Königreich zu verschenken. Nicole Gozdek

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Königreich zu verschenken - Nicole Gozdek

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ansehen zu lassen. „Ich habe keine Freundin“, erwiderte er. „Ich habe mich selbst ausgesperrt, als ich vor wenigen Minuten von einem Geschäftspartner diesen Welpen geschenkt bekommen habe“, erklärte er bemüht geduldig. „Meine Karte liegt immer noch auf dem Wohnzimmertisch. Also, besteht die Möglichkeit, dass ich eine zweite Karte bekomme oder dass mich jemand wieder hereinlässt?“

      Das Telefon klingelte. „Selbstverständlich“, erwiderte sein Gegenüber lächelnd. „Wie ist denn Ihre Zimmernummer?“

      „904“, antwortete Peter erleichtert.

      Das Telefon klingelte ein zweites Mal. Der junge Mann lächelte entschuldigend und griff zum Hörer. „Gehen Sie schon mal vor!“, forderte er ihn auf. „Ich komme gleich nach, sobald ich dieses Gespräch beendet habe.“

      Peter nickte dankbar. Wenigstens musste er nicht hier in der Eingangshalle warten, wo jeden Moment jemand hereinkommen konnte, um ihn anzustarren. Er würde lieber vor seiner Zimmertür warten.

      Langsam kehrte er zum Fahrstuhl zurück. Der Fahrstuhl war noch da, doch die Türen schlossen sich in diesem Moment langsam. Er musste sich zwar etwas beeilen, aber er schaffte es ohne große Mühe, den Fahrstuhl noch zu erreichen.

      Die Türen hatten sich bereits hinter ihm geschlossen, als er bemerkte, dass er nicht alleine war. Eine ältere Dame, Peter schätze sie auf Ende sechzig, in einem konservativen Kostüm stand auf der anderen Seite der Kabine, in einer Hand eine altmodische Handtasche, in der anderen ein großer Regenschirm mit einer Metallspitze. Sie erinnerte Peter an das typische Großmütterchen aus den Fernsehwerbungen, die ihre Enkel mit traditionellem Kuchen und ihre Töchter beziehungsweise Schwiegertöchter mit Haushaltstipps versorgte.

      Peter war erleichtert. Von dieser alten Dame ging keine Gefahr aus. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie auf die Idee kommen könnte, ihn sexuell zu belästigen.

      Sie bemerkte ihn zum ersten Mal, als er sich vorbeugte, um auf die Neun zu drücken. Er lächelte sie an. Sie kniff die Augen zusammen, nahm ihre Brille ab, holte ein besticktes Spitzentaschentuch aus ihrer Handtasche und putzte sie. Danach setzte sie ihre Brille wieder auf. Und als sie begriff, dass sie zuvor keine Halluzination gehabt hatte, sondern dass dieser unverschämte Kerl tatsächlich nackt vor ihr stand und sie frech angrinste, verwandelte sich ihre sprachlose Verblüffung in maßlose Empörung.

      „Sie ... Sie Unhold!“, schimpfte sie empört. Vor Wut fehlten ihr die Worte und das Atmen fiel schwer vor lauter Aufregung.

      Peter war völlig überrumpelt. Wie bitte? Fassungslos stellte er fest, dass sich das harmlose Großmütterchen in eine tobende Furie verwandelt hatte, die ihn entrüstet anstarrte. Er hatte ihr doch gar nichts getan!

      Die alte Dame hatte in der Zwischenzeit ihre Sprache wiedergefunden und setzte zu einer wahren Schimpftirade der Empörung an. „Unhold! Sittenstrolch! So etwas wie Sie sollte man einsperren! Schämen Sie sich denn gar nicht, so unzüchtig herumzustolzieren und ehrbare Frauen zu belästigen?“

      Peter versuchte, sich von diesem unerwarteten Angriff wieder zu erholen. Wäre das Ganze nicht so absurd gewesen, so irreal, er hätte lachen können, aber so fehlten ihm erst einmal die Worte. Regungslos ließ er die Moralpredigt über sich ergehen.

      Als die alte Dame innehalten musste, um erschöpft Luft zu holen, hatte er sich vom ersten Schreck wieder erholt. Er würde versuchen, sie wieder zu beruhigen, er war schließlich kein Exhibitionist, der Spaß daran hatte, nackt über Fußball- oder Polofelder zu laufen! Er hatte sich doch nicht freiwillig in diese unangenehme Lage gebracht und außerdem hatte er doch noch immer ein Handtuch züchtig um die Hüften gewickelt!

