HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick

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HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick

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und sich die Situation mit dem Osten bestimmt bald entspannen würde. Sie sind schon 6, beziehungsweise 8 Jahre in Australien, da darf schon etwas Heimweh aufkommen! Was mich aber interessiert ist, wie es hier mit Arbeit aussieht! „Du meinst wohl eher mit Arbeitslosigkeit!“ berichtigen sie mich. Seit Wochen schon sind sie ohne Arbeit. Und bald kommt der Sommer (Winter in Europa) mit der Regenzeit im Norden, wo viele Betriebe zumachen, und dann kommen noch mehr Arbeitslose nach Süden. Wer will schon im Sommer in den Tropen bleiben? Ich werfe ein, dass Australien in Europa für Einwanderer wirbt. Man hatte mir ein unbefristetes Einwanderungsvisum gegeben. Die Regierung würde doch nicht Arbeiter anwerben, wenn keine Arbeit wäre! „Das ist Politik. Politiker tun immer das Gegenteil von dem, was gut wäre…“ Es gibt ein Arbeitsamt, wo man sich registrieren lassen kann als Arbeitssuchender. Doch die würden nie Stellen haben. „Und Arbeitslosengeld?“ will ich wissen. „Das musst du dir selber auf die Seite legen, wenn du mal Arbeit hast. Manchmal gibt es schon gut bezahlte Jobs, aber nie für lange. Geh mal zur Einwanderungsbehörde in Perth. Normalerweise be-kommen Einwanderer Wohnung und Beihilfen. Versuchs mal, mehr als ein Nein kannst du nicht bekommen!“ trösten sie mich. „Es gibt auch noch private Arbeits-vermittler.“ Klären sie mich weiter auf. „Doch da musst du schon um 7 Uhr früh dastehen. Mit ein paar Tricks kannst du da Arbeit kriegen.“ „Mit Tricks Arbeit bekommen? Erkläre mir das mal genauer!“ „Das kann warten! Geh erst mal den offiziellen Weg... Prost“ Wir prosteten uns zu. „Prost Australien!“ Sage ich du hebe die Flasche. „Prost Europa!“ antworten sie und nehmen einen zweiten Zug. Zum Glück ist es nachts etwas kühler. So verbringe ich meine erste Nacht in der neuen Welt.

      Am nächsten Morgen rührt es sich schon sehr früh im Boarding House. Es sind anscheinend nicht nur Arbeitslose in Australien. Ich schaue mir etwas genauer das Städtchen an. ‚Fish’n chips‘ Läden überall, viele Bars, ein paar Restaurants und ‚Clubs‘. Was sind Clubs frage ich später meine neuen Freunde. „Das sind geschlossene Gesellschaften, wo man sich trifft zum Kartenspielen, Tanzen, Trinken oder Anderem. Haupt-sächlich wohl zum Trinken. Man muss Mitglied sein.“ „Warum einen Trinkclub?“ will ich wissen. „Warte mal ab. Du wirst erstaunt sein! Hier machen die Kneipen schon um 22 Uhr zu, sonntags um 20 Uhr. Trostlose Verhältnisse!“ Je höher die Sonne steigt, desto wärmer wird es. Soweit noch normal. Doch je wärmer es wird, umso mehr umschwirren mich Fliegen. ‚Müsste mich nochmal duschen‘, denke ich, eine Dusche war wohl zu wenig, um den Geruch der Reise zu entfernen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite scheint mir jemand zuzuwinken. Aber die kenne ich doch gar nicht! Waren die vielleicht mit mir auf dem Schiff gewesen? Ich winke ihnen höflichkeitshalber zurück. Sie schauen mich erstaunt an. Doch ich scheine nicht der Einzige zu sein, der in einen Fliegenschwarm gehüllt ist. Eigentlich hält fast jeder eine gefaltete Zeitung oder etwas Anderes in der Hand und wedelt sich damit elegant Frischluft zu. Da geht mir plötzlich ein Licht auf: Die wedeln alle Fliegen weg! Diese sind regelrechte Mistviecher! Sie kriechen in die Ohren, die Nase. Das Übelste ist, wenn dir so ein dickes Ding in den Mund fliegt und auf dem Weg zur Lunge, Magen oder Arschloch in der Kehle stecken bleibt! Man sollte es machen wie die Jains in Indien und sich ein Tuch vor den Mund binden. Noch besser: sich eine afghanische Burkha überstülpen! Das wäre der Renner: Burkhas für Männer! Ich ahne plötzlich die ungeahnten Möglichkeiten, die hier meiner warten! Ich werde wohl nicht Schuhputzer, aber bestimmt Millionär, wenn ich weiterhin so großartige Ideen habe! Doch vorerst habe ich mal Rendezvous im Arbeitsamt.

      „You just arrived?“ stellt das Fräulein fest. Soviel weiß ich auch selber. Ich suche Arbeit, versuche ich ihr klar zu machen. „Experience?“ „Construction, Sailor, Factory Worker, Road Construction, “ vertraue ich ihr an, „and I speak German and French!“ „You are pretty young, to have much experience!“ So intim wollte ich es gar nicht wissen. „Come back in a few days!“ Also kein Treffen am Abend, um meine mangelnde Erfahrung zur ver-vollkommnen! Wieder auf der Straße.

