Waldesruh. Christoph Wagner

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Waldesruh - Christoph Wagner Hauptkommissar Travniczek ermittelt inHeidelberg

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die Mädels aus dem Spiel, das ist ein anderes Problem.“

      „Natürlich, es ist deins, da ist immer alles anders.“

      „Also, wenn du jetzt aufhörst, ständig zu kneifen, verspreche ich dir, wir können später auch über meinen Harem, wie du das nennst, reden. Da kann ich ja vielleicht wirklich deinen Rat gebrauchen.“

      „Angenommen.“

      „Gut. Dann Schluss mit dem Palaver. In einer Stunde beginnt das neue Jahr. Da wird alles anders. Als Erstes suchen wir dir eine Frau.“

      „Hab ich da auch noch ein Wort mitzureden?“

      „Sicher. Natürlich darfst du sie aussuchen.“

      „Das ist ja sehr großzügig von dir.“

      „Jetzt lass die Ironie. Mir ist es ernst.“

      „Einverstanden. Und wo soll ich suchen?“

      „Du hast doch ständig mit Menschen zu tun. Darunter wird’s doch gelegentlich attraktive und interessante Frauen geben.“

      „Also, das geht jetzt gar nicht. Berufliches und Privates mischen in meinem Job, das gibt immer nur Ärger.“

      „O. k., nachvollziehbar. Dann gibt’s aber doch jede Menge Internetportale.“

      „Das ist ja fast so wie ‘ne Frau aus dem Versandhauskatalog.“

      „Mann, bist du anspruchsvoll. Dann geht noch Kontaktanzeige. Selber eine schreiben oder auf eine antworten.“

      Der Vater schwieg nachdenklich. Er merkte, dass er eigentlich gar nicht wusste, was er wirklich wollte.

      „Dann kommt mir plötzlich noch ‘ne Idee. Ist vielleicht die beste von allen. Komisch, dass ich noch nicht früher darauf gekommen bin.“

      Der Alte hatte das sichere Gefühl, dass diese Idee so spontan nicht war.

      „Jetzt bin ich aber gespannt.“

      „Du kennst doch den Spruch, wenn ich nicht irre, von Goethe: ‚Warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah.‘ Denk mal nach.“

      „Wer soll das denn jetzt sein?“

      „Hab ich mir fast gedacht, dass du auf die Idee gar nicht selber kommst. Was hältst du von Martina?“

      Jetzt erschrak der Vater ehrlich.

      „Wie bitte? Du willst mich mit meiner Kollegin verkuppeln?“

      „Was heißt ‚verkuppeln‘? Ich hab dich gefragt, was du von ihr hältst.“

      „Das ist ja alles ganz schön und gut. Aber eigentlich interessiert mich was Anderes. Und das weißt du auch. Du bist doch schließlich auch ein Mann und ich kann mir nicht vorstellen, dass dir entgangen ist, wie attraktiv sie ist. Also, wenn ich zehn Jahre älter wär …“

      „… würdest du sie mir nicht anbieten!“

      „Red keinen Quatsch und weich nicht schon wieder aus! Ich will wissen, wie du als Mann auf sie reagierst. Also, stell dir einfach mal vor, mit ihr zu schlafen, mit ihr zusammenzuleben mit allem, was dazugehört. … Wie fühlt sich das an?“

      „Jetzt weichst du schon wieder aus.“

      „Nein, nein, ich meine nur, dass du mich sehr geschickt an den Punkt geführt hast, wo ich ein Geständnis ablegen muss. Das ist die Hohe Schule der Verhörtechnik.“

      Bernhard lachte.

      „Dann gesteh!“

      „Ich habe mir diese Fragen so noch nie gestellt, obwohl ich zugeben muss, dass sie tatsächlich naheliegen. Aber … ich habe da doch sicher gar keine Chance.“

      Bernhard lachte.

      „Warum hast du so wenig männliches Selbstbewusstsein? Wie ich das sehe, irrst du dich da.“

      Der Alte stutzte.

      „Du scheinst über Informationsquellen zu verfügen, die mir nicht zugänglich sind.“

      „Na ja, du weißt, ich kenne Janine jetzt schon recht gut, und die hat ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu ihrer Mutter.“

      „Aha, ich verstehe. – Aber ich brauche jetzt, ehrlich gesagt, eine Denkpause. Außerdem geht es auf Mitternacht zu.“

      Der Alte wandte sich von Bernhard ab und sah auf die Stadt hinunter. Seine Gefühle fuhren Achterbahn. Verlor er gerade die Entscheidungshoheit über sein Leben? Wollten Bernhard und Janine seine Zukunft bestimmen? Hatten sie Martina gar schon überzeugt? Konnte er überhaupt noch nein sagen? Und vor allem: Wollte er das? Er fand keine Worte für die Gefühle, die ihn überschwemmten.

      Immer häufiger stiegen jetzt Raketen in die Luft oder krachten schwere Böller, obwohl es noch mehr als zehn Minuten bis Mitternacht war. Travniczek war froh, dadurch seinen Gefühlswirrwarr etwas beiseiteschieben zu können.

      Da stand ganz unversehens ein großer Mann mit langen ungepflegten Haaren und einem wirren Bart neben Travniczek, schwenkte in der Rechten eine große Flasche Rotwein und schlug ihm mit der Linken ohne Vorwarnung heftig auf den Rücken.

      „Ich bin der Manfred. Und wer bist du?“, rief er laut, schon etwas lallend.

      Travniczek war peinlich berührt. An sich war ihm so eine Annäherung äußerst zuwider. Er wollte aber in der aufgekratzten Stimmung nicht grob und abwehrend reagieren.

      „Wir müssen Bruderschaft trinken“, redete der Mann weiter, ohne eine Antwort abzuwarten. Er setzte die Flasche an, nahm einen großen Schluck, rülpste laut und gab die Flasche an Travniczek weiter.

      „Jetzt bist du dran.“

      Der hielt die Flasche ganz nahe an seinen Mund und tat so, als würde er trinken.

      „Danke.“ Und er gab ihm die Flasche schnell zurück. Da umarmte ihn der Mann, der immerhin einen guten Kopf größer war als er, und gab ihm einen feuchten Schmatzer auf die Wange.

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