Schlampe, Opfer, Schwein.. Norma Rank
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Äußerlich gelassen, rang er offenbar mit sich, bestrebt sich nicht in die Karten schauen zu lassen, um zu verbergen, was wirklich mit ihm los war. Aber weshalb?
Er musste das leuchtende Fragezeichen über meinem Kopf bemerkt haben und wollte mir anscheinend behilflich sein. Noch immer ziemlich steif fragte er: „Und warum kommst du erst jetzt damit zu mir?“ Ah, daher kam seine Verstimmung! Kern war die Vertrauensfrage!
Ich antwortete ehrlich: „Weil ich mich geschämt habe und mir sicher war, alleine damit klarzukommen.“ Was hätte ich auch sonst sagen sollen?
Sein Zorn verpuffte. Ich sah, wie Mark ausatmete und sich dabei merklich entspannte. Er beugte sich vor und bot mir nach einer weiteren Schweigeminute sogar eindringlich seine Hilfe an.
Ich war klug genug, ihn nicht gleich abzuwiegeln, denn deshalb führten wir ja dieses Gespräch überhaupt. Auch die endlose Litanei über Christoph, die mit Schimpfwörtern gespickt war, die ich noch nie zuvor gehört hatte, unterbrach ich nicht. Doch seine Wortwahl ließ keinen Zweifel mehr zu: Mark war eifersüchtig und mit ausgefahrenen Hörnern bereit zur Tat. Und bei aller Nerverei um mich herum schmeichelte mir sein Verhalten, obwohl es das vermutlich nicht hätte tun sollen.
Aber es tat gut, Klarheit darüber zu haben, ihm nicht egal zu sein. Es tat gut, mich nicht so alleine zu fühlen mit all meinen Empfindungen ihm gegenüber. Es tat gut, weil noch kein Mann sich wegen mir die Ärmel hochgekrempelt hatte. Es tat gut, da ich spürte, wie wichtig ich ihm war.
Am nächsten Tag – ich verbrachte die Mittagspause mit Mark in seinem Büro – steckte plötzlich die Nervensäge seine Nase ausgerechnet zu uns herein. Nicht zu fassen!
Der Erdbeerjoghurt blieb mir, obwohl linksgedreht, klebrig im Hals hängen, und meine Laune sank jäh in den Keller. „Geh weg!“, schrie es in mir, und ich bemühte mich, nicht auszurasten.
Christoph, den es überhaupt nicht störte, hier vor dem Mann meiner Träume zu stehen, reagierte auf die angespannte Stimmung und fragte besorgt: „Was ist denn los, Schatzi, fühlst du dich heute etwa nicht wohl?“ (Gebt mir ein Gewehr, ein Messer, irgendwas ...) Es kümmerte ihn nicht im Geringsten, dass er mich bis auf die Knochen blamierte.
Krampfhaft darum bemüht, Haltung zu bewahren, erwiderte ich kühl: „Erstens bin ich nicht dein „Schatzi“, und zweitens solltest du dringend einen Gang runterschalten, wenn du nicht willst, dass es hier gleich richtig knallt!“ Es mag böse klingen, aber ich war stolz auf mich – ich hatte viel zu lange gezögert, ihm genau das zu sagen.
Aus den Augenwinkeln sah ich Marks amüsierten Blick und bemerkte, dass ihm die Darbietung gefallen hatte. Bisher regungslos abwartend wie eine Raubkatze, brachte er nun ohne Umschweife zu Ende, was ich begonnen hatte, indem er zu Christoph sagte: „Jetzt mach dich mal nicht weiter lächerlich! Merkst du nicht, dass diese Frau 'ne Nummer zu groß für dich ist? Aber du hast selbstverständlich die Wahl: Entweder du lässt Norma ein für allemal in Ruhe, oder ich rede mit Gerlinde, und du kannst noch heute deine Papiere abholen!“
Das alles hat Christoph letztendlich dann doch überzeugt. Von da an sagten wir nicht mal mehr „Hallo“ zueinander, aber damit konnte ich leben. Ich brauchte ihn ungefähr so dringend wie einen Kropf.
Erleichterung darüber, dass es vorbei war, machte sich breit, und ich war geschmeichelt, dass Mark zu mir gestanden hatte. Obwohl ich seine Reaktion in puncto Eifersüchtelei nicht ganz verstand, freute sie mich. Aber des Rätsels Lösung blieb verborgen: Wieso mimte er mit einem Mal den Besitzergreifenden? Schließlich war er es, der einer Frau vor Jahren Liebe und Treue bis in den Tod versprochen hatte! Nichtsdestotrotz machte Mark mittlerweile unmissverständlich deutlich, dass ich ihm nicht gleichgültig war, und wäre Christoph nicht so ein Vollpfosten, hätte ich mich vielleicht sogar bei ihm dafür bedankt – denn er war eindeutig der Auslöser gewesen.
