Die Prüfung. Ralf Wider

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Die Prüfung - Ralf Wider Ferry Blacks Abenteuer

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Blick, dann stolzierte sie an ihm vorbei, zurück in ihr Büro. Paris durchbohrte sie mit einem ebenso wütenden Blick von hinten, bis sie verschwunden war. Dann wandte er sich den Rückkehrern zu.

      "Mitkommen!", knurrte er. Er steuerte auf den Durchgang zu, der neben den Büros lag und aus der Kommandozentrale führte. Hinter dem Durchgang lagen das Lazarett, Laboratorien, die Mannschaftsküche und die Aufenthaltsräume für die Squad on Duty, die Pikett-Staffel.

      Mit einem unterdrückten Seufzer setzten sie sich in Bewegung, um ihrem Vorgesetzten zu folgen. Die herzliche Begrüssung von Susan hatte gut getan, doch jetzt schien wieder eine Eiszeit über sie hereinzubrechen.

      Paris steuerte schnurstracks auf die Krankenstation zu. Ohne zu klopfen trat er ein; Laura und Ferry folgten ihm. Klara, die Chefärztin des Corps, war erschrocken aufgesprungen und schaute die drei mit grossen Augen an. Die Ärztin schien einen Moment zu brauchen, bis sie die beiden Piloten erkannte, doch dann trat ein breites Lächeln auf ihr Gesicht.

      "Hallo! Da seid ihr ja! Schön.", strahlte sie. Ohne sich von seiner grimmigen Miene beeindrucken zu lassen, ging sie an Paris vorbei und schüttelte den beiden die Hände. Sie hatte einen beeindruckenden, kräftigen Händedruck, den man ihr gar nicht zutraute. Klara war Deutsche, grossgewachsen und dünn. Sie war so bleich, dass man das Gefühl hatte, durch sie hindurchsehen zu können. Sie hatte kurzes, strubbliges Haar, welches jedes Mal, wenn man sie sah, eine andere Farbe hatte. Vielleicht nutzte sie die Haarfarbe, um den fehlenden Teint zu kompensieren? Heute lag der Farbton irgendwo zwischen lachsrosa und kupferfarben.

      Einige Piloten nannten Klara abschätzig "den Geist", weil sie so bleich war und immer irgendwie entrückt schien. Ferry hingegen begegnete ihr stets mit Respekt, denn er wusste, wie kompetent Klara war: nach der Schlacht von Mollis hatte sie drei Tage ohne Pause gearbeitet und um das Leben der Verletzten gekämpft. Viele der Überlebenden verdankten Klara ihr Leben und dafür war Ferry ihr unendlich dankbar; er hatte viele Kameraden verloren an diesem Tag, doch dank Klara waren es einige weniger, als es hätten sein können.

      Mit ihren grossen, hellen Augen schaute die Ärztin Paris fragend an; sie schien nicht ganz zu verstehen, was die drei hier wollten. In ihren Augen war gesund, wer selbst gehen konnte. Ungeduldig starrte Paris zurück.

      "Saubermachen und durchchecken! Das volle Programm! Mit den besprochenen Extras… Ich will wissen, ob sie es sind… Dann sofort zu mir ins Büro!", wies er an. Klaras Blick verklärte sich für einen Moment, als ob sie träumte, doch sie schien nur zu überlegen. Dann tauchte sie wieder auf und strahlte Paris an. Sein Befehlston schien sie überhaupt nicht zu berühren.

      "Ach so! Ja, klar. Wie besprochen. Bis gleich!", sagte sie und wedelte mit den Händen in Richtung Tür, um Paris zu bedeuten, dass er gehen solle. Mit einem Stirnrunzeln wandte sich dieser zum Gehen. Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch er liess es bleiben und ging mit langen Schritten davon und knallte die Tür hinter sich zu. Auch das schien die Ärztin nicht zu stören. Sie wandte sich den Patienten zu.

      "Na, hattet ihr eine gute Zeit? Ihr wart ganz schön lange weg. Aber egal, jetzt seid ihr ja da… Dann checken wir euch mal durch! Obwohl ich finde, dass ihr ganz gesund ausseht... Aber wenn Master Paris das so will… na ja. Geht euch doch erst mal frischmachen. Ihr wisst ja, wo die Duschen sind." Sie zeigte auf eine Tür, die zu einem angrenzenden Raum führte. Dahinter lagen die Station mit den Krankenbetten, sowie die Toiletten und Duschen. Klara kramte in einem Schrank und holte zwei Gläser hervor, die sie den Piloten strahlend hinhielt, als ob es ein Geschenk wäre. "Bitte vollmachen, ja?"

      Daraufhin wedelte sie erneut mit der Hand, was wohl bedeuten sollte, dass die beiden gehen sollten. Mit ihren Gedanken schien die Deutsche bereits wieder ganz woanders zu sein. Sie murmelte irgend etwas vor sich hin und setzte sich wieder hinter ihren Schreibtisch, der überquoll von Büchern und Stapeln von irgendwelchen Krankenakten und sonstigen Unterlagen. Ordnung schien nicht so ihr Ding zu sein.

