Pferdesoldaten 4 - Das Fort der Verlorenen. Michael Schenk
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Eine knappe Stunde später passierten sie ein Waldstück, in dem eine breite Schneise zu einer Lichtung führte. Sie errichteten dort das Lager, da sie dann bequem den dort fließenden Bach nutzen konnten, um den eigenen Durst und den der Tiere zu stillen und die Vorräte aufzufüllen. Der Weg nach Fort Duncan verlief zwar parallel zum Turkey River, doch es war ein Abstecher von mehreren Meilen, wollte man sein Ufer erreichen. Jene, welche den Verlauf der „Straße“ einst festlegten, hatten die stellenweise dicht bewaldeten Ufer berücksichtigt und einen bequemeren Weg gewählt.
Der Wimpelträger rammte den Bodendorn des Feldzeichens am Standort des Lieutenants in den Boden und würde sich, ebenso wie der Hornisten, in dessen Rufweite aufhalten.
„Sergeant, lassen Sie die Zugpferde ausspannen, aber halten Sie sie in der Nähe der Wagen“, befahl Braxton. „Unsere Pferde an die Pickett-Leine und gesattelt lassen. Nur die Gurte lockern. Stellen Sie vier Wachen auf.“
„Zu Befehl, Sir“, bestätigte Mandrick und winkte den anderen Sergeanten und die beiden Corporals zu sich, um die erforderlichen Maßnahmen mit ihnen zu besprechen. „Die Wachen sollen nicht in den Wald eindringen“, schärfte er den Männern ein. „Abstand halten und die Ohren auf. Die sind in der Nacht zuverlässiger als die Augen.“
Die Fahrer wendeten die drei Planwagen, sodass sie mit den Deichseln zur Schneise standen, die Tiere wurden versorgt und eine Gruppe drang an den Waldrand vor, um Feuerholz zusammenzutragen. Bald flackerten drei Lagerfeuer, an denen die Soldaten ein bescheidenes Mahl zubereiteten. Es waren kleine Kochfeuer, denn die Nächte waren nun warm genug um sie mit Hilfe von Mantel und Decke überstehen zu können. Man führte keine Zelte mit, zumal man aus zwei der schwarzen gummierten Regenponchos, von denen jeder Soldat einen mitführte, ein kleines Zeltdach für zwei Männer errichten konnte. Zwei rasch hergestellte Stöcke oder zwei Gewehre als Zeltstangen reichten dazu aus.
Matt Dunhill wartete auf den Kaffee und zog Papier und Bleistift aus seiner Tasche. Langsam und bedächtig begann er zu schreiben. Er schreckte auf, als der Schatten seines Freundes Thomas auf ihn fiel.
„Ein Brief an Mary-Anne?“
Matt nickte. „An Mary-Anne und Mark.“
Der Freund ging in die Hocke und lächelte. „Wird schwierig ein Postamt zu finden.“
Matt erwiderte das Lächeln. „Ja, da hast du wohl recht. Ich werde den Brief in Winnebago aufgeben. Wahrscheinlich sind wir selber noch vor ihm zu Hause.“
„Warum schreibst du ihn dann? Nimm deine Mary-Anne in den Arm, wenn ihr euch wiederseht. Davon hat sie mehr als von einem Brief, der ohnehin zu spät ankommt.“
Matt schüttelte den Kopf. „Für mich ist es wichtig, dass sie weiß, dass ich auch unterwegs an sie beide denke. Und ich schreibe in die Briefe, was mich derzeit bewegt.“
„Dann schreibe ihr nicht zu viel. Von wegen Gefahr und so … Na, du weißt schon.“
Matt lachte. „Du kennst Mary-Anne. Sie ist eine Soldatenfrau und denkt sich ohnehin ihren Teil.“
Der Freund nickte. „Wahrhaftig, Matt, manchmal beneide ich dich von Herzen. Ich hoffe, eines Tages werde ich ebenfalls ein Prachtweib wie deine Mary-Anne finden.“
„Das wirst du, Thomas, das wirst du. Da bin ich mir sicher.“
Ein paar der Kavalleristen stimmten ein paar der traditionellen Lieder mit ihren melancholischen oder auch fröhlichen Texten an.
„Ein paar schöne Stimmen darunter“, kommentierte Matt, der den Takt mit der Hand auf sein Knie schlug.
