Operation Eismeer. Patrick Osborn

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Operation Eismeer - Patrick Osborn

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Genick brechen können. Sie schob ihm einen Fünfer in die Hand und begleitete ihn hinaus. „Danke für Ihre Hilfe“, sagte sie und schloss die Tür hinter ihm. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt.

      Aus der Minibar nahm sie sich eine Flasche Evian und sah sich in ihrer Suite um. Alles war groß und elegant: Auf dem schweren Sekretär stand der Willkommenkorb mit Obst, im Badezimmer, ein Traum in Marmor und Gold, lagen ein flauschiger Bademantel, ein kleines Nähset und diverse Flaschen mit ätherischen Ölen.

      Nachdem sie alles begutachtet hatte, ging sie zu ihrer Computertasche, zog den Laptop heraus und stellte ihn neben das Telefon auf den Wohnzimmertisch. Sie kippte den Monitor so an, dass das Sonnenlicht nicht störte und schaltete das Gerät ein. Der Laptop brauchte nur ein paar Sekunden um hochzufahren. Als er fertig war, klickte sie das AOL-Logo an und wartete erneut. Schließlich erklang die vertraute Fanfare und sie war online.

      Sie haben Post!

      Sie klickte die Mailbox an, um zu sehen, von wem die Nachrichten kamen. Ohne die Mails zu öffnen, tippte sie in das Feld für die Web-Adresse www.sumacorporation.com

      und wartete.

      Während sie an ihrem Evian nippte, erschien im linken unteren Rand des Bildschirms die Meldung:

      Dokument wird übermittelt.

      Und dann ein nahezu leerer Bildschirm mit der Meldung:

      Browser kann URL: http://www.sumacorporation.com nicht finden.

      Sie griff in die Tragetasche des Laptops und holte einen durchsichtigen Plastiküberzug hervor, der genau über den Bildschirm passte. Es war eine Art Kalender, der mit mehreren Achsen dreihundertsechsundsechzig Kästchen ergab. Mit dem Touchpad bewegte Jennifer den Pfeil auf das Kästchen, das dem heutigen Datum entsprach. Dann bewegte sie den Pfeil zu einem anderen Kästchen, das dem neunundzwanzigsten März, dem Geburtstag ihrer Mutter, entsprach. Anschließend entfernte sie den Überzug und wartete, bis die Website erneut geladen war. Wieder kroch der blaue Balken nach rechts, und dann war sie drin:

      Hallo Jennifer

      Der Cursor blinkte unterhalb der Begrüßung. Jennifer leerte das Evian, bevor sie „Bitte Informationen“ eingab.

      Sofort erschien die Sanduhr in der Mitte des Bildschirms. Nach einer Weile nahm ein Bild Gestalt an, Zeile für Zeile, bis das Foto eines Mannes zu erkennen war. Er war etwa sechzig Jahre alt, hatte kurze rote Haare und ein sonnengebräuntes Gesicht. Unter dem Foto standen weitere Informationen, die Jennifer in Erstaunen versetzten. Ihr Auftraggeber hatte wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet.

      Jennifer erhob sich und ging zu einem wasserdichten, kaminroten Schalenkoffer. Sie stellte die Kombination des Zahlenschlosses ein, ließ den Riegel aufschnappen, öffnete den Deckel und warf einen Blick auf ihre Ausrüstung.

      Eingebettet in exakt eingepassten Schaumstoffkammern lag in Einzelteile zerlegt eine der besten Scharfschützenausrüstungen, die derzeit auf dem Markt waren: Ein M-24-Lauf mit Zylinderverschluss, der mit einem satten Klicken an einem kunstfaserverstärkten Fiberglasschaft einrastete, ein Leupold-Zielfernrohr, ein B-Square-Laser, der auf den Gewehrlauf aufgeschraubt wurde und einen hochwertigen Schalldämpfer aus belgischer Produktion.

      Jennifer setzte die Waffe mit geübten Handgriffen zusammen, was nicht einmal eine Minute dauerte und legte mehrere teflonbeschichtete .308er Patronen ein und lud durch. Komplett wog die Waffe fast fünf Kilo, so dass nur eine zusätzliche Stütze die notwendige Präzision garantieren konnte.

