Königreich zu verschenken. Nicole Gozdek

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Königreich zu verschenken - Nicole Gozdek

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starrte ihn fassungslos an. Er hatte das Gefühl, dass er genauso gut Chinesisch hätte sprechen können, das Ergebnis wäre das gleiche gewesen. Wie betäubt schob er den Gepäckwagen an Julien vorbei. Dann schloss er leise die Tür, ohne ihn noch einmal anzuschauen. Langsam ging er zum Fahrstuhl. Dort lehnte er den Kopf gegen die Wand.

      Zum ersten Mal dachte er an die Konsequenzen seines Handelns. Der reiche Schnösel würde nicht zögern, sich über ihn zu beschweren! Sein Onkel würde toben! Er würde nie wieder hier arbeiten können! Und seine Mutter wäre sicherlich maßlos von ihm enttäuscht. Traurig schlich er wieder zurück zum Eingang. Julia Carpenter, die ihm zuwinkte, bemerkte er nicht.

      Julia schüttelte besorgt den Kopf. „Was ist bloß heute mit Jack los?“, überlegte sie und beschloss, nach Dienstschluss mal in Ruhe mit ihrem Cousin zu reden.

      Währenddessen überlegte Julien, was er als Nächstes tun sollte. Sollte er sich beim Hoteldirektor über den Jungen beschweren? Doch dann müsste er dem Direktor erzählen, was vorgefallen war und wie er sich mit einem einfachen Hotelpagen einen Schlagabtausch geliefert hatte. Diese Demütigung! Nein, besser wäre es, den Vorfall zu ignorieren. Daraus konnte ihm kein Vorteil erwachsen.

      Oder vielleicht doch? Ihm kam eine glänzende Idee. Und wenn er gegenüber der entzückenden Julia eine besorgte Bemerkung fallen ließe? Sich als mitfühlender und verständnisvoller Gast zeigte, der auf eine Beschwerde verzichtete, zum Wohle des Jungen? Ja, das würde er tun. Der Junge stünde dann in seiner Schuld und Julia wäre ihm so dankbar, dass er sie leicht zum Essen einladen konnte. Ja, das wäre perfekt!

      Unterdessen stand Jack in Gedanken versunken vor dem Hoteleingang. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sein Onkel vom Vorfall erfahren würde. Was würde er denken? Wahrscheinlich würde er nicht glauben können, dass Jack einem Gast gegenüber unhöflich gewesen war. Er würde eine Erklärung verlangen, erst vom Gast und dann von Jack.

      Ihm graute vor dem Gespräch. Er konnte sich gut vorstellen, wie enttäuscht und wütend sein Onkel sein würde. Er würde keine andere Wahl haben, als Jack fristlos zu kündigen, schließlich konnte er es sich nicht leisten, einen Gast zugunsten seines Neffen vor den Kopf zu stoßen. So etwas spräche sich schnell herum und würde dem Hotel sehr schaden. Sein Onkel würde stattdessen dem Gast eine Entschädigung und eine Entschuldigung anbieten. Wenn er daran dachte, dass er sich in wenigen Minuten bei dem Mistkerl würde entschuldigen müssen! Jack fühlte sich miserabel.

      Er war so in Gedanken versunken, dass er die Limousine erst bemerkte, als sie mit quietschenden Reifen vor ihm hielt. Doch bevor er auch nur einen Schritt machen konnte, flogen die Wagentüren auch schon auf und seine Insassen, vier Männer und zwei Frauen in schwarzen Anzügen und mit Sonnenbrille, beeilten sich auszusteigen. Jack war verblüfft. Das waren die ungewöhnlichsten Gäste, denen er je begegnet war!

      Der Älteste der vier Männer kam nun direkt auf ihn zu. Jack wusste nicht, wie er sich diesem neuen Gast gegenüber verhalten sollte, also wartete er ab.

      Der Mann lächelte ihn freundlich an und nahm seine Sonnenbrille ab. „Hallo, Junge!“, begrüßte er ihn. „Wie heißt du denn?“

      „Jack, Sir“, erwiderte er.

      „Ich heiße Piers. Freut mich.“

      Piers lächelte ihn an und streckte die Hand aus, die Jack ergriff und schüttelte. „Jack“, wiederholte er. „Vielleicht kannst du mir helfen. Wir suchen einen Bekannten, der ebenfalls in der Stadt ist, aber wir wissen nicht, in welchem Hotel. Wir glauben, dass er hier abgestiegen sein könnte. Vielleicht hast du ihn ja gesehen. Es handelt sich um einen jungen Mann von Mitte zwanzig, gut gekleidet und mit selbstsicherem Auftreten. Ist heute zufällig jemand eingetroffen, auf den diese Beschreibung passt?“

      Jacks Gesicht verfinsterte sich. Sie suchten den reichen Schnösel! Da war er sich ganz sicher. Was hatten sie bloß mit dem zu tun? Piers machte auf ihn einen normalen, netten Eindruck. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die beiden befreundet waren. Eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, dass der arrogante Widerling überhaupt Freunde hatte.

