Monrovia Taxi. elmer weyer

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Monrovia Taxi - elmer weyer

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style="font-size:15px;">      „Danke Judith. Wir schalten nun nach New York, wo meine Kollegin Caroline Bergmann in der Wall Street vor dem New York Stock & Exchange Board steht Caroline, was spielen sich dort für Szenen ab?“

      Caroline: „Hier ist es noch mitten in der Nacht und es spielen sich schlimme Szenen ab. Tausende von Anlegern harren hier aus, um ihren Unmut über den Fall der Börse kund zu tun. Ich habe mit einigen gesprochen, die große Angst haben, wegen nichts alles zu verlieren. Hier nun einige Stellungnahmen“.

      „Ich kann das nicht glauben, meine Altersvorsorge sollte es sein und nun laufe ich die Gefahr alles zu verlieren. Was ist eigentlich passiert? Nichts ist passiert. Kein Terroranschlag, kein Krieg und keine Invasion. Lediglich diese Kugel im fernen Europa und ich verliere meine Ersparnisse. Das ist doch Nonsens.“

      „Hi, ich bin Milton, war vor einigen Stunden auf meiner Bank und wollte mein Geld abheben. Sie schickten mich wieder weg mit den Worten, es gebe kein Bargeld mehr, vielleicht morgen wieder. Nun warte ich bis sie wieder öffnet. Ich fühle mich betrogen“.

      „Hi, ich bin Lindsay und verstehe gar nicht was hier los ist. Was machen diese ganzen Leute hier auf der Wall Street. Ich will eigentlich nur in die 32ste Straße zu meinem Freund. Der ist so süß, verstehen Sie? Was ist hier los?“

      „Hi, ich werde meinen Namen nicht sagen. Aber ich sage euch Börsenspekulanten, dass ich immer eine geladene 44ger in der Tasche bei mir trage. Okay? Verliere ich mein Geld, ihr verdammte Mistkerle, dann knalle ich euch alle ab. Euch alle. Versteht ihr das? Was für einen Dreckstrick habt ihr euch nun wieder einfallen lassen. Wollt ihr uns den Rest des Lohnes auch noch stehlen. Das letzte bisschen Butter vom Brot kratzen und uns auch noch um den Priem betrügen. Den Hals, den ihr nicht voll bekommen könnt, werden wir Euch durchschneiden. Ihr treibt es so weit auf die Spitze, dass es kein Zurück mehr gibt. Dafür werdet ihr in die Hölle fahren. Wir töten euch, eure Familien und die Familie eurer Familien, wenn wir unser Geld nicht bekommen, das nicht euch gehört. Ihr könnt uns alles wegnehmen, aber nicht unser Geld.“

       „Mein Name ist Carl Davies, und ich frage Sie, wer zählt nun die vielen verhungerten Kinder, Frauen und Männer, die von geldgierigen Spekulanten mit ihren pervers durchtriebenen Anlageinstrumenten billigend in Kauf genommen werden, wenn sie Wetten auf Grundnahrungsmittel in ihrem Portfolio aufnehmen. Wer zählt die vielen hungernden und kranken Kinder, Frauen und Männer, deren Leben vor allem aus Angst, Leid, Trauer und dem anhaltenden Schmerz des Hungers besteht, und die gelegentlich von wohl genährten und gesunden Reportern in das richtige Informationsformat gepresst werden. Wer zählt die vielen Opfer von Selbsttötung und ihre Hinterbliebenen, die keinen anderen Ausweg sehen, um den Teufelskrallen von Investoren, sowie deren Saatgut und Herbizid Dealern zu entkommen. Wer zählt die vielen Toten und zum Krüppel gesprengten, die bei angeblich systemrelevanten Regierungsumstürze und den geopolitischen Kriegen um die Vorherrschaft ökonomischer Strukturen, ihren Kopf hinhalten müssen. Wer zählt die vielen Frauen, Männer und Kinder, die als Fabrikationssklaven in menschenfeindlicher Umgebung für weniger als wenig Lohn arbeiten, leben und erkranken müssen, damit große Investoren möglichst viel Geld machen. Wer zählt die vielen Obdachlosen, die zunächst von Immobilienhaien geködert, und später von beißwütigen Bankern aus ihren Wohnungen, völlig sinnlos aber rechtens, hinaus auf die Straße geklagt werden. Wer zählt die vielen jungen Arbeitslosen, deren Leben bevor es richtig anfängt schon zerstört wurden, weil Investoren und Banker ihre Taschen nicht voll genug bekommen.“

       „Ja, gute Fragen. Ich bin Kathrin Heller, und ich frage, warum verhalten sich die Kulturvölker der Welt all dieser scheußlichen und menschenverachtenden Finanzverbrechen so apathisch gegenüber. Wie freiwillige Leibeigene oder Sklaven aus eigenem Antrieb lecken sie die Stiefel der Finanzfaschisten und glorifizieren den Schein der Superreichen, als ob sie eine Chance wittern, ein Stück von einem imaginären Kuchen abzubekommen. Nicht einen Krümel bekommen sie, im Gegenteil sogar. Sollte es so sein, dass die Kulturvölker der Welt in ihren primitivsten menschlichen Gefühlen verroht sind, so dass keine Alarmsirene mehr in ihren Köpfen aufheult, im Angesicht solcher Taten?“

      „Wie du hörst, ist die Stimmung hier schlecht. Ich bin Caroline Bergmann mit einem Live Bericht vom New York Stock & Exchange Board in New York City. Und nun zurück nach Berlin”.

