Königreich zu verschenken. Nicole Gozdek
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„Was soll ich jetzt mit dir machen? Hm?“, fragte er ihn. Er hatte zwar die Absicht, den kleinen Racker zu behalten, aber das stellte ihn vor ein paar Probleme, von denen das Finden eines geeigneten Namens noch das Geringste war.
„Wie bekomme ich dich bloß nach Hause? Ich kann dich ja schlecht mit ins Flugzeug nehmen, nicht wahr?“ Doch der Gedanke war verlockend. Er würde sich den ganzen Papierkram und dem armen, kleinen Burschen all die ärztlichen Untersuchungen ersparen.
Peter beschloss, später über dieses Problem nachzudenken. Erst einmal wollte er sich jetzt richtig anziehen, etwas essen und sich um Futter und eine Leine für seinen neuen, kleinen Freund kümmern. Er nahm den Karton und drehte sich um. Weil er keine Hand mehr frei hatte, lehnte er sich mit der Schulter gegen die Tür, um sie zu öffnen.
Die Tür bewegte sich keinen Zentimeter. Statt die Tür hinter sich anzulehnen, hatte er sie ins Schloss gezogen, er musste wohl oder übel doch eine Hand zu Hilfe nehmen. Seufzend stellte er den Karton ab und drehte den Türknauf. Einmal, zweimal. Vergeblich.
„Oh nein!“, stöhnte er. Er hatte sich doch tatsächlich ausgesperrt! Und nun?
Peter dachte an das Bild, das er bieten musste, und betete, dass ihn niemand sah. Ein Mann von Ende zwanzig stand nur mit einem Handtuch bekleidet auf dem Hotelflur, die Haare noch leicht feucht und einen kleinen Hund auf dem Arm. Er hoffte, er sah nicht so verloren aus wie das Hündchen.
Was sollte er jetzt machen? Ohne seine Karte kam er nicht in sein Zimmer und auf dem Flur stehen bleiben konnte er schließlich auch nicht. Blieb ihm nur noch, jemanden vom Personal um Hilfe zu bitten.
Bei dem Gedanken verzog er das Gesicht. Das würde peinlich werden! Er konnte sich schon das wissende Grinsen vorstellen, mit dem der Hotelangestellte ihn betrachten würde. Er wäre zwar nicht der Erste oder der Letzte, der sich aussperrte oder ausgesperrt wurde. Doch sie irrten sich, wenn sie glaubten, dass seine Geliebte ihn nach einem Streit vor die Tür gesetzt hatte. Er hatte nämlich keine.
Seufzend sah er seinen Welpen an. Gerührt stellte er fest, dass der kleine Bursche in seinen Armen eingeschlafen war. Behutsam veränderte er seinen Griff, um ihn nicht aufzuwecken. Dann machte er sich auf die Suche. Wenn er Glück hatte, befand sich ein Hotelangestellter in diesem Moment auf seiner Etage.
Er hatte kein Glück. Kein Mensch weit und breit zu sehen.
„Wenigstens bin ich bisher keinem anderen Hotelgast begegnet!“, dachte er. Doch er wusste genau, dass er das nicht vermeiden konnte. Die einzige Möglichkeit, wieder in sein Zimmer zu kommen, bestand darin, einen Hotelangestellten zu finden, diesem sein Missgeschick zu erklären, um eine neue Karte für sein Zimmer zu bekommen. Doch um einen Hotelangestellten zu finden, musste er runter zur Rezeption und auf dem Weg dorthin niemandem zu begegnen, war unmöglich.
Widerwillig machte er sich auf den Weg zum Fahrstuhl. Je eher er es hinter sich brachte, desto besser. Den Welpen immer noch auf dem Arm, wartete er darauf, dass der Fahrstuhl kam. Er hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, den Kleinen wieder in den Karton zu sperren und sich alleine auf den Weg zur Rezeption zu machen.
Ein leises Klingen machte ihn darauf aufmerksam, dass der Fahrstuhl endlich da war. Ungeduldig wartete er darauf, dass die Türen aufglitten. Wenn er Glück hatte, war der Fahrstuhl leer und er musste sich keine dummen Bemerkungen oder gut gemeinte Ratschläge anhören.
Er hatte ausnahmsweise Glück. Erleichtert betrat er den Fahrstuhl und drückte den Knopf fürs Erdgeschoss. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Peter wartete. Dann hielt der Fahrstuhl. Er blickte auf. Konnte es sein, dass sie schon im Erdgeschoss waren? Dauerte die Fahrt sonst nicht länger?
