Vergeben und Vergessen. Jenny Kutzner

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Vergeben und Vergessen - Jenny Kutzner

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ja, ich bin irgendwie lieber zu zweit alleine und ich bin verdammt froh, dass mir kein bierbäuchiger, alter Säufer dabei Gesellschaft leistet!«

      »Alt und bierbäuchig kann ich schon mal ausschließen. Mit dem Säufer hingegen, bin ich mir da noch nicht so sicher«, antwortete ich halbtrocken, während ich an mir hinunter schaute.

      »So lange der Humor stimmt, kann ich damit leben!« John fing wieder an zu lächeln und ich war dankbar.

      Da saßen wir nun, zwei Fremde, die sich an einem verregneten Novemberabend in einer verrauchten Kneipe zufällig über den Weg gelaufen waren. Keiner von uns beiden wollte, dass diese Nacht vorüber ging, obwohl wir beide mit dem Vorhaben in die Bar gekommen waren, den vorhergegangenen Tag so schnell wie möglich aus unserem Leben zu streichen. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Meine Unsicherheit verflog mehr und mehr. Wir scherzten eine Weile herum und allmählich schien sich die Art unseres Gespräches zu verändern und zumindest John gab mit zunehmender Stunde immer mehr über sich und sein Leben preis.

      »Weißt du, in den zehn Jahren, in denen ich nun schon als Agent unterwegs bin, ist mir nur ein Einziger treu geblieben.« Seine Zunge wurde immer unbeweglicher und die Aussprache fiel ihm zunehmend schwerer. »Und er ist wirklich richtig gut und das nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Freund!« Er schenkte sich ein weiteres Glas ein, wobei er das meiste daneben schüttete und ich hinter die Bar ging, um ein paar Papierservietten zu holen.

      »Wo waren wir stehengeblieben?«, fragte John, kaum dass ich wieder saß und warf mir sein bezauberndes Lächeln zu.

      »Ich glaub du wolltest mir gerade erzählen, was dich in diese Bar getrieben hat.«

      »Ja genau!« John ließ plötzlich den Kopf hängen. Er tat mir leid, wie er dort so traurig saß und legte tröstend meine Hand auf seine.

      »Doch dann kam L.A.«

      Ich hatte gerade einen Schluck aus meinem Glas genommen, als mich seine Worte zusammenzucken ließen. »Alles in Ordnung?« John schaute mich besorgt an.

      »Ja, alles bestens. Mir ist nur ein Stück Limette im Hals hängen geblieben.«

      Ich räusperte mich noch ein paar Mal, doch dann ging es wieder. John ließ mich währenddessen nicht aus den Augen.

      »Sag mal kenn ich ihn vielleicht?«, versuchte ich das Thema zu wechseln.

      »Das ist sogar sehr wahrscheinlich! Du liegst laut aktuellen Umfragen genau in seiner Zielgruppe.«

      John begann etwas ungelenk in seinem Mantel zu wühlen und reichte mir ein postkartengroßes Foto, das an den Rändern bereits etwas ausgefranst war. Mir stockte der Atem.

      »Max!«

      »Du kennst ihn also.«

      Ich kannte ihn in der Tat. Er spielte in einer meiner Lieblingsserien mit und ich war ein riesiger Fan. Doch es war nicht der Gedanke an die heile Serienwelt, der meine Finger unbewusst über das Foto dieser ramponierten Autogrammkarte streichen ließ. Vielmehr waren es eigenartig verschwommene Bilder, die plötzlich in meinem Kopf aufblitzten und ein Kribbeln durchschoss meinen Körper. Ich spürte auf einmal einen pochenden Schmerz hinter den Schläfen und eine eigenartige Kälte trieb mir eine Gänsehaut auf meine Arme.

      John hatte in der Zwischenzeit weiter geredet. Doch nun unterbrach er sich und seine Miene verfinsterte sich.

      »Es tut mir leid, hab ich etwas falsches gesagt?«

      »Nein! Es ist nur... « Ich überlegte was ich sagen sollte.

      »Kompliziert?« Versuchte John meinen Satz zu Ende zu führen, während er seine Hand hob und mir eine Haarsträhne aus der Stirn wischte.

