Königreich zu verschenken. Nicole Gozdek

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Königreich zu verschenken - Nicole Gozdek

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Jack, den jungen Hotelpagen, heran. „Jack, würdest du dem Herrn bitte seine Suite zeigen? Der Herr bewohnt die Präsidentensuite.“

      „Aber natürlich“, sagte Jack. Er wies mit der Hand zum Fahrstuhl. „Wenn der Herr mir bitte folgen würde.“

      Er wartete, bis Julien sich in Richtung Fahrstuhl aufgemacht hatte, um ihm langsam mit dem Gepäckwagen zu folgen. Trotz seiner Äußerung wäre es äußerst unhöflich, tatsächlich vorauszugehen. Als Hotelpage hatte er dem Gast in angemessenem Abstand zu folgen und diskret Richtungshinweise zu geben. Wie sah es denn aus, würde er mit dem Gepäckwagen vorangehen und der Gast dahinter, als wäre dieser ein folgsames Hündchen!

      Aber noch nie zuvor war Jack versucht gewesen, die Schritte zu beschleunigen und vor dem Gast beim Fahrstuhl zu sein. So ein reiches Muttersöhnchen! Er hatte doch nie die Zeitung austragen oder das Geschirr abwaschen müssen, um sich sein Taschengeld zu verdienen, geschweige denn im Hotel seines Onkels als Page arbeiten müssen! Ob er sich überhaupt vorstellen konnte, wie hart Jack arbeiten musste, um sich den Traum vom eigenen Auto erfüllen zu können? Wahrscheinlich hatte er zum bestandenen Führerschein gleich einen Ferrari von Papi geschenkt bekommen!

      Jack bemühte sich, seine Wut zu zügeln, und beschleunigte seine Schritte. Inzwischen war Julien am Fahrstuhl angekommen und wartete auf den Jungen, ohne sich nach ihm umzusehen. Jack drückte den Knopf und der Fahrstuhl kam. Als die Türen aufgingen, hatte Julien Jack noch immer keinen Blick gegönnt, geschweige denn das Wort an ihn gerichtet, um ein wenig mit ihm zu plaudern.

      Im Fahrstuhl hatte Jack Gelegenheit, den anderen zu betrachten. Alles an dem Kerl stank nach Kohle, die teuren Schuhe - wahrscheinlich maßgefertigte, italienische Designerschuhe, dachte Jack, doch damit kannte er sich nicht so aus -, der elegante, weiße Anzug, die goldene Uhr. Doch es war nicht diese Zurschaustellung von Reichtum, die Jack so aufregte. Sollte der Schnösel doch ruhig seine schicken Klamotten und die Rolex behalten! Nein, was ihn störte, war diese unglaubliche Arroganz, die aus seiner Haltung und jeder seiner Bewegungen sprach. Dieser Mann war es gewohnt, auf seine Mitmenschen herabzusehen. Und Jack hasste ihn mit jeder Sekunde mehr.

      Oben angekommen ließ Jack den Gast als Erstes aussteigen und wartete ungeduldig. Julien wandte sich nach links, während Jack schwieg. „Falsche Richtung, du Idiot!“, dachte er hämisch. Er hatte nicht vor, den Kerl über seinen Irrtum aufzuklären, sondern bog in aller Ruhe mit dem Gepäckwagen nach rechts ab.

      Julien hatte schon zehn Meter zurückgelegt, als ihm klar wurde, dass etwas nicht stimmte. Er hörte den Gepäckwagen nicht hinter sich! Wo war der Junge?

      Er drehte sich um. Der Junge ging in die entgegengesetzte Richtung, hielt vor einer Tür, holte einen Schlüsselbund aus der Hosentasche und öffnete die Tür, ohne sich um ihn zu scheren.

      So eine Frechheit! Julien schäumte vor Wut. Dieses unverschämte Benehmen würde er dem Jungen nicht durchgehen lassen! Wusste der Junge nicht, wer er war?

      Wütend stampfte Julien ihm hinterher. Er hatte Mühe, ein ausdruckloses Gesicht zu bewahren. Selbstbeherrschung, ermahnte er sich, er durfte seine Selbstbeherrschung nicht vergessen!

      Jack frohlockte innerlich, als er den Gast zur Tür hereinkommen hörte. So als wäre alles in bester Ordnung, lud er einen Koffer nach dem anderen ab und schob den Gepäckwagen wieder Richtung Tür. Doch dort stand Julien und versperrte ihm den Weg. In seinen Augen blitzte die Wut und hätte der Junge nicht so dicht vor ihm gestanden, er hätte es nicht bemerkt.

