch dieses Mal nicht in die Show schaffen würden. Es klingelte nur dreimal, bevor sich Paul am anderen Ende der Leitung meldete.
»Seit ihr schon auf dem Weg?«
»Paul, es tut mir wirklich leid...« Noch bevor er zu Ende reden konnte, fiel ihm Paul ins Wort.
»Komm mir jetzt nicht mit – es tut dir leid! Ich hab meinen Arsch für euch hingehalten. Also sag mir jetzt nicht, dass ihr es nicht schafft!« Pauls Stimme klang mehr als nur gereizt und John war froh ihm jetzt nicht gegenüberstehen zu müssen.
»Hör zu Paul. Du weißt doch, dass er seit L.A. nicht mehr derselbe ist. Es geht einfach nicht mehr. Es tut mir wirklich leid!«
Einen kurzen Moment war es still und er konnte das Plätschern der Dusche hören.
»Ihr zwei,