      »Da hast du Glück. Mit komplizierten Dingen kenne ich mich aus. Außerdem hab ich dir schon so ziemlich alles von mir erzählt, aber von dir weiß ich nur, dass du hier arbeitest und das du verheiratet bist.«

      »Reicht das denn nicht?«

      Seine Hand streichelte noch immer mein Gesicht.

      »Was willst du denn wissen?«

      Er tastete sich weiter in Richtung meines Nackens, während seine linke Hand anfing die andere Hälfte meines Gesichtes zu streicheln. Sein Kopf war schon so dicht an meinen herangerückt, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Er sah mir tief in die Augen und anstatt zu antworten, küsste er mich. Den Rest der Nacht, redeten wir nicht mehr viel.

      7.

      Fast schon ein bisschen beschämt verließen John und ich am nächsten Morgen die Bar. Der Regen der letzten Tage hatte endlich nachgelassen, so dass die Sonne ihre wärmenden Strahlen, an den kleinen Quellwolken vorbei, auf die Erde werfen konnte. Alles schien einen wunderschönen Tag zu verheißen, während wir uns gegenüberstanden und nach den richtigen Worten zum Abschied suchten.

      »So etwas mach ich normalerweise nicht.«, fand John sie zuerst.

      »Also ich normalerweise auch nicht.«, erwiderte ich etwas schnippisch.

      »Nein...So hatte ich das nicht...«

      »Lass gut sein. Ich sollte jetzt wirklich gehen.«

      Eigentlich hätte ich es besser schon letzte Nacht tun sollen. Aber es war nun mal geschehen. Ich zog mir den Kragen meines Mantels tief ins Gesicht und ging an John vorbei.

      »Warte« Er packte mich am Ellenbogen.

      Ich tat ihm den Gefallen. Er ließ meinen Arm los und holte etwas aus seinem Geldbeutel.

      »Wir fliegen heute Abend wieder zurück. Aber ich würde mich freuen, wenn du…«

      Er hielt mir eine Visitenkarte entgegen. Ich wollte sie zuerst gar nicht nehmen, steckte sie dann aber doch ungesehen in meine Manteltasche. Nachdem ich die letzte Nacht ohne die geringsten Schuldgefühle mit ihm verbracht hatte, kamen sie, jetzt nüchtern, umso heftiger zum Vorschein. Der Mann, dem ich mein Jawort gegeben hatte, wartete in unserem neuen Haus auf mich. Der Mann, der eigentlich einen romantischen Abend mit mir verbringen wollte. Ich beschloss die letzte Nacht zu vergessen und nach Hause zu gehen.

      Vor unserer Haustür zögerte ich. Es war bereits acht Uhr. Ich war die ganze Nacht über weggewesen und hatte keine Ahnung, wie ich es Peter erklären sollte. Regungslos stand ich mit dem Schlüssel im Schloss steckend da und hoffte darauf, dass Peter mir den Entschluss abnahm – dass er die Tür aufriss und mich zur Rede stellte. Die Kälte war es, die mich letzten Endes hineintrieb und so trat ich zähneklappernd ein und schloss die Tür hinter mir und lauschte. Ich hörte lediglich das nervige Klopfen der Heizkörper, um das sich Peter schon seit Wochen kümmern wollte und fing an mir leise die Schuhe auszuziehen. Ich wollte unter gar keinen Umständen Peter wecken bevor ich geduscht hatte. Also schlich ich mich langsam weiter, jeder Schritt dabei perfekt ausbalanciert, bis ich an unserem Schlafzimmer vorbeikam. Ich stoppte und wartete auf ein Lebenszeichen. Denn auch wenn ich es mir wünschte, so konnte ich nicht daran glauben, dass meine nächtliche Abwesenheit unbemerkt geblieben war. Doch ich hörte noch immer nichts und als ich das Badezimmer erreicht hatte, ließ meine Anspannung langsam nach. Ich drehte den Wasserhahn am Waschbecken auf und ließ ein paar Liter Wasser den Ausguss hinunter laufen bis es wunderbar kalt war und schüttete mir zwei Hände voll ins Gesicht. Ohne es

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