Pferdesoldaten 4 - Das Fort der Verlorenen. Michael Schenk

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Pferdesoldaten 4 - Das Fort der Verlorenen - Michael Schenk Pferdesoldaten

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Vereinzelt wagten sich schon ein paar Blumen ans Sonnenlicht.

      „Phillips hat einstecken müssen“, stellte Hall fest. „Zwei Reiter fehlen.“

      „Ja, aber der verdammte Lieutenant ist noch dabei.“ Vaughn spuckte über die Palisade. „Es erwischt immer die Falschen.“

      Die sieben Reiter bildeten eine lose Gruppe. Der Offizier ritt hinten und war an seinem dunkelblauen Mantel gut zu erkennen. Gelegentlich wandte sich einer der Kavalleristen im Sattel nach der Gruppe der Verfolger um. Es waren rund zwanzig berittene Krieger, die ihre Reittiere antrieben. Es war offensichtlich, dass sie die Soldaten nicht einfach nur zum Fort treiben, sondern sie tatsächlich einholen wollten. In so großer Nähe zum Fort war dies eher ungewöhnlich, denn sie mussten mit einem Ausfall der übrigen Besatzung rechnen.

      Die meisten Krieger ritten die typischen kleinen Ponys. Zähe Tiere, die es an Ausdauer mit den großen braunen Quarterhorses der Kavalleristen aufnehmen konnten. Der Vorteil der Braunen war ihr hohes Stockmaß und der raumgreifende Schritt. Zudem konnte ein Quarterhorse ein indianisches Pony förmlich über den Haufen rennen. Doch hier waren die Braunen am Ende ihrer Kräfte und ein paar der Krieger holten sichtlich auf. Vermutlich benutzten sie überwiegend ihre Bogen, denn Vaughn und Hall hörten keinen Schuss, als einer der Fliehenden vom Pferd stürzte, sich überschlug und dann leblos liegen blieb.

      „Einer weniger“, kommentierte Hall lakonisch und ohne echte Anteilnahme.

      „Leider wieder der Falsche“, stimmte Vaughn zu. Er sah erneut zum Turm. Der Mann hatte noch immer nichts bemerkt. Unter anderen Umständen hätte der First-Sergeant dem Kerl Beine gemacht, doch im Augenblick war ihm die Unaufmerksamkeit des Postens recht.

      Der First-Sergeant hob seinen Sharps-Karabiner und vergewisserte sich, dass er geladen und der Mechanismus gängig war. „Mal sehen … Die müssen noch ein gutes Stück näher kommen.“

      Hall nickte und überprüfte sein Gewehr. „Nehmen wir die Vordersten aufs Korn. Das wird sie vielleicht von einer weiteren Verfolgung abschrecken.“

      Vaughn grinste. „Das war eigentlich gar nicht meine Absicht.“

      Phillips und die verbliebenen fünf Kavalleristen kamen immer näher. Erneut waren Schüsse zu hören und diesmal schreckte der Posten auf dem Turm auf.

      Vaughn sah den Oberkörper des Mannes auftauchen und das überraschte Gesicht, mit dem er auf die Ebene hinaus sah. Der First-Sergeant grinste bösartig. „Alarm!“, brüllte er mit Leibeskräften in den Innenhof hinunter. „Lieutenant Phillips wird verfolgt!“

      Der Ruf wurde von zwei Soldaten im Innenhof aufgenommen. Soldaten stürzten aus den Gebäuden und vor der kleinen Kommandantur erschien Captain Banks, der die kleine Kavallerieabteilung der 2nd U.S.-Cavalry befehligte. Er trug die rote Offiziersschärpe quer über die Brust, was ihn als Offizier vom Dienst kenntlich machte.

      „Wehrgang besetzen!“, befahl Banks. „Sergeant Maier, Ihre Gruppe zum Ausfall bereit machen!“

      Vaughn grinste erneut. Es waren keine gesattelten Pferde in Bereitschaft. Bevor Maier für einen Ausfall bereit war, würde sich das Schicksal von Phillips´ Gruppe längst entschieden haben.

      „Sie haben einen erwischt“, kommentierte Hall zufrieden.

      Einer der Krieger war vom Pferd gefallen. Zwei andere ritten zu ihm und hoben den reglosen Körper über den Rücken eines Ponys, um den Gefallenen heimzubringen.

      Schritte polterten die Leitern empor und mehrere Männer bemannten den Wehrgang. Es waren überwiegend Infanteristen, deren langläufige Waffen weiter trugen als der Karabiner von Vaughn.