      „Du hast jemanden gesehen, auf den meine Beschreibung passt, oder?“, fragte Piers aufgeregt. Als Jack widerwillig nickte, bat er: „Könntest du ihn mir vielleicht beschreiben? Es könnte ja auch sein, dass es sich um jemand anders handelt.“

      Jack kam der Aufforderung nach. „Ein Mann ist vor einer Stunde in einer weißen Limousine vorgefahren. Elegant gekleidet. Weißer Anzug. Goldene Uhr. Vielleicht vierundzwanzig oder fünfundzwanzig. Beim Alter bin ich mir nicht sicher, aber auf jeden Fall nicht sehr viel älter als ich. Sehr arrogant. Behandelt einen wie ein Möbelstück oder als wäre man nicht vorhanden. Es sei denn, man ist jung, hübsch und weiblich. Dann wird der Kerl plötzlich arschfreundlich.“ Jacks Stimme verriet seine Wut, aber das kümmerte ihn in diesem Moment nicht.

      Die sechs grinsten. Ja, sie waren am richtigen Ort. Angesichts der Beschreibung des Jungen war ein Irrtum so gut wie ausgeschlossen. Piers ließ es zu, dass Walter sich nach vorne drängelte, um zu fragen: „Und wo befindet er sich jetzt?“

      Jacks Miene drückte Enttäuschung aus. Sie suchten doch tatsächlich diesen arroganten Schnösel! Na, sollten sie doch! Aber dann fing er an zu überlegen. Sein Onkel schätzte es nicht, wenn man Informationen über die Gäste weitergab. Aber andererseits hatten sie gewusst, dass er sich in diesem Hotel aufhielt. Letzten Endes entschied er sich, die Frage zu beantworten.

      „In seiner Suite, denke ich.“

      „Kannst du uns sagen, wo die ist?“, erkundigte sich Piers freundlich.

      Jack entschied, dass dieser Mann nicht zu den Freunden seines Gastes gehören konnte. Wahrscheinlich war er den sechs irgendwie auf die Füße getreten und nun waren sie hier, um mit ihrem Bekannten ein Hühnchen zu rupfen. Und Jack wäre der Letzte, der Informationen zurückhalten würde, um diesen Kerl zu schützen.

      „Präsidentensuite. Die befindet sich im obersten Stockwerk“, erzählte er bereitwillig. „Am besten nehmen Sie den Aufzug, der befindet sich direkt gegenüber dem Eingang. Wenn Sie oben sind, müssen Sie nach rechts. Klopfen Sie an der ersten Tür!“

      Piers nickte und machte seinen Untergebenen ein Zeichen. Walter nickte. Die fünf machten sich auf den Weg, während Piers beim Jungen blieb. Ihn interessierte, wie Julien es so schnell geschafft hatte, sich den Jungen zum Feind zu machen.

      „Danke, Jack“, sagte er. Seine Stirn legte sich besorgt in Falten. „Ich hoffe, du bekommst keinen Ärger, weil du uns geholfen hast?“

      Der Junge verzog verbittert das Gesicht. „Den Ärger habe ich schon. Und zweimal kann mein Onkel mich ja schließlich auch nicht feuern.“

      Als er sah, dass sein Gegenüber gespannt auf eine Erklärung wartete, begann er von seinem Zusammentreffen mit Julien zu erzählen. Piers nickte öfters, als käme ihm etwas bekannt vor, unterbrach den Jungen aber nicht in seiner Erzählung.

      Genauso hatte er sich das vorgestellt. Er war aber erstaunt, dass der Junge es gewagt hatte, Julien Paroli zu bieten. Das musste das erste Mal gewesen sein, dass jemand sich nicht darum scherte, wer Julien war, und ihm offen seine Meinung sagte. Ob der Junge es überhaupt wusste? Und falls ja, ob es ihn kümmerte? In den Staaten war Julien schließlich kaum bekannt.

      Piers kam eine exzellente Idee. Doch ob der Junge mitmachen würde? Er unterbreitete ihm seinen Vorschlag. Ungläubig starrte Jack ihn an und schien im ersten Augenblick rundweg ablehnen zu wollen, doch Piers redete auf ihn ein. Schließlich gab er nach und nickte.

      „Aber

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