Sechster Stock. Oh, oh!
Die Türen glitten langsam auf und gaben den Blick auf eine Frau in den Dreißigern frei. Die Frau betrat den Fahrstuhl und musterte Peter neugierig. Ihr Blick glitt vom Kopf bis zu seinen nackten Füßen und verharrte kurz verblüfft auf dem Welpen.
„Aber hallo!“, säuselte sie und lächelte ihn an.
„Hallo“, erwiderte Peter kurzangebunden.
„Sie Ärmster! Ausgesperrt?“ Sie sah ihn wissend an.
Das war eigentlich keine Frage, sondern mehr eine Einladung zu einem Gespräch. Wenn er nicht völlig unhöflich sein wollte, dann musste er antworten. Notgedrungen rang er sich ein „Ja“ ab und hoffte, dass die Frau danach Ruhe geben würde.
Aber sie ließ ihn nicht in Ruhe. Im Gegenteil, sie rückte sogar noch näher an ihn heran, obwohl in der Kabine weiß Gott genug Platz für zehn weitere Personen war. Ohne Scham legte sie ihm eine sorgfältig manikürte Hand auf die Schulter.
„Welche Frau ist denn so herzlos und sperrt zwei so entzückende Wesen aus?“, hauchte sie und rückte noch ein Stückchen näher an ihn heran, während sie ihre Hand von seiner Schulter langsam zu seiner Brust wandern ließ.
Hilfe! Er wurde sexuell belästigt!
Schockiert überlegte er, wie er sie bloß wieder loswerden konnte. Möglichst unauffällig rückte er ein Stückchen von ihr weg, doch so schnell ließ sie ihn nicht entkommen. Sie folgte ihm. Er ging noch einen Schritt zur Seite, sie machte ebenfalls einen Schritt. Er geriet in Gefahr, in die Ecke gedrängt zu werden. Gezwungenermaßen blieb er stehen. Peter betete, dass der Fahrstuhl endlich im Erdgeschoss ankam.
„Sie sollten ihr das nicht einfach so durchgehen lassen, finde ich“, fuhr sie beschwörend fort und ließ ihren rechten Zeigefinger über sein Schlüsselbein gleiten. „Wahrscheinlich wartet sie darauf, dass Sie vor ihrer Tür warten und sie anflehen zu öffnen, nicht? Warum lassen Sie sie nicht ruhig noch etwas länger zappeln? So behandelt man doch nicht einen so stattlichen Mann wie Sie. Ich wüsste, wie man einen Mann verwöhnt.“ Sie schenkte ihm ein verführerisches Lächeln.
Erdgeschoss! Peter verspürte eine immense Erleichterung, als die Türen endlich aufglitten und ihn von seiner Begleiterin befreiten. Widerwillig rückte diese ein Stückchen von ihm ab. Doch aufgegeben hatte sie noch nicht.
„Denken Sie darüber nach!“ Sie schenkte ihm ein letztes verführerisches Lächeln und machte einen Schritt zum Ausgang. „Zimmer 612“, hauchte sie und verließ hüftwackelnd den Fahrstuhl.
Peter hatte nicht die Absicht, auf ihr Angebot einzugehen. Frauen wie sie verursachten ihm Unbehagen, aber das würde er niemals zugeben. Besonders nicht vor seinem jüngeren Bruder. Dieser hätte die Gelegenheit niemals ungenutzt verstreichen lassen.
Erleichtert darüber, dass er sie los war, wartete er einen Augenblick, bevor er den Fahrstuhl verließ. Vorsichtig sah er um die Ecke. Abgesehen von dem jungen Hotelangestellten, der an der Rezeption arbeitete, war niemand zu sehen. Erleichtert huschte er, den Hund in den Armen, zur Rezeption.
Der junge Mann spürte, dass sich jemand näherte, und sah erwartungsvoll auf. Als er Peter sah, fiel ihm vor Überraschung die Kinnlade herunter. Er musterte den Gast von Kopf bis Fuß und schenkte dem Welpen einen zweiten Blick. Es bedurfte sichtlich einiger Anstrengung, bis er sich wieder gefasst hatte.
„Ja, bitte?“, fragte er unsicher und räusperte sich.
„Ist es möglich, dass ich eine zweite Karte für mein Zimmer bekomme?“, erkundigte sich Peter und streichelte dem Welpen kurz über den Kopf, während der andere Mann ihn beobachtete.
„Ihre