Sieben Tage bis zur Hochzeit. Bettina Reiter

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Sieben Tage bis zur Hochzeit - Bettina Reiter

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dem Geld, der Untreue oder den Kindern. Kein Glück währte ewig. Mit diesem Gedanken setzte sie sich auf eine Parkbank, überkreuzte die Beine und legte sich die Tasche auf den Schoß. Dann hielt sie ihr Gesicht in die Sonne und genoss die Wärme. Irgendwann rumorte ihr Magen. Deshalb entschloss sie sich, im Sushi North einen Happen zu essen. Im Urlaub durfte sie sich ruhig etwas gönnen.

      Als sie die 50th Ave hinunterschlenderte, kam ihr in den Sinn, dass sich Heidi noch nicht zurückgemeldet hatte, obwohl sie vor der Fahrt in die Stadt bereits dreimal bei ihr angerufen hatte. Selbst nach einer großen Portion Sushi hatte das Handy nicht geläutet. Lediglich gepiepst, da Trin und Josie eine SMS geschickt hatten. Verbunden mit der Frage, ob sie eine Idee hätte, was sich Heidi zum Geburtstag wünschte. Am Dienstag wollte ihre Freundin eine große Party steigen lassen. Aber was schenkte man jemandem, der alles hatte?

      Zwei Stunden später begleitete Elisha ihre Mutter. Besser gesagt, sie trottete hinter ihr her und blieb in gebührendem Abstand stehen, wenn sie etwas zu kaufen drohte. Da sie feilschte wie auf einem türkischen Bazar, wollte sie nicht mit ihr in Verbindung gebracht werden. Inzwischen war sie geübt darin, im richtigen Augenblick unterzutauchen. Wie ein Guerilla-Kämpfer kannte sie die Nischen und Notausgänge des Centers in- und auswendig oder verstand es, sich dumm zu stellen.

      „Wie viel hast du noch einmal mit deinem Bestseller verdient?“, rief die Mutter an einem Schmuckstand zu ihr herüber, über den in großen Lettern ´Cartierˋ stand. Unzählige Köpfe wandten sich Elisha zu, die sich ebenfalls suchend umdrehte. „Ach, diese jungen Dinger“, hallte die Stimme ihrer Mutter wider, als spräche sie in ein Mikrophon, „ständig sind sie mit den Augen woanders. Haben Sie Ohrringe für einen Dollar sechzig?“

      „Ich muss Sie leider enttäuschen.“

      „Papperlapapp, dann nehme ich eben nur einen. Der da würde mir gefallen.“

      Vorsichtig wandte sich Elisha wieder um. Ihre Mutter beugte sich über das Schauglas und fuchtelte mit dem Zeigefinger herum. Die Schaulustigen gingen weiter. Nur zwei Schritte entfernt gab es einen Notausgang. „Oder die Kreolen mit den Glitzersteinchen. Die kleinen Scheißerchen sehen ja verdammt echt aus heutzutage.“ Ihr rattengraues Haar wirbelte mit dem Finger um die Wette, während sich der Verkäufer mit einem Tuch über die Stirn wischte. Zum geblümten grünen Faltenrock trug ihre Mom gelbe Sneakers, die sie aus dem Mülleimer der Nachbarn gefischt hatte. Das T-Shirt mit dem Playboy-Bunny auf der Brust musste sie aus einem ihrer Koffer haben. Elisha nahm sich vor, ein paar Schlösser mitzunehmen.

      „Wie gesagt, wir führen keine …“

      „Sie sind mir ein ganz freundlicher, was? Noch nie etwas von Kundenzufriedenheit gehört? Mein Puschelchen soll für ihre Mühe einen anständigen Lohn erhalten.“

      „Hat sie den nicht schon bekommen?“, belustigte sich der Verkäufer. Der Kopf ihrer Mutter schnellte in die Höhe. Sein Grinsen wirkte in der nächsten Sekunde wie festgefroren. „Lassen Sie uns zur Abteilung für Modeschmuck gehen. Dort finden wir sicher etwas Günstigeres als hier.“

      „Na, es geht doch.“ Sie winkte Elisha zu. „Ich bin kurz weg, Puschelchen. Zieh dir die Jacke an, es ist kalt hier drinnen. Die Lüftungsanlage bläst einem ja das Gehirn aus dem Kopf. Darüber sollte man sich unbedingt beschweren und …“

      Elisha atmete auf, als sie mit dem Verkäufer in den Aufzug verschwand. Doch sogar durch die geschlossenen Türen konnte man sie hören. Ob sie nach Hause fahren sollte? So tun, als hätte sie die Mutter vergessen? Es wäre nicht zum ersten Mal passiert. Aber sie entschloss sich dagegen. Schließlich hatte sie selbst eine Mission: Heidis Geburtstagsgeschenk.

