Mord im Tempel der Venus. Ann Bexhill
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»Als ich aufbrach, hinterließ ich eine Stadt, die gespalten war.«
»Es ist ziemlich ruhig in Rom.« Flavianus presste Daumen und Zeigefinger zusammen, als zerdrücke er einen Floh. Er gähnte und rieb sich sie Augen. Ich sah, dass er mit seinem Wein allein sein wollte, und verabschiedete mich von ihm.
Ich lief im strömenden Regen gefolgt von dem Seemann, der meine Reisekiste trug und Tiro durch die Hauptstraße der Hafenstadt zum östlichen Stadttor. Die Häuser waren nicht hochgebaut im höchsten Fall vier Stockwerke. Die Straßen waren dennoch so belebt, dass es das Auge erfreute, aber man nicht von Schultern angestoßen und einem auf die Füße getreten wurde. Es war eine sehr schöne Stadt mit Tempeln, Marmorforen, Theatern und Bädern. In den Tavernen wimmelte es von Männern, die zu ihrem Studium oder Militärdienst nach Griechenland aufbrachen. Mit Amphoren und Fässern beladene Fuhrwerke ratterten pausenlos an uns vorbei. Der internationale Seehandel, vor allem mit Luxusgütern machte die Einwohner vermögend.
Auf mich wartete ein bequemer überdachter Reisewagen vor dem Stadttor. Ich betrachtete ihn sehr genau, um auf der langen Reise keine böse Überraschung zu erleben. Römische Reisewagen gab es in den verschiedensten Bau- und Macharten. Der Wagenkasten war getrennt vom Unterbau und an neuen haltbaren Lederbändern aufgehängt. Stöße wurden bei schneller Fahrt über eventuelle schlechte Teilabschnitte der Straße wirksam abgedämpft. Mein großer Wagen war für längere Reisen gedacht. Der Wagenkasten hing in seinen massiven Halterungen aus Bronze. Ich bückte mich und betrachtete die großen, eisenbeschlagenen Räder. Die Radteile Felgen und Speichen bestanden aus zähem und elastischen Eschenholz, aus dem wir auch unsere Bögen machen. Das Skelett des Oberbaus, in dem vier Leute bequem sitzen oder schlafen konnten war aus Eiche. Einer der Arbeiter fettete gerade die Radnabe und Achsen ein.
Zwei kleine sehr kräftige Pferde wie sie die Bergstämme in Hispania züchteten grasten auf einer Wiese neben der Straße. Geschäfte und Buden säumten zu beiden Seiten die Via Appia. Ich gab Tiro Geld damit er Wein und Honig und das einkaufte, was mir die langweiligen Momente einer langen Reise vertrieben.
Der Wagenlenker und seine beiden Arbeiter luden meine Gepäckkiste ein und umwickelten die Räder des Wagens mit Leder- und Stoffstreifen, um mir die Fahrt möglichst angenehm zu machen.
Ich gab dem Seemann, der mir still mit der schweren Reisekiste gefolgt war, ein sehr gutes Trinkgeld. Dass er grinsend einsteckte und sofort in die nächste Taverne marschierte. Möge Mercurius der Gott der Reisenden und des glücklichen Findens mit uns sein, betete ich kurz zu genau demselben Mercurius, zudem auch Räuber und Piraten beten.
Nachdem die Pferde angeschirrt waren, fuhren wir los. Unsere Route würde von der Via Appia nova zur Stadt Barium und von dort auf der Via Appia Vetus nach Rom gehen. Tiro saß hinten und ließ die Beine aus dem Reisewagen baumeln und dachte höchstwahrscheinlich über sein Schicksal nach. Er hätte es schlimmer als mit mir treffen können. Wie schnell kann sich das Glück gegen einen wenden. Wie schnell kann es einem Seereisenden geschehen, das er von Kilikischen Seeräubern gefangen und verkauft wird, weil niemand das Lösegeld für ihn bezahlt. Das beste Vorbild ist Caesar, der als junger Mann von Seeräubern gefangen wurde. Caesar hielt sein Versprechen, das er ihnen gemacht hatte, und ließ jeden Piraten Kreuzigen und Kinder und Frauen in die Sklaverei verkaufen. Das Lösegeld kam vermutlich durch seinen Sklavenhandel mehr als doppelt herein.