„Ja, schön laut und weithin zu hören“, stimmte Thomas ironisch zu.
Sie saßen an dem Feuer, welches den Offizieren und dem Scout vorbehalten war. Curley Bill pustete in den Becher mit heißem Kaffee, den er in Händen hielt. „Keine Sorge, Gentlemen, die Winnebagos sind nicht auf Krieg aus und Streiftrupps anderer Stämme kommen kaum hierher. Die Winnebagos waren einst ein durchaus kämpferischer Stamm. Konflikte mit anderen indianischen Gruppen und mit uns Weißen haben dem Stamm aber schwer zugesetzt. Hm, da war auch noch eine Pocken-Epidemie. Jedenfalls ist der Stamm der Winnebagos so sehr geschrumpft, dass sie in andere Stämme einheirateten, um wieder zu Kräften zu kommen. Im Grunde gibt es kaum noch reinrassige Stammesangehörige. Die sind alle mit irgendwelchen anderen Völkern verwandt.“ Er grinste. „Immerhin haben sie dadurch weitestgehend Ruhe vor Beutezügen anderer Gruppen.“ Er deutete mit dem Becher um sich. „Außerdem haben wir hier rund dreißig Mann. Das ist mächtig viel für eine normale Eskorte. Jedenfalls bei einem derartig mickrigen Wagenzug. Vielleicht würden ein paar mutige Krieger versuchen uns ein paar Gäule zu stehlen, aber die sind nicht so blöde sich ernsthaft mit uns anzulegen.“
„Wir haben schon anderes erlebt“, wandte Thomas ein. „Comanchen und Apachen sind gerade in kleinen Gruppen oder als einzelner Krieger gefährlich.“
„Mag so sein, Captain, aber das hier sind friedliche Waldindianer. Ein paar Jäger, ansonsten Fischer und Sammler.“
„Sie sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen, Bill.“ Matt wies in die zunehmende Dunkelheit. „Immerhin vermissen wir einen Wagenzug. Es muss ja einen Grund dafür geben, dass er überfällig ist.“
Curley Bill erwiderte Matts Blick und nickte bedächtig. „Den gibt es sicher und den werden wir auch herausfinden. Die vermissten Wagen können ja nur irgendwo an der Straße oder in Duncan stehen, nicht wahr?“
„Wir werden es bald wissen. Es sind ja nur noch ein paar Tage bis zum Fort.“ Matt leerte den eigenen Becher und spülte damit den letzten Bissen seines Hardtacks hinunter. Der viereckige Armee-Zwieback aus Mehl, Wasser und Salz war erst ein paar Wochen alt und konnte ohne langes Einweichen gegessen werden. „Ich wünsche eine gute Nacht, Gentlemen.“
Am kommenden Morgen ging es bei Tagesanbruch weiter.
Die kleine Kolonne folgte wieder der Straße, deren Verlauf häufig nur schwer zu erkennen war. Hier waren Planwagen und Frachtwagen noch nicht oft genug verkehrt, um die typischen Räderfurchen in den Boden zu graben.
Am darauffolgenden Tag klärte sich dann das Schicksal des vermissten Wagenzuges.
Curley Bill wartete an der Stätte des Überfalls, bis die Kolonne zu ihm aufgeschlossen hatte.
Der Verwesungsgeruch war nur gering. Die zerfallenden Leiber waren längst aufgetaut. Inzwischen waren Wildtiere und Insekten über die Überreste hergefallen. Es war kein schöner Anblick und für viele der Soldaten die erste Konfrontation mit dem gewaltsamen Tod. Einige der Männer übergaben sich, während Braxton mit tonloser Stimme seine Befehle gab.
„Sergeant Keller, ihre Gruppe nach rechts und links als Flankenschutz. Zwanzig Yards in den Wald, nicht tiefer. Sergeant Mandrick, lassen Sie ein Grab ausheben.“ Der Lieutenant sah Matt und Thomas mit traurigem Gesicht an. „Ich schätze, wir müssen nach Spuren suchen, nicht wahr?“
Matt stieg bereits vom Pferd. „Wir haben gar keine Wahl, so unschön das auch sein mag. Aber wir müssen erfahren, wer hierfür verantwortlich ist.“
Es war nahezu unmöglich die Todesursachen noch festzustellen. Die Körper waren zu stark zerfallen und von den