Operation Eismeer. Patrick Osborn

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Operation Eismeer - Patrick Osborn

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Raum strahlte Macht bis in den letzten Winkel aus. Dies wurde durch das überdimensionale Staatswappen unterstrichen, dem Weißkopfseeadler mit dreizehn Pfeilen und einem Ölzweig in den Klauen, das hinter dem Schreibtisch prangte und auch in die Sofakissen eingestickt, in den Eiskübel eingraviert und sogar auf die Glasuntersetzer aufgedruckt war.

      „Nehmen Sie bitte Platz, Jack. Der Präsident wird in wenigen Augenblicken hier sein.“ Etwas erschrocken fuhr Jack herum und sah, wie der Secret Service Mann das Zimmer verließ.

      Jack ging an die Bar und goss sich zwei fingerbreit Scotch ein. Er nippte an der sicher sündhaft teuren, goldschimmernden Flüssigkeit und fragte sich zum wiederholten Male, was der Präsident der Vereinigten Staaten von ihm wollte?

      Kapitel 5

       Camp David

      „Jack! Was für eine Freude, dich wiederzusehen“, sagte Spencer, während er Jack die Hand schüttelte. Sein Händedruck war fest und warm.

      Jack kämpfte einen Augenblick mit den Worten. „Mr. President, es freut mich...“

      „Lassen wir doch die Formalitäten, Jack“, fiel Spencer ihm ins Wort und deutete an, sich an den Konferenztisch zu setzten. „Ich kenne dich schließlich schon, seit du ein Baby warst. Warum solltest du mich also jetzt förmlicher behandeln?“ Jack folgte Spencer an den Konferenztisch und nahm neben ihm Platz. Spencer goss sich einen doppelten Wodka ein und fragte Jack, ob er auch noch etwas trinken wollte. Doch dieser deutete auf sein Glas und verneinte.

      „Wie geht es deinem Vater? Ich habe lange nichts mehr von ihm gehört?“ Jacks Vater Jefferson war Besitzer einer renommierten Kanzlei gewesen und kannte Nathan Spencer aus seiner Zeit als Strafverteidiger in Miami.

      „Er lebt völlig zurückgezogen. Erst Mom`s plötzliche Krankheit und ihr schneller Tod und nur ein paar Monate später der Tod seines jüngsten Sohnes, das war einfach zu viel für ihn. Er igelt sich total ein und verlässt nur noch sehr selten das Haus.“

      „Aber du sprichst ihn doch hin und wieder?“

      „Selten. Das letzte Mal habe ich vor einem halben Jahr mit ihm telefoniert. Auch wenn er es nie zugeben würde, aber er gibt mir die Hauptschuld an Stephens Tod.“

      „Aber das ist doch völliger Unsinn, Jack. Und das weißt du ganz genau.“ Spencers Tonlage hatte sich kurz verschärft, um danach wieder sanfter fortzufahren. „Niemand kann dir einen Vorwurf machen. Du hast nur deinen Job getan.“

      „Das ist richtig“, pflichtete ihm Jack bei. „Aber Dad meint wohl, ich hätte besser auf ihn aufpassen, ihn beschützen müssen. Ich hätte wissen müssen, dass er im Gefängnis vor die Hunde geht.“

      „Und was wäre die Alternative gewesen, Jack?“, fragte Spencer. „Hättest du die Beweise gegen deinen Bruder einfach unter den Tisch fallen lassen sollen? Ich glaube nicht, dass damit jemandem geholfen gewesen wäre. Außerdem war Stephen alt genug, um die Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Gerade dein Vater müsste das als Anwalt doch wohl am besten wissen.“

      „Vielleicht ist das seine Art zu trauern und mit dem Verlust fertig zu werden. Im Prinzip hat er ja auch Recht.“

      „Und du glaubst, den Dienst zu quittieren und seitdem auf einer Farm im Nirgendwo zu leben, ist der richtige Weg? Jack, du bist noch nicht einmal Mitte Dreißig. Du warst einer der besten Computerspezialisten den die NSA jemals hatte. Willst du wirklich den Rest deines Lebens damit verbringen, für den Mist den dein Bruder gebaut hat, die Verantwortung zu übernehmen? Ich kannte Stephen nicht so gut wie dich, aber ich glaube kaum, dass er dies gewollt hätte.“ Jack spürte den durchdringenden Blick des Präsidenten. Für ihn gab es zu diesem Thema nichts mehr zu sagen. Auch wenn alle Welt ihm einreden wollte, dass er nichts für den Tod seines Bruders konnte, wusste er es besser. Schließlich hatte er ihn ins Gefängnis gebracht. Und er hätte auch wissen müssen, dass Stephen dieser Belastung nicht gewachsen war.

