Club Suizid. Jo Thun

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Club Suizid - Jo Thun

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den Weg und fand Henry an der Rezeption. Er lächelte mich an.

      „Ich hoffe, Sie finden alles zu Ihrer Zufriedenheit?“

      Ich nickte. „Ich habe hier das Geld für die erste Woche. Ich hoffe, Sie akzeptieren auch Euro?“

      „Aber natürlich. Ich stelle Ihnen eine Quittung aus. Einen Moment. Henry setzte sich an einen Computer und tippte ein wenig.

      „Könnten Sie mir auch Ihre Versichertenkarte geben?“

      „Wieso? Ich bin privatversichert. Außerdem bezweifle ich, dass die hier was dazu tun würden. Die sind doch eher an heilenden Maßnahmen interessiert. Obwohl Sie den Krankenkassen am Ende bestimmt eine ganze Stange Geld sparen.“ Ich grinste, aber entweder fand Henry das nicht witzig, oder er verstand doch nicht so gut Deutsch wie ich dachte.

      „Oh doch, ich denke schon, dass Ihre Versicherung das eine oder andere erstatten würde. Aber wenn sie privatversichert sind, können Sie das ja auch später selbst einreichen.“

      Ich überlegte gerade, wann Henry glaubte, dass ich mich um eine Kostenerstattung kümmern würde, wenn ich erst einmal tot wäre, und warum ein Selbstmörder überhaupt Interesse daran haben sollte, Kosten erstattet zu bekommen, als ich aus den Augenwinkeln sah, wie Rana auf mich zukam. Ich steckte die Quittung ein, die Henry mir reichte und drehte mich zu ihr um.

      „Und wie war’s? Muss ich Angst haben?“

      „Angst, wieso? Vor Herrn Rosenblatt? Nein, er ist sehr nett. Wollen wir zusammen essen? Ich warte auf dich, okay?“

      „Oh ja, toll. Dann bring ich das mal schnell hinter mich und suche mir das passende Programm für den Aufenthalt hier aus.“

      Rana lächelte, wenigstens sie hatte Sinn für Humor.

      Zimmer 110. Ich klopfte.

      Die Tür ging auf und Dr. Rosenblatt stand vor mir. Er hatte keinen weißen Kittel an, und das Sprechzimmer sah eigentlich auch nicht aus wie eine Arztpraxis, sondern eher wie ein Büro.

      „Setzen Sie sich doch, Herr Mattheus. Willkommen in unserer Klinik. Ich bin sehr neugierig, was Sie zu uns führt. Normalerweise habe ich doch ein bisschen mehr Kontakt mit unseren Gästen, ehe sie zu uns kommen. Ich sehe hier in den Unterlagen, dass Sie sich sehr plötzlich für uns entschieden haben, wie übrigens die Dame, die mit Ihnen ankam, auch. Kannten Sie sich eigentlich schon vorher?“

      „Nein, gar nicht. Wir haben uns erst auf dem Flug kennengelernt. Aber es stimmt schon, der Entschluss hierher zu kommen, war sehr spontan. Ist das ein Problem?“

      „Nein, nein. Hauptsache, Sie haben eine Entscheidung getroffen und stehen dazu. Das ist doch das Wichtigste.“

      Herr Rosenblatt sagte das sehr herzlich, aber so sehr hätte er sich nun auch nicht darüber freuen brauchen, dass ich mit dem Leben abgeschlossen hatte.

      „Ja, aber, so 100%ig sicher bin ich noch gar nicht. Ich glaube, ich will erst mal Zeit zum Nachdenken. Mir wurde versichert, dass ich mich auch noch umentscheiden kann. Das stimmt doch, oder?“

      Dr. Rosenblatt schob seine Unterlippe vor und sah mich nachdenklich an. „Nun, wenn Sie gar nicht sicher sind, dass Sie den richtigen Schritt getan haben, macht es uns das natürlich nicht leichter. Aber letztlich können Sie tun, was Sie wollen. Sie können auch jederzeit wieder abreisen. Können Sie mir denn sagen, was das Problem ist? Ich würde gerne einen Behandlungsplan aufstellen, den wir dann in einem zweiten Gespräch morgen gemeinsam durchgehen sollten.“

      Ja Gott, Problem. Wenn das so einfach wäre. Aber Herr Rosenblatt schien auf eine ehrliche Antwort zu warten. Überhaupt machte er einen sehr aufrichtigen Eindruck und ich spürte eine große Lust, mich in seinem bequemen Sessel nach hinten zu lehnen und ihm mein Herz auszuschütten. Ob das das Gefühl war, wenn man in Therapie war?