      In einem Geschäft erstand Elisha ein rosafarbenes Seidentuch. Heidi hatte ein Faible für diese Farbe. Eine lustige Geburtstagskarte, Geschenkpapier und andere Kleinigkeiten wanderten in die Tüte sowie ein Buch, das ihr wärmstens empfohlen wurde: ´Fiftey Shades of Greyˋ. Der Verkäufer hatte Schweiß unter den Achseln, als er das Buch nach einem hastigen Blick in alle Richtungen über den Ladentisch schob, als handle es sich um heiße Ware. Obendrein legte er ihr nahe, vorsichtig zu sein. Verwundert packte sie das Buch ein und machte, dass sie davonkam.

      Draußen prallte sie beinahe zurück, als sie die Lautsprecherdurchsage hörte: „Rose McBryan wartet verzweifelt am Empfang und möchte von Puschelchen abgeholt werden.“

      Mit heißen Wangen hetzte Elisha dorthin, fasste nach der Hand ihrer Mutter und zog sie mitsamt den zwei Tüten hinter sich her.

      „Nicht so grob mit der alten Dame“, ermahnte die pummelige Frau hinter dem Empfang.

      „Rufen Sie das Jugendamt an!“ Elisha war stinksauer. Obendrein hatte ihre Mutter rotgeweinte Augen. Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? „Was hast du dir nur dabei gedacht, Mom?“

      „Wobei?“

      „Mich ausrufen zu lassen. Ständig bringst du mich in peinliche Situationen. Himmel nochmal, du bist erwachsen und hättest im Notfall den Bus nehmen können.“

      „In diesen Zeiten? Man hätte mich entführen können.“

      „Dich nimmt keiner freiwillig mit.“

      „Danke für das Kompliment! Dabei habe ich dir wunderschöne Ohrringe gekauft.“ Sie deutete mit dem Kopf auf ihre vier Einkaufstüten. „Neongelb, mit Herzchen.“

      Elisha ließ ihre Hand los und blieb stehen. Auch ihre Mom tat es. Leute drängten an ihnen vorbei. Leise erklang Orchestermusik aus den Boxen. „Entschuldige, aber manchmal bist du … du …“

      „Anstrengend?“

      „Ja.“

      Ein zaghaftes Lächeln umspielte den Mund ihrer Mutter. „Ich weiß, aber seitdem ihr von zuhause ausgezogen seid, fühle ich mich einsam.“

      „Ich bin wieder eingezogen, falls es dir entgangen ist“, half Elisha ihr auf die Sprünge.

      „Schon, aber du bist ständig in der Firma und dein Dad meistens im Keller, um zu basteln. Tylor meldet sich ohnehin nur zu Festtagen.“ Elisha plagte auf einmal das schlechte Gewissen. „Dass ich alles besser weiß, ist mir klar. Doch wenigstens habe ich dann das Gefühl, zu etwas gut zu sein.“

      „Mom, du bist ein verrücktes Huhn“, überspielte Elisha ihre Betroffenheit. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie traurig sie in Wirklichkeit war. Wie ein kleines Kind versuchte sie Aufmerksamkeit zu bekommen, indem sie sich in den Vordergrund spielte. „Trinken wir einen Kaffee?“ Elisha deutete zur Cafeteria in ihrer Nähe.

      „Nichts lieber als das.“ Kaum ausgesprochen, saß ihre Mutter schon und drapierte mit feierlicher Miene die Tüten um sich herum. „Hach, Puschelchen, wie ich die Zeit mit dir genieße.“

      All das sagte sie in fünf Metern Entfernung!

      Elisha hetzte zum freien Stuhl. „Bitte, sprich nicht so laut.“ Sie stellte ihre Tüten neben sich auf den Boden.

      Ihre Mutter überblickte die besetzten Tische. „Bringe ich dich wieder in Verlegenheit?“, fragte sie kaum gedämpfter. Niemand konnte erwarten, dass sie sich von einer Sekunde auf die andere änderte. Aber hoffen durfte man wenigstens.

      „Wie war der Gottesdienst gestern?“, wechselte Elisha das Thema. Nichts war harmloser als ein Gespräch über die Kirche.

      „Wie immer. Nach der Messe habe ich allerdings den Pater aufgesucht und ihm erzählt,

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