Marattha König Zweier Welten Gesamtausgabe. Peter Urban

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Marattha König Zweier Welten Gesamtausgabe - Peter Urban

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dass wir uns alle verloren glaubten, erwachten die >inglis< plötzlich aus ihrer sonderbaren Erstarrung. Cornwallis-Sahib zog die langen Stiefel an. Er war gerade erst, nach vielen Jahren auf der anderen Seite der Welt, nach Indien zurückgekehrt. Er sammelte die roten Röcke und die Sepoys um sich und Dutzende von großen, schweren Kanonen, die Tod und Verwüstung über Hyder Ali und das Maharastra bringen sollten. Ich war jung in diesen Tagen und hatte Geschmack am Abenteuer. Also vertraute ich Huneefa und meine Pferde einem alten Freund an – Orford-Sahib, dem Surveyor General von Fort St. George. Er und seine Sahibaa versprachen mir, die Ehre meines Weibes zu schützen, während ich mit den >inglis< gegen Hyder zog. Oh, Wesley, du kannst dir nicht vorstellen, wie gerührt Cornwallis-Sahib war, als ich mit meinen Paschtunen zu ihm kam und anbot, gegen unseren Feind zu ziehen. Lutuf ist ein Freund der >inglis<, und Cornwallis-Sahib versprach uns, dass die Armee und die Kompanie immer meine Pferde kaufen würden, damit der Reichtum und die Macht nie das Haus Ullah verließen. Es waren ruhmreiche Tage. Wir haben Tausende unserer Feinde erschlagen. Die anderen flüchteten zusammen mit ihren ungläubigen französischen Beratern wie die Hasen. Die Rache Allahs kam über Hyder, denn er hatte gefrevelt und den Islam verraten. Bald schon standen wir mit den >inglis< vor seiner Trutzburg – Seringapatam. Die Kanonen von Cornwallis-Sahib spien Tod und Verwüstung. Und obwohl die Mauern in sich zusammenstürzten wie Spielkarten, war der Kampf noch längst nicht entschieden. Die Monsunstürme setzten ein und ertränkten das Land. Die Geschütze konnten nicht mehr nach vorne und nicht mehr zurück bewegt werden. Zehntausend >inglis< und Sepoys lagen vor Seringapatam, und die Nahrung wurde mit jedem Tag knapper. Der Monsun brachte Fieber. Viele der >inglis< starben nicht durch die Hand des Feindes, sondern vor Hunger und Krankheit.« Wieder hielt er kurz inne, den Blick in die Vergangenheit gerichtet.

      »Nach sechzehn endlos langen Wochen musste Cornwallis-Sahib aufgeben, obwohl wir alle Tag für Tag zu Allah gebetet hatten und um den Sieg flehten. Er zerstörte die Kanonen, und wir zogen wieder zurück nach Chennai. Obwohl wir Hyder Alis Trutzburg nicht hatten zerstören können, hatten wir den Maisuri und den >heresi< doch einen Schuss vor den Bug versetzt, wie ihr so schön sagt. Die Bedrohung des Karnataka und der Küste war verschwunden. Cornwallis-Sahib hatte einen großen Sieg errungen und die >heresi< von den Handelswegen vertrieben. Er hatte ihnen alle Häfen weggenommen und ihnen nur noch Pondicherry und das elende Fischerdorf Mahé gelassen ...«

      Lutufs Blick war verträumt. Die Erinnerung an die Abenteuer seiner Jugend tat dem alten Paschtunen gut. Arthur hatte ihm aufmerksam zugehört. Er hatte nicht einmal gewagt, seinen Kaffee zu trinken, um auch ja kein Wort des Pferdehändlers zu verpassen. Nun aber hatte sein Freund aus den Bergen geendet, und er brannte vor Neugier und musste ihm einfach ein paar Fragen stellen.

      »Lutuf, erinnerst du dich noch an die >heresi<, die mit Hyder Ali kämpften? Waren es viele, oder bildeten sie nur seine Maisuri aus? Wie sieht diese Festung Seringapatam aus? Haben die Moguln sie erbaut, oder waren es unsere Leute? Warum ist Cornwallis mitten durch den Monsun gegen den Feind gezogen? Wieso ist euch die Nahrung ausgegangen?«

      Charlotte grinste und knabberte an einer kandierten Mandel. Huneefa schüttelte unter ihrem Schleier den Kopf. Sie verstand genügend »inglis«, um der Erzählung ihres Gemahls zu folgen. Außerdem war sie ja selbst dabeigewesen.

