Schlampe, Opfer, Schwein.. Norma Rank
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Unterschiedlicher hätten zwei Frauen kaum sein können! Sie: Groß, langbeinig und sicher versiert darin, mit High Heels durch einen Supermarkt zu flanieren, anstatt einfach nur einzukaufen. Ich hingegen, mit einer Körpergröße von gerade mal 1,60 Meter, vertrat mehr den sportlichen Typ, glich einem Wildfang, der gern Turnschuhe trug und sich eher kommod gab. An meinen Locken, die mir bis zu den Schultern reichten, verzweifelte jeder Friseur, und mein Gesicht mit den viel zu breiten Wangenknochen war übersät mit Sommersprossen, die ich seit meiner Kindheit verfluchte.
Wie also käme ein Mann, der mit einer so außergewöhnlichen Frau zusammenlebte, dazu, sich für mich zu interessieren? Welch naive Vorstellung!
Als ich nach dem Gespräch mit Mark zurück zu meinem Schreibtisch ging, lag dort ein Päckchen, liebevoll verpackt mit einer roten Schleife drum herum.
Perplex blickte ich in die Runde und überlegte, von wem das Geschenk sein konnte, aber niemand nahm Notiz von mir.
Ich hatte weder Geburtstag noch fiel mir sonst ein Grund ein, warum mir jemand etwas hätte schenken sollen. Weshalb aber lag dann dieses Paket da? Verwundert machte ich mich daran, selbiges umfassend zu begutachten, suchte nach Hinweisen, was es damit auf sich hatte, und rüttelte vorsichtig daran, um den Inhalt zu erraten. Keine Chance – ich tappte vollends im Dunkeln.
Doch da sich das Geschenk auf meinem Tisch befand, musste es ja für mich sein. Also nutzte ich den Bildschirm, um mich dahinter zu verstecken, und machte es auf. Zum Vorschein kam ein Malkasten, wie man ihn aus der Schulzeit kennt, mit 12 Farben darin. Als ich ihn öffnete, fiel ein kleiner Zettel heraus, auf dem in krakeliger Schrift folgende Nachricht geschrieben stand: „Du machst mein Leben wieder bunt! Vielen Dank für den gemeinsamen Abend! Dein Christoph!“
Sprachlos glotzte ich auf den Text. War der blöd? Außer, dass wir kurz was zusammen getrunken hatten, enthielt meine Erinnerung weder ein „gemeinsam“ noch den ganzen Abend!
Mein Ärger wuchs! Zum einen, weil ich das Verhalten von dem Wicht als übertrieben und völlig fehl am Platz einstufte, und zum anderen, weil ich für einen kurzen Moment geglaubt hatte, das Geschenk könne von Mark sein (wofür Christoph wiederum nichts konnte).
Peinlich berührt, musste ich zugeben, dass die Idee mit dem Malkasten an sich durchaus bestechend war, käme sie von der richtigen Adresse. Und hätte ein Mann wie Mark diesen Einfall gehabt, wäre ich vermutlich vor Freude tot umgefallen. So aber blieb ein Gefühl der Enttäuschung, gekoppelt an die Unannehmlichkeit, dass mich jemand bedrängte, von dem ich nichts wollte.
In was für eine Bredouille hatte ich mich da nur manövriert? Ich wollte Christoph nicht vor den Kopf stoßen, musste ihm aber verdeutlichen, dass er sich keine Hoffnungen zu machen brauchte. Und das ohne Marks Argwohn zu wecken, denn dann wäre Ärger vorprogrammiert – so viel hatte ich begriffen.
Doch das war leichter gesagt als getan. Natürlich bedankte ich mich anstandshalber für das Präsent, das gehörte sich ja so. Dabei betonte ich allerdings kühl, dass ich es nicht für nötig hielt, von ihm beschenkt zu werden, und lehnte seinen Vorschlag, sich erneut zu treffen, ohne Begründung ab. Daraufhin begann er, mich täglich mehrfach anzurufen, wollte wissen, was ich gerade machte und ob ein Wiedersehen nicht doch möglich sei. Er hatte aber auch eine wirklich lange Leitung.
Ich wurde zunehmend patzig, und meine Kollegen, die natürlich mitbekamen, wie ich die Stacheln ausfuhr, amüsierten sich königlich. Das verschaffte dem Miteinander in der Mannschaft ein paar Pluspunkte und nahm der Angelegenheit ein bisschen den Ernst. Wirklich von Nutzen war das zwar nicht, aber wir wurden zumindest wieder mehr zu einer Einheit.