      „Möchtest du auch noch etwas zu trinken?“, fragte Spencer, der sich an der Bar noch einen weiteren Wodka eingoss.

      „Nein“, antwortete Jack.

      Der Präsident ließ sich mit einem Seufzer wieder auf den großen Konferenzstuhl nieder und wechselte abrupt das Thema.

      „Du fragst dich sicher schon die ganze Zeit, weswegen ich dich nun hierher gebeten habe.“

      „Um ehrlich zu sein, habe ich nicht den leisesten Verdacht“, antwortete Jack wahrheitsgemäß.

      Es klopfte leise an der Tür. Eine weibliche Secret Service Agentin trat mit einem Tablett ein, auf dem zwei Porzellanbecher und eine dazu passende Kanne standen. Sie stellte das Tablett auf den Tisch ab und verschwand sofort wieder.

      „Zucker oder Sahne?“, fragte Spencer, als er zwei Tassen Kaffee eingoss.

      „Schwarz“, antwortete Jack und kostete das kolumbianische Hochgewächs. Er musste sich eingestehen, dass er einen besseren Kaffee noch nie getrunken hatte.

      Nachdem sich auch Spencer eine Tasse eingegossen hatte, setzte er sich wieder.

      „Jack, ich werde dich jetzt in ein nationales Sicherheitsgeheimnis einweihen, von dem nur eine Handvoll Menschen etwas weiß.“

      Jack hatte für einen Augenblick das Gefühl, die Wände des Konferenzraumes würden auf ihn zustürmen. Sicher hatte er die ganze Zeit darüber nachgedacht, was Nathan Spencer von ihm wollte. Schließlich hatte er seit Stephens Tod nichts mehr von ihm gehört. Und er war auf dem Flug nach Camp David zu der Überzeugung gelangt, dass es nur mit seinem alten Job bei der NSA zu tun haben konnte. Doch Jack hatte sich felsenfest vorgenommen, sich zu keinerlei Arrangements überreden zu lassen. Doch Nathan Spencer hatte so eine machtvolle Ausstrahlung, dass Jack spürte, dass er sich dem Wunsch des Präsidenten, was immer er auch von ihm wollte, nicht widersetzen würde.

      Spencer sah ihm fest in die Augen. „Wie du sicherlich weißt, ist die Nordsee eines der größten Erdölfördergebiete der Erde, in der auch wir unsere Plattformen zu stehen haben. Die Artic Commander ist die größte von den USA betriebene Plattform.“ Jack lauschte den Worten des Präsidenten aufmerksam, hatte aber noch keine Vorstellung, in welche Richtung das Gespräch verlaufen würde.

      „In den Jahren seit dem letzten Irakkrieg“, fuhr Spencer fort, „ist der Ölpreis immer weiter gestiegen. Auch wenn die weltweiten Ölvorkommen noch unsere Generation sicher abdecken, ist absehbar, dass die Vorkommen eines Tages zu Ende gehen werden. Und für den Tag, sollten wir vorbereitet sein.“

      Jack verspürte wenig Lust, einen Vortrag über die globale wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Jahre zu hören. „Ich hoffe doch nicht, dass du mich hast herkommen lassen, um mir mitzuteilen, dass ich meinen Jeep nur noch alle zwei Monate volltanken soll.“

      Spencer lachte. „Oh, Gott, nein Jack. Lass mich bitte ausreden. Du wirst es schon verstehen. Wo waren wir stehen geblieben?“ Spencer trank einen Schluck Kaffee und fuhr fort. „Ach ja. Also haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, nach Alternativen zu suchen, die vielleicht eines Tages die führende Rolle des Erdöls endgültig ersetzen können. Und was, wenn nicht die Tiefen des Meeres würde sich besser dafür eignen? Schließlich besteht unsere Erde zu drei Vierteln aus Wasser und wir müssen zugeben, dass wir zwar den Weltraum ausführlich erkundet haben, aber über unsere direkte Umgebung nicht allzu viel wissen. Also haben wir eines Tages beschlossen, die Erdölförderung

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