In meine Gedanken versunken betrachtete ich die gepflasterte pfeilgerade Straße. Unter den Dingen, die wir der Welt geben, ist das Wissen darum fehlerlose Straßen anzulegen. Entlang des vielbefahrenen Wegs sah ich immer wieder Sklaven oder Kriegsgefangene, die in Ketten aneinander geschmiedet Ausbesserungsarbeiten verrichteten.
Je sechzig Meter links und rechts der Via Appia war das Buschwerk gerodet und mit licht stehenden Oliven- und Pinienbäumen bepflanzt. Die Rodungen erfolgten aus dem Blickpunkt der Sicherheit heraus. Damit wollte man Überfälle und Hinterhalte vermeiden. Die Bäume sollen einzig das Auge und Herz des Reisenden erfreuen. Es ist ein großartiges Land, man denkt an alles. Trotz allem Fortschritts reiste der einfache Mensch hauptsächlich zu Fuß. Nur wenige konnten sich eine Reise mit einem Gespann, wie meinem leisten.
Die Lage der Raststationen und Herbergen sind auf das römische Straßennetz und die Bedürfnisse von uns Reisenden abgestimmt. An jeder Fernstraße gibt es Raststationen und Herbergen, wo Pferde ersetzt Wagen ausgebessert und Reisenden beköstigt werden. So legt man mit dem Wagen bis zu 80 Kilometer am Tag zurück. Die Post der Cursus publicus, bewältigte sogar mehr als 200 Kilometer Strecke pro Tag. Auf jeder größeren Straße gab es stationes. Gasthäuser mit Betten, Essen, Stallungen und Läden. In den stationes waren die auch die Legionäre der Straßenpolizei, die Beneficiarier untergebracht.
Dank der Leder umwickelten Wagenräder und dem guten Zustand der Via Appia erreichten wir gegen Abend unsere erste Zwischenstation. Ich drehte mich zu Tiro und beobachtete ihn einen Moment lang. Dumme Sklaven bleiben in Rom nicht lange am Leben und bringen den Besitzern Schande, außer sie sollen mit ihrer Dummheit die Gäste unterhalten.
»Erinnere mich daran dir einen Lehrer zu geben, wenn wir in Rom sind.«
»Du willst mich doch nicht zu einem Schreiber machen?«, fragte Tiro entsetzt.
»Es macht, den zum Dummkopf der sich von Narren dienen lässt. Ich brauche einen Sklaven, der eine schöne und sehr schnelle Schrift hat, im anderen Falle bist du mir nicht nütze und ich lasse dich auf einem Landgut richtige Arbeit verrichten.«
Tiro schlug unbeeindruckt vor: »Du könntest mich auch freilassen und dir einen Griechen kaufen!«
»Freilassen? Verdiene dir die Freiheit. Diene mir gut und ich werde in meinem Testament an dich denken. Irgendwann, wenn wir beide uralt sind, wie es sich gehört.«
Meine Mutter hatte recht, was die Anspruchshaltung der heutigen Haussklaven betraf. Sie wollten schon nach wenigen Jahren leichter Tätigkeiten freigelassen und in Testamenten beschenkt sein. Tiro verdrehte die Augen.
»Du entstellst dich mit deiner Augenakrobatik«, schimpfte ich.
Ich hatte für die 8-tägige Reise immerhin 580 Denare bezahlen müssen. Es wäre bedeutend billiger geworden, wenn ich Tiro auf dem Dach hätte mitfahren lassen. Natürlich dachte mein Bruder Africanus nicht daran, das aus seiner Truhe zu bezahlen. Meine Sippe hetzte mich nach Rom, wenn nichts beim Testament für mich abfiel, würde ich mich revanchieren und ihnen Schande machen.
»Wann