      Jennifer ging auf den Balkon und ließ ihren Blick über die Weite des Meeres schweifen. Es war später Nachmittag und die Sonne stand günstig, so dass sie Jennifer nicht weiter störte.

      Kurz vor der Strandpromenade war ein weißer Pavillon aufgebaut, in dem eine größere Feierlichkeit stattfand.

      Jennifer legte sich auf den Bauch und schob die Mündung durch die Streben der Balkonbrüstung. Der Gewehrlauf ruhte auf der Gabelstütze, so dass ihr Arm nicht zu viel Gewicht halten musste. Sie blickte durch das Zielfernrohr und ließ ihren Blick über die Gäste in dem Pavillon schweifen. Schließlich entdeckte sie ihre Zielperson und schaltete den Laser ein. Ihr Ziel war weniger als zweihundert Meter entfernt, ein leichter Schuss. Sie atmete tief durch und krümmte dann den Zeigefinger ihrer rechten Hand. Das Gewehr zitterte kurz und sie hörte ein Geräusch, als sei eine Sektflasche entkorkt worden. Die Zielperson zuckte kurz auf und sackte dann in sich zusammen.

      Es gab keinen Rauch und kein Mündungsfeuer, das irgendjemand hätte sehen können. Das Geschoss war eine Ultraschall-Patrone, die so gut wie keine Geräusche verursachte.

      Jennifer setzte sich auf und zerlegte das Gewehr, während die Gäste nunmehr den Vorfall bemerkten.

      Dann packte sie die Einzelteile wieder in den Koffer, klappte den Deckel zu und verstellte das Zahlenschlösschen.

      Der erste, schwierige Teil des Planes hatte perfekt geklappt. Der zweite Teil war ein Kinderspiel. Das Päckchen, das Sie nach New York versenden sollte, war schon fertig gepackt. Sie würde es nachher bei der Rezeption abgeben. Alles lief perfekt.

      Jennifer lümmelte sich auf das weiche Sofa und zappte durch die Kanäle, bis sie bei MTV an einer Folge von Jackass hängen blieb.

      Zehn Minuten später trafen ein Rettungswagen und vier Polizeiautos ein. In der Nähe des Pavillons hatte sich eine Menschentraube gebildet. Die anderen Gäste standen unter Schock und wurden von Polizisten vernommen.

      Es dauerte fast eine Stunde, bis ein Polizist auch an Jennifers Tür klopfte, um zu fragen, ob sie irgendetwas Ungewöhnliches gesehen oder gehört hatte. Sie verneinte und fragte, was denn passiert sei.

      „In dem Strandpavillon ist auf einen Mann geschossen worden“, antwortete der Polizist.

      „Das ist ja schrecklich. Aber ich habe nichts gehört.“

      „Niemand hat etwas gehört“, sagte der Polizist. „Jedenfalls soweit wir bisher ermitteln konnten.“

      „Ist er schwer verletzt worden?“, fragte Jennifer.

      „Er ist tot.“

      „Wirklich?“ Jennifer tat schockiert.

      „Es ist furchtbar“, sagte der Polizist. „Er ist mit einem einzigen Schuss förmlich hingerichtet worden. Der Killer muss ein absoluter Profi gewesen sein.“

      „Ist das Opfer denn ein Prominenter gewesen?“

      „Überhaupt nicht. Das macht die Tat ja so unsinnig.“ Der Polizist blickte verlegen. „Ich dürfte Ihnen das ja gar nicht sagen, aber der Mann war Captain bei der Army und war heute hier um den neunzigsten Geburtstag seiner Mutter zu feiern. Ich meine, wer tötet einen unbekannten Captain bei einer Familienfeier? Das ergibt doch keinen Sinn.“

      Kapitel 1

      

       Vermont, USA

      Jack Reilly vernahm das Brummen schon, als es noch einige Meilen entfernt war. Er lehnte an der Brüstung seiner Terrasse und genoss die kühle Morgenluft.

      Seit etwas mehr als drei Jahren lebte er auf einer Farm an

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