      Jack wartete geduldig. Er würde nicht als Erster etwas sagen, den Triumph würde er ihm nicht gönnen.

      Julien wurde bewusst, dass der Junge nicht als Erstes das Wort ergreifen würde. Doch der Junge wusste genau, was los war, auch wenn er ihn mit gespielter Arglosigkeit anschaute, die Brauen leicht fragend gehoben.

      „Wie heißt du, Junge?“, fragte er.

      Der Junge lächelte ihn an, als wüsste er nicht, dass Julien die Frage nur gestellt hatte, um sich nachher über ihn zu beschweren. „Mein Name ist Jack. Und Ihrer?“, erkundigte er sich.

      Julien war angesichts dieser Dreistigkeit erst einmal sprachlos. Er brauchte einige Augenblicke, um sich zu fangen. „Hör mal gut zu, Junge! Wenn du glaubst, ich würde deine Frechheit einfach so dulden, dann irrst du dich!“, stieß er wütend zwischen den Zähnen hervor.

      „Was soll an meiner Frage frech gewesen sein?“, fragte der Junge. „Wenn die Frage nach dem Namen frech sein soll, dann bin ich ja nicht der Erste, der eine ungehörige Frage gestellt hat, oder?“

      „Junge, du ...“

      „Jack“, unterbrach ihn dieser. „Mein Name ist Jack, Sir.“

      Jack wusste genau, dass er für sein Verhalten noch büßen würde, aber das war ihm in diesem Moment egal. Er hatte nicht die Absicht, jetzt klein beizugeben.

      Julien atmete langsam ein und aus, um seine Wut wieder unter Kontrolle zu bringen. „Also gut, Jack“, Julien betonte den Namen geringschätzig, „ich weiß, dass dir klar ist, dass du grob unhöflich gewesen bist. Aber wenn du willst, werde ich gerne deutlicher. Ich habe die Absicht, mich über dich zu beschweren! Dein Benehmen war unmöglich! Du hast mich absichtlich in die falsche Richtung laufen lassen, doch statt mich über meinen Irrtum aufzuklären, hast du mich schlicht und einfach ignoriert. Und ich schätze es gar nicht, ignoriert zu werden.“

      „Ich auch nicht“, erwiderte Jack ungerührt.

      „Wie bitte?“

      „Ich mag es auch nicht, ignoriert zu werden, als wäre ich ein Möbelstück“, wiederholte Jack geduldig, als wäre Julien schwerhörig oder ein kleines Kind, dem man alles mehrmals erzählen musste.

      „Wie bitte? Das ist deine Erklärung für dein unglaubliches Benehmen? Du fühlst dich von mir ignoriert? Was willst du eigentlich? Hätte ich dir gleich an der Tür dein erstes Trinkgeld geben sollen?“ Julien konnte es nicht fassen, dass er sich auf ein Streitgespräch mit dem Jungen einließ.

      „Ich will Ihr verdammtes Geld nicht!“, zischte Jack wütend.

      Julien starrte ihn skeptisch an. „Du erwartest doch nicht im Ernst, dass ich das glaube! Natürlich willst du Geld, sonst würdest du doch nicht hier arbeiten!“ Er zückte seine Brieftasche und holte ein paar Scheine heraus. „Hier!“

      Jack starrte ihn an. Er rührte sich keinen Zentimeter. Ungläubig wanderte sein Blick von Juliens Gesicht zum Geld und wieder zurück. Glaubte der Kerl denn, dass man mit Geld alles regeln konnte?

      „Ich. Will. Ihr. Verdammtes. Geld. Nicht“, wiederholte er langsam. „Ist das so schwer zu verstehen? Ja, ich arbeite hier. Ja, ich möchte Geld verdienen, um mir irgendwann ein eigenes Auto kaufen zu können. Aber was ich nicht möchte und nicht akzeptieren werde, ist, dafür wie das letzte Stück Dreck behandelt zu werden, so als müsste ich mich schämen zu arbeiten!“

      Er sah Julien an, dass er immer noch nicht begriffen hatte. Unwillig knurrte er. Also gut, dann eben noch mal!

      „Wissen Sie eigentlich, wie sich ein normaler Hotelgast verhält? Ich glaube, Sie kommen noch nicht einmal auf die Idee, jemanden zu grüßen, Belanglosigkeiten über das Wetter oder das letzte Footballspiel von sich zu geben, geschweige denn auf die Idee, einen anzuschauen oder danke zu sagen!“

      „Wozu?“, fragte Julien verständnislos. Er begriff nicht, worüber sich der Junge so aufregte. Wenn er zu Hause Probleme hatte,

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