Schülerdämmerung. Lan Solo

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Schülerdämmerung - Lan Solo

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der Schlange stehen.

      Kapitel 4

       Lehrjahre sind keine Herrenjahre

      Da bin ich wieder.

      Neulich habe ich beim Frisör in so einem Hausfrauenblättchen gelesen, dass Ihr Psychofreaks meint, man hätte mehr Verständnis für die junge Generation, wenn man sich die eigene Jugend in Erinnerung ruft.

      Das ist aber eine gewagte These unter Euch Psychos.

      Aber wenn Ihr meint.

      Ich hatte wirklich eine glückliche Kindheit. So ausgeglichen und unverdorben!

      Als Schüler war ich übrigens ein richtiger Arsch! Nun mag es Leute geben, die mich heute in meiner Funktion als Lehrer auch noch als Selbiges bezeichnen, aber ich finde, das muss man differenzierter sehen!

      In unserem Jahrgang war ich allerdings bei weitem nicht das einzige provokative Sackgesicht. Es gab uns in Hülle und Fülle. Deshalb waren wir gefürchtet. Und unbeliebt. Es war diese Kombination aus durchschnittlicher Intelligenz und pubertärer Überheblichkeit, die einige Lehrer schier zur Verzweiflung brachten.

      Der heutige Schülertypus ist da ganz anders, und ich weiß, wovon ich spreche, habe ich doch Tag für Tag mit diesen Nullnummern zu tun. Bei meinen Schülern handelt es sich, was den Intellekt angeht, eher um Sparversionen. Das bedeutet, dass ihre Bemühungen, Lehrer fertig zu machen, bloßzustellen oder einfach nur zu veräppeln, in aller Regel zum Scheitern verurteilt sind, da sie weder über den nötigen Witz noch die erforderliche Kreativität verfügen.

      Außerdem sollte ich nicht verheimlichen, dass über meine ausgefeilte Notenfindung eine darwinsche Selektion stattfindet. Upps, der kleine Dummbeutel, der sich eben noch mit mir anlegen wollte, hat wegen 2 Fünfen das Klassenziel nicht erreicht (und wird sicherlich auch nicht die Nachprüfung nach den Sommerferien bei mir bestehen).

      Dieser Selektionsmechanismus funktionierte zu meiner Schülerzeit eben nicht, da wir uns mit unseren bescheidenen Fähigkeiten immerhin im Zweier- oder zumindest Dreierbereich bewegten. Das heißt, notenmäßig konnte uns kein Lehrer was anhaben, wir waren die ungekrönten Könige in der Schule, also riskierten wir eine dicke Lippe!

      Gott sei Dank ist auch diese unangenehme Spezies mittlerweile ausgestorben. Sonst wäre ich sicherlich kein Lehrer geworden.

      Die heutigen Dünnbrettbohrer und Flachpfeifen können es sich aufgrund ihres Hangs zur Grenzdebilität gar nicht leisten, aufmüpfig zu sein. Unser Schulsystem wird es schon regeln. So viel zum Thema, dass niemand mehr sitzen bleiben soll - schöne Grüße an Frau Ex-Bildungsministerin NRW Rhabarbara Sommer oder wie die momentane Grazie mit dem zerknautschten Gesicht heißt.

      Aber was fasele ich da schon wieder über meine Schüler? Es geht doch heute einzig und alleine um mich!

      Bereits damals in meiner eigenen Schulzeit habe ich wichtige Fähigkeiten erworben, die einen guten Lehrer ausmachen und die es erst ermöglichen, diese Wildnis einigermaßen unbeschadet zu überleben. Eine dieser Fähigkeiten ist der blanke Zynismus, der mir heute nach über 15 Jahren Schuldienst besagtes Überleben in der Schule garantiert.

      Welcome to the jungle!

      Nach dem Abitur absolvierte ich mangels Studienalternative erst einmal eine kaufmännische Ausbildung. Da hat man nämlich etwas Handfestes.

      Ich lernte hier eine ganze Menge. Mir wurde nämlich relativ schnell klar, dass ich nicht bis zur Pensionierung als kaufmännischer Sachbearbeiter jeden Tag 8 Stunden lang die weiße Wand in einem Büro anstarren wollte.

      Liebe kaufmännischen Sachbearbeiter!

