Schlampe, Opfer, Schwein.. Norma Rank

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Schlampe, Opfer, Schwein. - Norma Rank

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man ihm daraufhin den Vorschlag, ihn mittags in die Stadt zu fahren, damit er ein Geschenk besorgen konnte, freute er sich wie ein paniertes Schnitzel und bedankte sich hundertfach. Als Gegenleistung bot er einem zuverlässig Unterstützung an, wo immer es ging. Ein einziges Manko hatte Miguel allerdings: Man konnte mit ihm einfach nicht lästern. Egal um wen es ging, wie flachsinnig derjenige sich auch verhielt, Miguel bezog nie Stellung und nahm jeden in Schutz – das Weichei! Als gute Seele wurde er trotzdem zum „Maskottchen“ der Firma. Wir sahen ihm seine Eigenheiten nach, und alle mochten ihn.

      Aber zurück zu der „brillanten“ Verkupplungsidee. Das ständige Gerede darüber nervte mit der Zeit, steigerte aber auch die Spannung! Was mich daran allerdings mehr und mehr interessierte, war, wie Mark damit umgehen würde, mich künftig mit Sanchos knutschen zu sehen.

      Er wollte diesen Wettstreit partout austragen – gut, ich würde dem nicht im Wege stehen! Aber hatte er sich das mögliche Resultat überhaupt schon überlegt? Jetzt bin ich ja ein Mensch, der sich sehr viel mit Nachdenken aufhält, dafür aber die Klappe nicht halten kann. Besser gesagt: die nötige Reihenfolge meist verwechselt und das sehr zuverlässig. Doch war Mark sich im Klaren, wohin das Ganze führen konnte? An und für sich hatte er ja noch nicht mal bei Christophs Avancen die Füße stillhalten können!

      Irgendwann in der Mittagspause ploppte die Frage, die mich drängte und auf die ich keine Antwort hatte, zusammenhangslos aus mir heraus: „Wärst du denn gar nicht eifersüchtig, wenn ich mich jetzt wirklich in Sanchos verlieben würde?“ Das nennt man wohl den Mut der Dummen und war wieder mal typisch für mich! Erst plappern, dann überlegen! Ich hielt die Luft an. Lange sahen wir uns in die Augen, doch anstatt den Rückzug anzutreten, gab er mir überraschend folgende Antwort: „Du hast recht, die Idee ist völlig krank!“

      Das raubte mir den Durchblick nun komplett. Was hatte es mit dem Sinneswandel auf sich? Hatte ich etwas verpasst? Bevor ich weiter nachhaken konnte, fuhr er erklärend fort. Ja – es würde ihn durchaus stören, wenn ich mit einem anderen Mann als ihm zusammen wäre. Wow!

      Was sollte ich damit anfangen? Wie stellte er sich das vor? So gerne ich Mark mochte und ihm auch irgendwie gefallen wollte, es konnte sicher keiner von mir erwarten, ewig alleine zu bleiben! Und ein Kloster würde mich mit meiner Vorgeschichte kaum haben wollen! Aber das hatte er damit wohl auch nicht gemeint. Es ging anscheinend viel mehr darum, dass es für uns keine Zukunft geben würde und ihn das offensichtlich mehr beschäftigte, als es eigentlich sollte. Es bereitete ihm Bauchschmerzen, dass ich unweigerlich irgendwann genauso gebunden sein würde wie er.

      Welch kindisches Verhalten! Daheim wartete die Superschnecke auf ihn und damit die Erinnerung an ein Eheversprechen, zu dem ihn keiner gezwungen hatte, aber sollte sich mir ein Mann nähern, wollte er sich am liebsten duellieren.

      Lag hier etwa ein Hauch von Midlife-Crisis in der Luft? Oder das Höher-Schneller-Weiter-Prinzip? Was genau bezweckte er eigentlich? Und was wollte er überhaupt von mir? Befand ich mich inmitten eines Flirts? Hatte er sich etwa verknallt oder gar die Absicht, mich flachzulegen? Ging es ihm um Gefühle? Oder plante er einen Seitensprung? Und wie passte Sanchos in diese Szenerie? Hallo, würde mir mal jemand helfen, dieses Durcheinander aufzuklären?

      Ich konnte mir keinen Reim auf seine Äußerungen machen, was aber letztlich auch Jacke wie Hose war. Es blieb eine Tatsache, dass Mark im Bund der Ehe lebte, und das bedeutete – zumindest in unseren Breitengraden –, eine Frau zu haben, nicht mehrere! Dennoch hatte Mark offensichtlich Schiss, mich zu verlieren, ein Widerspruch in sich, da ich ihm nicht gehörte. Er beanspruchte mich auf eine Weise, die schlichtweg zu weit ging. So erfuhr ich einerseits, wie wichtig ich für ihn geworden war, und andererseits, dass mich seine Reaktionen zwar ärgerten, aber mir durchaus auch schmeichelten.