      Zufrieden strich Lutuf sich über den roten Bart. »Wesley-Sahib, ich freue mich, dass meine kleine Geschichte dir so gut gefallen hat. Was die >heresi< angeht, kann ich dir natürlich einiges erzählen, doch was die Eingebungen von Cornwallis-Sahib und den >inglis<-Soldaten anbetrifft, ist es schwierig. Ich bin ein Pferdehändler und kein Berufssoldat, mein Freund.«

      »Versuch dich zu erinnern, Lutuf! Was in den Büchern geschrieben steht, habe ich gelesen ... aber du hast alles selbst erlebt. Bücher ersetzen nicht den Bericht des Augenzeugen.«

      Der Ire war aufgeregt wie ein Kind. Das erste Kapitel über Indien, das er am ersten Tag seiner Reise gelesen hatte, handelte von Mysore und Hyder Ali. Er hatte erfahren, dass die Maisuri und ihr Sultan Englands gefährlichster und aktivster Feind in Indien gewesen waren. Sein

      Sohn, Tippu, schien Hyder in nichts nachzustehen. England hatte in Indien nicht nur Siege errungen, sondern auch grauenhafte und demütigende Niederlagen erlitten. Am 10. September 1780 war sogar eine ganze britische Armee von mehr als 3700 Mann vollständig aufgerieben worden: Hyder hatte das Gemetzel inszeniert und Tippu bei Perambakam die Pläne des Sultans in die Tat umgesetzt. Eine zweite britische Streitmacht, die sich nur zwei Meilen von Baillie und seinen bedrängten Soldaten befunden hatte, war durch den Lärm des Kampfes so verunsichert worden, dass General Hector Munro sich zurückzog, statt Baillie zu Hilfe zu kommen.

      »Cornwallis zog von Vellore aus durch den Baramahal und die östlichen >gauths< auf die südindische Hochebene. Zuerst hat er Bangalore genommen. Mit Bangalore als Nachschubbasis schickte er sich an, gegen Hyder Ali und Mysore zu marschieren«, konstatierte Arthur, um Lutufs Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge zu helfen.

      »Sicher, Wesley-Sahib! Auf der Karte, die Moll-Sahib vor achtzig Jahren gezeichnet hat, sieht das auch sehr einfach aus. Aber in der Realität bedeutet dies, zuerst durch ein langes, enges Tal zu marschieren, zu dessen linker und rechter Seite sich nichts als Steinwüste befindet. Dann geht es über die Pässe. Sie sind unbefestigt. Nichts als Steine und Sand. Die Geschütze bereiten furchtbare Probleme; ihre Räder, ihre Achsen brechen, die Zugtiere sind zu Tode erschöpft. Sie müssen gut gefüttert werden, um die Strapazen zu überstehen. Für dieses Futter brauchen die Sahibs aber Trosswagen, und die haben Achsen, Räder und Zugtiere ... Der Weg, den Cornwallis gewählt hat, war gut und vernünftig – für eine Handelskarawane mit sechzig oder siebzig Dromedaren und ein paar Elefanten. Doch für eine große Streitmacht mit einem riesigen, unübersichtlichen und hungrigen Tross war es einfach zu weit. Der Gouverneur-Sahib ist nicht durch den Monsun gezogen. Der Monsun hat ihn nur eingeholt, mein Freund.«

      Arthur nickte nachdenklich. Charlotte beobachtete ihn und Lutuf aufmerksam. Huneefa schien in ihrem weichen Kissenberg friedlich eingeschlafen zu sein.

      »Du musst selbst in den Karnatik hinunterreiten und mit eigenen Augen sehen, welche Hindernisse die Natur einer Armee in den Weg legt. Für uns und unsere Handelskarawanen ist alles viel einfacher, Wesley-Sahib. Niemand zwingt uns, schnell zu reisen. Wir haben keine Feinde vor oder hinter uns. Gastliche Serais gibt es überall ...«

      »Ich habe verstanden, Lutuf. Eine gute Karte allein reicht nicht, um einen Kriegszug zu planen. Erzähl mir von den Franzosen.«

      Der Kabuli schenkte sich Kaffee nach und überlegte einige Minuten, bevor er antwortete: »Es sind sonderbare Männer, diese >heresi<, die Hyder Ali und heute Tippu dienen. Ich bin nicht nur unter den Fahnen des Krieges nach Mysore gezogen. Letztes Jahr waren mein Ältester, Barrak ben Lutuf ibn Ullah, und unser >jawan< Hadji Bedi ben Haleff ibn Ullah in Seringapatam. Tippu hatte eine große Anzahl Pferde von uns gekauft, und ich habe meinen Sohn geschickt, um das Geld für die Tiere zu holen und dem Sultan unsere Aufwartung zu machen. Weißt du, ich bin ein Handelsherr. Ich muss mich mit allen Kunden gut stellen.« Lutuf zwinkerte dem Iren verschmitzt zu. »Aber jeder hier in Bharat weiß um die vertrauliche Beziehung zwischen mir und den >inglis<, deswegen schicke ich immer Barrak und Bedi ben Haleff los, wenn wir mit unabhängigen Gebieten arbeiten, die George-Sultan und dem >Raj< nicht wohlgesonnen sind.«

      »Weiter, mein Freund! Mach es doch nicht so spannend!« trieb Arthur den Paschtunen an.

      Doch der alte Mann besaß die sonderbare orientalische Ruhe, und nichts konnte ihn erschüttern. »Acha, Wesley-Sahib! Acha! Gedulde dich ... Die Uhren in Bharat gehen viel langsamer als dieses schöne Stück von Piaget, das du in deiner Tasche versteckst.«

      Arthur lachte schallend. Die Spannung, die von ihm Besitz ergriffen hatte, löste sich mit einem Schlag. »Du hast die Augen eines Adlers, mein Freund.«

      »Ein

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