      Beschwichtigend hob er die Hand und rang sich mühsam ein Lächeln ab. „So hören Sie doch, ich ...“

      Entsetzt kreischte sie auf. Er würde sich doch nicht tatsächlich an ihr vergreifen wollen, oder? Zitternd wich sie einen Schritt zurück. Sie war völlig hilflos! Und wenn sie daran dachte, dass sie gestern noch über ihren Sohn gelacht hatte, der ihr ein Pfefferspray gekauft hatte, damit sie sich gegen Diebe wehren konnte, falls sie mal abends in der Stadt war! Hätte sie es doch nur angenommen! Nun hatte sie keine Waffe, um sich gegen diesen Verbrecher zu wehren!

      Zitternd packte sie ihre Handtasche und ihren Regenschirm fester. Der Regenschirm! Natürlich! Damit konnte sie sich verteidigen! Erleichtert blieb sie stehen und schwang ihre improvisierte Waffe drohend gegen ihren Angreifer.

      „Halten Sie sich fern von mir!“, befahl sie. „Sonst, sonst ...“

      Peter fühlte sich zusehends von allen guten Geistern verlassen. War er denn im falschen Film? Erst wurde er sexuell belästigt und dann im Gegenzug für einen abnormen Flitzer gehalten, der Spaß daran hatte, alte Damen einzuschüchtern. Es musste doch eine Möglichkeit geben, die Situation zu entschärfen und das Missverständnis aufzuklären!

      „So hören Sie mir doch zu!“, flehte er. „Ich bin kein ...“

      „Stopp!“, befahl sie panisch und schwang ihren Regenschirm. Er würde sich davon nicht aufhalten lassen, wurde ihr plötzlich klar. Er war viel stärker als sie! Wenn sie zuließ, dass er sich ihr näherte, dann hatte sie keine Chance gegen ihn! Sie musste sich jetzt wehren! Entschlossen packte sie ihren Schirm fester. Jetzt oder nie! Sie ließ den Schirm mit all ihrer Kraft auf den Fuß ihres Gegners sausen.

      „Aaargh!“

      Wimmernd vor Schmerzen hüpfte er auf einem Fuß. War sie denn verrückt geworden? Er hatte ihr doch nichts getan!

      Als sie ihn vor Schmerzen zusammenzucken sah, durchflutete sie eine Welle des Triumphs. Diesem Kerl würde sie es zeigen! Er würde nicht noch mal hilflose, ältere Frauen belästigen! Sie ergriff ihren Knüppel und schlug wieder zu.

      Er krümmte sich vor Schmerzen, als die Hiebe unbarmherzig auf ihn niederprasselten. Sein einziger bewusster Gedanke galt dem Welpen. Er musste seinen Welpen vor dieser Irren beschützen! Schützend hielt er die Arme vor ihn und drehte sich zur Seite, damit sie ihn nicht erreichen konnte.

      Der Fahrstuhl kam endlich zum Stehen. Sie versetzte ihm einen letzten Hieb und mit einem geschnauften, aber hörbar zufriedenen „Mistkerl!“ verließ die alte Dame die Kabine. Ihrem Opfer schenkte sie keinen Blick mehr.

      Wimmernd vor Schmerzen ließ er sich auf die Knie sinken. Sein Welpe winselte leise. Er war unverletzt. Peter war es gelungen, die Hiebe von dem Kleinen fernzuhalten.

      Die Türen glitten zu und der Fahrstuhl setzte sich wieder in Bewegung. Nach einigen Augenblicken hielt er endlich im neunten Stock. Peter sah auf. Mühsam bewegte er sich und unterdrückte einen Schmerzensschrei. Langsam krabbelte er Richtung Ausgang, den Welpen auf dem Arm. Jede Bewegung verursachte ihm Qualen. Meter um Meter kämpfte er sich in Richtung seines Zimmers vor.

      „Oh, mein Gott!“

      Entsetzt eilte der junge Hotelangestellte herbei, die Ersatzkarte in der Hand. Peter ließ es zu, dass der Mann ihm hilfreich unter die Arme griff und ihn zu einem der Stühle geleitete, die auf dem Flur standen. Wimmernd ließ er sich auf den Stuhl fallen.

      „Was ist denn bloß passiert?“, erkundigte sich der junge Mann fassungslos. „Sie sehen aus, als wären Sie einer Schlägerbande in die Hände gefallen.“

      Peter lachte auf und bereute es augenblicklich, als die Schmerzen ihm den Atem zu nehmen drohten. Langsam und vorsichtig atmete er ein und aus.

      „Wenn es doch nur eine Schlägerbande

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