      Wie Lakaien standen Laura und Ferry da, die Pipi-Gläser in den Händen und schauten sich fragend an. Anscheinend wollte ihnen niemand erzählen, was eigentlich los war. Laura zuckte mit den Schultern und steuerte die Tür zu den Waschräumen an; Ferry holte sie mit wenigen Schritten ein.

      "Was sollte das heissen, "ich will wissen, ob sie es sind"? Meinst du, Paris hält uns für Graue, die sich als wir verkleidet haben, oder was?", fragte er im Flüsterton. Es gab keinen Grund zu flüstern, denn die Krankenstation war leer, aber er wollte auf Nummer sicher gehen. Laura blieb stehen und schaute ihn an.

      "Ich habe keine Ahnung! Ich verstehe gar nichts mehr im Moment! Ausser Master Susan scheinen alle komplett durchgedreht zu sein… Na ja, Klara scheint nicht viel anders als sonst, aber sie ist immer ein bisschen sonderbar… Doch auch sie scheint mehr zu wissen, als sie uns sagen will. Und Paris? Dass er sauer sein wird, war anzunehmen, aber dass er gleich so blöd tut, finde ich die Höhe! Keine Freude, uns wiederzusehen! ¡Nada! Nichts!"

      Wütend schüttelte sie den Kopf und warf ihre Haare über die Schulter, wie nur sie es konnte.

      Doch dann wurde er wieder ernst. Auch er war sauer. Immerhin hatte Paris ihn persönlich auf diese Mission geschickt und Ferry konnte schliesslich nichts dafür, dass es ein paar Tage gedauert hatte! Damit hatte man rechnen müssen. Dass sie beide heil und wohlbehalten zurück waren, musste doch eigentlich als voller Erfolg der Mission gewertet werden? Was also hatte Paris ihm vorzuwerfen? Wütend starrte er auf den Probenbecher in seiner Hand.

      "Pipi-Probe!", motzte er. "Was glauben die eigentlich? Dass wir einen Grau-Virus einschleppen, oder was? So was hab ich noch nie erlebt. Frechheit!"

      "Mir egal. Ich freu' mich jetzt auf eine lange, heisse Dusche... Danach können sie von mir aus untersuchen, was sie wollen. Ich bin sowieso Geschichte in dieser Truppe! Dass Paris mich rauswirft, ist ja wohl klar…", entgegnete Laura und trat in einen der Waschräume ein.

      Ferry starrte noch einen Moment lang das Glas in seiner Hand an, als ob es ihm Antworten liefern könnte, doch das konnte es nicht. Also trat er schweigend in die benachbarte Kabine ein. Er zog die schmutzige Uniform aus und öffnete durch Drücken einer Kachel seinen Spind. Wie jeder Raum waren auch die Waschräume eigentlich Toiletten. Ergo boten sie auch alle Annehmlichkeiten einer Toilette, zum Beispiel eine neue, saubere Uniform im Spind. Er holte sie heraus, hängte sie an einen Haken an der Wand und warf die schmutzige hinein, nachdem er die Taschen geleert hatte. Er holte auch gleich ein frisches Glarnertüchlein heraus, ein schwarzes. Er würde Paris zeigen, dass er echt und noch der Alte war!

      Er griff hinter den Stapel mit Tüchlein und holte Rasierzeug, Zahnbürste und Zahnpasta hervor: die Toilette hatte an alles gedacht und alles bereitgestellt. Ferry fand sogar einen Bartschneider. Das war neu! Wollte das System ihm etwas sagen? Sollte er sich einen Bart stehen lassen? Er schaute sich im Spiegel an. Er hatte immer einen starken Bartwuchs gehabt und als er losgeflogen war nach Atlantis, hatte er schon einen Dreitagebart gehabt. Dieser hatte sich über die rund zehn Tage zu einem echten Vollbart entwickelt; Ferry fand, dass er wie der Räuber Hotzenplotz persönlich aussah… Sorgfältig stutzte er den Bart mit dem Trimmer, doch er fand, dass es irgendwie nicht sein Stil war… Also seifte er sich ein und begann mit der Nassrasur. Er begann immer bei den Kotletten und arbeitete sich zum Kinn vor. Doch diesmal liess er Kinn und Oberlippe aus. Vielleicht war das sein Stil? Er wischte den Schaum um die Mundpartie weg und betrachtete sein Spiegelbild: dieses präsentierte einen Oberlippenbart, der sich um die Mundwinkel herum zog und in ein Kinnbärtchen überging, alles schön kurz geschoren, nur etwas mehr als ein Dreitagebart.

      Ferry fand, dass sein Spiegelbild irgendwie fremd aussah, aber irgendwie auch chic… Gepflegt und männlich. Er bemerkte, dass in der Kinnpartie schon einige silbrige Stellen waren, doch das störte ihn nicht; er war so alt, wie er war, dagegen konnte man nichts machen. Ein Mann im besten Alter, wie man so schön sagte... Ja, das

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