      First-Sergeant Larrimer erschien. Seine Winkel und Rauten waren hellblau und zeigten seine Zugehörigkeit zur Infanterie an. „Verdammt, worauf wartet ihr Idioten? Gebt ihnen Feuerschutz!“

      Gewehre feuerten und tatsächlich wurde ein Krieger getroffen. An anderer Stelle überschlug sich ein Pony und schleuderte seinen Reiter zu Boden.

      Die Patrouille war nun dicht am Fort, immer noch von einigen wenigen Indianern verfolgt, die ihre Beute einfach nicht aufgeben wollten. Nun wurde das Feuer der Infanteristen gezielter. Die Angreifer erkannten, dass eine weitere Verfolgung sinnlos war und tödlich enden konnte.

      Ein paar der verfolgten Kavalleristen stießen triumphierende Schreie aus.

      Vaughn konzentrierte sich auf Lieutenant Phillips. Dieser hatte seinen Hardee-Hut verloren und hielt jetzt seinen Säbel, da der Revolver wohl leergeschossen war. Der junge Offizier wandte sich erneut zu den Verfolgern um, als Vaughn seine Sharps in einer gleitenden Bewegung hob, Ziel nahm und abdrückte.

      Phillips drehte sich gerade wieder dem Fort zu und die schwere Bleikugel vom Kaliber 0.54 traf ihn mitten in die Brust. Der Offizier breitete die Arme aus, hielt sich für einen Augenblick noch im Sattel und kippte dann rücklings vom Pferd.

      Hall bemerkte als Einziger, auf wen der First-Sergeant geschossen hatte. Vaughn grinste ihn an und zwinkerte mit einem Auge. „Na, so ein verdammtes Pech. Da hat es den Kerl, nur ein paar Schritte vor dem Tor, doch noch erwischt.“

      Kapitel 4 Grausame Spuren

      Der kleine Wagenzug war ungefähr hundert Meilen dem Verlauf des Wisconsin River gefolgt, hatte dann bei Prairie du Chien ans andere Ufer des Mississippi übergesetzt und war dem großen Fluss ein Stück abwärts, bis zum Ort Cassville gefolgt. Dort schwenkte man nach Westen und bewegte sich nun am Turkey River entlang. Man befand sich jetzt im Territorium von Iowa und in jenem Gebiet, welches man den Winnebago zugesprochen hatte.

      Mit den schwer beladenen Wagen schafften sie im günstigen Fall sieben Meilen in der Stunde, in der Realität war es oft weniger. Zwei Wochen hatte die Reise bisher gedauert, doch nun näherte man sich allmählich dem Ziel.

      In den vergangenen Tagen gab es für Matt Dunhill und Thomas Deggar ausreichend Gelegenheit, die Männer des ersten Zuges der A-Company der 1st Iowa Volunteer Cavalry etwas kennenzulernen. Es ergab sich ein durchaus gemischtes Bild. Im Grunde konnte man sagen dass die Kavalleristen willig und gut ausgebildet, aber größtenteils völlig unerfahren waren. Das Freiwilligenregiment rekrutierte sich aus Bewohnern kleinerer Siedlungen. Farmer, Handwerker, ein paar Taugenichtse und eine Handvoll anderer Männer, die sich hatten anwerben lassen, weil sie befürchteten, dass die reguläre Armee sich nicht ausreichend um den Schutz des Territoriums vor den Indianern kümmern werde, sollte es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung mit dem Süden kommen.

      First-Lieutenant Bill Braxton war ein rothaariger Hüne. So groß, dass der kräftige Braune unter ihm wie ein Pony wirkte. Er war willig, sehr belesen und ausgesprochen unerfahren, was allerdings durch Sergeant Mandrick ausgeglichen wurde, dessen Rat der Offizier bereitwillig annahm. Mandrick war hager, fast knochig, mit Händen, die wie Kohleschaufeln wirkten und die er durchaus einsetzte, wenn einer der Männer, nach seiner Meinung, nicht schnell oder richtig reagierte. Der Sergeant war ein grober Klotz, doch er konnte mit den Soldaten umgehen und besaß ihr Vertrauen.

      Ein Corporal führte den Kompanie-Wimpel an der langen Lanze. Das rote und weiße Tuch entsprach den Maßen der Wimpel regulärer Kavalleriekompanien, zeigte im oberen roten Feld jedoch nicht die Buchstaben „U.S.“, sondern die Kennung „1st Iowa Vols.“ und im weißen Feld den Kompaniebuchstaben „A“. Der Mann war stolz darüber, das Feldzeichen führen zu dürfen und wich, ganz nach Handbuch, kaum von der Seite des Lieutenants.

      Matt

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