Schlampe, Opfer, Schwein.. Norma Rank

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Schlampe, Opfer, Schwein. - Norma Rank

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mit ihrem neuen Game Boy spielte.

      „Na gut, dann gib mir noch einen von den leckeren Schoko-Donuts!“ Genussvoll biss sie daraufhin hinein, leckte sich die perfekt geschminkten Lippen und zeigte dabei ihre strahlend weißen Zähne. (Die nächsten hundert Jahre könnte ich mein Gebiss in Perlweiß baden ohne den gewünschten Erfolg.) Dabei blätterte sie in der „Gala“, um zu lesen, wie hervorragend ihr Auftritt auf der FASHION WEEK MÜNCHEN SUMMER beim Publikum angekommen ist.

      „Warte, bleib so, Schätzchen, ich werde ein Foto von dir machen, du bist einfach umwerfend!“ Und so weiter und so fort, mein Magen rebellierte bereits, und meine Augen füllten sich, wie bei jedem Kitschfilm, zuverlässig mit Tränen.

      Je näher seine Reise – Ziel war Dubai – rückte, desto öfter redete Mark davon. Zu meiner Überraschung gefiel ihm der Gedanke gar nicht, denn Helga hatte für sich dort ein Fotoshooting organisiert, ohne ihren Mann vorher zu informieren.

      „Ist doch perfekt, damit haben wir fast die ganzen Kosten des Urlaubs bezahlt!“, so ihre Begründung für den Alleingang.

      Für ihren Mann bedeutete das konkret, den Babysitter für die Siebenjährige zu spielen, sich im Hintergrund zu halten und dabei zuzusehen, wie Fotografen und andere wichtige Leute um die Gunst seiner Gattin buhlten, was ihn wenig erheiterte. Er wusste genau, wie das lief: „Noch ein Drink, Sweetheart?“ Oder besser noch: „Hier Honey, du musst diesen Cocktail probieren!“ Allein daran zu denken machte ihn sauer.

      Aber es gab noch einen Nebenkriegsschauplatz, weshalb sich seine Begeisterung so in Grenzen hielt, denn nachdem Mark seine erste Schüchternheit überwunden hatte, sprach er das Unsagbare aus: „Ich werde dich bestimmt vermissen!“ Und ich glaubte, mein Schwein pfeift! Menschenskind!

      Ich überlegte lange und gründlich, bevor ich eine Antwort gab, doch es half alles nichts. Ihm konnte ich nichts vormachen. Mit einem Nicken signalisierte ich Verstehen, während meine Worte offenlegten, dass es mir genauso ging. Es stand mir sowieso ins Gesicht geschrieben, warum also noch lügen?

      Es war die Wahrheit. Am meisten fürchtete ich mich davor, dass Mark mich vergessen könnte und sich bei seiner Rückkehr alles verändert hatte. Für mich stand nämlich fest: Er würde eine schöne Zeit mit Helga haben, Fotoshooting hin oder her, und damit würde es keinen Platz mehr für mich geben. Ein Urlaub bot ausreichend Gelegenheit, sich mit dem Partner auseinanderzusetzen, sich gegebenenfalls wieder anzunähern, Liegengebliebenes aufzuarbeiten, Beziehungsgespräche zu führen und viel Sex zu haben.

      Von Tag zu Tag wurde mir klarer, und ich fragte mich ernsthaft, warum ich Schlaumeier das bisher so außer Acht lassen konnte, dass die zwei niemals eine Reise geplant hätten, wenn die Ehe vor dem Aus stünde. Mark war verheiratet, war es die ganze Zeit gewesen – und das seit vielen Jahren! Um genau zu sein, seit über einem Jahrzehnt! Wieso investierte ich emotional so viel in ihn? Was sollte das bringen? Weil ich ihn als Mensch mochte? Weil er so ein lieber Kerl war? Ach was!

      SANCHOS

      Aufgewachsen bin ich mit dem folgenden Leitspruch meiner Mutter: „Liebe ist vergänglich, aber einen Freund hast du lebenslänglich. Als dein Vater damals ausgezogen ist, hätte ich da die Renate nicht gehabt ...“ Renate war eine ihrer besten Freundinnen.

      Kein Wunder, dass mich ihre Sichtweise von Freundschaft geprägt hat, man hat mich darauf konditioniert. Und wahrscheinlich war diese Sicht auch gar nicht so verkehrt. Jedenfalls bedeuteten Männer für mich lange Zeit nicht besonders viel, während meine Freunde immer auf mich zählen konnten.