      Die sind ja alle völlig verrückt geworden, ruft Paul in den Raum hinein, schaltet den Fernseher aus und wirft verärgert die Fernbedienung auf das Sofa. Verdammt, das fehlte ihm grade noch. Er hat früher etwas Geld erspart. Es ist nicht viel, liegt aber trotzdem im Nichtzugriffsbereich der deutschen Behörden. Diese Sozialhilfe, die er hier bekommt, ist auch nicht viel. Was ihm manchmal fehlt, kann er sich von einem andren Konto holen. Aber das hat er vorsorglich niemandem erzählt. Ein bisschen ständiges Geld ist sehr wertvoll. Er will das nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Paul muss relativieren und genügsam sein. Dann steigert er den Wert der Dinge.

      Etwas Andres beunruhigt ihn erheblich mehr. Dieser Mann vorhin hat ihn auch erkannt. Das ist ganz sicher. Dann ist er weggelaufen. In der Menschenmasse verschwunden. Er wollte Paul nicht treffen. Hatte etwas zu verbergen. Wer ist dieser Max Krickstein, und was wurde gestohlen. Paul hat eine Idee. Es ist nicht einmal 10 Uhr, also sehr gefährlich Shana, um diese Zeit zu wecken, aber es muss sein. Paul erhebt sich von seinem außerordentlich bequemen Sessel, greift seine Wohnungsschlüssel und verlässt das Apartment. Er hat es nicht weit. Shana Lansbach ist seine direkte Nachbarin. Sie ist eine ziemlich nette, zierlich attraktive, brünette Internetspezialistin von Ende zwanzig, die manchmal recht zickig und echt frech sein kann. Aber genau das mag Paul an ihr. Man weiß nie, wie sie drauf ist. Sie arbeitet für „Digitox“. Die produzieren Computerspiele. Paul versteht nicht viel von dieser Materie. Er weiß nur, dass Shana zu den wirklich guten gehört. Sie erfindet Figuren und entwickelt Strategien. Paul mag sie wirklich. Nicht ihre Figuren, sondern Shana.

      Jetzt aber muss er erst einmal seine 10 Uhr Schwellenangst überwinden und drückt auf ihren Klingelknopf. Keine Reaktion. Er klingelt noch einmal etwas energischer. Ein genervtes „Jaaa“ schallt durch die Tür. Das ist ihre Stimme, erkennt Paul sofort. Und sie ist schlecht drauf. Oh ja, das hatte er auch erwartet. Sofort beginnt er etwas vorsichtiger im Ton.

      „Ja, ähm, guten Morgen ich bin`s Paul. Ich muss dich sprechen. Bitte mach auf.“

      Dann eine Pause. Ist sie etwa wieder eingeschlafen, denkt er sich. Doch dann wieder ihre Stimme. Jetzt kämpferisch aber kraftlos. „Wer ist da?“

      „Paul ist hier, dein Nachbar.“

      Eine Weile später öffnet sie die Tür an der Kette. Er kann ihr verschlafenes Gesicht sehen und wie ihre Haare zerzaust sind. Und überhaupt, wirkt sie am Morgen ganz schön zerknittert, was ihm sehr gefällt.

      „Was willst du?“ Fragt sie in einem besonders abweisenden Ton.

      „Ich will dich zum Frühstück einladen. Sagen wir in 20 Minuten bei mir. Okay?“

      „Nein, kein Interesse?“ Dann knallt sie die Tür wieder zu und es ist still.

      Paul klingelt erneut. Es dauert wieder ein Moment, dann geht die Tür ganz auf. Sie trägt den dunkelroten Kimono und ist barfuß.

      „Hast du heute schon mal auf die Uhr geguckt. Ich habe die ganze Nacht gearbeitet. Ich bin müde, will nur schlafen. Also, . . . auf Wiedersehen Nachbar“

      Sie will die Tür wieder zu werfen, aber Paul hindert sie daran. Hält die Tür fest, geht den einen Schritt in ihre Wohnung hinein und sagt. „Ich weiß, Du bist sehr fleißig und ehrgeizig und du machst wunderschöne Sachen.“ Sie aber wehrt ihn ab und drückt ihn sanft zurück nach draußen. „Was soll der Blödsinn, von wegen ich mache wunderschöne Sachen. Du hast keine Ahnung von dem was ich mache! Also raus jetzt, ich will schlafen.“

      Dann

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