MESSE
Während in Paris und New York halb verhungerte Models über den Laufsteg staksten, stand bei uns die „in fashion munich“ auf der Praterinsel vor der Tür – eine europäische Modemesse und Höhepunkt des Jahres für alle Modeinteressierten.
„K-Messe“ betreute dort nicht nur diverse Kunden, sondern war über eine gewonnene Ausschreibung auch bei der Vorbereitung am Gesamtkonzept intensiv beteiligt. Extravagante Labels und Designer aus den Bereichen Casual, Street Fashion und Dressed up beabsichtigten, dem Fachpublikum ihre neuesten Kollektionen zu präsentieren. Zu diesem Schauspiel gehörten natürlich ein in Szene gesetzter Catwalk und ein aufwändiges Drumherum.
Die Praterinsel, eine Insel in der Isar, wurde schon seit Langem den schönsten Veranstaltungsorten Münchens zugeordnet und gliederte sich zwischen dem Deutschen Museum und dem Maximilianeum ein. Das stilvolle Ambiente einer niveauvoll restaurierten alten Fabrikhalle mit einem prächtigen Innenhof und die zentrale Lage hatten bereits in der Vergangenheit die Lifestyle-Orientierten von nah und fern herbeigelockt.
Das prophezeite nicht nur, dass viel Arbeit auf Erledigung wartete – wir hatten Hochsaison von jetzt auf gleich. Nach meiner Einarbeitung und der bestandenen Probezeit wurde ich jetzt erstmalig richtig gefordert und ins kalte Wasser geworfen. Doch bei einem Großprojekt wie diesem mit dabei zu sein, war einfach gigantisch und machte wirklich Spaß. So brauchte es beispielsweise für den Accessoire-Bereich einige Stände, die ich eigenhändig mit entwarf. Und dass man mir als Frischling eine solche Chance bot, war keine Selbstverständlichkeit. Emsig machte ich mich ans Werk, und die Entwürfe bestachen bereits am Monitor in der zweidimensionalen Darstellung. Wie würden sie erst aussehen, wenn sie fertig gebaut waren?
Aber bis dahin war noch furchtbar viel zu tun. So galt es unter anderem dafür zu sorgen, dass sich eine Firma wie „Light & Sound“ an die Vorgaben hielt und einen guten Job ablieferte, denn die Ausleuchtung des ganzen Spektakels musste perfekt funktionieren. Für die Zeit vor und nach den Shows hatten wir eine Sängerin engagiert, die einen eigenen Raum für ihre Garderobe forderte, aber auch hier war eigentlich der Ton das A und O. Dann musste ich Lieferanten für die verschiedensten Materialien auftreiben, die für die Extras an den Ständen vorgesehen waren, und diese kurzfristig bestellen. Und, und, und.
Ein Rädchen griff ins andere, und alles passierte irgendwie gleichzeitig. Mir schwirrte der Kopf, während ich stundenlang mit einer Werbeagentur stritt, die es einfach nicht schaffte, den richtigen Farbton für die Plakatwände zu finden, oder mich mit den Sponsoren herumkabbelte, die trotz unterschriebener Verträge nach wie vor um jeden Cent feilschten.
Es gab also allerlei Nebenkriegsschauplätze, die dafür sorgten, dass es spannend blieb. Zwar wurden Überstunden geschoben und auch am Wochenende geschuftet, weswegen ich meine sozialen Kontakte auf ein Minimum reduzierte, aber die Vorfreude auf die bevorstehende Eröffnung tröstete mich schnell darüber hinweg.
Wie ich hörte, lief Helga für MARIMEKKO und seine finnischen Designer, die aufgrund ihrer Farbenpracht und ihrer stofflichen Vielfalt bereits im ganzen Land bekannt waren. Sie sollte dem Publikum die neueste Kollektion vorstellen und die Einzelanfertigungen progressiv-avantgardistischer Strömungen ankurbeln.
Es wäre gelogen, würde ich behaupten, dass mir das nichts ausmachte. Es machte mir nämlich etwas aus! Da nützte auch das Insiderwissen darüber nichts, dass ihr diese Ehre nur deshalb zuteilwurde, weil das vorgesehene Mannequin mit einem Magengeschwür in der Klinik lag und ihr Agent zu den Finnen einen guten Draht hatte. Natürlich wollte ich mir ihren Lauf nicht entgehen lassen,