      Nehmen wir zum Beispiel die Pleite mit Claudius. Da haben wir die typische Geschichte: Man lernt sich kennen, beide sind Single, jeder auf der Suche nach Zärtlichkeit, aber völlig inkompatibel zueinander. Ich habe ihn gesehen, ihn probiert und tags darauf bereits wieder vergessen.

      Hierauf Bezug nehmend mein Tipp: Hände weg von Männern, die Tarot legen! Und bloß weil man sich dringend jemandem zum Kuscheln einbildet, ist das noch lange kein Grund, sich einen Typen zu angeln, der auf einer Skala von eins bis zehn nur eine Drei minus erreicht, da wäre es in manchen Fällen durchaus besser, sich ein Haustier anzuschaffen.

      Freundschaft hatte für mich einen Stellenwert, der den einer Partnerschaft in manchen Bereichen demnach tatsächlich übertraf. Es bedeutete, sich hundertprozentig aufeinander verlassen zu können, tolerant miteinander umzugehen, sich gegenseitig zu helfen, wo immer es nötig war, und keine Angst haben zu müssen, den anderen zu verlieren. Sich zu treffen, wenn man Lust und Laune hatte, und stundenlang am Telefon zu quatschen.

      Ich war vierundzwanzig, zwar würde es nicht mehr allzu lange dauern, bis man mich zu Ü-30-Partys einlud, und ein ernstzunehmender Kandidat für eine längerfristige Verbindung war nicht in Sicht, aber damit kam ich klar. Und weil Mark sowieso außer Frage stand, da ich definitiv keinen Bock darauf hatte, mir weiterhin meine Finger an einem verheirateten Typen zu verbrennen, zog ich es vor, mich mehr auf meine Freunde zu konzentrieren.

      All diese Überlegungen mögen den Hintergrund dafür abgegeben haben, dass sich in mir eine neue Idee gedanklich manifestierte, denn eine Perspektive bot sich mir Mark betreffend: Wir konnten Freunde sein! Gegen eine platonisch freundschaftliche Beziehung ohne Sex gab es schließlich nichts einzuwenden. Und es wäre nach meiner Hymne auf die Freundschaft ein guter Handel in dieser Konstellation. Oder?

      Damit wäre gleichzeitig mein Interesse an Mark plausibel erklärt und auch, warum wir uns so gut verstanden. Mit Helga müsste ich sicher erst noch warm werden, aber ansonsten hörte sich das nach einem Gerüst an, mit dem alle prima würden leben können – zumindest im ersten Moment.

      Wenn man genauer hinguckte, bestätigte sich jedoch, dass bei meinen Überlegungen mein Bauchgefühl schneller funktionierte als mein Hirn, das wie bei einem Jetlag etwas hinterherhinkte. Aber das war schon immer so gewesen. Und urplötzlich fielen mir 1000 Gründe ein, warum eine Kameradschaft mit Mark (auch ohne Tuchfühlung) nie möglich sein würde. Warum nicht? Hier ein paar Auszüge davon:

      1 Mark war als Mann eine glatte Zehn!

      2 Brüderlichkeit mit einer Zehn – eher unwahrscheinlich!

      3 Freundschaft gegengeschlechtlicher Parteien – selten bis schwierig.

      4 Einhaltung des Flirt-Tabus – eine extreme Herausforderung.

      5 Bekanntschaften/Rivalinnen – bei Ehefrauen nicht gestattet!

      6 Einer investiert meist mehr – und damit zu viel!

      7 Bauchkribbeln abstellen – unmöglich!

      8 Zeitmanagement – die Familie wird immer vorgehen!

      Fazit: Es kann nicht funktionieren!

      Eigentlich logisch! Schon die Überlegung, mit Mark etwas alleine zu unternehmen, war bei einem Mann, auf den Frau und Kind nach der Arbeit mit dem Essen warteten, kaum im praxisnahen Bereich. Und jetzt?

      Vorsichtig tastete ich bei Mark das Thema „Freundschaft zu einer Frau“ ab, und er bestätigte genau das, was ich selbst bereits vermutet hatte. Helgas Eifersucht und sein zeitlich recht begrenztes Privatleben boten nicht gerade den idealen Nährboden dazu. Zumal eine Freundschaft zu einer alleinstehenden Kollegin, die noch dazu jünger war als seine Angetraute, diese niemals billigen würde. Hätte ich umgekehrt vermutlich auch nicht.

      Da ihm bewusst war, warum ich ihm – was das anging – auf den Zahn fühlte, beteuerte er ausschweifend, wie gerne

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