Ich war gerührt, als Reimund von sich aus vorschlug, die Rufumleitung einzusetzen, um meine Gespräche stellvertretend entgegenzunehmen, und dankte auch Felix, der im Vorbeigehen vereinzelt das Klingeln unterbrach, indem er abhob und mich verleugnete.
Aber anstatt den Rückzug anzutreten, fing Christoph penetrant an, mir ständig über den Weg zu laufen, mich wie zufällig anzugrabschen und „knuffige“ Gummibärschlangen mitzubringen.
Damit sorgte er dafür, dass es bald in der ganzen Firma bekannt wurde, wie er mir nachstellte. Und hier hörte der Spaß auf, denn irgendwann würde es unweigerlich auch Mark erfahren. Also schnappte ich ihn mir eines Morgens im Treppenhaus und sagte: „Du, ich will da gerne etwas klarstellen.“
Er: „Ja – was denn?“ Sein Atem roch wie abgestandenes Blumenwasser.
„So geht das nicht weiter, Christoph. Ich finde dich echt nett, aber du hast da was absolut missverstanden.“
Er (dämlich): „Ich weiß nicht, was du meinst.“
Ich unterdrückte meine Wut, da ich ihn nicht verletzen wollte: „Sieh mal, ich bin neu hier in der Firma und in der Probezeit. Eine Beziehung interessiert mich im Moment herzlich wenig und am Arbeitsplatz schon gar nicht.“ Den Gedanken an Mark verdrängte ich lieber.
Hartnäckig überhörte der Frustsäufer die Botschaft: „Okay, ich verstehe, dann warten wir halt bis nach deiner Probezeit – kein Problem.“ Dabei näherte er sich mir Zentimeter für Zentimeter. Jetzt war ich diejenige, die ziemlich dämlich aus der Wäsche schaute. Welcher Film lief denn da ab? Wie bekloppt war der eigentlich?
Nun, er hatte mich herausgefordert, und ich war nicht gewillt, weiter Rücksicht zu nehmen. „Dann habe ich mich falsch ausgedrückt, sorry, mein Fehler! Was ich sagen wollte, ist, dass ich nicht auf dich stehe und sich daran auch nichts ändern wird – egal was du tust! Also lass mich künftig bitte einfach in Ruhe und hör vor allem auf, mich ständig anzufassen!“ In Wahrheit passte er doch genauso wenig zu mir wie eine Pizza zu einem Hustenbonbon.
Zuversichtlich, dass selbst jemand wie Christoph jetzt dahinter stieg, wie sinnlos sein Gebalze war, hielt ich jenes unerquickliche Kapitel für beendet. Doch damit saß ich einem gewaltigen Irrtum auf.
Er ließ einfach nicht locker. Zwei Wochen später zerrte er immer noch unbeirrt an meinen Nerven und ignorierte mein Abblocken konstant. Dadurch disqualifizierte er sich nicht nur endgültig, sondern zwang mich auch dazu, den nächsten Schritt zu tun, ob ich wollte oder nicht.
Ich fasste den Entschluss, Mark in seiner Funktion als Abteilungsleiter hinzuzuziehen, um der Belästigung ein Ende zu bereiten, obwohl mir nicht wohl dabei war – hatte ich doch bisher die ganze Sache erfolgreich vertuscht, um ihn nicht weiter zu provozieren.
Seine Haltung Christoph gegenüber und mein eigenes Versagen, diesem Grenzen zu setzen, machten mir zu schaffen. Ein viel größeres Problem jedoch war, dass Mark eben Mark war. Denn damit winselte ich ausgerechnet dem Mann etwas vor, der mir das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, nur weil ein Blindgänger mir am Rockzipfel hing wie eine Klette. Das empfand ich als äußerst blamabel, zumal ich mich selbst – trotz eindringlicher Warnung – in die Sache reingeritten hatte.
Da Christoph aber jegliche ihm auferlegte Sanktion missachtete und ich mit meinem Latein schlichtweg am Ende war, erzählte ich Mark widerwillig von dem ganzen Schlamassel. Er hörte sich meine Geschichte an, war ungewöhnlich still für seine Verhältnisse, und ich argwöhnte, dass ihm mein hochroter Kopf nicht verborgen blieb. Lange sagte er nichts, sah mich nur an und blieb stumm wie ein Fisch. Meine Unsicherheit wuchs, und ich konnte mich nicht erinnern, je in einer vergleichbar peinlichen Situation gewesen zu sein.
Seine Sympathie Christoph gegenüber schien den absoluten Nullpunkt zu erreichen, er schwieg und ließ mich zappeln, als wolle er mich bestrafen. Angespannt wartete ich seine Reaktion ab. Sein Blick verhieß nichts Gutes, und ich hätte mich ohrfeigen können, hier wie ein Milchmädchen