      Ein paar Tage erlebte ich Mark in einer recht ruhigen und deprimierten Stimmung, konnte damals aber noch nicht im Detail erfassen, was los war mit ihm. Vermutlich trauerten wir gemeinsam darum, dass es für uns klar definierte Grenzen gab.

      Auch wenn seine Situation es nicht zuließ, so wollte er mir nahe sein und mich mit niemandem teilen. Es ging nicht mehr darum, mich mit einem anderen bekannt zu machen, sondern um eine konkrete Analyse der Empfindungen von uns beiden zueinander, die sich daraus ergab. Von seiner Offenheit überwältigt, kam ich mir vor, als stünde ich gerade für die Daily Soap „Verbotene Liebe“ (Montag bis Freitag im Ersten) vor der Kamera, und gleichzeitig bekam ich es mit der Angst zu tun. Wie würde es nun weitergehen? Es war nicht zu leugnen: Die Beziehung zwischen Mark und mir hatte sich verändert, doch ich konnte weder die Richtung erkennen, noch mögliche Folgen abschätzen. Wo sollte das alles auch hinführen? Ich war im wahrsten Sinne des Wortes überfordert, tolerierte jedoch, dass diese Entwicklungsperiode herzlich wenig mit einer Freundschaft zu tun hatte.

      Die Idee, mich mit Sanchos zu verkuppeln, damit jeder einen Partner hat, alle zufrieden waren und freundschaftlichen Treffen nichts mehr im Wege stünde, hatte ihren Sinn sozusagen komplett verloren. Denn Mark und ich hatten das gleiche Problem: Wir beschäftigten uns damit, jeder für sich, die zunehmenden Gefühle für den anderen einzuordnen, zu sortieren und letztendlich wieder unter den Tisch fallen zu lassen.

      „Weißt du, klar würde ich lieber selber was mit dir anfangen, aber wir wissen ja beide, dass das nicht geht!“ Ein Augenzwinkern unterstrich den als Witz gedachten geistigen Erguss.

      Mir fiel keine spontane Antwort darauf ein. Er schaffte es immer wieder, seine Aussagen so zu verpacken, dass man nicht wusste, ob man ihm glauben sollte oder besser nicht.

      „Na ja, da ich dich nicht haben kann, ist es doch nicht falsch, wenn ich dich einem Freund vermittle, oder?“ Sein Kichern glich dabei einem wenig erotischen Grunzen. Warum hielt er nicht einfach seine vorlaute Klappe und verschonte mich mit solch ironischen Plattitüden? Sollte er damit doch zu Oliver Pocher ins Fernsehen gehen! Ich sah es direkt vor mir, die Show würde „Die dümmsten Vorschläge der Welt“ heißen und das Publikum sich auf Kommando krumm und bucklig lachen. Und wir hätten im Vorabendprogramm wieder eine neue Sendung, die die Welt nicht braucht, in der ohnehin schon öden Medienwüste!

      „Wirklich super lustig.“ An meiner sich im Leerlauf befindenden Reaktion leitete Mark wohl mein mangelndes Interesse an seinen Späßen ab, denn nun bemühte er sich doch darum, die Kurve wieder zu kratzen.

      „Okay, tut mir leid“, räumte er ein, den Kopf ein wenig gesenkt. Wir saßen in der Falle, eine Lösung gab es nicht, daran änderten auch Marks gekünstelte Humorbomben wenig. Zwar vertuschten sie die verkleideten Wahrheiten und deren Ernsthaftigkeit etwas, aber weiter halfen sie uns keinen Schritt!

      Ich wagte es nicht einmal, seine Aussagen für bare Münze zu nehmen, denn auch ich spürte die offensichtliche Gefahr, in welche ich mich durch meine wachsende Sympathie zu Mark begab. Es lag zwar auf der Hand, dass es an der Zeit gewesen wäre, vorsichtig zu werden, doch ich war mir selbst gegenüber nicht ehrlich genug, um das auch in aller Deutlichkeit zu erkennen. Eines wusste ich jedoch sehr genau: Je weniger ich meine Gefühle unter Kontrolle hielt, desto mehr würde ich leiden. So beschloss ich, mich auf ein Treffen mit Sanchos einzulassen, und sagte zu, beim nächsten Auftritt der Band dabei zu sein.

      Zu meinem eigenen Schutz gedacht, sollte Sanchos mich ruhig etwas von meiner Teenie-mäßigen Begeisterung gegenüber Mark ablenken. „Vielleicht gefällt er mir ja“, dachte ich, ohne wirklich daran zu glauben. Und hätte ich endlich einen Partner vorzuweisen, wäre unweigerlich wieder ein Stückchen Distanz zwischen uns gewonnen.

      Ich versuchte also, die Begeisterung, meinen „Chef“ in Kürze auf der Bühne erleben zu dürfen, gezielt auf den mir noch unbekannten Sanchos umzuleiten, was grundsätzlich ganz gut klappte. So erzählte ich jedem, der es nicht hören wollte, von dem bevorstehenden Blind-Date mit einem rassigen Spanier, bis ich selbst anfing zu glauben, dass es einzig und allein darum ging, und meine Pinocchio-Nase

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