      Ich suche eine Telefonzelle. Kein Buch darinnen. Erst in der dritten finde ich eines, es ist angekettet. Ich schreibe mir die Adresse der Einwanderungsbehörde raus und stelle mich an eine Bushaltestelle. ‚Perth‘ steht über dem Fahrer angeschrieben. Soll ich es wagen, schwarz zu fahren? Aber das ist hier unmöglich. Man steigt vorne beim Fahrer ein, meist auch aus, damit am Ausgang kein Schwarzfahrer einsteigen kann, und muss durch eine Art Drehkreuz. Auf einer Tabelle stehen die einzelnen Fahrpreise. Ich sage dem Fahrer, dass ich Arbeit suche und kein Geld habe. „Hast du denn wenigstens 20 Cents?“ fragt er. „Gerade noch!“ antworte ich. „Dann steck sie da rein und geh durch das Drehkreuz. Das ist der Preis bis zum nächsten Halt. Bleib einfach sitzen. Ich habe nichts gesehen!“ Nach guten 10 Kilometern gibt er mir ein Zeichen, und ich steige aus. Ich frage einen zeitungswedelnden Passanten. Hier in der Großstadt hat es noch mehr Fliegen als auf dem Land, stelle ich fest. Dann bin ich in der Behörde. „Haben sie einen Termin vereinbart?“ „Nein! Aber ich bin gestern in Fremantle angekommen, als Einwanderer, und möchte mit jemandem sprechen, unter anderem wegen Arbeit.“ „Da müssen sie zum Arbeitsamt!“ „Die haben mich aber hierher geschickt!“ erfinde ich schnell, „haben die nicht angerufen?“ „Moment, vielleicht ist irgendwo jemand frei!“ Bald sitze ich in einem halbdunklen Büro, der Ventilator auf dem Schreibtisch surrt. Mir gegenüber eine blasse, sommersprossige dickliche Frau, in den gleichen Farben gekleidet wie die Aktenordner, die sich auf ihrem Schreibtisch stapeln. ‚Ogottogott!‘ denke ich, von Irland auswandern, um in einem solchen Büro Akten zu lochen und wegzuhängen! „So you just arrived?“ „Yes, yesterday!“ „By which ship?“ „Australasia.“ Sie blättert eine Liste durch. Dieses Schiff steht nicht darin. „Did you come on assisted Passage?“ Was ist denn das nun wieder? Was muss ich darauf antworten, damit sie mich nicht gleich rausschickt? Ich sage ihr, dass ich mit dem Schiff von Singapur gekommen bin. Und bis Singapur? Na ja, so über Land. Den ganzen weiten Weg. Sie will meinen Pass sehen. Blättert Ordner durch. Und findet wirklich einen mich betreffenden Eintrag! Sie stellt klar, wenn ich auf Kosten der australischen Regierung mit Schiff oder Flugzeug hergekommen wäre, hätte ich Anspruch auf Wohnung und Essen in einem Auffanglager und auf finanzielle Unterstützung. Auffanglager? Das klingt für mich wie Einfanglager. Nein danke! Ich erkläre ihr, dass ich, durch mein Selberkommen der Regierung ja eine Menge Geld gespart hätte. Es müsse doch die Möglichkeit einer Starthilfe geben! Leider nicht. Dazu sind die karitativen Verbände zuständig, wie die Heilsarmee. Aber ich könne ja jederzeit wieder ausreisen, wenn ich keine Arbeit finde, das können diejenigen, die mit ‚assisted passage‘ gekommen sind, nicht. Die müssen 6 Jahre im Land bleiben oder der Regierung die Einwanderungskosten zurückerstatten. Das ist der Preis der Freiheit. „Deren Freiheit!“ bemerke ich, „und meine?“ „Sie können ja jederzeit wieder gehen!“ „Aber ich bin doch nicht gekommen um wieder zu gehen! Ich bin gekommen, um was zu arbeiten! Haben Sie nicht irgendeine Idee?“ Sie kaut an ihrem Kugelschreiber. Überlegt sie, ob sie mich als ihren Gärtner anstellen soll, als Haushaltshilfe, oder gar als Vater ihrer zukünftigen Kinder? Nichts dergleichen! Dann sieht man es ihr an: „I have an idea!“ Und sie wählt eine Telefonnummer. „Whats your adress?“ ich gebe sie ihr, plant sie ein Rendezvous? „Okay, that‘s good, I will tell him!“ und legt aufatmend auf. Sie hat gerade mit einer Bekannten telefoniert, die Deutschlehrerin ist. Wenn einer ihrer Schüler Nachhilfe bräuchte, würde die mich im Hotel anrufen…“ 20 Cents und eine halbe Stunde später bin ich wieder in Fremantle.

      Zum Glück habe ich noch meinen Benzinkocher und kann so für meine osteuropäischen Zimmerkollegen das Essen kochen, um nicht ganz unnütz zu sein. Das ist zwar nicht erlaubt. Aber wie können wir sonst über-leben? Zudem fängt das Elektrizitätswerk an zu streiken. Die ganze Stadt lebt mit Kerzenlicht. Die Kollegen reiben sich die Hände. Was denn daran so schön sei? „Vor vier Jahren war es ähnlich. Über zwei Monate kein Strom! Wir sind mit den Gewehren aufs Land und haben uns Rinder geschossen. Wenn du wüsstest, wie toll das war!“ „Was kann denn daran toll sein?“ „Die Stimmung! Wir campten draußen, die Feuer loderten, die Städter kamen zu uns heraus zum Essen. Man machte Musik, man tanzte, man teilte!“ „Und die Cops?“ „Anfangs machten die Ärger. Aber am Ende war jeder froh, dass er was zum Essen hatte! Sie hatten sogar den Auftrag, uns beim Besorgen der Rinder zur Hand zu gehen, zumindest die Farmer auf Abstand zu halten.“ Aber so weit waren wir noch nicht! Noch gab es Kerzen zu kaufen, wenn auch die

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