      „Ach, das kann ich jetzt so auf die Schnelle gar nicht sagen. Ich fühle mich einfach hohl, leer, freue mich an nichts mehr. Und da gibt es eine Frau, Moni, mit der ich schon seit Jahren befreundet bin, und sie hat gar kein Interesse an mir, aber irgendwie komme ich nicht von ihr los.“

      „Verstehe.“ Herr Rosenblatt nickte. „Sie kommen nicht so recht von der Stelle, weil Sie alten Träumen hinterherhängen. Während das Leben weitergeht, fragen Sie sich, wo Ihr Platz bei alledem ist. Vielleicht sollten wir versuchen, Sie von Moni zu befreien?“

      Das gab’s doch wohl nicht. Da reiste ich um die halbe Welt mit meinem Unglück, ging allen auf die Nerven mit meiner Melancholie, und dann traf ich da einen Arzt, der es fertigbrachte, in fünf Minuten mein Problem zu isolieren und mir zu erklären, was ich zur Heilung brauchte. Ich musste mich nur von Moni befreien. Ich starrte Herrn Rosenblatt voller Bewunderung an. Hieß das, es gab auch andere Wege, mir zu helfen? Ich müsste mich gar nicht beiseite schaffen? Aber dann würde ich ja doch irgendwann wieder nach Hause fahren müssen. Und das wollte ich eigentlich nicht.

      „Aber so einfach ist das ja nicht.“

      „Nein, natürlich nicht. Deswegen sind Sie ja hier. Wir werden Ihnen schon helfen. Erst einmal nehmen Sie sich Zeit, lassen sich einfach fallen, und morgen treffen wir uns wieder und bereden, wie es weitergeht. Sagen wir morgen um 11 Uhr. Einverstanden?“

      „Oh ja, das hört sich gut an. So machen wir‘s.“

      Beschwingt stand ich auf und gab meinem Arzt zum Abschied die Hand.

      Rana hatte in der Lobby auf mich gewartet und anscheinend ein angeregtes Gespräch mit Henry geführt. Wahrscheinlich hatte sie auch ihre Rechnung beglichen. Allerdings war es nicht Henry, der sich gerade bedankte, sondern Rana hielt seine Hand fest und sagte mehrmals hintereinander: „Vielen Dank.“

      Gemeinsam begaben wir uns in den Speiseraum.

      Kapitel 10

      Wir waren die ersten Gäste und bekamen einen Tisch zugewiesen, der direkt an einer offenen Tür zur Terrasse stand, so dass wir jederzeit hinaustreten konnten. Das Wasser war kaum noch zu sehen, am Horizont war ein roter Schimmer das letzte Zeichen der untergehenden Sonne.

      „Schön hier, oder?“ begann ich die Unterhaltung.

      „Ja, schon.“

      Ein Kellner brachte uns eine Speisekarte, sowie eine Karte mit Cocktails. Da ich nirgendwo eine Weinliste fand, guckte ich mir die Cocktailkarte genauer an. Sie war bunt und voller Fotos von schaumigen Getränken in hohen Gläsern mit Papierschirmchen und dicken Strohhalmen. Aber als ich mir die Inhaltsstoffe genauer ansah, bemerkte ich, dass da zwar überall tolle Säfte drin waren, aber nirgendwo auch nur ein Schuss Alkohol. Mein Herz blieb stehen.

      „Mattes, was ist? Du bist ja ganz blass geworden.“

      Da in dem Moment auch der Kellner wieder vor uns stand, wandte ich mich lieber direkt an ihn.

      „There is no alcohol!“ warf ich ihm vor.

      Er nickte schuldbewusst. „Sorry, we do not serve alcohol. Can I bring you a cocktail instead?”

      “Do not serve alcohol? Überhaupt nicht?”

      “My name is Tom, and I’ll be your server tonight. Can I bring you a cocktail?”

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