      Bitte versteht mich nicht falsch. Ich weiß eure Arbeit für das Bruttoinlandsgedönse unseres Landes sehr zu schätzen. Aber für mich war das nix. Ich brauchte Bewegung, und wenn es das hospitalistische Hin- und Hertigern zwischen den Klassenzimmern ist.

      Mein Schlüsselerlebnis im Ausbildungsbetrieb war der sechswöchige Einsatz in der Abteilung Lager. Für jeweils zwei Lageristen gab es ein Büro. Die Lageristen nannten sich übrigens nicht Lageristen, sondern sie bezeichneten sich selber als Disponenten. Ist ja auch exquisiter, schließlich gibt es heutzutage auch keinen Hausmeister mehr, sondern den ´Facility Manager´.

      In jedem dieser Büros wurden meine visuellen Sinne von Postern irgendwelcher Reifenhersteller stimuliert, auf denen sich halb- oder ganz nackte Frauen in eindeutigen Posen auf Sportwagen räkelten. Da sieht man mal, mit wie wenig Mitteln Männer maximalen Lustgewinn erzielen können. Schon damals verstand ich intuitiv, dass es das Minimax-Prinzip sehr wohl gibt, auch wenn es bis heute von der Betriebswirtschaftslehre bestritten wird. In der BWL gibt es nur das Maximalprinzip oder das Minimalprinzip, alles andere ist betriebswirtschaftlicher Mumpitz. In der tatsächlichen Welt aber existiert nachweislich das Minimax-Prinzip: spärliche Bekleidung (Minimalprinzip) führt zu höchstmöglichem Schaum vor dem Mund (Maximalprinzip).

      „Quod erat demonstrandum“, wie wir Altgriechen immer zu sagen pflegen, „scheiß auf die Theorie!“

      Zum maximalen Lustgewinn trug auch die Tatsache bei, dass sich in jeder freien Minute, und davon gab es wegen Auftragsmangel reichlich, die Disponenten trafen, um die ganze Zeit Skat zu kloppen. Eine Szene ist mir dabei in besonderer Erinnerung geblieben, die zugleich den intellektuellen Tiefgang der Konversationen unter den Mitarbeitern veranschaulicht. Während einer der zahlreichen Skatrunden kam die unterdurchschnittlich reizvolle Tippsenschnepfe des Abteilungsleiters dazu und wurde von einem Disponenten auf einen Fehler aufmerksam gemacht, den sie gemacht hatte. Sein Hinweis, die Sache beim nächsten Mal von vornherein zu klären, konterte sie mit Blick auf das Poster: „Von vorne rein ist immer gut!“

      Dieser Vorfall hat mich sehr bewegt, aber mehr psychisch als physisch, falls Du verstehst, was ich meine. Ab diesem Moment stand nämlich mein Entschluss unumstößlich fest:

      „Ich will an die Uni – holt mich hier raus!“

      Mein Berufsschullehrer in BWL bestärkte mich in meinem Entschluss, indem er sagte:

      “Warum werden Sie nicht Lehrer? Das Zeug dazu haben Sie auf alle Fälle!“

      Ich wusste, dass er das nicht nur intellektuell meinte, denn schon damals konnte ich mich köstlich über meine Mitschüler und den trotteligen Politiklehrer mit Tennissocken und Jesuslatschen amüsieren.

      Kapitel 5

       Ein lebensfeindlicher Raum

      Vor diesem Höllenteil von Kaffeemaschine herrschte bereits munteres Gedränge. Ich hatte zwar bereits 10 Minuten vor offiziellem Unterrichtsende meine Stunde beendet, aber augenscheinlich waren einige Kollegen von mir noch cleverer. Möglicherweise hatten sie ihre Schüler der momentan angesagten Unterrichtsform des Selbststudiums überlassen, anders konnte ich mir dieses rege Treiben hier nicht erklären.

      Die Kaffeemaschine zischte und gab ihr letztes, um 30 überforderte Kollegen mit einer Überdosis Koffein zu versorgen. Mein Versuch, mich an einigen Kollegen vorbei zu mogeln, scheiterte kläglich, denn vor mir blockierte eine Kollegin aus der Hauswirtschaftsabteilung den Weg: Regina Rubens!

      Regina Rubens wurde aufgrund ihres riesigen Hinterns,

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